Neuenburg (Kanton)

Neuenburg (Kanton)
Republik und Kanton Neuenburg
Wappen Republik und Kanton Neuenburg
Basisdaten
Hauptort: Neuenburg
Fläche: 803 km²
(Rang 15)
Einwohner: 169'640 (2007)
(Rang 16)
Bevölkerungsdichte: 210 Einw./km²
(Rang 13)
Beitritt zur Eidgenossenschaft: 1815
Abkürzung: NE (ISO:CH-NE)
Sprachen: Französisch
Website: Republik und Kanton Neuenburg
Karte
Karte Republik und Kanton Neuenburg
Lage des Kantons
Lage Republik und Kanton Neuenburg

Der Kanton Neuenburg ist ein Kanton im Westen der Schweiz.

Deutsch: Republik und Kanton Neuenburg; Französisch: République et Canton de Neuchâtel; Italienisch: Repubblica e Cantone Neuchâtel; Rätoromanisch: Republica e Chantun Neuchâtel.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Der Kanton liegt in der geographischen Region des Schweizer Juras in der französischsprachigen Westschweiz und kann in vier Grossregionen unterteilt werden. Entlang des Neuenburgersees zieht sich ein flacher Uferstreifen, "le Littoral" genannt. Die gleichnamige Hauptstadt Neuenburg liegt am Seeufer. Nördlich davon, begrenzt durch den Chaumont, liegt das Val de Ruz.

Westlich von Neuenburg, noch in der Seeuferebene, befindet sich der Schwemmlandkegel an der Mündung der Areuse. Das Tal verengt sich weiter westlich zu einer schmalen Schlucht und öffnet sich dann zum Hochtal Val de Travers. Zwischen dem Val de Travers und dem Neuenburgersee befindet sich die Kette des Chasseron, die aber zum grössten Teil auf dem Gebiet des Kantons Waadt liegt. Der markante Felskessel des Creux du Van bildet das östliche Ende dieser Bergkette.

Nördlich des Val de Travers und des Val de Ruz zieht sich über die gesamte Länge des Kantons eine Bergkette, die ganz im Osten mit dem Chasseral ihren höchsten Punkt erreicht. Der wichtigste Passübergang ist die Vue des Alpes. Dahinter befinden sich das Vallée des Ponts und das Hochtal von La Chaux-de-Fonds. Die Schlucht des Doubs mit dem Lac des Brenets bildet einen Teil der Grenze zu Frankreich.

Geschichte

Einordnung

Der Kanton Neuenburg ist vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert hinein in gewissem Sinne als Anachronismus in der Schweizer Geschichte zu sehen. Während die meisten Orte der alten Eidgenossenschaft im Mittelalter ihre Abhängigkeit von Fürstenhäusern zu lösen vermochten, blieb dieser Kanton ein Fürstentum, dies zum Teil bis ins 19. Jahrhundert hinein. Es wurde von Alleinherrschern respektive von grossen europäischen Fürstenhäusern regiert; darin unterschied es sich auch von den in einigen Kantonen während des Absolutismus aufkommenden Herrschaftsformen weniger in den familiären kulturellen Städten eingesessener aristokratischer Familien (Oligarchien). Beim Übergang an das deutsche Königreich Preussen anfangs des 18. Jahrhunderts spielte auch der Zufall eine nicht unwesentliche Rolle. Die Neuenburger Bevölkerung sah sich danach in der ungewöhnlichen Situation, sowohl zugewandter Ort der Eidgenossenschaft als auch Fürstentum in der Hand berühmter Hohenzollern wie dem "Soldatenkönig" (Friedrich Wilhelm I.) oder dem "alten Fritz" (Friedrich II., "aufgeklärter Absolutismus") zu sein. Dass diese 'Zufallsehe' mit Preussen eher lockerer Natur war, zeigt auch der nicht allzu grosse Widerstand, den der militärisch starke preussische Staat den verschiedenen Neuenburger Abspaltungs- und Demokratisierungs-Bestrebungen im 19. Jahrhundert entgegensetzte. In einem Krieg wäre der junge Schweizer Bundesstaat unterlegen gewesen.

Ur- und Frühgeschichte

Archäologische Funde legen Zeugnis davon ab, dass das Gebiet entlang des Neuenburgersees und des Jurasüdfusses bereits Jahrhunderte vor den Römern von Megalithkulturen und keltischen Stämmen besiedelt war. Nach dem spektakulären Fund des "Gold der Helvetier" im Neuenburger Vorort La Tène wurde sogar eine Epoche der keltischen Kultur nach dem Fundort benannt (La-Tène-Zeit).

