Theater der griechischen Antike

Theater der griechischen Antike
Das Dionysostheater in Athen nach Umbauten in römischer Zeit, wie es sich ein Zeichner 1891 vorstellte.

Vom Theater der griechischen Antike gingen die entscheidenden Impulse für das europäische Theater aus. Begonnen hat es mit Chorliedern bei Festen zu Ehren des Gottes Dionysos, den Dionysien, belegt seit 534 v. Chr. Bald wurden diese mit Rundtänzen erweitert, ein solistischer Sänger trat in Erscheinung, der dann auch als Schauspieler tätig wurde. Etwa fünfzig Jahre später fügte Aischylos einen zweiten Schauspieler hinzu; Sophokles erhöhte ihre Zahl auf drei. Erst im römischen Theater agierten mehr als drei Schauspieler.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Theater von Epidauros

Die Dionysien und der für das heutige Theater wichtigste Teil, die Tragödien, wurden schon unter Peisistratos zu einem staatlich-religiös wichtigen Fest, durch die Phylenreform des Kleisthenes wurde aber ganz Attika an den dionysischen Festen beteiligt. Anfänglich gab es nur einen Schauspieler, zu dem ein Chor gehörte, der vermutlich aber nicht sang, sondern dem Schauspieler gelegentlich antwortete. Nach der Zerstörung durch die Perser entwickelte sich zu dem theatron eine skené, und bald wurden immer weitere Zusätze erfunden.

Die klassische Blüte des griechischen Theaters endete mit dem Niedergang der klassischen Polis Athen und der Gründung der hellenistischen Königreiche.

Die Wesenszüge der griechischen Bühnenkunst sind vor allem aufgrund der Poetik des Aristoteles (384 bis 322 v. Chr.) erhalten geblieben. Der Einfluss auf das europäische Theater zeigt sich einerseits dadurch, dass viele Stoffe, die von den klassischen Griechen verwendet wurden, später immer wieder Interesse hervorriefen und weiterverwendet wurden, so schon von den altrömischen Komödiendichtern Plautus und Terenz. Andererseits gab es aber auch zahlreiche Versuche, eine „Wiedergeburt“ der klassischen Zeit anzuregen, immer unter Einbeziehung der jeweils herrschenden Zeitströme.

Aufbau

Dionysostheater, Plan von Ernst Ziller, 1877
Idealtypus des antiken griechischen Theaters

Bei den griechischen Theatern handelte es sich um Freilufttheater, die in einen Hang hinein gebaut wurden, meist in Nord-Süd-Ausrichtung. Die Forschung zur griechischen Theaterpraxis ist mit dem Umstand konfrontiert, dass es nur sehr wenige Dokumente zum Theater des fünften Jahrhunderts v. Chr. gibt, des so genannten klassischen Zeitalters der Tragödienschreiber Aischylos, Sophokles und Euripides. So ist z.B. bis heute nicht geklärt, ob die Orchestra und die Zuschauertribünen, das sogenannte Theatron, im athenischen Dionysostheater des fünften Jahrhunderts bereits eine runde Form aufwiesen mit einem der Orchestra vorgelagerten Bühnenhaus (wie in der nebenstehenden Skizze) oder ob Orchestra und Theatron rechteckig waren. Die wenigen erhaltenen griechischen Theater des fünften Jahrhunderts weisen alle eine rechteckige Form auf. Als weitgehend gesichert gelten auch für das fünfte Jahrhundert folgende Bauelemente:

  • Theatron (zunächst aus Holz, später aus Stein),
  • Skené (hölzernes Bühnenhaus, daher auch "Szene"),
  • Orchestra, die Spielfläche für Chor und Schauspieler,
  • Parodoi, die zwei seitlichen Zugänge zur Orchestra,
  • Ekkyklema, eine Plattform, die aus dem Haus gerollt wurde, um hinterszenische Szenen innerhalb des Hauses in einem Tableau zu vergegenwärtigen,
  • Mechane, ein Kran, mit dem der deus ex machina scheinbar auf die Bühne herabschwebte und in das tragische Geschehen eingriff.

Die Dokumentenlage zur eigentlichen Schauspielpraxis ist ebenfalls dürftig. Als gesichert gilt:

Als Darsteller und Choreuten (Mitglieder des Chores) durften nur Männer auftreten. Es wurde mit Masken gespielt. Die Zahl der Schauspieler blieb auf zwei begrenzt, den Protagonisten und den Antagonisten. Später kam der Tritagonist hinzu. Sollten mehr Personen auftreten, so niemals mehr als drei zugleich, und mindestens ein Darsteller musste die Maske wechseln.

Der Chor bestand aus 12 oder 15 Choreuten, zog nach dem Prolog durch die Parodoi in das Theater ein und blieb in der Regel während der ganzen Aufführung in der Orchestra.

Die Bewegungsabläufe der Choreuten und Schauspieler, die Sprechweise bzw. der Gesang und die Musik sind kaum überliefert. In der Forschung herrscht ein großer Streit darüber, inwiefern von den erhaltenen Dramentexten Rückschlüsse auf die Bühnenpraxis vorgenommen werden können. Trotz eines großen Forschungsinteresses ist im Grunde noch sehr wenig über das antike griechische Theater bekannt.

