Bevorratungsbeitrag

Bevorratungsbeitrag

Als strategische Ölreserve bezeichnet man eine strategische Bevorratung von Rohöl, Benzin, Heizöl und Erdölzwischenprodukten. Die Reserve dient dazu, einen potenziellen Erdöl-Versorgungsengpass eines Landes aufzufangen. In vielen Ländern ist die Erdölbevorratung wegen ihrer volkswirtschaftlichen Bedeutung gesetzlich geregelt.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Seit der Entdeckung großer Erdöllagerstätten im Süden der Vereinigten Staaten wurde Kohle als vorrangige Energiequelle abgelöst. Kaum einer der für die menschliche Gesellschaft elementaren Lebensbereiche, insbesondere Landwirtschaft und Transport kommt heute ohne Erdöl aus. Da ein großer Teil der Lagerstätten im Nahen Osten konzentriert ist, muss das Öl über weite Wege mit Öltankern und Pipelines zu den Verbrauchern transportiert werden.

Reserven ausgewählter Länder

Deutschland

2005 umfassten die Vorräte 25,2 Millionen Tonnen.[1] 13,4 Mio. t entfallen auf Rohöl und 11,8 Mio. t auf Erdölprodukte. Mit diesem Volumen soll der deutsche Erdölbedarf im Notfall für mindestens 90 Tage aufrechterhalten werden. Die Vorratsstätten für Rohöl befinden sich überwiegend in 1.000 bis 1.500 m Tiefe in aufgelassenen Salzbergwerken in Niedersachsen. Die Reserven an Erdölzwischenprodukten werden oberirdisch in bundesweit verteilten Tankbehältern vorgehalten. Der Wert der Reserven erreicht bei einem Ölpreis von 70 US-Dollar pro Barrel etwa elf Milliarden Euro.

Unabhängig von der strategischen Reserve bestand früher eine so genannte Bundesrohölreserve aus 7,32 Mio. t, die von 1974 bis 1981 aufgebaut wurde und in Salzstöcken in der Nähe von Wilhelmshaven, Bremen, Hamburg und einem weiteren Ort gelagert wurde. 1997 wurde von der damaligen Bundesregierung der Verkauf dieser Reserve angeordnet. Heute sind an verschiedenen Standorten in der Bundesrepublik verschiedene Mineralölprodukte, wie Benzin, Dieselkraftstoff, Heizöl, Kerosin und Schweröl gelagert, die, weil schon raffiniert, kurzfristig einsetzbar sind.

Obwohl sich die Bevorratungspflicht des Erdölbevorratungsverband (EBV) auf 90 Tage beläuft, ist der Gesamtvorrat an Rohöl und Ölprodukten in Deutschland wesentlich höher. Hohe Mengen werden freiwillig von den Verbrauchern, besonders im Heizölbereich gelagert. Weiterhin besitzen Raffinerien operative Bestände zur Sicherstellung ihres Produktionsbetriebes.

Gesetzliche Grundlage für die Ölreserve ist das Gesetz über die Bevorratung mit Erdöl und Erdölerzeugnissen oder Erdölbevorratungsgesetz (ErdölBevG). Sie wird vom EBV überwacht, in dem alle deutschen Unternehmen Pflichtmitglieder sind, die Öl einführen oder verarbeiten, insbesondere die großen Mineralölkonzerne. Der EBV ist eine Körperschaft öffentlichen Rechts, die 1978 von den in Deutschland tätigen Mineralölkonzernen gemeinsam mit den mittelständischen Mineralölimporteuren und unter Mitwirkung der Bundesregierung gegründet wurde, nachdem die Bundesregierung bereits 1966 die Konzerne dazu verpflichtet hatte, auf eigene Kosten eine strategische Erdölnotreserve zu schaffen, mit der die Ölversorgung der Bundesrepublik Deutschland in Kriegs- und Krisenzeiten vorübergehend gesichert werden kann. Der EBV hat seinen Verwaltungssitz in Hamburg. Die Kosten, die durch die Bevorratung entstehen, werden in Höhe von ca. 0,5 Cent pro Liter auf den Preis von Benzin und Heizöl umgelegt. Der EBV darf die Reserven nur auf Weisung des Bundeswirtschaftsministers und nur zum aktuellen Marktpreis veräußern. Ein Mitspracherecht haben die Internationale Energie-Agentur und die EU. 1991 wurde ein Teil der deutschen Ölreserven während des Golfkrieges verkauft, als das Fass 30,55 Dollar kostete.

Nach der Katastrophe durch den Hurrikan Katrina und des daraufhin stark gestiegenen Ölpreises wurden im Jahre 2005 ca. 450.000 m³ freigegeben.

Österreich

Die Ölreserve Österreichs beträgt 2,8 Mio. t Öl und Ölprodukte, die die Versorgung des Landes für 90 Tage abdecken sollen. Verantwortlich ist die Erdöl-Lagergesellschaft.

Schweiz

Die Schweiz lagert Öl in Form von Benzin, Diesel, Flugbenzin und Heizöl. Diese Reserven decken den Bedarf für viereinhalb Monate. Der Bestand wurde in den 1940er-Jahren angelegt und seitdem erstmals 2005 wegen der Folgen des Hurrikan Katrina angerührt.

USA

Die Strategische Ölreserve der USA (Strategic Petroleum Reserve) beträgt 727 Mio. Barrel bzw. 116 Mio. m³ Rohöl[2]. Sie lagert in ehemaligen Salzstöcken in Texas und Louisiana und wird in Krisensituationen angezapft. Die Depots wurden aufgrund der Erfahrungen der weltweiten Ölkrise 1973 angelegt. Das Öl wird in mehr als 1.000 Metern Tiefe in unterirdischen Salzstöcken gelagert, die zu diesem Zweck mit Wasser ausgespült wurden. Die vier Lagerstätten liegen am Golf von Mexiko. Die einzelnen ölgefüllten Kavernen haben Ausmaße von 600 m Tiefe und 60 m Durchmesser und fassen 5 bis 30 Mio. Barrel.

Da die Lagerstätte von unten durch die Erdwärme geheizt wird, entsteht eine Zirkulation der Flüssigkeit (Konvektion). So bleibt die Zusammensetzung des Öls konstant, weil keine Bestandteile sedimentieren können. Das heißt, dass das Öl über Jahrzehnte hinweg ohne Qualitätseinbußen gelagert werden kann.

Die USA können ihren gesamten Erdölbedarf für 35 Tage mit der strategischen Ölreserve decken. Das Land braucht täglich rund 20 Mio. Barrel Öl. Mit Rationierungsmaßnahmen würde sie bis zu 60 Tage reichen.

Nach den Terroranschlägen 2001 ließ US-Präsident George W. Bush die Ölreserven bis zur vollen Lagerkapazität auffüllen.

Im August 2005 wurde auf die Ölreserve zurückgegriffen, nachdem der Hurrikan Katrina die Ölförderung im Golf von Mexiko zeitweilig zum Erliegen gebracht hat und infolgedessen ist der Ölpreis auf über 70 US-Dollar pro Barrel gestiegen.

Quellen

  1. Strategische Ölreserven der Bundesrepublik Deutschland in Verivox 02.09.05
  2. US-Energieministerium: U.S. Strategic Petroleum Reserve

Weblinks


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