Auf Höhe des A5-Tunnels in Hauterive, östlich von Neuenburg (Neuchatel), liegt der Park "Laténium", der an die Stelle des "Musée cantonal d´archéologie" getreten ist und latenezeitliche Funde zeigt. Der "Pré de Riva", ein weiterer Archäologischer Park liegt auf der südlichen Seite des Sees, nur etwa 26 km entfernt im Kanton Freiburg. Es ist die rekonstruierte Pfahlbausiedlung von Gletterens, bei Vallon.

Mittelalter

Im Mittelalter entstehen viele Städtchen und Siedlungen in den beiden Hochtälern Val de Ruz und Val de Travers, aber auch entlang des Sees, mit den für diese Zeit charakteristischen Kirchen und Burgen, von denen die meisten aus dem 12. und 13. Jahrhundert stammen.

Im Frühmittelalter war Neuenburg Teil des Königreichs Burgund, das von dem fränkischen Adelsgeschlecht der Welfen regiert wurde. Der letzte König von Burgund, Rudolf III. (993-1032), war ein schwacher, durch seine Vasallen bedrängter König. Da er kinderlos geblieben war, schloss er 1006 einen Erbvertrag mit dem Deutschen Reich unter Heinrich II., dem letzten der ottonisch-sächsischen Könige und Kaiser. Dieser war über seine Mutter Gisela ein Neffe Rudolfs III. Nach dem Tod Rudolfs III. im Jahr 1032 fiel das Königreich Burgund dann im Erbgang an den fränkischen Kaiser Konrad II.. Fortan existierte es als Reichsgut mit formeller Selbständigkeit innerhalb des Heiligen Römischen Reiches (Deutscher Nation).

Nach dem Erlöschen des alten Grafengeschlechts von Neuenburg und Valangin belehnte Kaiser Rudolf I. (Rudolf von Habsburg) 1288 Johann I. von Chalon-Arlay mit der Grafschaft Neuenburg. Durch Erbschaft ging das Lehen 1395 an die Grafen von Freiburg (im Breisgau), 1457 an die Markgrafen von Baden-Hochberg und 1504 über die Ehe Johanna von Hochbergs mit Ludwig von Orléans-Longueville an das Haus Orléans-Longueville. Die Regentenschaft der Dynastie Orléans-Longueville währte in Neuenburg bis 1707. Die Herrschaft Valangin im nördlichen Teil des heutige Kantons Neuenburg gelangte im 12. Jahrhundert an die Grafen von Aarberg. 1592 wurde Valangin mit der Grafschaft Neuenburg vereinigt. 1643 wurde Neuenburg zum Fürstentum erhoben.

Die Verbindung mit der Alten Eidgenossenschaft geht auf die Burgundische Eidgenossenschaft um die Stadt Bern zurück. 1308 verbündete sich Neuenburg erstmals mit Bern, 1383 folgte auch die Herrschaft Valangin. 1406 bzw. 1427 erlangten beide Gebiete den Status eines Zugewandten Ortes, es bestanden jedoch nur Bündnisverträge mit einzelnen eidgenössischen Orten.

Siehe auch:Liste der Herrscher von Neuenburg

Reformation

Statue des Reformators Guillaume Farel in Neuenburg

Unter dem Schutz Berns, das eine Art schiedsrichterlicher Gewalt über Neuenburg ausübte, bekannten sich unter dem Einfluss des Reformators Guillaume Farel 1530 die meisten Gemeinden der Grafschaft Neuenburg und der Herrschaft Valangin zur Reformation und die Église réformée évangélique du canton de Neuchâtel entstand. Der erste reformierte Pfarrer war Antoine Marcourt (1490–1561), ein französischer Exulant. Lediglich Cressier und Le Landeron blieben katholisch. Während der Wirren der Reformation wurden die dünn besiedelten Neuenburger Bergregionen zur Zuflucht vieler Hugenotten. Im Westfälischen Frieden wurde Neuenburg als souveränes Fürstentum unter dem Schutz der Eidgenossenschaft anerkannt. Die sanktionierte Verbindung mit der Eidgenossenschaft bestand darin, dass Neuenburg zu den zugewandten Orten gehörte. Seitens der Eidgenossen wurden die Fürsten von Neuenburg als „Landleute“ der Schweiz und zugleich als „treue und liebe Eidgenossen“ bezeichnet, obwohl Neuenburg weder Sitz noch Stimme auf der Tagsatzung hatte, sondern es bestand lediglich ein „ewiges Schutzbündnis“ zwischen dem Fürstentum und der Eidgenossenschaft.

