Pergamon-Museum

Pergamon-Museum
Vorderansicht des Pergamonmuseums
Schriftzug am Eingang

Das Pergamonmuseum ist Teil des Museumsensembles auf der Berliner Museumsinsel.

Es wurde seit 1907 von Alfred Messel auf Grund eines Konzepts von Wilhelm von Bode geplant, zwischen 1910 und 1930 nach Plänen von Alfred Messel und Ludwig Hoffmann für den von Carl Humann entdeckten Pergamonaltar, die Sammlung nachantiker deutscher Kunst der Gemälde- und Skulpturengalerie – das sogenannte „Deutsche Museum“, die Vorderasiatische Abteilung (heute Vorderasiatisches Museum mit hethitischen, assyrischen, babylonischen und persischen Kunstwerken sowie die Islamische Kunst-Abteilung (u. a. mit der Mschatta-Fassade) erbaut. Jede dieser Abteilungen wurde ursprünglich eigenständig bezeichnet. Erst seit 1958 führt der gesamte Bau den Namen „Pergamonmuseum“, der bis dahin für die Säle der Antikensammlung im Ostflügel reserviert war. Heute beherbergt es die Antikensammlung, das Vorderasiatische Museum und das Museum für Islamische Kunst. Das Pergamonmuseum war 2007 mit etwa 1.135.000 Besuchern das meistbesuchte Berliner Museum und das am besten besuchte deutsche Kunstmuseum. Abgesehen von 2004 war es seit 1999 jeweils das meistbesuchte Berliner Museum.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das erste Pergamonmuseum

Ansicht des ersten Pergamonmuseums

Das erste Pergamonmuseum wurde 1897–1899 von Fritz Wolff erbaut und 1901 eröffnet mit der Enthüllung des von Adolf Brütt geschaffenen Bildnisses von Carl Humann. Der Lichthof des damaligen Museumsbaus enthielt bereits weitere Architektur aus Pergamon, Priene und Magnesia.

Nach dem Abriss des ersten Pergamonmuseums 1908 waren die Pergamenischen Bildwerke bis zur Vollendung des Nachfolgebaus in der östlichen Säulenhalle des Neuen Museums untergebracht.

Das zweite Pergamonmuseum

Da die bei den Ausgrabungen in Babylon, Uruk, Assur und Ägypten gefundenen Monumentalobjekte im ersten Bau nicht adäquat gezeigt werden konnten und dieser außerdem bald Schäden zeigte (das Fundament war abgesackt, wäre allerdings bei entsprechendem politischen Willen durchaus reparabel gewesen), gab es seit 1906 Planungen von Wilhelm von Bode, dem 1905 neu berufenen Generaldirektor der damals Königlichen, seit 1918 Staatlichen Museen für einen Neubau an gleicher Stelle. In diesem sollten neben den antiken Architekturen im Nordflügel die deutsche Kunst der Nachantike im Deutschen Museum, im Südflügel die Vorderasiatische Abteilung und (seit 1927 geplant) die Islamische Kunst-Abteilung unterkommen.

Seit 1907 plante Alfred Messel den monumentalen Dreiflügelbau in straffen neuklassizistischen Formen. Da er 1909 starb, übernahm sein engster Freund, der Berliner Baustadtrat Ludwig Hoffmann, die Ausführung des Baues. Außerdem waren die Architekten Wilhelm Wille, Walter Andrae für die Einrichtung der Vorderasiatischen Abteilung, des heutigen Vorderasiatischen Museums, und German Bestelmeyer für die Einrichtung des Nordflügels für das Deutsche Museum sowie Ernst Kühnel, der gemeinsam mit Hoffmann die Islamische Kunstabteilung, das heutige Museum für Islamische Kunst mit der Mschatta-Fassade entwickelte, an dem Projekt beteiligt. Gemeinsam mit Theodor Wiegand entwickelte Ludwig Hoffmann die Konzeption für die Säle mit den Säulenaufbauten aus Priene, Magnesia, Milet und Pergamon sowie den Saal für den Pergamonaltar und das Markttor von Milet. 1910 begannen die Bauarbeiten, die durch den Ersten Weltkrieg, die Revolution 1918 und die Inflation 1922/1923 verzögert wurden. Erst 1930 konnte der Bau der Dreiflügelanlage im Wesentlichen abgeschlossen und die vier Museen darin eröffnet werden. Fertiggestellt waren zu diesem Zeitpunkt die von Messel und Hoffmann geplante Kolonnadenhalle am Kupfergraben sowie der zwischen dem Neuen Museum und dem Kupfergraben geplante Flügel für das Ägyptische Museum Berlins mit der Nofretete. Die Außenfassade des Baus besteht aus Fränkischem Muschelkalk und Oberdorlaer Muschelkalk aus Thüringen (Trias), Lausitzer Granodiorit (Präkambrium) und Beuchaer Granitporphyr (Perm) aus Sachsen sowie aus Bale-Kalkstein (Kreide) aus Kroatien.

