Tragikomödie

Tragikomödie

Eine Tragikomödie (griech.) ist ein Drama, in dem die Merkmale der Tragödie wie auch der Komödie eng miteinander verknüpft sind. Im weiteren Sinne bezeichnet der Begriff eine Tragödie, welche neben den tragischen auch komische Bestandteile enthält, wie z. B. die alten spanischen und englischen Tragödien.

Erfunden wurde er von Plautus (254–184 v. Chr.), um die Verbindung beider Elemente in seinem Amphitruo zu benennen. Aber auch Aristoteles und Euripides hatten im Theater der griechischen Antike bereits ein Komödienende an eine Tragödie angefügt.

Sehr verbreitet war die Gattung der Tragikomödie als tragicomédie im französischen Theater des 17. Jahrhunderts, wo sie in den 1630er Jahren, d. h. zu Beginn der Epoche der französischen Klassik, eine Blütezeit erlebte, z. B. in Gestalt eines der berühmtesten Stücke der französischen Literatur: Le Cid von Pierre Corneille (1636). Die klassische tragicomédie hatte, ganz wie eine tragédie, in fürstlichen oder anderen hochgestellten Kreisen zu spielen, die drei Einheiten von Ort, Zeit und Handlung einzuhalten und paarweise reimende Alexandriner als Versmaß zu benutzen. Der grundlegende Unterschied zur tragédie war, dass sie nicht mit dem Tod des oder der Protagonisten endete, ohne dabei aber obligatorisch einen heiteren oder gar glücklichen Ausgang zu haben. Komik im heutigen Sinne gehörte nicht zum Programm der tragicomédie. Sie war der vorzugsweise in bürgerlichen Kreisen spielenden comédie vorbehalten.

Tragikomisch bezeichnet heute im gängigen Sprachgebrauch ein Geschehen, das in seiner ganzen Entwicklung einen tragischen, d. h. unglücklichen Ausgang erwarten ließ, aber überraschend ein gutes, d. h. glückliches Ende nimmt, das zugleich in seiner Art und Weise komisch wirkt.

„Ich nenne durchaus Komödie nicht eine Vorstellung die bloß Lachen erregt, sondern eine Vorstellung die für jedermann ist. Tragödie ist nur für den ernsthaftern Teil des Publikums, der Helden der Vorzeit in ihrem Licht anzusehn und ihren Wert auszumessen im Stande ist. So waren die griechischen Tragödien Verewigung merkwürdiger Personen ihres Vaterlandes in auszeichnenden Handlungen oder Schicksalen; So waren die Tragödien Shakespears wahre Darstellungen aus den Geschichten älterer und neuerer Nationen. Die Komödien jener aber waren für das Volk, und der Unterschied von Lachen und Weinen war nur eine Erfindung späterer Kunstrichter, die nicht einsahen, warum der größere Teil des Volkes geneigter zum Lachen als zum Weinen sei, und je näher es dem Stande der Wildheit oder dem Hervorgehen aus demselbigen, desto mehr sich seine Komödien dem Komischen nähern mussten.“

Jakob Michael Reinhold Lenz (1751–1792)

Tragikomödien im neueren deutschen Theater

Bekanntere Beispiele sind:

Siehe auch

Literatur

  • Karl S. Guthke: Die moderne Tragikomödie. Theorie und Gestalt, 1968
  • J. M. R. Lenz: Werke und Schriften Bd. 1, Goverts Verlag Stuttgart 1966 S. 418f

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Tragikomödie — Tragikomödie, ein Schauspiel, in welchem ein ernster Stoff komisch behandelt wird. Tragikomisch, das mit dem Tragischen verschmolzene Komische …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Tragikomödĭe — (lat.), Drama, das einen tragischen Stoff komisch wendet und behandelt, oder das eine grelle Vermischung tragischer und komischer Elemente aufweist …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Tragikomödie — Tragikomödie: Die literaturwissenschaftliche Bezeichnung für ein Drama mit sich durchdringenden tragischen und komischen Elementen wurde im 16. Jh. aus gleichbed. lat. tragicomoedia entlehnt, einer Bildung aus lat. tragicus »schicksalhaft,… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Tragikomödie — Tra|gi|ko|mö|die 〈a. [′ djə] f. 19〉 Schauspiel, das Tragisches mit Komischem verbindet * * * Tra|gi|ko|mö|die [auch: tra:…], die; , n [lat. tragicomoedia, zu: tragicus ↑ (tragisch) u. comoedia, ↑ Komödie] (Literaturwiss.): tragikomisches Drama. * …   Universal-Lexikon

  • Tragikomödie — die Tragikomödie, n (Aufbaustufe) Drama, in dem die Merkmale der Tragödie und der Komödie eng miteinander verknüpft sind Beispiel: Der Film war eher eine Tragikomödie als ein Drama …   Extremes Deutsch

  • Tragikomödie — Tra̲·gi·ko·mö·die die; ein Schauspiel, das zugleich lustig und traurig ist || hierzu tra̲·gi·ko·misch Adj …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Tragikomödie — Tra|gi|ko|mö|die 〈[ djə] od. [′ ] f.; Gen.: , Pl.: n; Theat.〉 Schauspiel, das Tragisches mit Komischem verbindet …   Lexikalische Deutsches Wörterbuch

  • Tragikomödie — Tra|gi|ko|mö|die [...i̯ə, auch tra:...] die; , n <aus gleichbed. lat. tragicomoedia> Drama, in dem Tragik u. Komik eng miteinander verknüpft sind …   Das große Fremdwörterbuch

  • Tragikomödie — Tra|gi|ko|mö|die (Schauspiel, in dem Tragisches und Komisches miteinander verbunden sind) …   Die deutsche Rechtschreibung

  • tragikomisch — Tragikomödie: Die literaturwissenschaftliche Bezeichnung für ein Drama mit sich durchdringenden tragischen und komischen Elementen wurde im 16. Jh. aus gleichbed. lat. tragicomoedia entlehnt, einer Bildung aus lat. tragicus »schicksalhaft,… …   Das Herkunftswörterbuch

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”