- Neokatechumenat
-
Der Neokatechumenale Weg, auch der Neokatechumenat, ist ein Itinerarium, also ein Bildungsweg zur Glaubensunterweisung. Er ist ein Instrument der Römisch-katholischen Kirche zur Einführung von Erwachsenen in den christlichen Glauben[1]. Im Gegensatz zum Katechumenat, der Vorbereitung auf die Taufe, wendet sich der Neokatechumenat auch an bereits getaufte Christen. Dabei steht nicht die Vermittlung von Glaubenswissen, sondern persönliche Glaubenserfahrung im Mittelpunkt. Ziel des Weges ist es, eine evangelisierte, geistlich geprägte Welt schon im Diesseits zu realisieren und die persönliche Glaubenserfahrung durch Mission weiterzutragen.
Dafür werden auf dem Neokatechumenalen Weg kleine Gemeinschaften gebildet, die nach ihrem Selbstverständnis „wie die heilige Familie von Nazaret, (...) in Demut, Einfachheit und Lob leben“. Der in der Außenwirkung Geistlichen Gemeinschaften ähnelnde Neokatechumenale Weg wurde 1964 von dem spanischen Künstler und Katholiken Kiko Argüello und Carmen Hernández in Madrid initiiert und steht „im Dienst des Bischofs als eine der diözesanen Durchführungsweisen der christlichen Initiation und der ständigen Glaubenserziehung“[1]. Das Statut des Neokatechumenalen Weges wurde am 11. Mai 2008 endgültig vom Heiligen Stuhl kirchenrechtlich zugelassen[2][3].
Aus dem Neokatechumenat heraus entscheiden sich viele Gläubige für das Priesteramt oder für ein Leben in einer Ordensgemeinschaft. Kritiker werfen dem Weg (Itinerarium) seine hierarchische und abgeschottete Struktur vor.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Gründung
1964 wird als Gründungsjahr des Neokatechumenalen Wegs gesehen; in diesem Jahr begannen Kiko Argüello und Carmen Hernández bei den Barackenbewohnern des Madrider Stadtteils Palomeras Altas mit der Verkündigung des Evangeliums, konkreter des Kerygmas, mit dem so genannten Dreifuß „Wort Gottes – Liturgie – Gemeinschaft“. Durch das zur gleichen Zeit stattfindende Zweite Vatikanische Konzil und dessen Ergebnisse konnte sich diese Bewegung die Unterstützung des damaligen Erzbischofs von Madrid Casimiro Morcillo González sichern, wodurch man sich in der Madrider und anderen spanischen Diözesen langsam ausbreitete. 1968 zogen Kiko Argüello und Carmen Hernández nach Rom in den Stadtteil Borghetto Latino und begannen mit der Unterstützung des damaligen Generalvikars von Rom, Angelo Dell’Acqua, mit einer Katechese in der Pfarrei Nostra Signora del Santissimo Sacramento e Santa Martiri Canadesi.[4]
Ursprünglich war der heutige Neokatechumenale Weg namenlos; es wurde jedoch der Begriff Kiko-Familien benutzt[5]. Angeregt durch Papst Paul VI. wurde die Geistliche Gemeinschaft in Anlehnung an den Katechumenat benannt; der Name orientiert sich dabei an der Forderung des Sacrosanctum Concilium, einen mehrstufigen Katechumenat für Erwachsene wiederherzustellen.[6] Mit dem Katechumenat bezeichnet die Kirche eigentlich die Ein- und Unterweisung der Taufbewerber in den christlichen Glauben vor der Taufe. Das „Neo“ am Anfang zeigt die Intention des „Weges“, die als Kind unbewusst erlebte Taufe und die dadurch fehlende Einweisung in ihrer gesamten Tragweite neu wiederzuentdecken und zu erneuern.
Ausbreitung und kirchenrechtliche Anerkennung
Seit der Gründung des Neokatechumenalen Weges breitete dieser sich in der ganzen Welt aus. Nach Deutschland kam der Neokatechumenale Weg mit Unterstützung des damaligen Professors und späteren Papstes Benedikt XVI. [7] 1988 wurde in Rom das erste Priesterseminar Redemptoris Mater eröffnet, in dem lediglich Seminaristen des Neokatechumenalem Wegs ausgebildet werden. Im Jahr 1990 wurde der Neokatechumenale Weg von der Römisch-katholischen Kirche als geistliche Gemeinschaft anerkannt:
„Nach mehr als zwanzig Jahren des Lebens der Gemeinschaften, die in den fünf Kontinenten verbreitet sind,
- angesichts der neuen Vitalität, die die Gemeinden bewegt; des missionarischen Impulses und der Früchte der Umkehr, die aus dem Engagement der Itineranten aufbrechen, sowie jüngst aus dem Einsatz der Familien, die in entchristlichten Zonen Europas und der ganzen Welt evangelisieren;
- in Erwägung der von diesem Weg zum Ordensleben und zum Presbyterat geweckten Berufungen, und der Stiftung von Diözesankollegien zur Ausbildung für das Presbyterat zur Neuevangelisierung, wie das "Redemptoris Mater" in Rom;
- nach Kenntnisnahme der von Ihnen vorgelegten Dokumentation:
– Papst Johannes Paul II.[8]
1997 wurde durch den damaligen Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre, Joseph Kardinal Ratzinger, die Niederschreibung von Statuten vorgeschlagen, um den Neokatechumenalen Weg mittelfristig kirchenrechtlich anerkennen zu können. Die daraufhin in einem langjährigen Entstehungsprozess entstandenen Statuten des Neokatechumenalen Wegs wurden erstmals 2002 approbiert, damals noch testweise für einen Zeitraum von fünf Jahren. Ende 2005 wurden einige der liturgischen Abweichungen nach einem längeren Überprüfungsverfahren von der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung für problematisch erklärt und verpflichteten die Führung des Neokatechumenalen Wegs zur Öffnung ihrer Messen für alle Gläubigen (Art. 13.3).
