St. Josephkirche (Berlin-Köpenick)

St. Josephkirche (Berlin-Köpenick)
Die St. Josephkirche in der Köpenicker Lindenstraße
Köpenick als Mutterkirche
Die St. Josephkirche von der Köpenicker Altstadt aus gesehen

Die St. Josephkirche oder St. Josefkirche im Berliner Ortsteil Köpenick ist eine katholische Kirche des Dekanats Berlin Treptow-Köpenick, die in der Dammvorstadt (Lindenstraße 43) steht und 1899 ihrer Bestimmung übergeben wurde.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der Katholiken in Köpenick

Am Zusammenfluss von Dahme und Spree entstand im 14. Jahrhundert auf der Schlossinsel Coepenick eine erste Burganlage. In der Umgebung siedelten sich vor allem Bauern und Handwerker an, es entstand das Dorf Coepenick, das sich durch mehrere Kriege, Brände und Seuchen hinweg zu einer kleinen Stadt im Kreis Teltow/Mark entwickelte. Im 19. Jahrhundert entfaltete sich hier erste Industrie und Fabrikarbeiter zogen in die Nähe. Die meisten der Zugezogenen waren Katholiken und bildeten bald eine Gemeinde mit rund 150 Mitgliedern.

Anfänge einer eigenen Pfarrgemeinde 1719 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs

St. Joseph ist die älteste Pfarrei an der Oberspree und wurde bereits ab 1719 von den Berliner Dominikanern seelsorgerisch mitversorgt. Die erste heilige Messe führte der Missionsvikar Eduard Müller aus der Berliner St. Hedwigsgemeinde am 26. Dezember 1852 in einem Zimmer in der Schloßstraße 27 durch. Die katholische Gemeinde in Coepenick (bald Köpenick geschrieben) wurde der katholischen Missionpfarrei Fürstenwalde zugewiesen, dessen Seelsorger Pfarrer Rieger war. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts stieg die Anzahl der Katholiken aufgrund der stark expandierenden Industrie und dem stationierten Militär in Köpenick und der damit in Verbindung stehenden Einwanderung aus Polen und Schlesien auf mehr als 1000 Personen. Der Kirchenvorstand erwarb 1884 ein Grundstück und das Landhaus der Lindenstraße 11, wo fortan alle zwei Wochen sonntäglicher Gottesdienst gefeiert wurde. Der Pfarrbezirk Fürstenwalde war ein weites Feld (2500 km²), zu dem unter anderem Köpenick, Adlershof, Rüdersdorf, Königs Wusterhausen und Erkner gehörten. Köpenick wurde am 2. Mai 1896 zur selbstständigen Pfarrei erhoben und gilt damit als Mutterkirche später entstehender Pfarreien. 1899 wurde der dringend notwendige Kirchenbau eingeweiht. Für die wachsende Zahl an Aktivitäten entstand in der unmittelbaren Nachbarschaft 1908 das heutige Pfarrhaus. Dies wurde bald zu einem zentralen Punkt der Gemeindemitglieder, um in Zeiten und Nachwirkungen des Ersten Weltkrieges Trost und Schutz zu erlangen.

Der Kirchenbau

Nachdem das katholische Pfarramt in Köpenick 1896 gegründet wurde, gab die etwa 3000 Mitglieder umfassende Kirchengemeinde den Bau eines eigenen Gotteshauses in Auftrag. Der Architekt und Baumeister Paul Franke entwarf ein Ensemble aus Kirchenbau und Pfarrhaus im neugotischen Backsteinstil aus Rotbrandstein. Die Kirche steht auf 435 Pfählen, die im Torf-, Moor- und Sandboden als Stütze dienen. Die Grundsteinlegung erfolgte am 8. Mai 1898, bereits im folgenden Jahr, am 25. Mai 1899 zum Fest Mariä Verkündigung, wurde die Kirche durch den Fürstbischöflichen Delegaten Propst Karl Neuber eingeweiht. Die Kirche wurde unter das Patronat des Heiligen Josef, des Schutzpatrons der Arbeiter, gestellt. Es handelt sich um eine Saalkirche mit dreiseitig geschlossenem Chor und einem quadratischen Turm.

Im Zweiten Weltkrieg erlitt der Kirchenbau schwere Beschädigungen, konnte jedoch wieder hergestellt werden. Bei einer Renovierung des Innenraums in den 1960er-Jahren wurde, wie in vielen anderen Kirchen auch, eine Vereinfachung der Innenausgestaltung vorgenommen.

Bei den Restaurierungs- und Sanierungsarbeiten der Fassaden und des Innenraumes zwischen 1992 und 1994, die der Architekt Martin Stachat leitete, erfolgte eine am ursprünglichen Bau orientierte Wiederherstellung des neogotischen Charakters, wobei die Holzdecke, der Altar, das Lesepult und das Gestühl erneuert sowie eine moderne Heizung installiert wurde.

