Nazaräerevangelium

Nazaräerevangelium

Das Nazaräerevangelium ist ein apokryphes Evangelium, ein drittes juden-christliches Evangelium nebst Hebräerevangelium und Ebionitenevangelium, welches einen engen Anschluss an das kanonische Matthäusevangelium findet und Gebrauch bei den syrischen Christen (Nazaräern) hatte, daher auch sein Name. Als Verfasser wird Evangelist Matthäus vermutet, welcher in hebräischer Sprache das Evangelium geschrieben haben soll.

Es existiert nicht als eine gesamte Einheit am Stück, sondern lediglich in einzelnen Bruchstücken, insgesamt 36 an Zahl, welche als Zitate anderer Autoren in Bezug auf das Nazaräerevangelium in der christlichen Literatur bekannt sind.

Inhaltsverzeichnis

Zitate

Zu den informativen und anders als in dem biblischen Kanon lautenden Zitaten gehört die Beschreibung des Besuches von Weisen aus dem Morgenland, wo es im Nazaräerevangelium heißt: „…dass nicht nur drei Männer, sondern eine Menge Wanderer zum Herrn gekommen sind, wenn auch nach einigen die vornehmsten Führer dieser Schar mit bestimmten Namen Melchus, Kaspar, Phadizarda benannt werden (Sedulius Scottus, Mt-Kom)

„Im Evangelium der Nazaräer wird der Grund angegeben, woher Johannes mit dem Hohenpriester bekannt war (Vgl. Joh 18,15ff). Er hatte, da er der Sohn des armen Fischers Zebedäus (Vgl. Mk 1,19 f.) war, oft Fische in den Palast des Hohenpriesters Annas und Kaiphas gebracht. Johannes ging aber zur Türhüterin hinaus und erreichte von ihr, dass sein Gefährte Petrus, der laut weinend vor der Pforte stand, eingelassen wurde“ (Sedulius Scottus, Mt-Kom).

Auch im Evangelium der Nazaräer liest man, dass die Tempeloberschwelle von unendlicher Größe beim Tode Christi sich gespalten habe (dasselbe sagt Josephus (Flavius Josephus) und fügt hinzu, es seien in der Luft schreckliche Stimmen gehört worden, die sagten: „Lasst uns von diesem Wohnsitz weggehen) (Vgl. Flavius Josephus Bellum VI, 293-300)

Historisches Zeugnis

Das Bestehen des Evangeliums wird von Hegesipp als erstem, dann von Eusebius von Caesarea, Epiphanius und Hieronymus bezeugt; somit ist die Entstehungszeit vor 180 n. Chr. anzusetzen. Der Ort der Entstehung lässt sich nicht definitiv ermitteln. Man denke an Gegenden, in welchen sich die aramäisch sprechenden judenchristlichen Gemeinden um die Zeit aufhielten.

Einer der ersten Kirchenväter Hieronymus fand dieses offenbar aramäische Evangelium bei den Nazaräern von Beröa in Koilesyrien (nahe Aleppo) in chaldäischer und syrischer Sprache, aber mit hebräischen Buchstaben. Er hielt es für Ur-Matthäus. Nach dem Abfassen seines Matthäus-Kommentars scheint er seine Meinung revidiert zu haben.

„Zu Bethlehem in Judäa… das ist ein Irrtum der Abschreiber. Wir glauben nämlich, dass vom Evangelisten ursprünglich, wie wir es im Hebräischen lesen, „Juda“ geschrieben wurde und nicht „Judäa“ (Hieron., Mt-Kom. Zu Mt. 2,5)

Die Quellenlage spricht dafür, Hebräerevangelium und Nazaräerevangelium voneinander zu unterscheiden. Dafür spricht das Referat des Eusebius aus den Denkwürdigkeiten Hegesipps:

„Er zitiert sowohl aus dem Evangelium nach den Hebräern als auch aus dem syrischen (Evangelium) und besonders in hebräischer Sprache einige Worte, wodurch er zeigt, dass er aus den Hebräern zum Glauben gekommen ist“ (Kirchengeschichte von Eusebius IV 22,8).

Literatur

Weblinks

 Wikisource: Gospel of the Nazaraeans – Quellen und Volltexte (Englisch)

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