In einem privaten Brief an Kiko Argüello, Carmen Hernández und Pater Mario Pezzi, der durch Dritte an die Medien weitergeleitet wurde, hat der Präfekt Francis Kardinal Arinze die Abstellung der kritisierten Punkte angeordnet. Lediglich die Verlegung des Friedensgrußes vor das Hochgebet wurde als eine Abweichung vom römischen Messkanon uneingeschränkt erlaubt. Hinsichtlich des Empfangs der Kommunion im Sitzen und des Feierns der Heiligen Messe an einem normalen Tisch wurde ein Aufschub von zwei Jahren gewährt.[9] Am 12. Januar 2006 forderte der Papst selbst darüber hinaus das Neokatechumant auf, die Normen „aufmerksam zu befolgen“.[10]
Genehmigung der Statuten
Im April 2008 wurde bekannt, dass die Statuten nach der zeitlich beschränkten Päpstlichen Approbation von 2002 bis 2007[11] laut Bischof Josef Clemens deshalb „nicht in kurzer Zeit“ anerkannt werden würden, weil die Eucharistie immer noch nicht nach den Vorgaben der Römisch-Katholischen Kirche ausgerichtet sei[12]. Die endgültige Päpstliche Approbation folgte einen Monat später am 11. Mai 2008, nachdem das Statut durch die Kongregation für die Glaubenslehre, die Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, die Kongregation für den Klerus und die Kongregation für das Katholische Bildungswesen in Zusammenarbeit mit dem Päpstlichen Rat für die Laien geprüft worden war.[1]
Anlässlich des 40 Jahre langen Bestandes des Neokatechumenalen Wegs in der Diözese Rom feierte Papst Benedikt XVI. am 10. Januar 2009 zusammen mit 25.000 Neokatechumenen aus der Diözese einen Gottesdienst im Petersdom und lobte dort die Früchte des Neokatechumenalen Wegs, mahnte aber auch Einheit mit der Kirche an[13][14].
Ziele
Das primäre Ziel des Neokatechumenalen Wegs ist es, „die Gläubigen stufenweise zur Intimität mit Jesus Christus zu führen und sie zu aktiven Gliedern in der Kirche und zu glaubwürdigen Zeugen der Guten Nachricht des Retters zu machen“[4]. Am Ende des Weges wird die Osternacht zusammen mit dem jeweiligen Bischof des Bistums gefeiert und dort das Taufversprechen erneuert. Alle anderen Ziele und Methoden, die zu diesen Zielen führen sollen, sind zum Großteil für Außenstehende schwer zu beurteilen, da der Neokatechumenale Weg die Anordnungen ihrer Gründer und spirituellen Führer nicht veröffentlicht und den Mitgliedern der einzelnen Gemeinschaften auferlegt ist, über Interna gegenüber Nichtmitgliedern zu schweigen. Die so genannte Orientierung für die Katechisten-Teams, nach denen die im Neokatechumenalen Weg bedeutenden Laienkatecheten arbeiten, ist geheim, soll aber „bald“ (Stand: Anfang 2009) veröffentlicht und verlegt werden[15]. Laut Gordon Urquhart werden „die Neokatechumenen dazu verleitet [...], sich völlig passiv und rezeptiv zu verhalten. Fragen dürfen während des Katechumenats nicht gestellt werden“[16]. Dies ist einer der Gründe dafür, dass Selbst- und Fremdwahrnehmung beim Neokatechumenalen Weg häufig weit auseinanderklaffen.
Im Unterschied zur Glaubensunterweisung für die erwachsenen Taufbewerber, die – regional unterschiedlich – in einem überschaubaren Zeitraum zur Taufe hinführt, dauert der Neokatechumenale Weg 15 oder mehr Jahre. Ein grundsätzlicher Unterschied besteht auch darin, dass dieser Weg auch von bereits getauften Christen beschritten werden kann. Im Zentrum des Neokatechumenalen Weges steht die Synthese zwischen dem Kerygma, also der Verkündigung/Unterweisung für die Katechumenen, der sich die Anhänger des Neokatechumenalen Wegs in einer speziellen und sehr langwierigen Form erneut unterziehen müssen, der Änderung des Lebenswandels und der Liturgie.
Der Neokatechumenale Weg stellt der von den Anhängern so bezeichneten realen säkularen und damit negativ zu bewertenden „Welt“ eine evangelisierte Welt entgegen. Diese evangelisierte Welt werde in den neokatechumenalen Gemeinschaften im Kleinen bereits realisiert und müsse der ganzen Welt mittels Mission gezeigt werden. Zu diesem Ziel formiert der Neokatechumenale Weg in den Pfarreien Gruppen von Gläubigen, die als Gemeinschaften bezeichnet werden und sich intensiv darum bemühen, ihren Glauben zu erneuern. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Laienkatecheten (Katechisten) und Priester aus Gemeinschaften, die schon länger auf dem Neokatechumenalen Weg sind. Sie machen die neu gebildeten Gruppen durch die Lehrmethoden Argüellos mit den Lehren des Neokatechumenalen Wegs und der katholischen Kirche bekannt. Sie kontrollieren auch später, ob die Gruppen die Vorgaben und Regeln des Neokatechumenalen Weges einhalten. Dabei hat der Katechist den Anspruch auf Gehorsam „seiner“ Katechumenen. Erzbischof Luis Alberto Luna Tobar schrieb 1993:
„Nach Überzeugung vieler zeichnet sich die von den Neokatechumenaten verkündete Lehre durch Lücken, doktrinäre Verzerrungen und das bewußte Weglassen theologischer Quellenangaben aus [...]. [Sie legen] einen merklichen Widerwillen gegen jede Theologie [an den Tag], die nicht europäischen Ursprungs ist. Ihre Doktrin steht nicht in Wechselwirkung mit der Kultur, mit unserer Zeit und ihren Stimmen. Das ›ruhmreiche Kreuz‹ und der ›Diener Jahwes‹ sind keine Zeichen und Ausdrucksformen der Hoffnung, sondern der Qual. Der Platz, der dem Bösen und dem Teufel eingeräumt wird, geht über jedes gesunde theologische Maß hinaus und grenzt an kindische Angstmacherei und Flucht vor der Verantwortung. Den Begriff ›Gerechtigkeit‹ hört man von den Neokatechumenaten nie. Der Glaube steht dem Karma näher als der Gnade.“
– Erzbischof Luis Alberto Luna Tobar[17]
Auftreten und Wirken
Die Anhänger des Neokatechumenalen Weges sprechen gemäß der Römisch-Katholischen Lehre, dass eine Kindertaufe „naturgemäß einen Katechumenat nach der Taufe [erfordere, bei dem es] nicht nur um die erforderliche Glaubensunterweisung nach der Taufe, sondern um die notwendige Entfaltung der Taufgnade in der Entwicklung der Person des Getauften [geht]“[18], bewusst Erwachsene und Jugendliche an, die zwar als Kind getauft wurden, aber aus Sicht der Missionierenden ihr Leben nicht genug am Glauben ausrichten oder der Kirche und ihren Anliegen gänzlich fernstehen. Im deutschsprachigen Raum überwiegt dabei vor allem die Gruppe der „normalen“ Kirchgänger; diese werden oft von den Anhängern des Neokatechumenalen Wegs in bestehenden Pfarrgemeinden zu einer Glaubensverkündigung eingeladen. Auf einer Website heißt es dazu:
„Der Schwerpunkt dieses neokatechumenalen Weges liegt, anders als bei einer Gemeindemission alten Stils, nicht auf der Vermittlung theologischer Sachinhalte (Glaubenswissen), sondern hat eine eher zeugnishafte, verkündigende Ausrichtung, er will einen inneren Prozess anstoßen und persönliche Glaubenserfahrungen ermöglichen.“
– Johannes Helle, Pfarrer von Sankt Clemens[19]
Die Brisanz dieses Vorgehens liegt darin, dass damit häufig aktive Gemeindegläubige das Gefühl haben, ihnen werde gegenüber den Anhängern des Neokatechumenalen Wegs ein geringerer Glaube oder eine geringere Frömmigkeit unterstellt; daher kam es schon häufiger zu Konkurrenzsituationen zwischen den beiden Gruppen und zu Verwerfungen innerhalb der Gemeinden, die ihren sichtbaren Ausdruck unter anderem im Streit um die Gemeindeliturgie fanden, wie es auch später beschrieben wird.
