Naturforschende Gesellschaft zu Görlitz

Naturforschende Gesellschaft zu Görlitz
Logo der Naturforschenden Gesellschaft der Oberlausitz

Die Naturforschende Gesellschaft der Oberlausitz, die im Jahr 1990 gegründet wurde, führt die Tradition der Naturforschenden Gesellschaft zu Görlitz fort. Sie ist ein naturwissenschaftlicher Verein, in dem ehren- und hauptamtliche Naturwissenschaftler bzw. an der Natur der Oberlausitz interessierte Freizeitforscher vereinigt sind.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Am 10. April 1811 gründete Johann Gottlieb Kretzschmar die "Ornithologische Gesellschaft zu Görlitz", die sich in einer außerordentlichen Versammlung am 13. Mai 1823 in "Naturforschende Gesellschaft zu Görlitz" umbenannte, um die Ausweitung der Interessen auch namentlich kenntlich zu machen. 1813 war nicht nur für die Oberlausitz verhängnisvoll und zerstörend, sondern löste auch die Gesellschaft bis auf zwei Mitglieder auf. Durch diese wurde die Gesellschaft im Jahr 1819 auf das neue wieder ins Leben gerufen. Es konnten namhafte Mitglieder gewonnen werden, so auch der Forstrat Johann Matthäus Bechstein als auswärtiges Ehrenmitglied. Nach mehrfachem Wechsel der Räumlichkeiten innerhalb der Stadt baute die Naturforschende Gesellschaft 1855 bis 1860 für ihre Sammlungen ein Museum. 1860 bezog die Gesellschaft das eigene Haus, das jetzige Naturkundemuseum, und begann mit Ausstellungen und ihrer Vortragstätigkeit. Zur Unterbringung der umfangreichen Sammlungen erwarb die Naturforschende Gesellschaft im Jahr 1938 das Humboldthaus in Görlitz.

1945 musste die Tradition der Naturforschenden Gesellschaft zu Görlitz unterbrochen werden. Bis dahin existierten neben der Gesellschaft zu Görlitz in der Oberlausitz mehrere wissenschaftliche Gesellschaften, z. B. die Naturforschenden Gesellschaften Isis in Bautzen und Kamenz, die verschiedensten Humboldtvereine und die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften. Die Naturforschende Gesellschaft zu Görlitz war zu jener Zeit eine der bedeutendsten Gesellschaften ihrer Art in Deutschland. Schon seit 1827 erschien alljährlich deren Zeitschrift „Abhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft zu Görlitz“. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte das Staatliche Museum für Naturkunde Görlitz die Reihe als „Abhandlungen und Berichte des Naturkundemuseums Görlitz“ fort.

Nach 1945 bis in die politische Wendezeit war die naturwissenschaftliche Arbeit naturkundlicher Gesellschaften in der DDR deutlich erschwert oder für private Vereinigungen unterbrochen.

Die Naturforschende Gesellschaft der Oberlausitz e.V. wurde am 22. September 1990 (wieder-)gegründet und beruft sich auf die historischen Wurzeln der Naturforschenden Gesellschaft zu Görlitz, deren prominentestes Mitglied Alexander von Humboldt war, sowie weiterer Vereinigungen wie die der ISIS Bautzen und diverser Humboldt-Vereine, die auch alle nach 1945 verboten wurden. Sie gilt aber nicht als deren Rechtsnachfolger.

Die heutige Naturforschende Gesellschaft der Oberlausitz umfasst etwa 180 Mitglieder und geht in erster Linie auf die Initiative des früheren Direktors des Staatlichen Museums für Naturkunde Görlitz, Professor Dr. Wolfram Dunger, zurück. Er übernahm von 1990 bis 2005 den Vorsitz und wurde im Jahr 2006 zum Ehrenvorsitzenden der Gesellschaft ernannt. Derzeitiger Vorsitzender ist Prof. em. Dr. Werner Hempel.

