Müschen (Burg)

Müschen (Burg)
Straße durch Müschen
Feuerwehrhaus in Müschen

Müschen (niedersorbisch Myšyn) ist ein Ortsteil der Spreewaldgemeinde Burg (Spreewald) in Brandenburg.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Das 381 Einwohner (Stand 2008) zählende Dorf erstreckt sich auf einer Fläche von 4,65 km², südlich von Burg auf einer Talsandinsel. Durch Müschen führen die Straßen von Burg nach Vetschau/Spreewald und Babow und der Bach Ströbitzer Landgraben.

Geschichte

Eine erste urkundliche Erwähnung als Mieschen datiert aus dem Jahr 1412. Die einen Waldverkauf an die Gemeinde Werben regelnde Urkunde, in der die räumliche Abgrenzung zu Mieschen benannt wird, ist jedoch nicht mehr nachweisbar. Die Bedeutung des Namens ist unbekannt. Müschen war bis 1945 Sitz adliger Gutsherrenfamilien.

Die v. Seyffertitz werden seit Anfang des 15. Jahrhunderts als Besitzer von Müschen (und von Krieschow) genannt, seit im Jahre 1500 Hans, Georg und Christoph v. Seyffertitz mit Müschen belehnt wurden. Zum Ende des Jahrhunderts (1597) kaufte der Hauptmann zu Lebus, Kersten v. Rohr das Gut, behielt es aber nicht lang und wurde 1615 von Friedrich v. Loeben erworben. Während des dreißigjährigen Krieges brannte Müschen zweimal ab. Im Jahr 1651 zählte das Dorf 81 Einwohner. Nachdem Müschen 1659 in den Besitz des Stadtrichters zu Kottbus Hans Sommer überging, erschienen als weitere Besitzer die Familien v. Hoym, v. Landsberg und Magnus v. Stutterheim in weniger als zwanzig Jahren. Letzterer war mit Eleonore v. Loeben und in zweiter Ehe mit Elisabeth v. Pannwitz verheiratet. Anfang des 18. Jahrhunderts brannte das ganze Dorf bei einem Großfeuer nieder.

1707 baute sein Sohn Otto Heinrich v. Stutterheim noch ein neues Gutshaus in Müschen, sah sich aber 1714 genötigt, das Gut für 10.000 Thaler an Heinrich Wilhelm v. Pannwitz zu verkaufen, dem das angrenzende Gut Babow gehörte, das sich schon seit 1519 im Familienbesitz befand. Heinrich O. v. Stutterheim blieb jedoch weiter in Müschen wohnen, bis er wenige Jahre später ein Vorwerk in Werben erwarb.

Heinrich Wilhelm v. Pannwitz war preuß. Landrat und besaß außerdem Gulben sowie das Betzkow`sche Vorwerk in Werben. Während der Besitzzeit von Otto Heinrich v. Pannwitz (gest. 1751) kam es zu langwierigen Streitigkeiten mit den Dorfbewohnern, die sich wegen überhöhter Dienste und Zinsen sowie über angeblich widerrechtliche Inbesitznahme von bäuerlichem Land durch die Herrschaft beklagten.

Dem Ehepaar Otto Heinrich und Juliane v. Pannwitz, geb. v. Schönfeldt (adH Werben) wurde in Müschen am 22.März 1746 eine Tochter Juliane Ulrike geboren, die sich 1775 mit Joachim Friedrich v. Kleist (Guhrau) vermählte und zur Mutter des berühmten deutschen Dichters Heinrich v. Kleist wurde.

Otto Heinrich v. Pannwitz jüngster Sohn Friedrich Wilhelm August erbte Müschen und heiratete 1786 die Baroness Jeanne Marie Digeon de Monteton, die Witwe von Ernst Albrecht v. Schönfeld auf Werben, die das Rittergut Wormlage im Kreis Calau mit in die Ehe brachte. Er starb 1805 in Müschen, was dann an seinen jüngsten Sohn, den Leutnant Julius v. Pannwitz fiel, der mit Marianne Henriette v. Schuckmann verheiratet war und das heutige Gutshaus erbauen ließ. In diese Zeit erfolgte 1822 die Ablösung (Seperation) der Dienste und Abgaben der Untertanen an die Gutsherrschaft. Julius v. Pannwitz verstarb früh 1818 an den Verwundungen, die er sich im Befreiungskrieg gegen Napoleon 1813-15 zugezogen hatte. Da sein Sohn Friedrich Julius posthum geboren wurde und nur wenige Wochen nach seiner Geburt starb, fiel das Gut zurück an die Mutter, die es aber bald verkaufte.