Der Neokatechumenale Weg wird in den Diözesen auf Einladung des jeweiligen Ortsbischofs tätig. Wenn der betroffene Pfarrer zustimmt, beginnt ein Katechisten-Team mit dem Aufbau von örtlichen Gruppen. Idealerweise soll sich der Neokatechumenale Weg innerhalb der Pfarrei vollziehen. Dies gelingt aber nur, wenn der größte Teil der Gemeinde und der Pfarrer dafür gewonnen werden können. Im deutschsprachigen Raum ist jedoch bereits öfters Gegenteiliges eingetreten, es kam mehrmals zu Konflikten, die vor allem darauf zurückzuführen sind, dass die Anhänger des Neokatechumenalen Wegs die Feier der Eucharistie in exklusiven kleinen Gruppen vorziehen und sich dazu nicht am Sonntag in der Pfarrkirche, sondern am Samstagabend in separaten Räumlichkeiten versammeln.
Organisation
Der Neokatechumenale Weg ist grundsätzlich ein Instrument der Römisch-katholischen Kirche, um Menschen in den christlichen Glauben einzuführen und diesen dadurch in seiner ganzen Fülle erleben zu können. Zu diesem Zweck werden geschlossene Gemeinschaften durch Glaubensverkündigungen in Pfarreien gegründet, die innerhalb von 15 bis 30 Jahren alle Phasen des Neokatechumenalen Weges durchlaufen. Begleitet werden sie dabei von ihren jeweiligen Katechisten. In der Außenwahrnehmung ähnelt der Neokatechumenale Weg stark den Geistlichen Gemeinschaften bzw. Römisch-katholischen Bewegungen, weswegen auch immer wieder von der Neokatechumenalen Bewegung gesprochen wird; dieser Begriff ist jedoch falsch, da das Statut des Neokatechumenalen Wegs – Gegensatz zu Geistlichen Gemeinschaften – nur ein Minimum an Organisation vorsieht. Der Neokatechumenale Weg ist zudem keine Personenvereinigung, sondern ein Teil der Römisch-katholischen Kirche; daher besitzt der Neokatechumenale Weg auch kein eigenes Vermögen.[1]
Katechesen
Der als Itinerarium christlicher Formation bezeichnete Bildungsweg wird durch langjährige Katechesen absolviert, deren Durchführung sich nach dem von Kiko Argüello verfassten Orientierung für die Katechisten-Teams richtet; starken Einfluss auf diese hatte auch Carmen Hernandez, „die über gründlichere liturgische, biblische und theologische Kenntnisse verfügt als [Kiko]“[5]. In einer Beurteilung der Rohfasssung wurde dieses Schema von der vatikanischen Kongregation für den Klerus als „in etwas chaotischer Form, mit unklaren theoretischen Formulierungen, mit Rückgriff auf Paradoxien, sich mehr auf Bildhaftes und weniger auf theoretischer Konzeption verlassend“ beschrieben.[20] Diese in den größten Teilen unveröffentlichte Schrift und nicht das vom Hl. Stuhl ab 2008 approbierte Statut enthält die vollständige Doktrin des Neokatechumenalen Weges, welche sich der Anschuldigung der Abweichung vom katholischen Weg ausgesetzt sah. Die gesamten Schrift soll „bald“ (Stand: Anfang 2009) veröffentlicht und verlegt werden[15]; ein Ausschnitt der Synthese aus der vom Vatikan approbierten Schrift und des Schemas für den neokatechumenalen Bildungsweg für die gerade mal ersten zwei Monate einer 15 Jahre langen Katechese wurde aber von Piergiovanni Devoto in seinem Buch: „The Neocatechumenate: A Christian Initiation for Adults“ veröffentlicht.
Die Katechesen selbst werden von langjährigen Mitgliedern mit Erfahrung auf dem Neokatechumenalen Weg zusammen mit einem Priester (der meist auch neokatechumenal geprägt ist) gehalten. So bildet sich in der Praxis eine Hierarchie, angefangen bei Argüello, der innerhalb des Neokatechumenats oftmals mit einem Personenkult ähnlichen Zügen verehrt wird, über die Initiatoren, den Katechisten verschiedenster Ebenen, bis hin zu den Gemeinschaften im Vorkatechumenat.
