- Netzwerkzugriffskontrollliste
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Eine Access Control List, auch ACL, deutsch Zugriffssteuerungsliste, ist eine Software-Technik, mit der Betriebssysteme und Anwendungsprogramme Zugriffe auf Daten und Funktionen eingrenzen können. Eine ACL legt fest, welcher Benutzer welche Dienste und Dateien nutzen darf.
Im Unterschied zu einfachen Zugriffsrechten sind ACLs feiner einstellbar. So können etwa für eine Datei für mehrere Benutzer und Gruppen unterschiedliche Rechte vergeben werden, während reguläre Zugriffsrechte nur die Rechtevergabe für einen Benutzer, eine Gruppe und den „Rest der Welt“ zulassen.
Inhaltsverzeichnis
Unix und Linux
In der Unixwelt versteht man unter Access Control List eine Erweiterung der klassischen Zugriffssteuerung auf Ebene des Besitzer-Gruppe-Welt-Modells. Auf diese Weise lassen sich Zugriffsrechte spezifisch für einzelne Benutzer zuteilen oder verbieten.
Als erstes Unix unterstützte HP-UX dieses Modell der erweiterten Zugriffssteuerung. Mittlerweile bieten auch Linux, FreeBSD (TrustedBSD) und Solaris (TrustedSolaris) native Unterstützung für ACLs.
Unter Linux unterstützen dabei die Dateisysteme ext2, ext3, JFS, XFS und ReiserFS ACLs vollständig. Mit der KDE-Version 3.5 steht auch der Dateimanager Konqueror mit nativer ACL-Unterstützung zur Verfügung. Für den GNOME-Desktop beherrscht der Dateimanager Nautilus seit Version 2.16 nativ ACLs. ACLs werden in Linux statisch vererbt, d. h. die Berechtigungen pflanzen sich in neu angelegte Unterverzeichnisse und Dateien je nach Bedarf fort. Wird die ACL eines übergeordneten Verzeichnisses geändert, hat dies jedoch keinen Einfluss auf die darunterliegende Struktur.
Microsoft Windows
Unter Microsoft Windows NT wird jedem Betriebssystemobjekt (Dateien, Prozesse etc.) ein Security Descriptor zugeordnet, der eine ACL enthalten kann. Ist keine ACL vorhanden, so erhält jeder Benutzer Vollzugriff auf das Objekt. Ist die ACL vorhanden, aber leer, so erhält kein Benutzer Zugriff. Eine ACL besteht aus einem Header und maximal 1.820 Access Control Entries (ACE) [1]. Ein ACE enthält jeweils die Information, ob einem Benutzer oder einer Benutzergruppe eine bestimmte Zugriffsart erlaubt (allow) oder verweigert (deny) werden soll. Der Windows-Explorer schreibt die Einträge, die Zugriff verweigern, an den Anfang der ACL. Fordert nun ein Benutzer Zugriff auf ein Objekt an, so geht der Windows Object Manager die Liste von Anfang an durch. Sobald Einträge für alle angeforderten Rechte gefunden wurden, erlaubt oder verweigert der Object Manager entsprechend den Zugriff. Trifft der Object Manager beim Durchgehen der Liste auf einen Eintrag, der den Zugriff verweigert, wird die Suche abgebrochen und der Zugriff auf das Objekt verweigert.
Bei Windows NT werden ACLs statisch vererbt, ab Windows 2000 geschieht dies auf Wunsch dynamisch. Wird die ACL eines übergeordneten Verzeichnisses geändert, so hat dies je nach gewählter Vererbung Auswirkungen auf die darunterliegende Verzeichnisstruktur.
Andere Anwendungen
- Ab Mac OS X v10.4 (Tiger) unterstützt auch Mac OS X ACLs.
- Das Betriebssystem OpenVMS von HP (ursprünglich DEC) unterstützt auch ACLs; deren Einträge ACEs heißen.
- Bei Ciscos Betriebssystem IOS bezeichnen ACLs Paketfiltereinstellungen.
- Bei einer Reihe von Web-Anwendungen werden ACL benutzt, um den Zugriff auf einzelne Seiten oder Bereiche auf bestimmte Benutzer oder Benutzergruppen einzuschränken, so bei einigen Wikis (etwa DokuWiki) und CMS (etwa eZ Publish).
Siehe auch
- Port Based Network Access Control
- Mandatory Access Control
- Rollenbasierte Zugriffskontrolle
- Discretionary Access Control
- Computersicherheit
- Rechnernetz
- Firewall
Weblinks
- ACLbit - ACL Backup and Inspect Tool for Linux
- Zur Benutzung von ACLs unter OS X (englisch)
- ACL bei Wiki-Software
- Hintergründe und Funktionsweise von POSIX ACLs für Linux-Dateisysteme
Quelle
- ↑ Maximum Number of ACEs in an ACL in der Microsoft Knowledge Database, 20. September 2003
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