Niederwil (Freiamt)

Niederwil (Freiamt)
AG dient als Kürzel für den Schweizer Kanton Aargau und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Niederwil zu vermeiden.
Niederwil
Wappen von Niederwil
Basisdaten
Kanton: Aargau
Bezirk: Bremgarten
BFS-Nr.: 4072Vorlage:Infobox Ort in der Schweiz/Gemeinde
PLZ: 5524
Koordinaten: (664838 / 248101)47.3805498.297231405Koordinaten: 47° 22′ 50″ N, 8° 17′ 50″ O; CH1903: (664838 / 248101)
Höhe: 405 m ü. M.
Fläche: 6.15 km²
Einwohner: 2394
(31. Dezember 2008)[1]
Website: www.niederwil.ch
Karte
Karte von Niederwil

Vorlage:Infobox Ort in der Schweiz/Wartung/Pixel

Niederwil ist eine Einwohnergemeinde im Schweizer Kanton Aargau und gehört zum Bezirk Bremgarten. Die Gemeinde besteht aus den drei Ortsteilen Niederwil, Nesselnbach und Gnadenthal. 1901 wurde Nesselnbach (das zusammen mit Gnadenthal eine eigenständige Gemeinde bildete) mit Niederwil fusioniert.

Die Gemeinde wurde vor 1890 zur Abgrenzung von Niederwil (Zofingen) (dem heutigen Rothrist) auch Niederwil (Bremgarten) genannt.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Der östliche Teil der Gemeinde liegt in einer lang gezogenen Ebene westlich der Reuss. Die Hauptsiedlung Niederwil befindet sich an der südlichen Gemeindegrenze, rund einen halben Kilometer vom Fluss entfernt, und ist fast mit Fischbach-Göslikon zusammengewachsen. Rund anderthalb Kilometer nördlich von Niederwil liegt der etwa halb so grosse Ortsteil Nesselnbach. Nochmals einen Kilometer in nordöstlicher Richtung liegt an einer Flussbiegung der Reuss das ehemalige Kloster Gnadenthal. Der Wagenrain, ein Höhenzug zwischen Reusstal und Bünztal, bedeckt den westlichen Teil der Gemeinde. Westlich von Niederwil ist das Gefälle eher flach und wird in Richtung Nesselnbach steiler.

Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 615 Hektaren, davon sind 186 Hektaren mit Wald bedeckt und 86 Hektaren überbaut. Der höchste Punkt befindet sich auf 505 m ü. M. im Gebiet Grossmooshau, die tiefste Stelle liegt auf 350 m ü. M.an der Reuss.

Nachbargemeinden sind Stetten im Norden, Künten im Osten, Fischbach-Göslikon im Südosten, Wohlen im Süden, Hägglingen im Westen und Tägerig im Nordwesten.

Geschichte

Verschiedene Funde deuten darauf hin, dass die Gegend von Niederwil bereits während der Jungsteinzeit besiedelt war. Es wurden ebenso mehrere Grabhügel aus der Bronzezeit entdeckt und wissenschaftlich untersucht. Zur Zeit der Römer befand sich im heutigen Dorfzentrum ein Gutshof, bestehend aus einem Haupthaus und bis zu zwanzig Nebengebäuden. Diese Anlage wurde um das Jahr 350 n. Chr. bei einem Raubzug der Alamannen zerstört. Während rund 300 Jahren war das Gebiet von Niederwil unbewohnt, bis sich die Alamannen endgültig ansiedelten.

Röm.-kath. Kirche

Niederwil und Nesselnbach wurden 893 erstmals urkundlich erwähnt. In einer Klageschrift des Fraumünsters in Zürich wurde vermerkt, in welchen Orten abgabepflichtige Personen lebten und wie sich diese ihrer Abgabepflicht illegalerweise entzogen hatten. Der grösste Lehnsherr von Niederwil war das Kloster Gnadenthal unweit des Dorfes. Der Frauenkonvent entstand im Jahre 1275, gehörte seit 1394 zum Zisterzienserorden und war eng mit dem Kloster Wettingen verbunden. Die Habsburger übten die hohe Gerichtsbarkeit aus.

1415 eroberten die Eidgenossen den Aargau und Niederwil bildete den Hauptort eines Amtes in den Freien Ämtern, einer gemeinen Herrschaft. Im Jahr 1529 traten sämtliche Einwohner Niederwils zum reformierten Glauben über. Nach dem Zweiten Kappelerkrieg von 1531 wurde ihnen jedoch die Rückkehr zum Katholizismus befohlen.

Im März 1798 marschierten die Franzosen in die Schweiz ein und riefen die Helvetische Republik aus. Die Niederwiler wehrten sich zuerst gegen die neue Ordnung. Am 26. April 1798 wurden bei einem Gefecht etwa ein Dutzend Dorfbewohner getötet und der Widerstand brach zusammen. Das Dorf gehörte nun endgültig zum Kanton Baden.