Zweiter Weltkrieg und dessen Folgen

Die Museumsinsel mit dem Bode-Museum und dem Pergamon-Museum 1951

Während der Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg auf Berlin wurde das Pergamonmuseum schwer getroffen. Viele Ausstellungsstücke wurden an sichere Orte ausgelagert, die Monumentalstücke wurden zum Teil eingemauert. 1945 wurde ein Großteil der Exposita von Kunstschutzoffizieren der Roten Armee für ein großes Siegesmuseum Stalins nach Moskau und Leningrad abtransportiert. Erst 1958 wurde ein Großteil der Bestände an die DDR zurückgegeben. Der Pergamon-Altar konnte danach weitgehend in der Inszenierung von 1930 wieder aufgebaut werden, das Deutsche Museum wurde nicht wieder eingerichtet. Die in ihm einst gezeigten Sammlungen befanden sich zum Großteil in der Gemäldegalerie und in der Skulpturensammlung in West-Berlin im Museumszentrum Dahlem. Weitere Bestände waren im Flakbunker Friedrichshain verbrannt oder befinden sich bis heute völkerrechtswidrig in den Depots des Puschkin-Museums in Moskau und der Eremitage in Sankt Petersburg. Die Rückkehr dieser Bestände, darunter der berühmte Schatz des Priamos, ist 1990 zwischen der Bundesrepublik und Russland vertraglich festgelegt worden, wurde jedoch bisher vom russischen Parlament und von Museumsdirektoren in Moskau verhindert. Im Pergamonmuseum kamen die Antikensammlung, das Vorderasiatische Museum, das Islamische Museum, die in der DDR neu gegründete Ostasiatische Abteilung und das Museum für deutsche Volkskunde unter; die letzteren beiden zogen zu Beginn der 1990er-Jahre wieder aus und wurden mit ihren Schwesterabteilungen in Dahlem vereinigt.

Ausstellung

Der Pergamonaltar
Das babylonische Ischtar-Tor

Das Pergamonmuseum enthält Sammlungen dreier Museen: der Antikensammlung, des Museums für Islamische Kunst und des Vorderasiatischen Museums. Das Museum zeigt verschiedene Stücke antiker Monumentalarchitektur, zu den wichtigsten und bekanntesten Ausstellungsstücken zählen:

Antikensammlung

Hauptartikel: Antikensammlung Berlin

Die Antikensammlung geht auf die brandenburgischen Kurfürsten zurück, die Objekte des klassischen Altertums sammelten. Mit dem Kauf der Sammlung eines römischen Archäologen 1698 wurde die eigentliche Antikensammlung begründet. Erstmalig der Öffentlichkeit zugänglich wurde ein Teil der Sammlung mit der Eröffnung des Alten Museums 1830. Bedeutende Teile der Sammlung wurden durch die archäologischen Grabungen in Olympia, Samos, Pergamon, Milet, Priene und Didyma ergänzt.

Mit der Teilung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auch die Antikensammlung geteilt. 1959 wurde das Pergamonmuseum in Ost-Berlin wiedereröffnet, die in West-Berlin befindlichen Bestände wurden bis 1995 im Stüler-Bau gegenüber dem Schloss Charlottenburg ausgestellt.

Die Antikensammlung ist derzeit an zwei Standorten untergebracht: im Pergamonmuseum und im Hauptgeschoss des Alten Museums. Der Sammlungsteil im Pergamonmuseum zeigt Kunstwerke der griechischen und römischen Antike: Baukunst, Skulpturen, Inschriften, Mosaiken, Bronzen und Schmuck. Die beiden Hauptanziehungspunkte sind der Pergamonaltar aus dem 2. Jahrhundert v. Chr., dessen Skulpturenfries beeindruckend den Kampf der Götter mit den Giganten darstellt, sowie das Markttor von Milet aus römischer Zeit. Hauptstücke sind ferner die hocharchaische Berliner Göttin aus Keratea sowie die spätarchaische Thronende Göttin aus Tarent.

Museum für Islamische Kunst

Hauptartikel: Museum für Islamische Kunst (Berlin)

Vorderasiatisches Museum

Im Vorderasiatischen Museum werden Exponate aus archäologischen Grabungen deutscher Wissenschaftler, unter anderem der Deutschen Orient-Gesellschaft, gezeigt, die im Bereich der sumerischen, babylonischen und assyrischen Hochkulturen ausgegraben wurden. Dazu zählen viele monumentale Baudenkmäler, Reliefs und auch kleinere Kult-, Schmuck- und Gebrauchsgegenstände.