Preussische Herrschaft

Mit dem Tod der kinderlosen Fürstin Marie de Nemours am 16. Juni 1707 erlosch die über zwei Jahrhunderte währende Regentschaft des Hauses Orléans-Longueville über Neuenburg. Unter den 15 Bewerbern um die fürstliche Herrschaft in Neuenburg wurde nicht der Prinz Conti, ein Günstling Ludwig XIV. gewählt, sondern der namentlich von Bern favorisierte Friedrich I. von Hohenzollern, Kurfürst von Brandenburg und König «in» Preussen, Sohn der Prinzessin Luise Henriette von Oranien, der einzigen Erbin des Hauses Oranien. Nach langen Verhandlungen, an denen sich auch der Philosoph, Wissenschaftler und Diplomat Gottfried Wilhelm Leibniz mit einer Staatsschrift beteiligte, erfolgte am 3. November 1707 die förmliche Anerkennung der Rechte Friedrichs I. an Neuenburg, der fortan den Titel «souveräner Fürst von Oranien, Neuchâtel und Valangin» neben seinen weiteren Titeln führte. Ludwig XIV. erkannte ihn 1712 im Frieden von Utrecht ebenfalls als Fürsten von Neuenburg an, wodurch der Streit um Neuenburg einstweilig beigelegt war. Bis zum Jahr 1806, also etwa ein Jahrhundert lang, war Neuenburg unter preussischer Herrschaft.

Die preussischen Könige regierten das Fürstentum durch Gouverneure, die ihren Sitz entweder im Schloss von Neuenburg oder in Berlin hatten. Sie gewährten dem Fürstentum alle bisherigen Rechte und Freiheiten und mischten sich nur selten in die inneren Angelegenheiten ein.

Ende 1763 kam Jean-Jacques Rousseau auf der Flucht vor der Verfolgung durch die katholische Kirche in Frankreich und durch die protestantischen Herren in Genf und im Kanton Bern nach Neuenburg, wo ihm der Gouverneur George Keith in Abstimmung mit dem preussischen König Friedrich II. in Môtiers Asyl gewährte. 1765 wurde Rousseau jedoch auf Druck der Neuenburger Pastorengesellschaft, der Vénérable Classe ou Compagnie des Pasteurs, gezwungen, das Land wieder zu verlassen.

Französische Revolution

Die Nachwellen der Französischen Revolution schwappten auch nach Neuenburg über und im Jahr 1792 proklamierte Neuenburg, „hauptsächlich schweizerisch“ zu sein. Es begab sich im Hinblick auf den zwischen Preussen und Frankreich bestehenden Kriegszustand 1793 unter den schützenden Mantel der Eidgenossenschaft. 1794 wurde La Chaux-de-Fonds durch ein Feuer fast vollständig zerstört. Der Wiederaufbau der Stadt wurde auf dem Reissbrett geplant mit dem Ziel, zukünftige Feuersbrünste zu vermeiden. Im Gefolge der Französischen Revolution fand die Familie des deutschen Schriftstellers und Demokraten Georg Forster Zuflucht in Neuenburg. Seine Frau Therese Forster geb. Heyne lebte in Bôle und heiratete nach Forsters Tod Ludwig Ferdinand Huber. Sie gehörte zum Kreis um die Schriftstellerin und Salonière Isabelle de Charrière in Colombier.

Napoleonische Zeit

Die verschiedenartigen Staaten, die bis 1797 auf dem Boden der heutigen Schweiz die Alte Eidgenossenschaft bildeten, schafften es zwischen dem Ausbruch der Französischen Revolution und 1797 nicht, ihre individuellen Verfassungen den Forderungen der neuen Zeit anzupassen. In der Folge kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Eidgenossen und Frankreich. Im Dezember 1797 besetzten französische Truppen Teile des Fürstbistums Basel nördlich von Neuenburg, im Januar 1798 das Waadtland südlich von Neuenburg und im März 1798 die Gebiete der heutigen Kantone Freiburg und Bern östlich von Neuenburg. Das Fürstentum Neuenburg blieb im Hinblick auf den zwischen Preußen und Frankreich am 5. April 1795 geschlossenen Frieden von Basel von einer Besetzung und einem Anschluss an die Helvetische Republik verschont. Erst 1806 überliess Friedrich Wilhelm III. von Preussen aufgrund des Pariser Vertrages vom 15. Februar 1806 das Fürstentum Neuenburg Napoleon I.. Dieser setzte am 30. März 1806 seinen Feldmarschall Louis Alexandre Berthier als Fürsten von Neuenburg ein. Dieser besuchte nie das Fürstentum Neuenburg und liess die alte Ordnung unangetastet.

