- Konkretismus bei Rechenschwäche
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Konkretismus ist im Zusammenhang mit Rechenschwäche eine Erscheinungsform des begriffslosen Umgangs mit Zahlen und Operationen.
Die Zahl bzw. Anzahl ist ein abstrakter Begriff, eine Erfindung des menschlichen Geistes, um mit unanschaulich großen Mengen gedanklich operieren zu können. Infolge des Fehlens des Zahlbegriffs bei rechenschwachen Menschen sind diese gezwungen, auf Hilfsmittel, z. B. auf Finger-Mengen zurückzugreifen, um mit den Zahlen umgehen zu können. Das Rechnen mit solchen Hilfsmitteln nennt man darum konkretisches Rechnen oder Konkretismus. Diese Form des Konkretismus liegt auch dann vor, wenn der Betroffene zwar ohne Hilfsmittel rechnet, sich die Mengen aber mental vorstellen muss, oder sich die Zahlenreihe oder Hundertertafel als Abzählhilfe vorstellt.
Oft haben rechenschwache Menschen auch keinen Begriff der Anzahl erworben. Sie wissen nicht, dass Gegenstandsmengen sich durch ihre Mächtigkeit unterscheiden (siehe Anzahlkonstanz). Aus diesem Grunde gelangen sie bei Mengenbeurteilungen zu Fehleinschätzungen. So sind für diese Menschen z. B. 10 große Steine „mehr Steine“ als 10 kleine Steine. Sie machen die Anzahlbeurteilung von konkreten physikalischen Besonderheiten, wie Größe, Lage, Form oder der räumlichen Anordnung abhängig, d. h., sie haben die Abstraktion auf die „reine Anzahl“ noch nicht vollzogen. Auch das kann als eine Form konkretistischen Denkens bei Rechenschwäche betrachtet werden.
Konkretistisches Fingerrechnen ist zunächst bei vielen Kindern im Anfangsunterricht der 1. Klassenstufe beobachtbar, es wird jedoch im Verlauf dieser Klassenstufe abgelegt, weil die Kinder den Beziehungsaspekt der Zahlen erlernen und begreifen. Die Kinder, die das zählende Rechnen nicht ablegen können, so genannte persistente Zähler, sind Dyskalkulierer.
Weblink
- www.lv-legasthenie-brandenburg.de: Dyskalkulie
Kategorien:- Didaktik der Mathematik
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