Dorfkirche Mariendorf

Dorfkirche Mariendorf
Die Dorfkirche Mariendorf, Ansicht vom Mariendorfer Damm
Chorraum und Taufe sowie Apsis und Altar

Die Dorfkirche Mariendorf stammt aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts und liegt in der alten Dorfmitte an der Ecke Mariendorfer Damm /Alt-Mariendorf im Berliner Ortsteil Mariendorf. Sie ist das älteste Gotteshaus der evangelischen Kirchengemeinde des Ortsteils.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bau der Dorfkirche

Im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts wird der Baubeginn der Mariendorfer Kirche vermutet. Die Behauptung, sie sei auf einem bestehenden Begräbnisplatz entstanden, der schon von der slawischen Bevölkerung genutzt wurde, ist nicht belegbar. Wie die Nachbardörfer Marienfelde und Tempelhof organisierten die Tempelritter die deutsche Besiedlung Mariendorfs im frühen 13. Jahrhundert, ausgehend vom Komturhof Tempelhof. Unter ihrer Herrschaft entstand auch die Kirche als sogenannte „vollständige Anlage“ mit Westturm, Langhaus, Chor und Apsis (vierteilige Apsiskirche). Der schiffsbreite Westquerturm ist – wie in zahlreichen anderen Vergleichsfällen dieses Grundrisstyps in der Mark – nicht mit Feldsteinquadern vollendet worden (statische Senkungsprobleme, Kostenfragen). Die Kirche lag seinerzeit in der Mitte (Südseite) eines langgestreckten Straßendorfs.

Weitere Baugeschichte

Am Ende des 16. Jahrhunderts wurde die Balkendecke durch ein Kreuzgewölbe ersetzt. Dies machte es nötig, in die Mittelachse der Kirche drei massive Pfeiler zu setzen, die bis heute die Sicht im Kirchenraum arg stören. Seit 1737 trägt die Kirche einen charakteristischen hölzernen barocken Turmaufbau, der von einem Kupferhelm und Wetterfahne abgeschlossen wird.

1626 spendete der Patron, der Rat der Stadt Cölln, einen wertvollen Schnitzaltar, der fast die gesamte Apsis ausfüllte. Im Zweiten Weltkrieg wurde dieser Altar ausgelagert und ist seitdem verschollen. Die Kanzel von 1714 musste wegen Zerstörung des Holzes im 20. Jahrhundert ersetzt werden.

Von 1480 stammt die Läuteglocke, eine der ältesten Berliner Kirchenglocken. Wegen ihres historischen Wertes wurde sie nicht eingeschmolzen und hat dadurch die beiden Weltkriege unbeschadet überstanden.

Über eine Orgel verfügte die Kirche bereits seit 1846. Sie wurde von dem Potsdamer Orgelbaumeister Gottlieb Heise angefertigt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Die Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg hat die Mariendorfer Kirche halbwegs unbeschadet überstanden: Die Fenster waren zerstört und die Dacheindeckung beschädigt. Es bestand allerdings ein erheblicher Sanierungsbedarf. Insbesondere Feuchteschäden wurden ein immer drängenderes Problem. So kam es ab 1952 zu umfassenden Sanierungsmaßnahmen. Bei der Aufnahme des Fußbodens und beim Freilegen der Fundamente wurde deutlich, dass die Kirche auf einem ehemaligem Begräbnisplatz steht. Außerdem wurde in der Kirche das Grab der Frau von Rosay aus dem Jahr 1781 entdeckt. Im Rahmen dieser Arbeiten wurde der Haupteingang der Kirche in den Turm verlegt und die Verbindung zwischen Turm und Langhaus hergestellt. Sechs kleinere Tafelbilder, gemalt zwischen 1600 und 1646, ursprünglich von der Emporenbrüstung der Heilig-Geist-Kapelle in Berlin-Mitte, kamen in die Kirche. Im September 1957 war die Sanierung mit der Einweihung der neuen Orgel abgeschlossen.

1970 wurde im Turm ein Glockenspiel aus der Gießerei Edelbrok mit 16 Glocken eingebaut. Mehrmals täglich, etwa drei Minuten vor der vollen Stunde, erklingt ein geistliches Lied. Seine Wirkung bleibt durch den Verkehrslärm der umgebenden Straßen auf den engen Bereich um die Kirche beschränkt.

Literatur

  • Gemeindekirchenrat der Evangelischen Kirchengemeinde Mariendorf (Hrsg.): Die Dorfkirche Alt-Mariendorf und ihre Geschichte. Berlin 1990.
  • Matthias Hoffmann-Tauschwitz: Alte Kirchen in Berlin. 33 Besuche bei den ältesten Kirchen im Westteil der Stadt.2. überarbeitete Auflage, Wichern-Verlag, Berlin 1991. ISBN 3-88981-048-9; S. 24–32.
  • Matthias Hoffmann-Tauschwitz: Wege zu Berliner Kirchen. Vorschläge zur Erkundung kirchlicher Stätten im Westteil Berlins. Wichern-Verlag, Berlin 1987. ISBN 3-88981-031-4; S. 28 f.
  • Günther Kühne/Elisabeth Stephani: Evangelische Kirchen in Berlin. 2. Auflage, CZV-Verlag, Berlin 1986; ISBN 3-7674-0158-4; S. 244 f.
  • Kurt Pomplun: Berlins alte Dorfkirchen. 4. Auflage, Haude & Spenersche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1973. ISBN 3-7759-0160-4.
  • Walter C. Türck: Die Dorfkirchen von Berlin. Evangelische Verlagsanstalt Berlin, Berlin 1950.

Weblinks

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