Der Erste Pariser Frieden wurde am 30. Mai 1814 nach dem Sturz Napoleons I. (11. April 1814) geschlossen und beendete vorläufig die Koalitionskriege, die auch als Russisch-Deutsch-Französischer Krieg von 1812 und 1815 bezeichnet werden. In diesem Friedensvertrag wurde den deutschen Staaten die Unabhängigkeit und die Vereinigung durch ein föderatives Band zugesichert und der Schweiz ihre Unabhängigkeit und Selbstregierung. Infolge des Ersten Pariser Friedens verzichtete Berthier durch Vertrag vom 3. Juni 1814 gegen eine lebenslängliche Rente von 34.000 Talern auf das Fürstentum Neuenburg zu Gunsten Preussens, welches sofort wieder davon Besitz ergriff. Der König von Preussen gab dem Fürstentum von London aus am 18. Juni 1814 eine neue Verfassung (Charte constitutionelle) nach dem Vorbild der Verfassung von Genf und erneuerte die Rechte des Fürstentums als einen für sich bestehenden, von preussischen Staatsinteressen ganz getrennten Staates. In der Folge wurde das Fürstentum Neuenburg auf Basis des Bundesvertrages vom 9. September 1814, der am 7. August 1815 in Kraft getreten ist, als Kanton in die Eidgenossenschaft aufgenommen. Vom Wiener Kongress (1815) wurde Neuenburg als „Schweizer Kanton und preussisches Fürstentum“ anerkannt.

Wirtschaft und Industrialisierung

Mit den Hugenotten kamen die frühe Uhrenindustrie und Automationstechnik in das Land. Die Hugenotten brachten auch die Spitzenklöpplerei nach Neuenburg. Im 18. Jahrhundert stellten Kattundruck und die Herstellung bedruckter Stofftapeten die wichtigsten Exportartikel der neu entstandenen Neuenburger Industrie dar. 1826 liess der Chocolatier Philippe Suchard seine erste Schokoladenfabrik im Neuenburger Vorort Serrières bauen und begründete damit die bekannte Marke Suchard. 1833 wurde die Stadt Le Locle durch eine Feuersbrunst praktisch vollständig zerstört und nach dem Vorbild von La Chaux-de-Fonds wieder aufgebaut (La Chaux-de-Fonds wurde 1794 selbst bei einer verheerenden Feuersbrunst zu drei Vierteln eingeäschert und in der Folge mit einem rechtwinkeligem Grundriss neu aufgebaut). 1834 wurde in der Stadt Neuenburg die erste Akademie eröffnet und 1839 wurde der Wildbach Seyon, der die Stadt Neuenburg immer wieder überschwemmte, in Rohre verlegt und um die Stadt herumgeleitet. 1843 wurde in La Chaux-de-Fonds die erste Synagoge des Kantons eröffnet.

Republikanische Verfassung

Das historische Wappen des Fürstentums Neuenburg bis 1848

Nachdem Neuenburg als Kanton in die Eidgenossenschaft aufgenommen worden war, behielt der preussische König nur die Hoheitsrechte als persönlichen Besitz. Diese Doppelstellung Neuenburgs (Neuenburger Frage) war auf Dauer nicht haltbar. Bereits im September und im Dezember 1831 unternahmen Neuenburger Republikaner und Demokraten einen Versuch, das nach dem Wiener Kongress restaurierte Ancien Régime der Royalisten zu stürzen. Der Aufstand wurde jedoch niedergeschlagen und dem Gouverneur Ernst von Pfuel gelang es zunächst, die alte Ordnung aufrecht zu erhalten. Am 1. März 1848 rebellierte die Neuenburger Bevölkerung unter der Führung von Republikanern aus Le Locle und La Chaux-de-Fonds gegen den preussischen Monarchen. Etwa 1'400 bewaffnete Bergbewohner marschierten von La Chaux-de-Fonds über die Vue des Alpes nach Valangin und nahmen die dortige Burg ein und am Abend desselben Tages nahmen sie unter dem Jubel des Volkes das Schloss in der Stadt Neuenburg ein, wo die Regierung unter Ernst von Pfuel in aller Form abdankte und die Amtsgeschäfte einer neuen provisorischen Regierung übergab. Die preussische Regierung in Berlin begnügte sich mit einem Protest gegen diesen Übergriff und der König von Preussen entband die in Neuenburg gefangen gehaltenen Staatsräte des Eides der Treue. Ein Verfassungsrat erarbeitete in der Folge eine neue Verfassung im Geiste einer repräsentativen Demokratie, die vom Volk am 30. April 1848 angenommen wurde, und Neuenburg nannte sich fortan «République et Canton de Neuchâtel».