Leitung
Der Neokatechumenale Weg steht innerhalb einer Diözese unter der Jurisdiktion des Diözesanbischofs, der in dieser Funktion durch das Internationale Verantwortlichen-Team oder Stellvertreter dieses Teams unterstützt wird; das Internationale Verantwortlichen-Team besteht aus Kiko Argüello und Carmen Hernández, die auch Initiatoren genannt werden, da sie den Neokatechumenalen Weg gegründet haben, und dem Priester D. Mario Pezzi; alle drei sind lebenslängliche Mitglieder im Internationalen Verantwortlichen-Team. Für den Falle des Todes eines der Verantwortlichen wird ein neuer Verantwortlicher durch ein internationales Wahlgremium gewählt, dessen Entscheidungen der Billigung durch den Päpstlichen Rat für die Laien bedürfen.
Phasen des Neokatechumenalen Weges
1. Phase: Wiederentdeckung des Vorkatechumenats
Das so genannte Vorkatechumenat ist die erste Phase des Neokatechumenalen Weges; in dieser Phase soll eine Entäußerung der Person hin zur Demut das Ziel sein. In der ersten Etappe dieser Phase trifft sich eine in der Anfangskatechese neu entstandene Gemeinschaft wöchentlich zu einer Wortliturgie, wodurch mit Hilfe eines bestimmten Themas die biblische Sprache verstanden werden soll. Die erste Etappe wird durch eine Prüfung (das so genannte erste Skrutinium) abgeschlossen. In der darauf folgenden zweiten Etappe werden in den wöchentlichen Wortliturgien die Heilsgeschichte des Volkes Israel zum Thema gemacht; diese Etappe hat außerdem den Zweck, sich selbst zu prüfen, ob man den Neokatechumenalen Weg weiter gehen will bzw. kann. Am Ende dieser Etappe steht das zweite Skrutinium mit der Absage an den Teufel und der gleichzeitigen Zusage, nur Gott zu dienen. Hierauf werden die wichtigsten Gestalten der Bibel in Wortliturgien erforscht. Die Skrutinien sollen unter Achtung des Gewissens dem einzelnen Neokatechumenen eine Hilfestellung auf dem Weg der persönlichen Umkehr sein.[1]
2. Phase: Wiederentdeckung des Katechumenats
Die zweite Phase des Neokatechumenalen Wegs hat das Ziel, durch einen geistigen Kampf mit sich selbst eine innere Einfachheit zu erlangen, um Gott und den Nächsten zu lieben. Hierbei sollen die Neokatechumenen lernen, all den Dingen abzusagen, die diesem Ziel entgegenstehen; zu Hilfe kommen Ihnen dadurch neben dem Dreifuß Wort Gottes – Eucharistie – Gemeinschaft Instrumente der Römisch-Katholischen Kirche, die in drei Etappen gelehrt werden: Zuerst erlernen die Neokatechumenen das liturgische, persönliche und nächtliche Gebet, ihren Abschluss findet diese Etappe in der Übergabe des Stundenbuchs. In der darauf folgenden Zeit erfolgt eine Erforschung der Psalmen. Die nächste Etappe hat das Apostolisches Glaubensbekenntnis zum Inhalt; in dieser Zeit gehen die Neokatechumenen zur Missionierung in Zweiergruppen innerhalb der Pfarrei von Haus zu Haus und verkündigen dort sowie in einer Feier in der Pfarreikirche ihren Glauben; insbesondere letzteres wird auf Grund der Tatsache, dass die Neokatechumenen dort wichtige Teile ihrer Lebensgeschichte erzählen, von Kritikern oft als „öffentliche Beichte“ bezeichnet[21]. Die dritte und letzte Etappe besteht aus der Übergabe des Vaterunsers. Inhaltlich bestehen die Wortliturgien in dieser Zeit aus der Betrachtung der einzelnen Verse des Vaterunsers.[1]
3. Phase: Wiederentdeckung der Erwählung
Mit der dritten Phase des Neokatechumenalen Wegs, der Wiederentdeckung der Erwählung, wird das Itinerarium abgeschlossen. Die Bergpredigt wird in dieser Phase in einzelnen Abschnitten studiert, danach folgt eine Erneuerung des Taufversprechens während der Feier der Osternacht unter dem Vorsitz des Ortsbischofs. Hierauf folgt eine 50-tägige Zeit des Feierns mit Abschluss des Wegs in Form einer gemeinsamen Pilgerfahrt der ganzen Gemeinschaft nach Israel.[1]
Liturgien
Feier des Wortes
Jede Gemeinschaft des Neokatechumenalen Wegs feiert in der Regel wöchentlich eine Feier des Wortes mit normalerweise vier Lesungen zu den Themen, die der jeweiligen Etappe der Gemeinschaft entsprechen. Diese Lesungen werden von einer Gruppe aus der Gemeinschaft vorbereitet und vor der Lesung eingeleitet. Vor der Homilie des Priesters können die Neokatechumenen kurz sagen, was das verkündigte Wort ihnen im Bezug auf das eigene Leben gesagt hat. Oft sitzt einer Wortliturgie kein Priester vor.
Eucharistie
Die Eucharistiefeier des Neokatechumenalen Wegs unterscheidet sich in einigen Punkten von der römischen Messe: Sie wird in der Regel nach der ersten Vesper des Sonntags, also am Samstag Abend, gefeiert, sind aber Teil der Pastoral der Pfarrei und stehen daher auch anderen Gläubigen offen[1]. Ebenso gibt es liturgische Unterschiede, von denen einige jedoch nach der Approbation der Statuten an die römische Messe angepasst wurden. Einige der noch bestehenden Unterschiede sind wie folgt: Die beiden Sonntagslesungen und das Evangelium werden von einem „Vorbereitungsteam“ vorbereitet und in der Liturgie eingeleitet. Vor der Homilie des vorsitzenden Priesters werden die Teilnehmer dazu eingeladen eine „Erfahrung“ zu geben; das heißt, falls sich jemand durch die Lesungen angesprochen fühlt oder seine aktuelle Lebenssituation in dem Wort wieder findet, so ist er eingeladen diese Erfahrung mit der Gemeinschaft zu teilen[22]. Bereits nach den Fürbitten gibt man sich den Friedensgruß. Die Wandlung wird meist nicht auf einem geweihten und feststehenden Altar vollzogen, was problematisch mit can. 1237 des CIC ist.[23] Die Kommunion teilt man stets in beiderlei Gestalt aus, als Hostie verwendet man große selbstgebackene Matzen aus Weizenmehl und Wasser, die den Mahlcharakter betonen sollen; die Kommunion empfängt man stehend am eigenen Platz.[1]
Kiko Arguello definiert seine Sicht auf das Altarsakrament folgendermaßen: „Wir beobachten eine ganze Reihe von Ideen, die von Naturreligionen in die Liturgie hereingetragen wurden: Gott Dinge zu opfern, um ihn zu besänftigen...“ Dies, so Argüello weiter, sei geschehen, als in Folge der Konstantinischen Wende viele Heiden zu Christen wurden, ohne eine ausreichende Katechese absolviert zu haben. Um dieser Fehlentwicklung entgegen zu wirken, wurde die eucharistische Liturgie (der Neokatechumenat verwendet den Terminus Hl. Messe nicht) so umgestaltet, dass sie nach den Vorstellungen Argüellos der urchristlichen Mahlfeier wieder mehr gleicht.[24] Der katholische Charakter der Eucharistie als Opfer, so wie sie vom Trienter Konzil dogmatisch präzisiert worden ist, tritt dabei in den Hintergrund. Während die äußeren Unterschiede der im Neokatechument praktizierten Liturgie gegenüber der traditionellen römischen Messe oft Gegenstand der innerkirchlichen Kritik waren und sind, wurde die dahinter stehende Theologie bisher weniger diskutiert.
