St.-Joseph-Kirche (Berlin-Wedding)

St.-Joseph-Kirche (Berlin-Wedding)
St.-Joseph-Kirche
Frontansicht von der Müllerstraße aus
Adresse Berlin-Wedding, Müllerstraße 161
Konfession katholisch
Gemeinde St.-Joseph
Aktuelle Nutzung Gemeindekirche, Gedenkstätte
Gebäude
Baujahr(e) 1907–1909
Stil Neoromanik

St. Joseph ist eine katholische Pfarrkirche in der Müllerstraße 161 im heutigen Berliner Ortsteil Wedding. Die unter Denkmalschutz stehende Kirche wurde nach einem Entwurf des Kirchenbaumeisters Wilhelm Rincklake aus der Abtei Maria Laach und dessen Überarbeitung durch den Berliner Architekten Wilhelm Frydag 1907–1909 als neoromanische dreischiffige Basilika mit Platz für 3000 Personen errichtet. Im September 1907 erfolgte die Grundsteinlegung. Bei der Kirchweihe am 2. Mai 1909 erhielt sie das Patrozinium des Josef von Nazaret. 1913 wurde die St.-Joseph-Gemeinde zur Pfarrei erhoben. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche beschädigt, 1949 wurde sie wiederhergestellt. Die ehemals hohen Pyramidendächer wurden durch sehr flache ersetzt. Die Innenausstattung blieb in einigen Teilen erhalten, wurde aber nicht originalgetreu restauriert. Die Pfarrei St. Joseph gehört zusammen mit St. Aloysius zum Dekanat Mitte in der Diözese Berlin.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Durch den enormen Bevölkerungszuwachs in Berlin nach der Deutschen Reichsgründung waren auch viele Katholiken aus den preußischen Provinzen in den Umkreis der St.-Sebastian-Kirche am Gartenplatz zugezogen, 1902 waren es bereits mehr als 8000, so dass die Gründung einer weiteren Pfarrei im Wedding erwogen wurde, die dem heiligen Joseph von Nazareth, dem Patron der Arbeiter, geweiht werden sollte. Für die Pfarrkirche wurde die doppelte Mietshausparzelle Müllerstraße 161 erworben. Mit Unterstützung des Kirchsammelvereins der St.-Sebastian-Kirchengemeinde entstand zunächst auf dem Gelände zwischen der Müllerstraße 161 und der Willdenowstraße 8–11 eine Notkapelle für 200 Gläubige. Nach einem Wettbewerb erhielt der unentgeltliche Entwurf des Benediktinerpaters Ludgerus (Wilhelm Rincklake) den Zuschlag. Die Pläne überarbeitete der Architekt Wilhelm Frydag, die Bauleitung hatte Hermann Bunning, der bereits die Notkapelle errichtet hatte.

Apsis der St.-Joseph-Kirche

Der Altarraum wurde 1989–90 neu gestaltet. Die Krypta unter der Apsis, bei einem Luftangriff noch im April 1945 zerstört, wurde 1995 in eine Gedenkstätte für die Opfer des Kriegs und den 1944 hingerichteten Priester Max Josef Metzger umgewandelt.[1] Der ursprüngliche aufklappbare Hochaltar ging wie die gesamte Chorausstattung bei dem gleichen Luftangriff verloren. Bei den Renovierungen ab 1948 wurde auf die Wiederherstellung der Deckenbemalung und der Wandbilder im Langhaus verzichtet, weil die Formen des Historismus seinerzeit abgelehnt wurden. Seit 2000 wird die Originalausmalung wieder aufgedeckt und restauriert, um sie als Gesamtkunstwerk der Beuroner Kunstschule zu erhalten.

Architektur

Die neoromanischen Formen der in die geschlossene Bebauung der Müllerstraße eingefügten St.-Joseph-Kirche mit dem konventionellen Grundriss einer dreischiffigen Basilika basieren auf romanischen Vorbildern des 12. Jahrhunderts im Rheinland. Die Seitenschiffe sind, dem rheinischen Stützenwechsel folgend, durch Pfeiler und Säulen abgeteilt. Sechs monolithische Säulen aus rotem Granit stützen die Arkaden der Seitenschiffe. Sie sind mit Sandsteinkapitellen, die Szenen der alttestamentlichen Josephsgeschichte abbilden, geschmückt. An das Langhaus mit großen Obergaden, über das sich ein dreijochiges Kreuzrippengewölbe erstreckt, schließt sich eine halbrunde Apsis an, die außen polygonal ummantelt ist. Die mit grauem Kalkstein verkleideten Fassade der Zweiturmfront, hinter denen die Seitenschiffe liegen, und der vortretende Mittelschiffgiebel sind durch Friese und Gesimse waagerecht gegliedert. Die Turmspitzen sind 31 Meter hoch.[2] Über den fünf durch einen ornamentalen Fries verbundenen Rundbogenportalen im Sockelgeschoss befindet sich eine falsche Zwerggalerie. Das Giebelfeld ist in großen Blenden gegliedert, über dem mittleren von drei Rundbogenfenstern befindet sich eine Rosette. Die beiden gedrungenen quadratischen Türme haben im Glockengeschoss auf allen Seiten als Schallöffnungen Drillingsarkaden.

St.-Joseph-Kirche Empore mit Orgel

Ausstattung

Die Innenausstattung blieb noch bis in die zwanziger Jahre unvollständig. Erst 1923 wurde das Mosaik im Altarraum, das weitgehend original erhalten ist, angebracht. Die 1925-26 ausgeführten Wandgemälde verdeutlichen die künstlerischen Vorstellungen der Beuroner Kunstschule. Die von zwölf roten Marmorsäulchen getragene Kanzel wird über eine Sandsteintreppe betreten. Der Altarraum wurde 1989/90 neu gestaltet. In die fünf hohen Rundbogenfenster der Apsis wurden Kryolithglasscheiben mit Alabastercharakter eingesetzt. Der Altartisch, die Stele der Tabernakel, der Ambo und der Priestersitz wurden aus Carraramarmor gefertigt. Der neoromanische Marienaltar ist im Original erhalten. Vor der alten Taufkapelle im Turmuntergeschoss, die heute nicht mehr benutzt wird, steht die originale Figur der Maria Immaculata aus Terrakotta. 1981 wurde die neue Orgel vom Orgelbau Eisenbarth aus Passau geweiht.

Literatur

  • Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin: Berlin und seine Bauten. Teil VI. Sakralbauten. Berlin 1997.
  • Gerhard Streicher und Erika Drave: Berlin – Stadt und Kirche. Berlin 1980.

Weblinks

 Commons: St.-Joseph-Kirche (Berlin-Wedding) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Information zur Gedenkstätte in der Krypta der St.-Joseph-Kirche auf der Website der Bistumsstelle Berlin
  2. Infoblatt Kirchbau.de mit einigen technischen Daten
52.54403713.362942

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