Johann Sigismund (Brandenburg)

Johann Sigismund (Brandenburg)
Herzog Johann Sigismund von Brandenburg, um 1610
Kupferstich mit dem Porträt Johann Sigismunds aus dem Werk Theatrum Europaeum von 1662
Wappen von Johann Sigismund von Brandenburg am Rathaus von Srokowo (deutsch Drengfurth)

Johann Sigismund (* 8. November 1572 in Halle; † 23. Dezember 1619jul./ 2. Januar 1620greg. in Berlin) aus dem Geschlecht der Hohenzollern war von 1608 bis 1619 Kurfürst und Markgraf von Brandenburg und Herzog und Mitregent von Preußen. Ab 1609 erhob er Erbansprüche auf die Herzogtümer Jülich, Kleve, Berg und die Grafschaften Mark und Ravensberg sowie die Herrschaft Ravenstein. Ab 1614 übte er die Herrschaft gleichberechtigt mit dem Pfalzgrafen von Neuburg aus. De facto herrschte er nur in Kleve, Mark und Ravensberg. Erst seine Nachfolger erreichten 1666 die endgültige Erbteilung.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Johann Sigismund war der älteste Sohn des Kurfürsten Joachim Friedrich und dessen Ehefrau Katharina von Brandenburg-Küstrin. Er wuchs unter dem maßgeblichen Einfluss seines Großvaters, des Kurfürsten Johann Georg, auf. An dessen Hof erhielt er eine am lutherischen Bekenntnis ausgerichtete religiöse Erziehung.

1605 übernahm der Vater Johann Sigismunds die Regentschaft auch über das Herzogtum Preußen, nachdem der geisteskranke Herzog Albrecht Friedrich regierungsunfähig geworden war. Mit dem Tode Kurfürst Joachim Friedrichs im Jahre 1608 gingen mithin nicht nur die Kurwürde und die Herrschaft über die Mark Brandenburg auf Johann Sigismund über, sondern auch die Regierungsgewalt in Preußen.

1613 trat Johann Sigismund vom lutherischen zum reformierten Bekenntnis über. In der Confessio Sigismundi gestattete er indes seinen Landeskindern, diesen Übertritt nicht nachzuvollziehen und begründete damit eine Ausnahme von der im Augsburger Religionsfrieden von 1555 vorgesehenen Formel cuius regio eius religio. Trotzdem kam es in der Folgezeit immer wieder zu Spannungen zwischen dem reformierten Kurfürstenhaus und der lutherischen Landeskirche, die erst unter der Regierung König Friedrich Wilhelms III. von Preußen beigelegt werden sollten.

1614 konnte Johann Sigismund sein Reich nochmals vergrößern: Durch den Vertrag von Xanten erhielt er aus Erbrechten seiner Ehefrau das Herzogtum Kleve und die Grafschaft Ravensberg hinzu; nach dem Tode Herzog Albrecht Friedrichs erbte Johann Sigismund 1618 auch formell die Herzogswürde Preußens.

1616 erlitt der Kurfürst einen Schlaganfall, von dem er sich gesundheitlich nicht mehr erholen sollte. 1619 übergab er die Regierungsgeschäfte noch vor seinem Tode an seinen ältesten Sohn, den Kurfürsten Georg Wilhelm.

Denkmal in der Siegesallee

Für die ehemalige Berliner Siegesallee gestaltete der Bildhauer Peter Breuer die Denkmalgruppe 23 mit einem Standbild Johann Sigismunds als Hauptfigur, die am 30. August 1901 enthüllt wurde. Als Nebenfiguren waren dem Standbild Büsten des Oberburggrafen Fabian von Dohna und des Geheimen Rats und Landeshauptmanns Thomas von dem Knesebeck zugeordnet, der sich um einen Ausgleich zwischen Lutheranern und Calvinisten bemüht hatte. Die mit ruhigem, ernsten Gesicht und in fester Haltung dargestellte Hauptfigur betont die feste Haltung Johann Sigismunds in Glaubensfragen. Die füllige Gestalt in spanisch-niederländischer Tracht mit weiten Pluderhosen kennzeichnete die zeitgenössische Kritik als „Falstafffigur“. Das Standbild ist erhalten, hat allerdings ein abgeplatztes Gesicht und weitere erhebliche Schäden.[1] Sie ruht seit Mai 2009 in der Zitadelle Spandau.

Nachkommen

1594 heiratete Johann Sigismund Anna von Preußen (* 1576; † 1625), die älteste Tochter von Herzog Albrecht Friedrich von Preußen und dessen Gattin Eleonore von Jülich-Kleve-Berg. Mit ihr hatte er acht Kinder:

  • Georg Wilhelm (1595–1640), Kurfürst und Markgraf von Brandenburg
∞ 1616 Prinzessin Elisabeth Charlotte von der Pfalz (1597–1660)
  • Anna Sophia (1598–1659)
∞ 1614 Herzog Friedrich Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel (1591–1634)
∞ 1620 König Gustav II. Adolf von Schweden (1594–1632)
∞ 1. 1626 Fürst Gábor Bethlen von Siebenbürgen (1580–1629)
∞ 2. 1639 Herzog Franz Karl von Sachsen-Lauenburg (1594–1660)
  • Joachim Sigismund (1603–1625)
  • Agnes (1606–1607)
  • Johann Friedrich (1607–1608)
  • Albrecht Christian (*/† 1609)