Da der Neokatechumenat den Weg seiner einzelnen kleinen Gemeinschaften als in sich geschlossenen Prozess betrachtet, bei dem die Liturgie im Zentrum steht, bedeutet dies für die liturgische Praxis, dass die Gruppen bei der Eucharistiefeier unter sich bleiben. In einem Interview erklärt Argüello 1997 dazu: „Wir halten keine Liturgie hinter verschlossenen Türen. Es handelt sich nur darum, dass wir einen Weg haben: Geht man zur Universität, so weiß man, dass es ein erstes, ein zweites und ein drittes Semester gibt, und so weiter.“[25] Nach Auffassung des Neokatechumenats kann man an seiner liturgischen Praxis nur richtig teilhaben, wenn man die entsprechenden Stufen des Weges durchlaufen hat. Für außenstehende Katholiken sei die Eucharistiefeier des Neokatechumenats demnach nicht gedacht, wozu auch die Abweichungen vom gewohnten Messkanon und ebenso die Verwendung eigener, zumeist von Argüello vertonter Psalmen, die auswendig gesungen werden, beitragen.
Andere Liturgien
In regelmäßigen Abständen feiert die neokatechumenale Gemeinschaft Bußliturgien mit individueller Beichte. Auf dem Neokatechumenalen Weg werden die Neokatechumenen darüber hinaus langsam auf die Gebete der Römisch-Katholischen Kirche hingeführt, so werden beispielsweise Eltern ab einer bestimmten Etappe angewiesen, jeden Sonntag den Glauben an die Kinder durch das gemeinsame Beten der Laudes zu übergeben.
Ausbreitung
Der Neokatechumenale Weg hat sich seit ihrer Gründung in der ganzen Welt verbreitet und zählt nach eigenen Angaben heute in 5500 Pfarreien in über 900 Diözesen 20.000 Gemeinschaften[14]. Auf dem Neokatechumenalen Weg befanden sich 2007 3000 Priester und 5000 Nonnen.[10] Vom Neokatechumenat wurden 73 neue Priesterseminare in der ganzen Welt gegründet, im deutschen Sprachraum finden sie sich in Berlin, Bonn und bei Wien. Diese werden „Redemptoris Mater“ (lateinisch für „Mutter des Erlösers“) genannt und sind Eigentum der jeweiligen Diözese. Bisher sind ungefähr 1000 Priester in diesen Seminaren ausgebildet worden, weitere 2000 wurden in Diözesanseminaren ausgebildet. Darüber hinaus erwuchsen aus dem Neokatechumenalen Weg 5000 weibliche Berufungen zum Ordensleben.
Mission
Katechisten
Die Mission in Pfarreien findet im Normalfall durch ortsansässige Katechisten-Teams statt; diese bestehen aus einigen Laien sowie einem Priester. Sie führen – falls vom Pfarrer gewünscht – die Anfangskatechesen durch, woraus sich eine Gemeinschaft bilden kann. Diese betreuen sie weiterhin und kehren etwa ein mal jährlich zurück, um die Gemeinschaft bei Ihren Übergängen in die neuen Etappen sowie bei der Durchführung der neuen Etappen zu begleiten. Die Katechisten entscheiden hierbei über die Eignung des einzelnen Neokatechumenen, in eine neue Etappe voranzuschreiten, haben aber laut den Statuten „höchsten Respekt der sittlichen Aspekte des inneren Bereichs der Neokatechumenen zu wahren“. Auf Gemeinschaftstagen für Katechisten werden diese gefragt, ob sie bereit wären, als Itineranten in die Welt ausgesandt zu werden, um dort zu verkündigen. Die Katechisten, die sich bereit erklären, werden später zu so genannten Teams von Itineranten-Katechisten zusammengestellt, die in der Regel aus einem Priester, einer Familie und einem unverheirateten Mann oder einem Priester, einem unverheirateten Mann und einer unverheirateten Frau bestehen. Diese Mission kann jederzeit unter- oder abgebrochen werden.[1]
Familien in Mission
Um die Durchführung des Neokatechumenalen Weges in einer Pfarrei zu unterstützen, können Bischöfe anfragen, ob sich Familien des Neokatechumenalen Wegs finden, die sich in einer entchristlichten Gegend niederlassen und sich dort eine neue Existenz aufbauen. Familien können frei entscheiden, ob sie diesen Weg gehen wollen und kann diese Entscheidung auch jederzeit rückgängig machen.[1] Die missionarische Tätigkeit der Familien spielte bei der weltweiten Verbreitung des Neokatechumenalen Weges eine entscheidende Rolle; derzeit gibt es rund 200 Familien in Mission, insgesamt gab es bereits 500[14]. Eine Sonderform ist die so genannte Missio ad Gentes, bei der drei oder vier Familien zusammen mit Priestern in traditionell unchristliche Gegenden mit großteils fehlender Pfarreistruktur wie zum Beispiel nach Ostdeutschland oder nach China geschickt werden[26]; derzeit (Stand: Anfang 2009) gibt es 22 Missiones ad Gentes. Darüber hinaus stützen 700 Wandermissionare die Mission.[14]
Bewertung des Neokatechumenalen Wegs innerhalb der Kirche
Unterstützung durch Päpste
Der Neokatechumenale Weg fand seit seiner Gründung immer das Wohlwollen der Päpste. Bereits Papst Paul VI. war der Neokatechumenale Weg bekannt, nach seinem persönlichen Namensvorschlag wurde der Neokatechumenale Weg benannt. Außerdem verwirklicht der Neokatechumenat laut dem eigenem Statut die 1975 von Papst Paul VI. in Evangelii Nuntiandi, Nr. 44, geforderte katechetische Unterweisung für getaufte Christen. Papst Johannes Paul II. hat „wiederholt und auf verschiedene Weise die Fülle der Früchte eines dem Evangelium gemäßen Radikalismus und eines außerordentlichen missionarischen Schwungs unterstrichen, die der Neokatechumenale Weg ins Leben der Gläubigen, in die Familien, in die Pfarrgemeinde bringt, sowie den Reichtum der Berufungen zum Priester- und Ordensleben, die aus ihm hervorgegangen sind“[4]. Papst Benedikt XVI. steht dem Neokatechumenalen Weg ebenfalls positiv gegenüber[27].
