Kommende Muhde

Kommende Muhde
Lage der Kommende Muhde an der Ems

Die Kommende Muhde war eine Kommende der Johanniter in Ostfriesland. Sie befand sich an der Einmündung der Leda in die Ems gegenüber von Leerort bei Leer. Diese Lage ist auch namensgebend gewesen (Muhde=Mündung). Muhde gilt neben der Kommende Abbingwehr als eines der bedeutendsten des Ordens in Ostfriesland. Obwohl erstmals 1490 Ordensschwestern genannt werden, dürfte Dünebroek, wie die anderen Niederlassungen des Ordens in Ostfriesland, wohl seit Gründung eine Doppelkommende gewesen sein.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Kommende wurde um 1300 gegründet. Erstmals wurde sie am 8. September 1319 in einem Vergleich zwischen dem Johanniter-Kapitel in Burgsteinfurt und den friesischen Komtureien unter der Bezeichnung Lethemuda urkundlich genannt, was sich auf seine Lage an der Mündung der Leda in die Ems erklärt. Vor Ort bestand eine Vorgängersiedlung, die bereits um 900 in einem Heberegister der Abtei Werden genannt wird. 1284 gelangte der Ort in den Besitz der Johanniter.[2]

Durch seine Lage gelangte das Kloster zu einigem Wohlstand. Die Einmündung der Leda in die Ems war ein wichtiger Standpunkt für die Emsschifffahrt. Zudem besaß die Kommende das Kirchenpatronat und damit wohl auch Grundbesitz in Petkum (seit 1412) und Mitling (seit Beginn des 16. Jahrhunderts). Weiterhin besaß die Kommende die Vorwerke Petkumermönken, Coldemüntje, ab etwa 1420 das Vorwerk von Halte an der Ems in Tergast, Steenfelde und Rhaude sowie wahrscheinlich ein Grashaus (ebenfalls ein Vorwerk) in Muhde.[2] In den Besitz dieser Güter, die zum Teil auch weit außerhalb des Overledingerlandes entfernt lagen, gelangte die Kommende in erster Linie durch Schenkungen.[3] Dies bildete die wirtschaftliche Basis des Klosters. Ein Teil der Ländereien wurde selbst bewirtschaftet. Weite Ländereien wurden jedoch verpachtet, was Muhde erhebliche finanzielle Einnahmen bescherte. In Muhde soll es der historischen Überlieferung zufolge auch einen Jahrmarkt gegeben haben, der möglicherweise zur Kirchweih abgehalten wurde. Hier wurden wahrscheinlich Vieh und Landesprodukte, sowie Holzwaren aus dem Münsterland verkauft. Eindeutige Urkunden liegen hierüber aber nicht vor.[4]

Bei der Belagerung der gegenüber gelegenen Festung Leerort soll das Kloster 1514 durch Truppen Heinrich I. von Braunschweig-Wolfenbüttel gebrandschatzt worden sein.

Wenige Jahre später hielt um 1520 hielt die Reformation Einzug in Ostfriesland. Dies bedeutete das langsame Ende für das Kloster. Graf Enno II. eignete sich einen Großteil der Besitztümer der Kommende an, indem er anordnete, dass alle Monstranzen und Kelche, alles Gold und Silber aus den Klöstern und Kirchen in Ostfriesland abzuliefern seien.[5] In Muhde wurde 1528 die Vasa sacra der Klosterkirche beschlagnahmt. Die Kommende blieb aber mit beschränkter Selbständigkeit unter der Aufsicht des ostfriesischen Grafenhauses bestehen.[2] Die Gebäude der Komturei, Kapelle und Unterkünfte sowie Wirtschaftsgebäude, verfielen langsam. Im Jahre 1556 sie nach und nach wegen Baufälligkeit abgerissen. Im Jahre 1566 war die Kommende vollständig abgebrochen.

Am 28. Januar 1561 verkaufte letzte Komtur von Muhde, Berend von Hage, die Besitztümer der Kommende, insgesamt etwa 180 ha Land sowie die Gebäude, gegen die geringe Summe von 200 Talern und eine jährliche Rente von 100 Talern, die auch zur Ausbildung seines Sohnes genutzt werden sollten.[6] Wenige Jahre später wurde 1562 die Kapelle abgerissen, die Steine wurden für den Kirchenbau in Jemgum und für die Befestigung von Leerort wiederverwendet. Der Landbesitz des Klosters wurde zum gräflichen Gut, eine Domäne in Pacht bzw. Erbpacht vergegeben. Das Dorf Muhde besteht heute aus drei großen Höfen und wenigen Privathäusern. Von der Kommende finden sich heute keine Aufgehenden Mauerreste mehr. Lediglich einige Kellerfundamente sind im Boden vorhanden. Der Klosterfriedhof wurde 1908 bei Ausschachtungsarbeiten entdeckt.[2]

Bis dato ist keine Ansicht der Anlage bekannt. Vermutet wird, dass die Kapelle und eine 3-flügelige Klausur ein Rechteck gebildet haben, in dessen Innenhof das Klosterleben stattfand. Um diese Anlage herum standen die Wirtschaftsgebäude.[3]

Literatur

  • Enno Schöningh: Der Johanniterorden in Ostfriesland, Band LIV in: Abhandlungen und Vorträge zur Geschichte Ostfrieslands (herausgegeben von der Ostfriesischen Landschaft in Verbindung mit dem Niedersächsischen Staatsarchiv in Aurich), Aurich 1973, S. 46-48

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gerhard Streich: Klöster, Stifte und Kommenden in Niedersachsen vor der Reformation, in: Veröffentlichung der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, II: Studien und Vorbereitungen zum Historischen Atlas Niedersachsen, 30. Heft, Hildesheim 1986, ISBN 3-7848-2005-0 (auch online einsehbar, S. 100.; eingesehen am 29. April 2010)
  2. a b c d Hermann Adams (Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft): Driever, Gemeinde Westoverledingen, Landkreis Leer, eingesehen am 24. Juni 2011.
  3. a b Westoverledingen.de: Informationen zu "Kloster Muhde", eingesehen am 29. April 2010.
  4. Hemmo Suur (Amtmann zu Norden): Geschichte der ehemaligen Klöster in der Provinz Ostfriesland, Emden 1838, S. 121.
  5. Heinrich Schmidt: Politische Geschichte Ostfrieslands. Rautenberg, Leer 1975 (Ostfriesland im Schutze des Deiches, Bd. 5), S. 171.
  6. Hemmo Suur (Amtmann zu Norden): Geschichte der ehemaligen Klöster in der Provinz Ostfriesland, Emden 1838, S. 120/121.

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