1844 besaß der Kaufmann Müller aus Brunschwig das Rittergut. 1847 erwarb Müschen für 50.000 Thaler der Leutnant Johann Friedrich Hellwig. Das Gutsareal umfasste damals 698 Morgen, von denen 217 M Ackerland und 204 M Wiesen waren. Das Dorf zählte 1844 fünfzig Wohngebäude mit 321 Einwohnern.

1856 kaufte Theodor v. Pannwitz aus Wormlage, der mit Isidore Gräfin Lynar (adH Ogrosen) verheiratet war, nochmals das Gut zurück. Mit ihm ging dann aber nach fast 350 Jahren 1864 endgültig die Pannwitz`sche Ära auf Müschen und Babow zu Ende, als er das Gut 1864 veräußerte.

1885 werden die v. Wurmbs`chen Erben genannt, die wohl die Erben von Otto Ludwig Ulrich v. Wurmb (gest. 1871) waren, der vermutlich der Erwerber des Gutes war. Sein jüngster Sohn, der kgl. preuß. Generalleutnant a. D. Adalbert v. Wurmb (1860-1935) folgte ihm nach, dessen Witwe Gabriele v. Wurmb, geb. v. Stoecklern zu Grünholzek, es 1937 an ihren Sohn, den Reg. Rat a. D. Kurt v. Wurmb (geb. 1887) vererbte. Das Rittergut hatte zu dieser Zeit noch 167 ha und verblieb im Besitz der Familie bis zur Enteignung 1945.[1].

1850 baute der Müller Kerstan eine Wassermühle an der Kzschischoka, die nach Neu- und Umbauten noch heute arbeitet. Auf dem Muschink fand im Jahr 1878 Willibald von Schulenburg ein prähistorisches mit Urnen versehenes Gräberfeld. Als Grabbeigaben konnten Samen von Erbsen und Saubohnen nachgewiesen werden. Auch heute noch spielt der Gemüseanbau in der Region und in Müschen eine wichtige Rolle.

Am 11. Juni 1922 wurde ein Kriegerdenkmal eingeweiht. Nach seiner Restaurierung fand am 10. Juni 2007 eine erneute Einweihung statt. Auf dem Denkmal sind die Namen von 51 in den Weltkriegen gefallenen Müschenern aufgeführt. Müschen war lange überwiegend von Sorben besiedelt. Auch heute gibt es eine sorbische Minderheit. 21,4 % (Stand 1995) der Bevölkerung haben Sorbischkenntnisse.

Am 31. Dezember 2001 wurde Müschen nach Burg eingemeindet.[2]

Politik

In Müschen besteht ein gewählter Ortsbeirat. Ortsvorsteherin ist Christiane Pfaffe (Wählergemeinschaft "Gemeinsam für Müschen"). Am Jahresanfang wird die Woklapnica durchgeführt. Die Einwohner treffen sich zu eine Vollversammlung im Gasthaus, in der Fragen beantwortet, der Verstorbenen gedacht und das vergangene Jahr besprochen wird. Die Veranstaltung klingt musikalisch umrahmt aus.

Baudenkmale

Als Baudenkmal gilt das im Schloßweg 51 stehende Herrenhaus, sowie die in der Vetschauer Straße 26 betriebene Wassermühle Paulicks Mühle.

Einzelnachweise

  1. Götz Freiherr von Houwald "Die Niederlausitzer Rittergüter und ihre Besitzer", Band VII, 2001, ISBN 3-7686-4206-2
  2. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2001

Weblinks

 Commons: Müschen (Burg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
51.8147314.130735

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