Konkretismus (Psychologie)

Konkretismus (Psychologie)

Unter Konkretismus versteht man in der Psychologie die Schwierigkeit bestimmter Menschen bei der Benutzung von Oberbegriffen (siehe hierzu auch Abstraktionsfähigkeit).[1]

Von Konkretismus betroffene Personen müssen zur Beschreibung ihrer Gedanken auf die Umschreibung mittels eines Beispiels zurückgreifen, so wie es Kinder in bestimmten Entwicklungsetappen der Sprachentwicklung tun.

Konkretismus in der komplexen Psychologie

Persönlichkeitstypologie: Die hellen Zonen der Grafik symbolisieren die typische Einstellung des Empfindungstypus nach C.G. Jung als einer superioren Funktion. In der Grafik ist die habituelle Einstellung leicht zum „Pol des Denkens“ verschoben. Es soll damit angedeutet werden, dass es sich bei den Einstellungstypen häufig um Mischformen mit „benachbarten“ Grundfunktionen handelt. Hier im Bild besteht eine gewisse Tendenz zum „empirischen Denken“ (Mischform zwischen den Grundformen „Empfindung“ und „Denken“). Die dunkleren Zonen der Grafik repräsentieren zunächst die Hilfsfunktionen (hier: „Denken“ und „Fühlen“), die dunkelsten Zonen die inferioren Funktionen oder minderwertigen Funktionen (hier: „Intuieren“). Der hier in der Abb. gewählte Mischtyp ist nach Jung als persönliche Tendenz zum Konkretismus zu verstehen.

Auch nach Carl Gustav Jung (1875-1961) wird unter Konkretismus ein Gegensatz zur Abstraktion verstanden. Es handelt sich nach Jung um eine Eigentümlichkeit des Denkens und Fühlens. Konkret bedeute dabei soviel wie „zusammengewachsen“ (lat. concrescere = zusammenwachsen). Beim konkretistischen Denken werde ein Begriff mit anderem sinnlichen Anschauungsmaterial „verwachsen“ oder verschmolzen vorgestellt. Insofern sei ein solcher Begriff an dieses Material gebunden und gewinne dadurch keine abstraktive und individuelle Freiheit. Individuelle innere Faktoren fänden somit keine Möglichkeit eines unbefangenen Ausdrucks, sondern würden in äußere Tatsachen projiziert. Es handele sich also nicht um einen differenzierten Begriff.

Das Denken von sog. Eingeborenen und Naturvölkern z. B. (bzw. aus früherer westlicher Sicht „primitiver Völker“) weise keine „abgesonderte Selbständigkeit“ auf, sondern erhebe sich höchstens zur Stufe der Analogie.

Der Konkretismus sei also ein Archaismus. Jung fasst den Konkretismus unter den allgemeineren Begriff der Participation mystique (Lévy-Bruhl). Wie diese „mystische Teilhabe“ eine Vermischung innerer Faktoren mit äußeren Objekten darstelle, so verkörpere der Konkretismus eine Vermischung von Denken und Fühlen mit der Empfindung. Er stelle eine abergläubische Überbewertung bloßer Tatsachen bei den Betroffenen her, die daher auch zu Hypostasierungen neigten.[2]

Einzelnachweise

  1. Peters, Uwe Henrik: Wörterbuch der Psychiatrie und medizinischen Psychologie. Urban & Schwarzenberg, München 31984; Sachartikel „Denken, konkretes“: Seite 119 fernladbaer Text der 6. Auflage, Elsevier-Verlag, München 2007
  2. Jung, Carl Gustav: Definitionen. In: Gesammelte Werke. Walter-Verlag, Düsseldorf 1995, Paperback, Sonderausgabe, Band 6, „Psychologische Typen“, ISBN 3-530-40081-5, §§ 766-769, Seite 479 ff.

Siehe auch


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