Noch als Präfekt der Glaubenskongregation setzte sich Papst Benedikt XVI. persönlich für die Ausbreitung des Neokatechumenates ein und unterstützte dabei auch die Neokatechumenalen Itineranten - das ist die offizielle Bezeichnung der Erstkatechisten des Neokatechumenats, die innerhalb einer bestimmten Region, wie etwa Deutschland, die die ersten Glaubensverkündigungen durchgeführt haben und für alle Gemeinschaften verantwortlich sind. Als Kardinal feierte er auch mehrmals Eucharistien mit Neokatechumenalen Gemeinschaften in Rom.
Unterstützung durch Bischöfe
Auch viele Bischöfe stehen dem Neokatechumenat positiv gegenüber, denn sie versprechen sich vom Neokatechumenat, wie auch von anderen geistlichen Bewegungen, eine Erneuerung des kirchlichen Lebens vor Ort und sind außerdem dankbar für die in der Gemeinschaft blühenden Priesterberufungen. Zu prominenten bischöflichen Fürsprechern des Neokatechumenalen Weges gehören Kurienkardinal Paul Josef Cordes, ehemaliger Sekretär des Päpstlichen Rates für die Laien, persönlicher Verbindungsmann von Papst Johannes Paul II. zum Neokatechumenalen Weg[28] und heutiger Präsident des Päpstlichen Rates Cor Unum, Antonio Maria Kardinal Rouco Varela, der Erzbischof von Madrid, der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner, sowie Erzbischof Christoph Kardinal Schönborn, der den Neokatechumenalen Weg als „Geschenk Gottes“ bezeichnet hat[29]. Erzbischof Joseph Kardinal Zen Ze-kiun bat die Priester seines Bistums Hongkong, „besonders dem ‚Neokatechumenalen Weg‘ freundlich zu begegnen“[30].
Bei einem Treffen von neun Kardinälen und 160 Bischöfen, darunter Christoph Schönborn[26] und als Vertreter des Papstes Paul Josef Cordes und Stanisław Ryłko, im Domus Galilaeae in Israel wurde eine Erklärung veröffentlicht, die besagt, dass der Neokatechumenale Weg „ein wertvoller Beitrag für die Evangelisierung Europas“ sei:
„Wir Bischöfe erkennen dankbar, das unter den vielen Gnaden die der Heilige Geist der Kirche in unserer Zeit gewährt hat, der Neokatechumenale Weg mit seinem Programm der christlichen Schulung ein starkes Charisma ist, dass den missionarischen Geist stärkt, der aus der Erneuerung durch die Taufe geboren wird und eine Antwort auf die dramatische Situation der Entchristlichung Europas bildet. [...] Wir erklären, dass die Zukunft des Neokatechumenalen Weges zum großen Teil von der väterlichen Liebe abhängt, mit der wir Bischöfe dieses Charisma aufnehmen, und wie eng wir die Priesterseminare Redemptoris Mater begleiten und die wertvollen Familien der neokatechumenalen Gemeinschaften ermutigen und sie noch mehr in die Ortskirchen integrieren.“
– Abschlusserklärung der Bischöfe[31]
Negative Kritik…
…an der Theologie
Dennoch gibt es innerhalb der Römisch-Katholischen Kirche auch Kritik gegenüber dem Neokatechumenalen Weg; sie kommt dabei sowohl von traditionalistischen[32] wie auch aus moderneren Gruppen innerhalb der Kirche. Manche Theologen sehen im Neokatechumenat eine Häresie, die sowohl protestantische als gnostische Elemente in ihrer Theologie aufweise[33]. Andere lehnen insbesondere den autoritären Stil des Neokatechumenats und die hierarchische Gliederung unter den Laien des Neokatechumenalen Wegs ab. Des Weiteren beklagen sie, dass das Neokatechumenat große Teile des Gedankenguts der Aufklärung ablehne.