Innenraum des Gotteshauses

Bei der Fertigstellung des Gebäudes zierte ein Fresko von Veit Kraus mit dem betenden Franziskus und einer Familie unter dem gekreuzigten Christus den Altarraum. Bei Umgestaltungsarbeiten Anfang der 1980er-Jahre wurde die Altar-Rückwand durchbrochen und eine Glasrosette von Alfons Bittner mit Motiven aus dem Sonnengesang eingesetzt. Ein mit Naturholz gestalteter Altartisch, ein Ambo sowie ein schlichtes Taufbecken und ein Tabernakel gehören zur weiteren Ausstattung des Kirchenraumes. Ein nicht namentlich genanntes Gemeindeglied arbeitete den Wandteppich mit der Darstellung des Heiligen Joseph. 1958 erhielt das Kirchenschiff eine Orgel der Firma Jehmlich, die 1971 erweitert wurde.

Die Gemeinde

1918 bis 1945

Erster Seelsorger der Pfarrgemeinde St. Joseph war Christoph Karst, mit der Einweihung des eigenen Kirchengebäudes folgten weitere Pfarrer. 1938 übernahm Emil Hoffmann dieses Amt und bewies in der Zeit des Nationalsozialismus großen Mut, da er - auf Wunsch des Bischofs - den aus dem Konzentrationslager entlassenen Kaplan Bruno Schliep in die Gemeinde aufnahm. Zusammen leisteten sie im Zweiten Weltkrieg der Kirche entscheidende Dienste, indem sie eigenhändig Brandbomben vom Dachboden entfernten. Verbote, Restriktionen und nicht zuletzt der Zweite Weltkrieg beeinflussten das Gemeindeleben, drohten es sogar komplett auszulöschen. Nur das Sakramentenpastoral blieb erhalten und Religionsunterricht fand getarnt als Seelsorgestunde statt. Weihnachten 1943 lag eine dicke Schneeschicht auf dem Altar, weil Kirche und Pfarrsaal großflächig zerstört bzw. beschädigt waren. Erst in der Nachkriegszeit konnte eine erste notdürftige Restaurierung erfolgen.

1945 bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts

Anfang der 1950er Jahre konnte das Gotteshaus wieder für seine christliche Funktion hergerichtet werden. Die St. Joseph-Gemeinde hatte nun bereits wieder 4500 Mitglieder, sie arrangierte sich mit der neuen politischen Situation in der DDR. Nach den Empfehlungen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 bis 1965) und den Beschlüssen der Berliner Bischofskonferenz (1974) erfolgte auch in Köpenick die Gründung eines Pfarrgemeinderates. Durch den Bau der Berliner Mauer wuchs die Gemeinde enger zusammen, es wurden Familienkreise oder die religiöse Kinderwoche gegründet. Ab 1984 wurde Franz Scholz neuer Pfarrer und hat dieses Amt auch noch heute (Stand November 2009) inne. Das Gemeindeleben wird intensiviert: ein ehrenamtlicher Kirchenchor wird gebildet, eine Lektoren- und Kantorengruppe folgten. Eine erneute Herausforderung für die Gemeinde bestand zur Zeit der Wende 1989. Die Gemeindemitglieder hatten sich gesellschaftlich, politisch und kirchlich neu zu orientieren. Die Schließung einiger Großbetriebe im Bereich der Gemeinde war ebenfalls nicht einfach. Eine Belebung der kirchlichen Verbandsstrukturen wie der Bildung der Kolpingsfamilie, der Katholischen Frauengemeinschaft, der Mitgliedschaft in der Katholischen Arbeitnehmerbewegung im Bund der Deutschen Katholischen Jugend sorgten für eine gewisse Gegensteuerung. Während der Instandsetzungs- und Renovierungsarbeiten an der Kirche von 1992 bis 1994 fanden die Gottesdienste in der evangelischen Stadtkirche Sankt Laurentius in Berlin-Friedrichshagen statt.

Die St.-Joseph-Gemeinde ist auch Träger eines Krankenhauses in Berlin-Köpenick sowie des St.-Josef-Stifts. Seit jeher gehört soziales Engagement zu ihren Aufgaben, eine Kindereinrichtung wird betrieben und in zahlreichen Gruppen und Kreise bestehen Möglichkeiten der Begegnung und Glaubensvermittlung. Im Jahr 2003 erfolgte eine Zusammenlegung mit der katholischen Gemeinde St. Franziskus in Berlin-Friedrichshagen.

Literatur

  • Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, Hauptstadt Berlin; II; Hrsg. Institut für Denkmalpflege im Henschelverlag; Berlin 1987, S. 296
  • Kirchenchronik Sankt Johannes Baptist, Fürstenwalde
  • Kirchenchronik Sankt Josef, Berlin-Köpenick

Weblinks

 Commons: Sankt-Josef-Kirche (Berlin-Köpenick) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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