Prinzipieller Handlungsverlauf

  • Prolog/Exposition
  • Einzugslied/Parodos (gesungen durch einen Chor)
  • 1. Epeisodion/steigende Handlung
  • 1. Standlied/Stasimon (gesungen durch einen Chor)
  • 2. Epeisodion/Höhepunkt
  • 2. Standlied (gesungen durch einen Chor)
  • 3. Epeisodion/Peripetie
  • 3. Standlied (gesungen durch einen Chor)
  • 4. Epeisodion/fallende Handlung
  • 4. Standlied (gesungen durch einen Chor)
  • 5. Epeisodion
  • 5. Standlied (gesungen durch einen Chor)
  • Exodus/Katastrophe
  • Schlusswort (gesungen durch einen Chor)

Gesellschaftliche Funktion

Das griechische Theater war nicht nur für Männer bestimmt. Zwar konnten nur freie Bürger teilnehmen (keine Sklaven), aber für die Frauen waren die hinteren Reihen der Sitzplätze reserviert. Nur auf der Bühne gab es keine Frauen als Schauspieler.

Das Theater diente zur Unterhaltung der Bevölkerung, und ab der Entstehung der Komödie auch zur Belustigung. Durch den religiösen Charakter war der Besuch zwar gesellschaftlich verpflichtend, aber die Ehrung der Schauspieler und Autoren zeugt von einer weitergehenden Würdigung – berühmte Beteiligte wurden den Rest ihres Lebens geehrt und von der eigenen Dorfgemeinschaft versorgt.

Dichter und Werke (Auswahl)

Siehe auch

Weblink



Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Theater der römischen Antike — Römisches Theater in Bostra (Syrien) Die römische Kultur machte große Anleihen beim Hellenismus, was vor allem deren Bildungsideale betraf. Somit wurden im 1. Jahrhundert v. Chr. auch Theaterstücke, welche einen wesentlichen Bestandteil der… …   Deutsch Wikipedia

  • Theater der Späten Neuzeit — Das Theater der Späten Neuzeit beschreibt die Entwicklung des Theaters nach der Romantik bis in die Gegenwart. Der Aufbau eines modernen Theaters weicht nur gering von antiken Vorbildern ab. Der Inhalt orientiert sich stark an den Strömungen des… …   Deutsch Wikipedia

  • Theater — (von altgriechisch τό θέατρον théatron „Schaustätte, Theater“; von θεάομαι theaomai „anschauen“) ist die Bezeichnung für eine szenische Darstellung eines inneren und äußeren Geschehens als künstlerische Kommunikation zwischen Akteuren… …   Deutsch Wikipedia

  • Theater (Bau) — Das Theater als Bauform in der Architektur ist im antiken Griechenland entwickelt worden, mit Sitzreihen im Zuschauerraum, mit Orchestra und Bühne (Skene). Orchestra war der Graben zwischen Zuschauerräumen und der Bühne. Daher kommt das heutige… …   Deutsch Wikipedia

  • Theater (Bauform) — Das Theater als Bauform in der Architektur ist im antiken Griechenland entwickelt worden, mit Sitzreihen im Zuschauerraum, mit Orchestra und Bühne (Skene). Orchestra war der Graben zwischen Zuschauerräumen und der Bühne. Daher kommt das heutige… …   Deutsch Wikipedia

  • Theater (Architektur) — Dieser Artikel wurde auf der Qualitätssicherungsseite des WikiProjekts Planen und Bauen eingetragen. Dies geschieht, um die Qualität der Artikel aus den Themengebieten Bautechnik, Architektur und Planung auf ein akzeptables Niveau zu bringen.… …   Deutsch Wikipedia

  • Theater in Japan — Illustration einer japanischen Kabuki Aufführung Unter Japanischem Theater versteht man in erster Linie, aber nicht ausschließlich traditionelle Formen des japanischen Schauspiels, wie Nō und Kabuki. Japan und insbesondere Tōkyō bieten daneben… …   Deutsch Wikipedia

  • Antike — Der Begriff Antike (von lateinisch antiquus ‚alt(ertümlich), hergebracht‘) bezeichnet die Epoche des Altertums im Mittelmeerraum. Zeitlich reicht die Antike etwa von 1200 v. Chr. bzw. 800 v. Chr. bis ca. 600 n. Chr. und unterscheidet sich… …   Deutsch Wikipedia

  • Der Tod in Venedig — ist eine Novelle von Thomas Mann, die 1911 entstand, 1912 erstmals in Die Neue Rundschau[1] publiziert wurde und anschließend als Einzeldruck im Hyperion Verlag München (1912) erschien. Die Erzählung weist mehrere Parallelen zur Biographie des… …   Deutsch Wikipedia

  • Römisches Theater — Theater in Bosra, Syrien Inhaltsverzeichnis 1 Einführung und Entwicklung des Theaters bis 55 v. Chr. 2 Komfort und Ausstattung der Theateranlagen …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”