Nielloware

Nielloware
Lendenschurz des Mindener Kreuzes (1070 oder 1120 entstanden) in Niello-Technik.

Niello (Niëllo, ital., v. lat. nigellus, schwärzlich,auch Blachmal ("Schwarzfleck" = die durchschwefelte Silberschlacke) oder Tula genannt, nach der russischen Stadt Tula, Nielleur, Niellierer, Verfertiger von Nielloarbeiten). Es handelt sich um eine Verzierung auf Silber, seltener auf Gold, in neuerer Zeit auch auf Kupfer und Bronze, welche in eingravierten oder durch Stahlplatten eingepressten, mit einer Art schwarzer Farbe ausgefüllten Zeichnungen besteht.

Inhaltsverzeichnis

Technik

Für die schwarze Masse schreibt Cellini 1 Unze Silber, 2 Unzen Kupfer und 3 Unzen Blei vor, der ältere Theophilus 4/7 Silber, 2/7 Kupfer, 1/7 Blei. Die Menge des Schwefels wird nicht genau angegeben. Nach Plinius sollen die Ägypter diese Masse aus Silber und Schwefel zu gleichen Teilen und 1/3 Kupfer dargestellt haben.

Diese Bestandteile sind wiederholt zusammenzuschmelzen, bis die beim Erkalten in Kügelchen zerfallende schwarze Masse gleichmäßiges Gefüge zeigt. Dann wird sie zerstoßen und das zu niellierende Metall, welches durch Wasser mit ein wenig Borax angefeuchtet wurde, gänzlich damit bedeckt. Über glühenden Kohlen wird nun das Niello aufgeschmolzen, nach dem Erkalten aber weggeschabt, so dass lediglich noch die vertieften Stellen der Platte davon erfüllt bleiben. Endlich wird das Ganze abgeschliffen und poliert. Galvanoplastisches Niello erzeugt man auf die Weise, dass man die Metallgegenstände mit Ätzgrund überzieht, in letztern Zeichnungen graviert und diese durch Ätzen vertieft. Man bringt dann den Gegenstand in den galvanoplastischen Apparat, bis durch das niedergeschlagene Kupfer die Züge ausgefüllt sind, wäscht den Ätzgrund ab und schleift und poliert die Oberfläche.

Das Pulver ist heute fertig im Fachhandel zu erwerben. Eine weitere Möglichkeit des Vorgangs: Das Pulver wird mit Salmiakgeist oder hochprozentigen Alkohol zu einem feinen Brei vermischt (Wasser würde beim Erhitzen zu kochen beginnen und die Mischung aus der Vertiefung schleudern). Dieser wird mit einem Spatel in die Vertiefungen eingebracht, mit einer weichen Flamme wird das Metall erhitzt, schließlich mit einer spitzeren das Niello zum schmelzen gebracht. Mit einer spitzen Nadel können die kleinen Bleikügelchen an der Oberfläche verzogen werden. Wenn das Werkstück erkaltet ist, kann das Niello plan gefeilt werden, dazu muss beachtet werden, dass aufgrund des Bleigehalts die Feilung nicht mit Edelmetallfeilung vermischt werden darf, auch sollte separates Werkzeug verwendet werden.

Geschichte

Das Niello war besonders im Mittelalter beliebt, ein hervorragender Meister war Finiguerra in Florenz um 1450. Da die Goldschmiede von solchen Gravierungen Abdrücke aus Schwefel oder Papier nahmen, um den Fortschritt des Ätzens zu kontrollieren, sollen die in verschiedenen Kupferstichsammlungen aufbewahrten Niellen, welche man mit der Vorgeschichte der Kupferstecherkunst in Verbindung bringt, auf diese Weise entstanden sein; doch sind diese Niellen meist verdächtig, und es handelt sich wohl nur um spätere Abdrucke von Kupferplatten, deren Gravierungen sich von schwarzem Grund abheben. Ein wirkliches Niello, eine Gravierung in Gold, war der sogenannte Degenknopf Kaiser Maximilians von Albrecht Dürer. Niello wird nach Koschatzky in der neueren Forschung nicht als Vorläufer des Kupferstichs angesehen. Die Niellen sind dadurch kenntlich, dass sie Abdrücke von der Gegenseite sind.[1] Um 1885-1889 hatte die Nielloarbeit ihren Hauptsitz im Innern von Russland. Am bekanntesten waren die in Tula verfertigten silbernen Tabaksdosen, vorzügliche Arbeiten wurden aber auch in Wologda und Ustjug Weliki hergestellt. Eine besondere Anwendung findet das Niello zur schwarzen Ausfüllung der Ziffern und Teilstriche des Minutenkreises auf metallenen Uhrzifferblättern sowie zur Emaillierung goldener Uhrgehäuse.

Quellen

  1. vgl. Duchesne, Essai sur les nielles, gravures des orfèvres florentins du XV. siècle (Par. 1826).

Literatur

  • Walter Koschatzky: Die Kunst der Graphik. Technik, Geschichte, Meisterwerke. Dtv, München 1999, ISBN 3-423-30742-0
  • Hans-Dieter Dobler, Werner Doll, Ulrich Fischer - Metalltechnik. Grundbildung, Europa-Fachbuchreihe für Metallberufe von Europa-Lehrmittel, Januar 2007, ISBN 3-8085-1111-7
  • Erhard Brepohl - Theorie und Praxis des Goldschmieds, Hanser Fachbuchverlag, 2003, ISBN 3-343-00004-3

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