Lorenz Zahneisen

Lorenz Zahneisen
Lorenz Zahneisen

Lorenz Zahneisen (* 31. August 1897 in Bamberg; † 20. Oktober 1950 in Erlangen) war ein deutscher Politiker (NSDAP), Oberbürgermeister von Bamberg und SA-Führer.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Jugend und Erster Weltkrieg

Nach dem Besuch der Volksschule erlernte Zahneisen das Dreherhandwerk. Begleitend dazu besuchte er die Berufsfortbildungsschule. Am 3. August 1914 meldete er sich als Kriegsfreiwilliger in den Ersten Weltkrieg, in dem er bis zum Oktober 1917 mit dem Königlich Bayerischen Reserve-Feldartillerie-Regiment Nr. 9 kämpfte. Im Krieg wurde Zahneisen verwundet und mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse und mit dem Bayerischen Militär-Verdienstkreuz ausgezeichnet.

Weimarer Republik

1923 trat Zahneisen erstmals in die NSDAP ein. Nach dem vorübergehenden Verbot der Partei in der Zeit von November 1923 bis Januar 1925 schloss er sich dieser erneut an (Mitgliedsnummer 3.915) und machte nun rasch Karriere als Parteifunktionär. Als führender Nationalsozialist in Bamberg übernahm Zahneisen das Amt eines Kreisleiters in seiner Heimat. Joseph Goebbels, der ihn zu dieser Zeit kennenlernte, urteilte 1927 nach seiner ersten Begegnung mit Zahneisen:

„Ich lerne prächtige Menschen kennen. Vor allem Zahneisen. Ein Rassetyp.“[1]

In der Sturmabteilung (SA), der paramilitärischen Formation der NSDAP, übernahm Zahneisen ebenfalls Führungsaufgaben. In ihr stieg er schließlich bis in den Rang eines SA-Oberführers auf.

Als Lokalpolitiker erreichte Zahneisen 1929 den Posten eines Stadtrates in Bamberg, 1932 erhielt er ein Abgeordnetenmandat für den Bayerischen Landtag. Im Juli 1932 wurde er für mehrere Monate aus dem Landtag ausgeschlossen, da er zu einer Sitzung in Parteiuniform erschienen war.[2]

NS-Zeit

Nach der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ im Frühjahr 1933 wurde Zahneisen im April zum ehrenamtlichen 1. Bürgermeister der Stadt Bamberg ernannt, nach der Absetzung von Luitpold Weegmann am 31. März 1934 wurde er Oberbürgermeister. Gleichzeitig war er auch Kreisleiter der NSDAP. In dieser Eigenschaft war er unter anderem für die Zerstörung der Synagoge der Stadt verantwortlich. Indizien sprechen allerdings dafür, dass Zahneisen im Kontrast zu dieser destruktiven Politik auch Rücksicht gegen politisch Verfolgte walten ließ: So scheint er seine Hand schützend über den späteren Bundesminister der Justiz und Vorsitzenden der FDP-Bundestagsfraktion Thomas Dehler gelegt zu haben.[3]

Im November 1933 zog Zahneisen als Abgeordneter für den Wahlkreis 26 (Franken) in den Reichstag ein, dem er fortan bis zum Ende der NS-Herrschaft im Frühjahr 1945 angehören sollte.

Nachkriegszeit

1948 wurde Zahneisen im Rahmen der Entnazifizierung von einer Spruchkammer als „Mitläufer“ eingestuft, wogegen er sich mit dem Hinweis wandte: „Ich wünsche nicht, als Mitläufer eingestuft zu werden. Ich war stets aktives Mitglied der Nazi-Partei.“[4] Nach dem Ende seiner Internierung 1948 wurde er in Untersuchungshaft genommen, während der gegen ihn wegen Landfriedensbruch und Brandstiftung − im Zusammenhang mit der Zerstörung der Bamberger Synagoge – ermittelt wurde. Wegen dieser Vergehen wurde Zahneisen am 11. April 1949 zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt. Diese Strafe wurde jedoch am 3. Juni 1950 auf drei Jahre herabgesetzt, hauptsächlich wegen Zahneisens schlechter Gesundheit. Im September 1950 wurde Zahneisen schließlich vorzeitig aus der Haft entlassen. Er starb einen Monat danach an einer schweren Erkrankung.

Literatur

  • Joachim Lilla (Bearbeiter): Statisten in Uniform. Die Mitglieder des Reichstags 1933–1945. Droste Verlag, Düsseldorf 2004, ISBN 3-7700-5254-4.
  • Erich Stockhorst: 5000 Köpfe. Wer war Was im Dritten Reich?, Kiel 1985.
  • Rudolf Albart, Vom Hakenkreuz zum Sternenbanner, St. Otto-Verlag Bamberg

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Elke Fröhlich (Hrsg.): Goebbels-Tagebücher, Bd. 7, 1998, S. 82.
  2. Eintrag zu Zahneisen bei der Bayerischen Staatsbibliothek.
  3. Friedrich Klingl: „Das ganze Deutschland soll es sein!“, 1987, S. 26.
  4. Kurzmeldung in: Der Spiegel vom 2. Oktober 1948, S. 18.

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