Neustadt an der Mettau

Neustadt an der Mettau
Nové Město nad Metují
Wappen von Nové Město nad Metují
Nové Město nad Metují (Tschechien)
DEC
Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Královéhradecký kraj
Bezirk: Náchod
Fläche: 2312 ha
Geographische Lage: 50° 21′ N, 16° 9′ O50.34388888888916.151944444444332Koordinaten: 50° 20′ 38″ N, 16° 9′ 7″ O
Höhe: 332 m n.m.
Einwohner: 10.180 (2005)
Postleitzahl: 549 01
Struktur
Status: Stadt
Ortsteile: 4
Verwaltung (Stand: 2007)
Bürgermeister: Bronislava Malijovská
Adresse: náměstí Republiky 6
549 01 Nové Město nad Metují
Website: www.novemestonm.cz
Wappentafel am Schloss in Nové Město

Nové Město nad Metují (deutsch Neustadt an der Mettau) ist eine Stadt im Bezirk Náchod in Tschechien. Sie ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Neustadt in Europa, in der sich 36 Städte und Gemeinden mit der Ortsbezeichnung Neustadt aus Deutschland, Österreich, Ungarn, Tschechien, Polen und der Slowakei zusammengeschlossen haben. Im Jahr 2010 ist Nové Město nad Metují Ausrichter des jährlich stattfindenden „Neustadt-Treffens“.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Nové Město nad Metují liegt im Vorland des Adlergebirges. Die Stadt zählt zu den schönsten Renaissancestädten Tschechiens und steht unter Denkmalschutz. Sie liegt auf einem Felsenvorsprung, der von drei Seiten von der Mettau (Metuje) umflossen wird.

Nachbarorte sind Přibyslav und Náchod im Norden, Nový Hrádek und Slavoňov im Osten, Dobruška im Süden, Černčice und Nahořany im Südwesten, Doubravice und Provodov-Šonov im Westen und Václavice im Nordwesten. Westlich liegen das Naherholungsgebiet und der Stausee „Rozkoš“.

Geschichte

Der Ort wurde im Jahre 1501 von Johann Černčický von Kácov gegründet, als er einen rechteckigen Marktplatz und ein Kastell anlegen ließ. Auf der Südseite des Marktes entstand die Kirche zur Hl. Dreifaltigkeit. Zwei Jahre später übertrug er die Privilegien des unweit gelegenen Städtchens Krčín, welches in den Hussitenkriegen zerstört und nicht wieder aufgebaut wurde, auf die neue Stadt und nannte sie Nové Město Hradište nad Medhují. Durch die Privilegien - zu denen das Marktrecht, das Recht Zoll zu erheben und Bier zu brauen gehörten - folgte eine rasche wirtschaftliche Entwicklung. Zu dieser Zeit gehörten 16 Dörfer zur Herrschaft Nové Město.

Nach dem großen Stadtbrand von 1526 erwarben Stadt und Herrschaft die Herren von Pernstein. Sie beriefen italienische Baumeister und gestalteten den Marktplatz mit einheitlichen Fassaden, Dachgiebeln und Arkaden im Stil der Renaissance um; auch das Kastell wurde erweitert und umgebaut. Die Pernstein verkauften jedoch den Besitz schon 1548.

Die nächsten Besitzer waren die aus der Steiermark stammenden Herren von Stubenberg aus der protestantischen Linie dieser Adelsfamilie. Sie ließen das Kastell zu einem Renaissance-Schloss umbauen und erweitern. Da Rudolf von Stubenberg am böhmischen Ständeaufstand beteiligt war, wurden Stadt und Herrschaft nach der Schlacht am Weißen Berge 1620 durch den Kaiser konfisziert.

Stadt und Herrschaft gingen anschließend an Albrecht von Wallenstein über, der den Besitz jedoch schon bald an Maria Magdalena Trčka von Lobkowitz verkaufte. Sie residierte mit ihrem Mann Jan Rudolf Trčka von Lípa auf Opočno und verkaufte Stadt und Herrschaft Neustadt 1628 ihrem Sohn Adam Erdmann Trčka von Lípa[1]. Da die Trčka von Leipa auf ihren Gütern eine gewaltsame Rekatholisierung durchführten, kam es 1628 zu einem Aufstand der bäuerlichen Untertanen.