1803 kam Niederwil zum neu geschaffenen Kanton Aargau. Durch die Handels- und Gewerbefreiheit begünstigt, verdoppelte sich innerhalb von 30 Jahren die Anzahl der Häuser; die Einwohnerzahl stieg von 600 auf 900. Da aber keine neuen Verdienstmöglichkeiten entstanden waren, verarmten viele Dorfbewohner. Viele von ihnen wanderten nach 1850 nach Übersee aus.

Nachdem das Kloster Gnadenthal bereits von 1841 bis 1843 infolge des Aargauer Klosterstreits geschlossen gewesen war, wurde es 1876 während des Kulturkampfes durch einen Beschluss des Grossen Rates (Kantonsparlament) endgültig aufgehoben. Einige Jahre dienten die Räumlichkeiten als Tabakfabrik, seit 1894 ist dort ein Pflegeheim eingerichtet.

Am 1. Januar 1901 wurde die Gemeinde Nesselnbach gegen ihren Willen mit Niederwil fusioniert. Bis 1960 stieg die Einwohnerzahl nur sehr leicht an. Danach folgte, wie in vielen Gemeinden des Bezirks Bremgarten, ein regelrechter Bauboom, der durch die Nähe zur Stadt Zürich begünstigt wurde. Allein zwischen 1985 und 1990 zogen mehr als 500 neue Einwohner nach Niederwil.

Sehenswürdigkeiten

Kloster Gnadenthal

Sehenswert ist das ehemalige Zisterzienserinnenkloster Gnadenthal mit seiner spätbarocken Kirche und dem Kreuzgang.

Wappen

Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «Durch rot-weiss geschachteten Balken geteilt von Rot mit zwei weissen Schrägbalken und von Grün mit weissem Fluss.» Das heute verwendete Wappen wurde 1953 eingeführt und besteht aus drei Teilen. Im oberen Drittel symbolisieren die roten und weissen Schrägbalken die Herren von Wil, ein Adelsgeschlecht, das im Mittelalter in Niederwil Lehnsherr war. Im mittleren Drittel ist ein rot-weiss karierter Stab; dieser symbolisiert den Zisterzienserorden, zu dem das Kloster Gnadenthal einst gehörte. Das untere Drittel zeigt einen Bach, der durch ein grünes Feld fliesst; dieses Symbol steht für Nesselnbach.[2]

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung:[3]

Jahr 1837 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000
Einwohner 617 801 939 1102 1192 1484 1631 2131 2471

Am 31. Dezember 2007 lebten 2367 Menschen in Niederwil, der Ausländeranteil betrug 14,6 %.[4] Bei der Volkszählung 2000 waren 59,9 % römisch-katholisch, 26,8 % reformiert und 3.4 % moslemisch; 1,6 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an. 92,7 % bezeichneten Deutsch als ihre Hauptsprache, 2,0 % Albanisch, 1,9 % Italienisch, 0,7 % Serbokroatisch, je 0,6 % Französisch und Englisch.[5]

Politik und Recht

Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden. Gemeindeammann der Amtsperiode 2006-2009 ist Thomas Peterhans.

Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Bremgarten zuständig. Auf kommunaler Ebene gibt es einen Friedensrichter, der auch für Fischbach-Göslikon, Hägglingen und Tägerig zuständig ist.

Wirtschaft

In Niederwil gibt es rund 850 Arbeitsplätze, davon 8 % in der Landwirtschaft, 31 % in der Industrie und 61 % im Dienstleistungssektor.[6] Vorherrschend sind kleine und mittlere Unternehmen. Die meisten der erwerbstätigen Einwohner sind Wegpendler, die in der näheren Umgebung (Wohlen, Bremgarten) oder in der Agglomeration Zürich arbeiten.

Verkehr

In Niederwil kreuzen sich zwei Postautolinien. Die eine führt von Wohlen über Stetten nach Mellingen, die andere von Bremgarten über Mellingen nach Baden.

Bildung

Niederwil bietet folgende Schulstufen an: Kindergarten, Primarschule, Realschule und Sekundarschule. Die Bezirksschule kann in Wohlen, Bremgarten oder Mellingen besucht werden. Die nächstgelegene Kantonsschule (Gymnasium) befindet sich in Wohlen.

Literatur

  • Niederwil im Freiamt - Dorfgeschichte 1993, herausgegeben von der Einwohnergemeinde Niederwil zur 1100-Jahr-Feier.
  • Laetitia Zenklusen: Schweizerische Kunstführer GSK, Band 704: Das ehemalige Zisterzienserinnenkloster Gnadenthal, Bern 2004, ISBN 3-85782-704-1

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungsstatistik, 2. Halbjahr 2008 - Statistisches Amt des Kantons Aargau
  2. Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004. ISBN 3-906738-07-8
  3. Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden im Bezirk Bremgarten - Statistisches Amt des Kantons Aargau
  4. Bevölkerungsstatistik 2. Halbjahr 2007 - Statistisches Amt des Kantons Aargau
  5. Gemeindeporträt - Statistisches Amt des Kantons Aargau
  6. Betriebszählung 2005 - Statistisches Amt des Kantons Aargau

Weblinks


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