Literatur

  • Theodor Hirsch: Johann („Hans“) Sigismund, Kurfürst von Brandenburg. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 14, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 169–175.
  • Andreas Gautschi, Helmut Suter: Vom Jagen, Trinken und Regieren. Reminiszenzen aus dem Leben des Kurfürsten Johann Sigismund von Brandenburg, nach alten Briefen zitiert. C.A. Starke-Verlag, Limburg 2006, ISBN 3-7980-0609-1.
  • Conuoy Ordnung, Wie dieselbe durch der Durchleuchtigst ... Herrn Johans Sigismunden, Marggraffen zu Brandenburg ... Vnd Frawen Annen Pfaltzgräffin bei Rhein ... vnd Herrn Ernsten Marggraffen zu Brandenburg ... in den Furstenthumben Gulich vnd Berg, auch angehöriger Graffschaft Rauenßberg auff allen durch: auch in: vnd wider außgehende Güter vnd Wahren zu Wasser vnd Landt zu desto besserer Defension dieser obgemelten Furstenthumben vnd Landen vnd angeregter gueter oder wahren biß auff andern bescheidt vnd fernere verordnung angestelt vnd ingesetzt. Buyß, Dusseldorff 1610. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
  • Des Churfursten zu Brandenburg/ In Preussen/ zu Gulich/ Cleue/ Berg/ etc. Hertzogen ... Vnd Frawen Annen/ Pfaltzgräuin bey Rhein/ In Bayern/ zu Gulich/ Cleue vnd Berg/ etc. Hertzogin ... Gewalthabere: Herrn Ernsten Marggrauen zu Brandenburg ... Vnnd Herrn Wolffgang Wilhelms Pfaltzgrauen bey Rhein/ ... denen so sich vnter ihr FF. GG. protection vnd schirm zu Mulheim heußlich niederzulassen begierig. I. Ertheilte Freyheit vnd Priuilegien. Buyß, Dusseldorff 1612. Digitalisierte Ausgabe
  • Französisch-Reformierte Gemeinde Potsdam: Kurfürst Johann Sigismund ... ein verkannter Herrscher?, In: Die Mark Brandenburg, Heft 72, Marika Großer Verlag Berlin, 2009 ISBN 978-3-910134-14-0

Weblinks

 Commons: Johann Sigismund (Brandenburg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Uta Lehnert: Der Kaiser und die Siegesallee. Réclame Royale, Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1998, S. 184f ISBN 3-496-01189-0


Vorgänger Amt Nachfolger
Joachim Friedrich Kurfürst von Brandenburg
1608–1619
Georg Wilhelm

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Johann Sigismund — Kupferstich mit dem Porträt Johann Sigismunds aus dem Werk Theatrum Europaeum von 1662 …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Sigismund Elßholz — Johann Sigismund Elsholtz Johann Sigismund Elsholtz (auch: Elßholtz, Elßholz, Elsholz, latinisiert Elsholtius, u. a., * 26. August [nach anderen Angaben 28. August] 1623 in Frankfurt (Oder); † 28. Februar [nach anderen Angaben 19. Februar] 1688… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Sigismund Elsholtz — Johann Sigismund Elsholtz, auch: Elßholtz, Elßholz, Elsholz, latinisiert Elsholtius, u. a., (* 26. August [nach anderen Angaben 28. August] 1623 in Frankfurt (Oder); † 28. Februar [nach anderen Angaben 19. Februar] 1688 in Berlin) war ein d …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Sigismund Elsholtz — Johann Sigismund Elßholtz Nacimiento 26 de agosto de 1623 …   Wikipedia Español

  • Johann Sigismund von Heiden (1656–1730) — Johann Sigismund von Heiden (* 2. Mai 1656 in Hovestadt ; † 29. Januar 1730 in Wesel) preußischer General der Infanterie, Gouverneur von Wesel und Herr zu Ootmarsum. Er war der Sohn von Oberstleutnant Gottfried von Heiden († 25. Januar 1670) …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Sigismund Elsholtz — (August 26, 1623 February 28, 1688), (some sources mention his day of birth as August 28, and his death on February 19) was a German naturalist who was a native of Frankfurt an der Oder. He studied at the Universities of Wittenberg, Königsberg… …   Wikipedia

  • Johann Sigismund — Johann Sigismund, Kurfürst von Brandenburg (1608 19), geb. 1572, Sohn des Kurfürsten Joachim Friedrich, trat 1613 zur reform. Kirche über, erwarb 1614 Cleve Mark und 1618 Ostpreußen, gest. 23. Dez. 1619 …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Johann Georg (Brandenburg) — Johann Georg Johann Georg von Brandenburg (* 11. September 1525 in Cölln; † 8. Januar 1598 in Cölln) war von 1571 bis zu seinem Tode Kurfürst von Brandenburg. Nach dem Tode von Kurfürst Christian I. von Sachsen (1586–1591) übernahm er zusammen… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Sigismund von Heiden (1641–1724) — Freiherr Johann Sigismund von Heiden (* 1641; † 26. Oktober 1724) war preußischer General der Kavallerie, Gouverneur von Lippstadt und Drost zu Wetter. Ferner Erbherr zu Bruch, Rhade, Lichtenwörde, Oedendael, Cliff und Crudenburg. Johann… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Wilhelm (Jülich-Kleve) — Johann Wilhelm, Kupferstich von Dominicus Custos (1600–1602) Johann Wilhelm von Jülich Kleve Berg (* 29. Mai 1562; † 25. März 1609) war Bischof des Bistums Münster von 1574 bis 1585 und ab 1592 bis zu seinem Tod Herzog von Jülich Kleve Berg …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”