Dorfkirche Malchow

Dorfkirche Malchow
Hölzerner Glockenstuhl der evangelischen Dorfgemeinde Malchow

Die evangelische Dorfkirche Malchow in Berlin-Malchow war eine mittelalterliche Kirche. Sie stand, umgeben von einer Mauer, inmitten des rund 3.000 Quadratmeter großen Kirchhofs[1] an der Dorfstraße.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die ersten Bauern und Gutsarbeiter errichteten im 13. Jahrhundert einen einfachen Backstein-Kirchenbau auf einem Fundament aus Feldsteinen. Im 17. Jahrhundert wurden auf Veranlassung des Gutsbesitzers erste bauliche Veränderungen vorgenommenen, infolgedessen die Dorfkirche einen Turm und einen dreiseitigen Choranbau erhielt.

Der Kirchenbau war nun dreigliedrig: ein trutziger querrechteckiger und teilweise verputzter steinerner Glockenturm am Westteil des Gebäudes bildete gleichzeitig den Haupteingangsbereich. Der Turm trug eine hölzerne rechteckige Laterne mit Walmdach. An den Turm schloss sich das im frühromanischen Stil aus Feldsteinen errichtete Kirchenschiff mit einem steilen Satteldach an, das in einer niedrigen rechteckigen Chorapsis endete, beide noch aus der ersten Bauzeit erhalten geblieben. In die Mauer der Chorapsis wurden bei dem Umbau drei Inschriftengrabsteine der Pfarrersfamilie Neander aus den Jahren 1689 und 1693 eingearbeitet, teilweise mit figürlichem Schmuck. Dieser Mauerrest ist heute noch erhalten.

Die Kirche bekam im 17. Jahrhundert auch eine Gruft, die bei späteren Umbauten (1882) zugeschüttet wurde.[2]

Zur Innenausstattung gehörten eine Orgel, ein einfacher Altar, besonders schön gefertigte Chorstühle für die Herrschaften, ein gefliester Fußboden, eine Messingtaufschale mit einer Treibarbeit, die Adam und Eva im Paradies darstellt (1610) sowie ein silberner, vergoldeter Abendmahlskelch (1606) mit einem durch Evangelistenreliefs und Wappen verzierten Fuß. Das Taufbecken und ein Taufengel wurden im 19. Jahrhundert an das Märkische Museum in Berlin abgegeben.[3]

Ein altertümlicher Spruch an der Sakristeitür bezeugte, dass Prinz Markgraf Ludewig einen Teil der Einrichtung gestiftet hatte:[2]

„Printz Markgraff Ludewig
Stiff't hier zu Gottes Ehren
Kirch'fenster, Sakristei,
Nebst zweien neuen Chören.
Gott sei sein Schild, sein Lohn,
Sein Schutz, sein Eigenthum,
Er laß es feste stehn
Zu seinem ewgen Ruhm.“

Das Aussehen der Kirche zu Beginn des 19. Jahrhunderts und der Taufschale sind durch in der Potsdamer Plankammer aufgefundene Zeichnungen von Heinrich Wohler bekannt, datiert 1834.

1882 wurde die alte Kirche nach Plänen von W. Köhne wieder umgebaut, vor allem erfolgte eine Turmerhöhung aus Backsteinen mit doppelbogigen Rundfenstern, bekrönt von einer schmalen achteckigen Turmhaube.[4]

Die Kirche wurde am 20. April 1945, in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, von der Wehrmacht gesprengt, da den anrückenden Truppen der Roten Armee keine erhöhten Orientierungspunkte geboten werden sollten.

Das Gebäude wurde nicht wieder aufgebaut, allerdings errichtete die Gemeinde einen hölzernen Glockenstuhl mit zwei Glocken auf dem Gelände; eine kleine Backsteinkapelle erinnert an das alte Gotteshaus. Sie und das Pfarrhaus dienen als Predigtstätte und der Kirchengemeinde für ihre seelsorgerische Tätigkeit. Im Pfarrhaus werden – laut eines Journalistenbesuchs bei dem inzwischen 26. Pfarrer der Malchower Gemeinde – „wertvolle Ziborien“ aus dem 18. Jahrhundert aufbewahrt.[3]

Mahnmal gegen den Krieg aus Bauresten der Dorfkirche Malchow
Feldsteine der zerstörten Dorfkirche Malchow

1984 gab es einigen Schriftverkehr, der im Zusammenhang mit der gesprengten Versöhnungskirche (Berlin) über einen Grundstückstausch auch einen eventuellen Kirchenneubau in Wartenberg, dem benachbarten Ortsteil von Malchow, zum Inhalt hatte. Wartenberg und Malchow bilden einen gemeinsamen Kirchensprengel. Der Tausch und damit ein Neubau wurde aber von der DDR-Regierung abgelehnt.[5]

Ein Mauerrest der früheren Chorapsis wurde als Denkmal bzw. Mahnmal gegen den Krieg gestaltet: eine Bronzefigur, die einen Geistlichen darstellt, steht in einem türlosen Kirchenbogen, an den Mauern ist der Schriftzug „Friede auf Erden“ zu lesen. Daneben liegt ein ungeordneter Haufen der alten Feldsteine der Kirche. Direkt auf dem alten Friedhof befinden sich ein Denkmal für die 19 Malchower Männer, die im Ersten Weltkrieg gefallen sind[6] sowie ein kleiner Gedenkstein auf einem Grabmal des unbekannten Soldaten.

Bedeutende Personen, die mit der Kirche Malchow verbunden sind

  • Paul Freiherr von Fuchs, brandenburgisch-preußischer Minister und Gutsbesitzer in Malchow, einflussreicher Kirchenpatron
  • Sophie Charlotte, häufiger Gast bei Fuchs und Nutzerin von dessen Bibliothek[3]
  • Johann Porst, langjähriger Pfarrer der Gemeinde, später Dompropst und Beichtvater der preußischen Königin, bekannt als Herausgeber des Porstschen Gesangbuches
  • Karl von Hertefeld (1764–1867), Gutsbesitzer
  • Heinrich Simon, Bankier, auf dem Malchower Kirchhof beigesetzt
  • Karl Lohmann, Jurist und Politiker, ebenfalls auf dem Malchower Kirchhof beigesetzt

[2]

Sonstiges

Die evangelischen Glaubensanhänger aus Malchow bilden den „Pfarrsprengel Malchow“, der als Gemeinde Malchow/Wartenberg/Falkenberg zum Evangelischen Kirchenkreis Weißensee gehört. Ein christlicher Kindergarten wird im Ortsteil unterhalten.

Literatur

  • Institut für Denkmalpflege (Hrsg): Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, Hauptstadt Berlin II. Henschelverlag, Berlin 1984, S. 160.
  • Hans-Joachim Beeskow: Führer durch die evangelische Kirche Malchow. Heimat Verlag, Lübben 2005, ISBN 3929600293.

Weblinks

 Commons: Dorfkirche Malchow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Info über „Friedpark Malchow“
  2. a b c Fontane: Weihnachtswanderung nach Malchow; online
  3. a b c Marcel Gäding: Wie Bauer Noack die Erdtoffel kultivierte. Kirchenbücher und Ziborien: Im Malchower Pfarrhaus werden wertvolle Zeitzeugnisse aufbewahrt. In: Berliner Zeitung. 8. September 2001
  4. historische Ansichtskarte der Malchower Dorfkirche
  5. Aktennotizen betreffs Kirchenangelegenheiten 1984, Seite 12
  6. Darstellung der Kriegsdenkmäler in Malchow
52.57793413.482694

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