Royalistischer Putsch und Neuenburgerhandel

Eine kleine Fraktion von Royalisten hielt sich im Kanton Neuenburg beharrlich von allen Staatsgeschäften fern und versuchte mit allen Mitteln eine Abspaltung Neuenburgs von der Schweiz zu erzwingen. An der Spitze dieser Fraktion standen der ehemalige Staatsrat von Petitpierre-Wesdehlen und der Graf Friedrich von Pourtalès-Steiger. Letztgenannter gab kurz nach der Rückkehr von einer Berlinreise am 29. August 1856 den Befehl zur Attacke, die in der Nacht vom 2. zum 3. September starten sollte. Der Befehl war «im Namen des Königs» unterzeichnet. Am Abend des 2. Septembers 1856 drangen hunderte von Royalisten in das Schloss von Neuenburg ein, besetzten es und hissten die schwarz-weisse Flagge Preussens auf dem Turm des Schlosses. Am Morgen des 4. Septembers 1856 drangen dann bewaffnete Republikaner in das Schloss und nahmen nach schwacher Gegenwehr die Führer des royalistischen Aufstandes gefangen. Der royalistische Putsch war gescheitert, doch die Affaire drohte zu eskalieren. König Friedrich Wilhelm IV. von Preussen verlangte die sofortige Freilassung der gefangenen Royalisten, wogegen sich die Schweiz jedoch mit Nachdruck widersetzte. Nachdem der Bundesrat eine Amnestie für die Royalisten verweigerte, bereiteten sich Preussen und die Schweiz auf einen Krieg vor. Der Schweizer General Guillaume-Henri Dufour entsandte Truppen zur Grenzsicherung an den Rhein. In Basel wurde kurzfristig eine temporäre strategische Brücke (Dufourbrücke) über den Rhein gebaut, um genügend Brückenkapazität für Truppenverschiebungen auf die rechtsrheinische Seite zu haben.

Unter Vermittlung von Napoléon III. wurde der Streit friedlich beigelegt und der preussische König verzichtete im Vertrag von Paris am 26. Mai 1857 endgültig auf seinen Anspruch auf das Fürstentum Neuenburg. Im Gegenzug gewährten die Schweizer Bundesorgane im sogenannten Neuenburgerhandel den Rebellen eine Amnestie. Am 19. Juni 1857 entband der preussische König in einer feierlichen Proklamation die Neuenburger von ihrem Treueid. Damit endete auch staats- und völkerrechtlich die, mit einer kurzen Unterbrechung zwischen 1806 und 1814, 150 Jahre dauernde preussische Herrschaft in Neuenburg, selbst wenn sie faktisch bereits durch die Ausrufung der Republik im Jahre 1848 beendet worden war.

Absinthverbot und Universitätsgründung

Am 7. Oktober 1910 wurde der Absinth in der Schweiz aufgrund einer Volksabstimmung vom 5. Juli 1908 verboten. Das Val de Travers verlor damit einen seiner wichtigsten Industriezweige. Die Familie Pernod verliess die Schweiz und baute ihre Fabriken zur Absinthproduktion im französischen Pontarlier unweit der Landesgrenze neu auf. Am 1. März 2005 wurde das Absinthverbot in der Schweiz aufgehoben. Im ersten Jahr nach der Legalisierung wurden im Val de Travers etwa 130.000 Liter Absinth hergestellt, die illegale Produktion zu Zeiten der Prohibition betrug nach Schätzungen der Eidgenössischen Alkoholverwaltung etwa 50.000 Liter pro Jahr.

1910 wurde die Neuenburger Académie in die Université de Neuchâtel umgewandelt.

Städte und Orte

Hauptstadt des Kantons ist Neuenburg. Die grösste Stadt ist jedoch La Chaux-de-Fonds, die bekannte Uhrenstadt inmitten des Neuenburger Juras, die 37'023 Einwohner (2007) zählt. Mit 32'389 Einwohnern folgt Neuenburg erst an zweiter Stelle. Drittgrösste Stadt des Kantons ist mit 10'240 Einwohnern Le Locle.

Weitere grössere Gemeinden sind:

Vollständige Liste der 62 Neuenburger Gemeinden siehe: Gemeinden des Kantons Neuenburg

Bezirke

Bezirke des Kantons Neuenburg

Der Kanton ist in sechs Amtsbezirke und vier geographische Regionen gegliedert:

Siehe auch: Bezirke des Kantons Neuenburg

Weblinks


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