Freie Ämter

Freie Ämter
Wappen des Freiamts
Freiämterwappen
gemalt in der Alten Kanti Aarau

Das Freiamt (früher Freie Ämter) ist eine Region in der Schweiz und liegt im Südosten des Kantons Aargau. Es umfasst das Gebiet zwischen dem Lindenberg und dem Heitersberg, sowie von der Endmoräne bei Othmarsingen bis zur Reuss bei Dietwil. Heute wird das Gebiet der zwei Bezirke Bremgarten und Muri als Freiamt bezeichnet.

Die ländliche Gegend im Reuss- und Bünztal wird im Volksmund aufgrund der mehrheitlich katholischen Bevölkerung auch „schwarzer Erdteil“ genannt. Bremgarten, Muri, Sins, Villmergen und Wohlen gehören zu den wichtigsten Ortschaften des Freiamts; ein weiteres Ballungsgebiet ist die Region rund um den Mutschellen.

Nach statistischen Kriterien ist nur Wohlen eine Stadt, während Bremgarten seit dem Mittelalter Stadtrecht besitzt. Das Freiamt liegt an einer zentralen Position im Mittelland. In einer halben Autostunde sind Zürich, Zug und Luzern erreichbar.

Geschichte

Das Gebiet des heutigen Kantons Aargau wurde 1415 von den Eidgenossen erobert. Die definitive Grenzziehung wurde aber erst 1425 festgelegt, nachdem Luzern die Ämter Meienberg und Richensee sowie die Gegend um Villmergen an den gemeinsamen Besitz zurückgeben musste. Die Freien Ämter wurden zu einer Gemeinen Herrschaft, die abwechselnd von den Orten der Eidgenossenschaft jeweils während zwei Jahren verwaltet wurden. Die Freien Ämter bestanden aus den 13 Unterämtern Bettwil, Boswil, Dottikon, Hägglingen, Hermetschwil, Meienberg, Muri, Niederwil, Richensee, Sarmenstorf, Villmergen, Wohlen und Wohlenschwil.

1529 wechselten vor allem im Unteren Freiamt zahlreiche Gemeinden zum reformierten Glauben. Dies erzürnte die Zentralschweizer Kantone, da sie fürchteten, die Kontrolle über das strategisch wichtige Gebiet zwischen den reformierten Ständen Bern und Zürich zu verlieren. Nach dem Zweiten Kappelerkrieg von 1531 konnten die Gemeinen Herrschaften selbst über ihre Religion bestimmen, vom betreffenden Landfriedensvertrag blieb das Freiamt aber ausgeschlossen und wurde wieder katholisch.

Das Vertreiben von 37 Reformierten aus Arth sowie die Auslieferung dreier Personen an die Inquisition und die Vollstreckung der Todesstrafe gegenüber weiteren vieren bewegte Zürich dazu, den fünf Innerschweizer Kantonen im Jahr 1656 den Krieg zu erklären. Ziel des Ersten Villmergerkrieges war es, die Bestimmungen des zweiten Kappeler Landfriedens zu revidieren. Dabei wurde Rapperswil erfolglos belagert, 9000 Berner Soldaten marschierten im Freiamt ein. Bei Villmergen fand die Entscheidungsschlacht statt, bei der 573 Berner und 189 Innerschweizer starben. Der Villmerger Landfrieden bestätigte die alten konfessionellen Regelungen.

Teilung der Freien Ämter 1712

Nach dem Zweiten Villmergerkrieg im Jahr 1712 teilten die siegreichen reformierten Orte das Freiamt in zwei Hälften. Die schnurgerade Trennlinie führte von der Kirche in Oberlunkhofen zum Galgen in Fahrwangen und verlief mitten durch Boswil. In den oberen Ämtern durften die katholischen Orte zwar noch mitbestimmen, doch in den unteren Ämtern regierten nur noch die reformierten Orte Bern, Zürich und Glarus im Verhältnis 7:7:2.

1798 wurden die Freien Ämter auf Befehl der Franzosen mit der Grafschaft Baden zum Kanton Baden vereinigt. Dies gegen den Willen der Bevölkerung, die einen Anschluss an Zug oder Luzern befürwortete. 1803 verfügte Napoléon Bonaparte die Verschmelzung mit dem Kanton Aargau. Es entstanden die zwei Bezirke Bremgarten und Muri. Der Name Freiamt wandelte sich zu einer Landschaftsbezeichnung.

Die bäuerliche Mentalität und die traditionelle Ausrichtung auf die Innerschweiz vertrugen sich nur schlecht mit dem neuen Staatswesen, das vor allem von Reformierten aus dem Berner Aargau beherrscht wurde. 1830 erhob sich das katholische Landvolk zum Freiämtersturm gegen die mehrheitlich protestantische Kantonsregierung. Zwischen 5000 und 6000 bewaffnete Freiämter erzwangen in Aarau unter Führung des Merenschwander Wirts und Grossrats Johann Heinrich Fischer die Ausarbeitung einer neuen Verfassung. Entgegen der ursprünglichen Absicht ebnete dies dann allerdings einer liberalen Politik den Weg.

Der Bistumsstreit, die staatliche Bevormundung der Klöster ab 1834, die Auseinandersetzung um die Badener Artikel und das Schulgesetz von 1835 verursachten neue Unruhen, die im Aargauer Klosterstreit mündeten. Die Aargauer Regierung entschied sich, das Freiamt militärisch zu besetzen. Wegen der Verhaftung des katholisch-konservativen Bünzer Komitees kam es zwischen dem 10. und 14. Januar 1841 zum offenen Kampf, in welchem die Gefangenen befreit wurden. Die Regierungstruppen schlugen den Aufstand in Villmergen nieder und besetzten das Freiamt mit 10'000 Mann. Daraufhin beschloss der Grosse Rat, die Klöster aufzuheben. Die Benediktiner mussten endgültig aus dem einstmals mächtigen Kloster Muri wegziehen. Die Benediktinerinnen aus dem Kloster Hermetschwil mussten ebenfalls ihre Abtei verlassen, konnten aber 1843 wieder zurückkehren. Erst nach der Gründung des Bundesstaates im Jahr 1848 nahmen die religiösen Spannungen ab.

In den Köpfen der Bewohner verschwindet das Freiamt langsam. Die Globalisierung und die politischen Realitäten lassen nicht viel Platz für eine nur historisch-gesellschaftlich existierende Region. Trotzdem erstellten 2003 die Gemeinden als Zeichen der Verbundenheit einen Wanderweg, den Freiämterweg. Die traditionelle Verbundenheit mit der Innerschweiz blieb dennoch, vor allem im Oberen Freiamt, erhalten. Dies widerspiegelt sich u.a. in kulturellen Bereichen, dem Katholizismus, der Mentalität und im Dialekt. Im Allgemeinen bezeichnen sich die Bewohner des Freiamtes noch heute als "Freiämter" und nicht als "Aargauer". Dies bezieht sich auf die historische Feindschaft mit dem reformierten Berner Aargau.

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