Nach der Ermordung des an der Seite Wallensteins stehenden Adam Erdmann Trčka von Lípa 1634 in Eger schenkte Kaiser Ferdinand II. Stadt und Herrschaft Neustadt seinem Feldmarschall Walter Leslie, der einem schottischen Adelsgeschlecht entstammte und an dem Mordkomplott gegen Wallenstein und dessen Anhänger beteiligt gewesen war. Dieser ließ 1655-1661 das Schloss durch Carlo Lurago im Stil des Barock umbauen. Walters Neffe Jacob von Leslie gründete das Kloster der mildtätigen Brüder mit Spital und der Kirche Mariä Geburt.

Nachdem die böhmische Linie der Leslies 1802 erloschen war, gingen Stadt und Herrschaft auf die Adelsfamilie von Dietrichstein und 1858 an deren entferntere Verwandte (von Liechtenstein, von Waldstein-Wartenberg, von Lamberg) über, die jedoch nicht in der Stadt residierten, was sich für Stadt und Herrschaft negativ auswirkte. Das Schloss blieb unbewohnt bzw. diente anderen Zwecken und verfiel allmählich.

1908 erwarb der Textilindustrielle Josef Bartoň Schloss und Herrschaft. 1948 wurde die Familie Bartoň-Dobenin durch den kommunistischen tschechoslowakischen Staat entschädigungslos enteignet. 1992 wurde das Schloss Nové Město an die Nachkommen von Josef Bartoň-Dobenin restituiert.

Gutsherrschaft Tscherbeney

Die in der ehemaligen Grafschaft Glatz liegende Gutsherrschaft Tscherbeney, die auch die Orte (Bad) Kudowa (Chudoba), Straußeney (Stroužné) und Jakubowitz (Jakubovice) umfasste, gehörte im 17. und 18. Jahrhundert ebenfalls zur Herrschaft Neustadt a. d. M. Sie wurde im Jahre 1785 durch die Familie von Leslie an die Grafen Stillfried auf Neurode verkauft und gehört seit 1945 zum polnischen Powiat Kłodzki.

Ortsteile

Zur Stadt Nové Město nad Metují gehören die Ortschaften Bradla (Barren), Krčín (Rodwald), Spy (Spie) und Vrchoviny (Werchowin).

Sehenswürdigkeiten

  • Schloss Nové Město nad Metují
  • Der Marktplatz mit Renaissancehäusern und Laubengängen sowie dem Rathaus
  • Die Kirche der Hl. Dreifaltigkeit in der Süd-Ost-Ecke des Marktplatzes wurde 1519 errichtet und erhielt 1540 ihre heutige Gestalt. Sie beherbergt alte Grabinschriften, eine Barockorgel, einen schönen Altar und Fresken.
  • Die Pestsäule wurde 1696 errichtet.
  • Statue der Hl. Dreifaltigkeit, die 1767 als Dank für die Beendigung des Siebenjähriges Krieges aufgestellt wurde.
  • Krčín (seit 1949 eingemeindet) gehört zu den ältesten Ortschaften in Ostböhmen. Die Heilig-Geist-Kirche mit dem Glockenturm stammt aus dem 16. Jahrhundert.

Sehenswürdigkeiten in der Umgebung

Holzkirche von 1553 in Slavoňov
  • Die Holzkirche in Slavoňov wurde 1553 an der Stelle einer älteren Kirche erbaut und 1705 mit Wandmalereien ausgeschmückt. Zusammen mit dem Glockenturm und dem Friedhof stellt sie ein einzigartiges Ensemble dar, das als Weltkulturerbe in die UNESCO-Liste aufgenommen wurde.
  • Pekelské údoli (Teufelstal): ein Ausflugsziel im romantischen Tal der Mettau, mit einer ehemaligen Mühle, die Anfang des 20. Jahrhunderts nach Plänen des Architekten Dušan Jurkovič zu einem Gasthaus umgebaut wurde.

Söhne und Töchter der Stadt

Partnerstädte

Bilder

Literatur

  • Joachim Bahlcke u. a., Handbuch der historischen Stätten Böhmen und Mähren, Kröner-Verlag, Stuttgart 1998, ISBN 3-520-32901-8, S. 405–406
  • Erhard Gorys, DuMont Kunst-Reiseführer Tschechische Republik, ISBN 3-7701-2844-3, S. 324–325
  • Knaurs Kunstführer Tschechische Republik, ISBN 3-426-26609-1, S. 162–163

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Jaroslav Šůla: Dva kšafty Jana Rudolfa Trčky z Lípy. In: Stopami Dějin Náchodska, 5/1999, ISBN 80-902158-5-8, S. 165

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