Von (Wieder-)beginn an setzte die Gesellschaft die naturkundliche Forschungstätigkeit fort. Dies spiegelt sich in der Einrichtung von Sektionen bzw. Fachgruppen zu Geologie und Mineralogie, Botanik, Ornithologie und Entomologie wider.

Tagungen, Exkursionen und sonstige Veranstaltungen

Alljährlich findet eine Tagung statt, bei der Ergebnisse haupt- und ehrenamtlicher Forschung vorgestellt und diskutiert werden. Diese wurden seit einigen Jahren immer mehr unter eine umfassende Thematik gestellt und oft in Kooperation mit anderen Institutionen durchgeführt. Tagungsthemen waren:

  • 2005 - Muskauer Heide (in Kooperation u. a. mit der Firma Vattenfall)
  • 2006 - Westlausitz (in Kooperation mit dem Museum der Westlausitz Kamenz)
  • 2007 - Agrarraum der Oberlausitz
  • 2008 wurde die Tagung gemeinsam mit der Verwaltung des Biosphärenreservates Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft durchgeführt.
  • 2009 soll erstmals in der langjährigen Geschichte der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften und der Naturforschenden Gesellschaft der Oberlausitz eine gemeinsame Tagung vom 17. bis 19. April 2009 im Humboldthaus des Staatlichen Museums für Naturkunde Görlitz durchgeführt werden.

2007 wurde erstmals eine mehrtägige Fernexkursion in den Schwarzwald und zum Kaiserstuhl in Kooperation mit der Naturforschenden Gesellschaft zu Freiburg im Breisgau durchgeführt.

Es wurden Verträge und Vereinbarungen z. B. mit dem Landesverein Sächsischer Heimatschutz, der Verwaltung des Biosphärenreservates, dem Museum der Westlausitz Kamenz, der Hochschule Zittau/Görlitz und mit dem Stadtmuseum Bautzen geschlossen, die wie der die oben genannte Exkursion die Zusammenarbeit und wechselseitige Unterstützung bei Forschungsvorhaben oder Tagungen bestimmen ermöglichen.

Im Jahr 2011 wird die Naturforschende Gesellschaft der Oberlausitz ihren 200. Geburtstag feiern, u.a. mit einer Ausstellung im Staatlichen Museum für Naturkunde Görlitz.

Naturwissenschaftlicher Arbeitskreis Bautzener Land

Als erster Regionalbereich der Gesellschaft wurde im Jahr 2000 der „Naturwissenschaftliche Arbeitskreis Bautzener Land“ gegründet. Dieser greift die Tradition der Naturforschenden Gesellschaft ISIS Bautzen (1846 bis 1948) und des Naturwissenschaftlichen Arbeitskreises „Oberlausitz“ im Kulturbund der DDR (1957 bis 1986) auf. Der Arbeitskreis umfasst etwa 50 aktive Mitglieder, die sich monatlich zu öffentlichen Sitzungen oder in den Sommermonaten bei Exkursionen treffen.

Veröffentlichungen

Die Ergebnisse der naturwissenschaftlichen Arbeiten werden alljährlich in den „Berichten der Naturforschenden Gesellschaft der Oberlausitz“ publiziert, die – herausgegeben von Professor Dunger – seit 1991 jährlich mit einem Band (fortlaufende Nummerierung, Band 1 von 1991, Band 16 von 2008) erscheinen. Die etwa 100 bis 200 Seiten umfassenden Berichte enthalten überwiegend Fachartikel, die in der Regel 2 bis 20 Seiten umfassen und stets von 2 Gutachtern referiert wurden. Die Fachartikel sind überwiegend Originalartikel über die Naturforschung aus der Oberlausitz und angrenzender Naturräume, wie die Elberegion oder die benachbarten Gebiete in Polen und Tschechien. Ein Großteil der Artikel gibt die Vorträge der Jahrestagung wieder, damit weisen die Berichte stets einen thematischen Schwerpunkt auf.

Siehe auch

Literatur

Weblinks


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