…an der mangelnden Offenheit
Besonders wird aber die mangelnde Offenheit des Neokatechumenalen Wegs kritisiert, weil sie – bis auf die Statuten – kaum eigene Schriften publiziert. Laien beklagen die Spaltung der örtlichen Pfarrgemeinden, wenn ein Teil der Gläubigen in den Neokatechumenat eintritt und daher oftmals die Gemeindemessen nicht mehr besucht. Laut den Statuten des Neokatechumenalen Wegs „zielt [dieser aber] darauf ab, [bei den Neokatechumenen] ein reifes Bewusstsein der Zugehörigkeit zur Pfarrei zu fördern und Beziehungen tiefer Communio und Zusammenarbeit mit allen Gläubigen und anderen Komponenten der Pfarrgemeinde zu erwecken.“[1] Daher rufe man aber die Mitglieder der Gemeinschaften auf, die Messe in der jeweiligen Ortspfarrei mindestens monatlich auch am Sonntag zu besuchen[34]. In einem Interview sagte Dominik Schwaderlapp, der Generalvikar des Erzbistums Köln, dass es ein „ganz großes Bemühen auf der Seite des Neokatechumenats [gebe], in die Diözese hineinzukommen, sich zu akklimatisieren und zu inkulturieren – bei allem berechtigten Eigenleben, das sie auch führen. [...] ich sehe wirklich das große Bemühen auf Seiten des Neokatechumenats. Dieses Bemühen muss ich dann umgekehrt auch von den Pfarrgemeinden und unseren Mitbrüdern erwarten. Wir sind alle darauf angewiesen, dass wir einander mit Wohlwollen begegnen.“[35]
Kritiker in Bischofsreihen
Auch in höheren Ämtern der Kirche findet man Kritiker des Neokatechumenats. So lehnte etwa der inzwischen verstorbene Londoner Basil Kardinal Hume 1996 eine Priesterweihe von 15 Neokatechumenalen Priesteramtskandidaten ab; der Berliner Erzbischof Georg Kardinal Sterzinsky, welcher ein Neokatechumenales Priesterseminar eröffnet hat, wird mit folgenden Worten zitiert: „Ich mache da nur mit, damit ich auch eingreifen oder mitsprechen kann: dass es nicht einen Wildwuchs gibt“[36]; er sagte jedoch auch 1993, dass er „hoffe, daß sich diese [Neokatechumenalen Gemeinschaften] in vielen unserer Gemeinden bilden, um auf eine ganzheitliche Weise von der Fülle des Mysteriums Christi Zeugnis abzulegen“[37]. Und auch eine ganze Reihe italienischer Bischöfe haben ihre Bedenken gegen das Neokatechumenat schon öffentlich kund getan: Carlo Maria Kardinal Martini, Bischof Lorenzo Bellomi, Triest, Bischof Arduino Bertoldo, Foligno, Bischof Pietro Nonis, Vicenza, Silvano Kardinal Piovanelli, Florenz.
Am 25. Februar 2007 schrieben der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Michel Sabbah, und andere Römisch-Katholische Bischöfe Israels einen gemeinsamen Brief an den Neokatechumenat, indem sie die Schwierigkeiten der Integration des Weges in die Gemeinden und Diözesen beklagen. Neben den Separatismus-Vorwürfen, die in manchen Punkten gegen Vorschriften verstoßende Liturgie beschweren sie sich außerdem darüber, dass der Neokatechumenat sich nicht genügend der Kultur und Sprache des Landes anpasse, in dem es wirke. Gleichzeitig bedanken sich die Bischöfe aber auch über die Präsenz des Weges in ihren Diözesen.[10]
Probleme des Neokatechumenalen Wegs in Japan
Im Dezember 2007 besuchte eine Delegation japanischer Bischöfe unter der Leitung des indischen Kardinals Ivan Dias den Papst in Rom; hier ging der Erzbischof von Tokio und Vorsitzender der japanischen Bischofskonferenz, Peter Takeo Okada, auf die Situation des Neokatechumenalen Wegs in Japan ein und klagte über „ernste Probleme“ mit dem Neokatechumenalen Weg sowie deren Priesterseminare Redemptoris Mater. Man beschrieb, dass einige Mitglieder des Neokatechumenalen Weges starke sektenähnliche Aktivitäten führten, die zu Konfrontationen führen und Spaltung verursachen würden, was zu einer scharfen und schmerzhaften Trennung sowie zu Kämpfen geführt habe. Die Bischöfe forderten ein direktes Einschreiten des Papstes und hatten auch Privataudienzen mit dem Papst zu diesem Thema. Jedoch wurde vom Papst aus das Problem bei der abschließenden offiziellen Verabschiedung nicht angesprochen. Im April 2008 besuchte daher erneut eine Delegation japanischer Bischöfe den Papst, dieses mal angeführt durch Peter Takeo Okada. Hier wurde zwischenzeitlich verabredet, das vorhandene Priesterseminar zu schließen; schließlich entschied jedoch der Papst Benedikt XVI., das Seminar in ein päpstliches Priesterseminar Redemptoris Mater umzugestalten und somit direkt der Jurisdiktion des Heiligen Stuhls zu unterstellen[38]. Laut Erzbischof Okada sei besonders die Intoleranz des Neokatechumenalen Weges zur japanischen Kultur ein großer Meinungsunterschied, was durch den Papst verstanden worden sei; allerdings gäbe es trotzdem noch einen großen Unterschied in der Bewertung des Neokatechumenalen Wegs insgesamt zwischen der Bewertung durch die japanischen Bischöfe und der durch den Papst.[39]
Literatur
- Diözesanes Neokatechumenales Zentrum e. V. (Hrsg.): Neocatechumenale Iter - Statuta. Der Neokatechumenale Weg - Statut. 1. Auflage. Butzon & Bercker, Kevelaer 1. Januar 2009, ISBN 978-3-7666-0896-3. (Als pdf-Version)
- Bernhard Sven Anuth: Der Neokatechumenale Weg. Geschichte – Erscheinungsbild – Rechtscharakter.. Echter, Würzburg 2006, ISBN 978-3-429-02807-7.
- Ricardo Blázquez Pérez: Neo-Catechumenal Communities. Daughters of St Paul, Madrid 1985, ISBN 978-0854392803.
- Roman Bleistein SJ: Das Neukatechumenat. Zwischen Erwachsenenkatechese und Kirchenpolitik.. In: Stimmen der Zeit. Heft 7, 1992.
- Piergiovanni Devoto: Il neocatecumenato. Un’iniziazione cristiana per adulti.. 2004, ISBN 9788889227183.
- Peter Hertel: Glaubenswächter. Katholische Traditionalisten im deutschsprachigen Raum. Allianzen – Instanzen – Finanzen.. Echter, Würzburg 2000, ISBN 3-429-02279-7.
- Thomas M. Hofer: Gottes rechte Kirche. Katholische Fundamentalisten auf dem Vormarsch. Ueberreuter, Wien 1998, ISBN 3-8000-3675-4, S. 179ff.
- Pastoralamt Erzdiözese Wien (Hrsg.): Neue geistliche Gemeinschaften. In: Impulse für die pastorale Arbeit. Nr. 17, Wien 1994.
- Gordon Urquhart: Im Namen des Papstes. Wie ultrakonservative Organisationen die Macht in der Kirche übernehmen. Droemer Knaur, München 1995, ISBN 3-426-77312-0.
- Enrico Zoffoli: Eresie del Movimento Neocatecumenale. Udine 1992, ISBN 8872820715.