Besondere Anziehungspunkte sind das babylonische Ischtar-Tor, ein Teil der davor gelegenen Prozessionsstraße sowie die Thronsaalfassade Nebukadnezar II..

Masterplan Museumsinsel

Im Rahmen des Masterplans Berliner Museumsinsel soll das Pergamonmuseum zu einem Zentrum des Ensembles ausgebaut werden, da es attraktiv an das Neue Museum, das Bodemuseum, die Alte Nationalgalerie und das neue Eingangsbauwerk angebunden werden kann.

Im Jahr 2000 wurde für die Umbauarbeiten ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben, den der Kölner Architekt Oswald Mathias Ungers gewann. Nach seinen Plänen soll der Bau saniert werden. Wegen der schweren Eingriffe, die Ungers in die weitgehend seit 1930 unverändert erhaltene Originalsubstanz des Pergamonmuseums plant, sind die Pläne von Ungers umstritten. Das bestehende Zugangsgebäude im Ehrenhof aus den 1980er-Jahren soll durch einen abstrahierten Portikus ersetzt werden und der bislang nach Süden offene Hof durch einen vierten aufgeständerten Flügel geschlossen werden. Der Nordflügel, einst das Deutsche Museum und in seiner Ursprungsgestalt weitgehend erhalten, soll teilweise radikal umgebaut werden, so dass von diesem einmaligen Dokument der Museumsreform der Weimarer Republik wenig übrig bleiben wird.

Die Verbindung zu den anderen Museumsbauten soll über eine weitgehend in den Sockelgeschossen verlaufende Archäologische Promenade erfolgen. Auch diese ist wegen der Kosten und des pädagogischen Konzepts umstritten. Das Pergamonmuseum wird ab 2008 für eine unbestimmte Zeit abschnittsweise saniert. Die Finanzierung ist derzeit nicht gesichert.

Literatur

  • Nikolaus Bernau, Nadine Riedl: Für Kaiser und Reich. Die Antikenabteilung im Pergamonmuseum. In: Alexis Joachimides u.a. (Hrsg.): Museumsinszenierungen. Zur Geschichte der Institution des Kunstmuseums. Die Berliner Museumslandschaft 1830–1990. Verlag der Kunst, Dresden und Basel 1995, ISBN 3-364-00325-4, S. 171–190.
  • Wilhelm von Bode: Denkschrift betreffend Erweiterungs- und Neubauten bei den Königlichen Museen in Berlin. Imberg & Lefson, Berlin 1907. Auch abgedruckt in: Wilhelm von Bode: Mein Leben. 2 Bd. Verlag H. Reckendorf, Berlin 1930. Bodes Denkschrift zum Bau des Pergamonmuseums.
  • Nicola Crüsemann: Vom Zweistromland zum Kupfergraben. Vorgeschichte und Entstehungsjahre (1899–1918) der Vorderasiatischen Abteilung der Berliner Museen vor fach- und kulturpolitischen Hintergründen. Gebr. Mann, Berlin 2001, ISBN 3-7861-2403-5 (=Jahrbuch Der Berliner Museen N.F. Bd. 42, 2000, Beiheft; =Dissertation, Freie Universität Berlin. 1999).
  • Olaf Matthes: Das Pergamonmuseum. Berlin-Edition, Berlin 2006, ISBN 3-8148-0143-1.
  • Andreas Scholl, Gertrud Platz (Hrsg.): Altes Museum. Pergamonmuseum. Antikensammlung Staatlichen Museen zu Berlin. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Von Zabern, Mainz 2007, ISBN 978-3-8053-2449-6.
  • Volker Viergutz: Berliner Museumskrieg. Ein unveröffentlichtes Kapitel der Lebenserinnerungen Ludwig Hoffmanns in Berlin und Geschichte und Gegenwart. In: Berlin in Geschichte und Gegenwart. Jahrbuch des Landesarchivs Berlin. 1993, ISSN 0175-8446, S. 85–112. Beschreibt den Konflikt zwischen Wilhelm von Bode und Ludwig Hoffmann um die Gestaltung des Pergamonmuseums.
  • Carola Wedel (Hrsg.): Das Pergamonmuseum. Menschen, Mythen, Meisterwerke. Nicolai, Berlin 2003, ISBN 3-89479-095-4.

Weblinks

52.52083333333313.3963888888897Koordinaten: 52° 31′ 15″ N, 13° 23′ 47″ O


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