Referenzen
- ↑ a b c d e f g h i j k l Diözesanes Neokatechumenales Zentrum e. V. (Hrsg.): Neocatechumenale Iter - Statuta. Der Neokatechumenale Weg - Statut. 1. Auflage. Butzon & Bercker, Kevelaer 1. Januar 2009, ISBN 978-3-7666-0896-3. (Als pdf-Version (267 KiB))
- ↑ Radio Vatikan: „Vatikan: Statuten des Neokatechumenalen Wegs genehmigt“ (12. Juni 2008)
- ↑ kath.net:"Hintergrundbericht über die Approbation
- ↑ a b c Dekret der endgültigen Approbation des Neokatechumenalen Weges seitens des Päpstlichen Rates für die Laien
- ↑ a b Gordon Urquhart: Im Namen des Papstes. Wie ultrakonservative Organisationen die Macht in der Kirche übernehmen. Seite 37
- ↑ Sacrosanctum Concilium
- ↑ catholic.org: „Neocatechumenate Marks 40 Years in Rome“ (9. Januar 2009)
- ↑ Offizielle Anerkennung des Neokatechumenalen Wegs durch Papst Johannes Paul II. 1990
- ↑ Francis Kardinal Arinze: Brief an Kiko Argüello, Carmen Hernández und Pater Mario Pezzi, 9. Januar 2006
- ↑ a b c Sandro Magister: „The Lenten Season of the ‘Way’: Double Penance, in Rome and Jerusalem“ (5. März 2007)
- ↑ Approbationsdekret (englisch)
- ↑ Radio Vatikan: „Vatikan: Statut der Neokatechumenalen“ (10. April 2008)
- ↑ Radio Vatikan: „Papst dankt Neokatechumenat“ (11. Januar 2009)
- ↑ a b c d Zenit.org: „BENEDIKT XVI. BEGEGNET 25.000 MITGLIEDERN DES NEOKATECHUMENALEN WEGES“ (13. Januar 2009)
- ↑ a b L'espresso: „The Old Form of the Neocatechumenal Mass Is Illicit“ (23. Juni 2008, englisch)
- ↑ Gordon Urquhart: Im Namen des Papstes. Wie ultrakonservative Organisationen die Macht in der Kirche übernehmen. Seite 46
- ↑ Gordon Urquhart: Im Namen des Papstes. Wie ultrakonservative Organisationen die Macht in der Kirche übernehmen. Seite 123
- ↑ Katechismus der Katholischen Kirche: „Wie wird das Sakrament der Taufe gefeiert?“ (Google Book Search)
- ↑ Sankt Clemens in Dortmund-Hombruch Im Archiv des Internet Archive
- ↑ L'espresso: Bad History, Bad Guide. The Strange Liturgy of the Neocatechumenals von Sandro Magister, 24. Januar 2005
- ↑ Gordon Urquhart: Im Namen des Papstes. Wie ultrakonservative Organisationen die Macht in der Kirche übernehmen. Seite 47
- ↑ Statut des Neokatechumenalen Weges Kapitel III Abschn. 1 Art. 11 §2
- ↑
„Altaria fixa dedicanda sunt (‚Feststehende Altäre sind zu weihen‘)“
– Canon 1237, §1. CIC
- ↑ Where do Rome and the Neo-Catechumenal Way Stand In 2006? von Mark Alessio, in der traditionalistischen Monatszeitschrift Catholic Family News, April 2006
- ↑ 30 Tage (Zeitschrift): Interview mit Kiko Argüello, November 1997
- ↑ a b Erzdiözese Wien: „Neue Evangelisierung geht über die Familien“
- ↑ Insegnamenti di Benedetto XVI II, 1. Libreria Editrice Vaticana 2007, ISBN 8820979357
- ↑ Gordon Urquhart: Im Namen des Papstes. Wie ultrakonservative Organisationen die Macht in der Kirche übernehmen. Seite 81
- ↑ stephanscom.at: „Neokatechumenaler Weg ist "Geschenk Gottes"“ (27. Oktober 2008)
- ↑ Radio Vatikan: „China: Mehr Offenheit für Bewegungen“ (17. November 2008)
- ↑ Zenit: „Die Zukunft des Neokatechumenalen Weges hängt von der Akzeptanz und Liebe der europäischen Bischöfe ab“ (2. April 2008)
- ↑ Michael McGrade: „THE LAST TROJAN HORSE?“ (Oktober 2002)
- ↑ Enrico Zoffoli: Eresie del Movimento Neocatecumenale (deutsch: Häresie der Neokatechumalen Bewegung), veröffentlicht in Udine 1995
- ↑ Kirchlicher Anzeiger des Bistums Hildesheim mit Bezug auf das Neokatechumenat (pdf), 13. August 2002, Nr. 7, S.175-178
- ↑ Die Tagespost: „Dienste in den Pfarreien übernehmen“ (14. Oktober 2008)
- ↑ Zitiert nach Peter Hertel, Glaubenswächter - „katholische Traditionalisten im deutschsprachigen Raum“
- ↑ Gordon Urquhart: Im Namen des Papstes. Wie ultrakonservative Organisationen die Macht in der Kirche übernehmen. Seite 143
- ↑ camineo.info: „Benedicto XVI 'salva' el Seminario Redemptoris Mater de Japón“ (21. Oktober 2008)
- ↑ UCANews: „Japanese Bishops Meet Pope For Second Time In Five Months“ (29. April 2008)
Weblinks
- Internetseiten des Neokatechumenalen Wegs
- Internetseiten von Kritikern
- Informationen auf der Website der Evangelischen Informationsstelle: Kirchen – Sekten – Religionen (Stand: 1996)
- Dokumente und Augenzeugenberichte zur Praxis des Neokatechumenats (italienisch und wenige alte englische Artikel)
- Offener Brief gegen die Kirchenspaltung von Johannes Krautkrämer, Pfarrer der Heilig Geist-Gemeinde in Köln-Zollstock
- A Neocatechumenal Way Experience von F. John Loughnan (Auseinandersetzung mit Theologie und Praxis des Neokatechumenats mit vielen Zitaten aus den unveröffentlichten Schriften des Neokatechumenalen Wegs)
- The Last Trojan Horse? von Michael McGrade (Pseud. v. Rod Pead) im traditionalistischen britischen Magazin Christian Order, Oktober 2002
Wikimedia Foundation.