Nierenkolik

Nierenkolik
Klassifikation nach ICD-10
N20 Nieren- und Ureterstein
N23 Nicht näher bezeichnete Nierenkolik
ICD-10 online (WHO-Version 2011)

Eine Nierenkolik ist ein krampfartiger Schmerz (Kolik) in der Lendengegend oder Bauchraum (Abdomen).

Inhaltsverzeichnis

Ursache und Entstehung

Nierenkoliken entstehen, wenn Nierensteine oder Nierengries, aber auch kleine Blutgerinnsel oder abgestorbenes Nierengewebe durch den Harnleiter in Richtung Harnblase transportiert werden. Wenn das abgehende Material sich an einer der drei Engstellen des Harnleiters festsetzt und der Harnleiter es weitertransportieren will, kommt es zu den schmerzhaften Krämpfen. Die drei Engstellen des Harnleiters sind:

  1. Abgang vom Nierenbecken
  2. die Überkreuzung des Harnleiters über die Arteria iliaca communis (oder Arteria iliaca interna)
  3. beim Eintritt durch die Wand der Harnblase

Symptome

Krampfartige Schmerzen im Bauchraum, oft in Richtung Genitalbereich ausstrahlend, in aller Regel einseitig. Starker bis unerträglicher Schmerzcharakter. Mitunter dabei Schweißausbrüche und Erbrechen. Meistens blutiger Harn. Typisch sind Phasen mit starken Schmerzen im Wechsel mit beschwerdefreien Zeiten.

Diagnostik

Bei der Urinuntersuchung finden sich oft Blutspuren, bei Steinen als Ursache der Kolik nahezu immer. Bei der körperlichen Untersuchung Klopfempfindlichkeit des betroffenen Nierenlagers und starke Druckempfindlichkeit des Bauchraums im Verlauf des betroffenen Harnleiters. Häufig verminderte Darmgeräusche. Zur Lokalisierung des Steins und um einen Stau der Niere feststellen zu können, ist eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie) des Bauchraums unverzichtbar. Zur sicheren Diagnostik eines Steines ist eine native (d. h. ohne Kontrastmittel) Computertomographie das Mittel der Wahl. Zur genaueren Beurteilung der ableitenden Harnwege kann zusätzlich auch eine Ausscheidungsurographie (Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel) erfolgen. Ergänzend kann auch eine Retrograde Pyelographie erfolgen, eine Röntgenuntersuchung, bei der die Harnleiter von Seiten der Harnblase her mit Kontrastmittel aufgefüllt werden.

Therapiemöglichkeiten

Traditionell werden Wärme (da krampflindernd), Bewegung und viel Trinken empfohlen. Diese Empfehlungen sind wissenschaftlich nicht überprüft. Die medikamentöse Behandlung umfasst die Gabe von krampflösenden Mitteln wie Butylscopolamin und Schmerzmitteln wie Metamizol. In schweren Fällen müssen noch stärkere Schmerzmittel eingesetzt werden. Ist ein Stein die Ursache, kann er spontan abgehen oder er muss entfernt werden. Die Behandlungsmöglichkeiten sind von der Steinlokalisation abhängig. Die Verfahren umfassen die Litholyse durch Anpassung des pH-Wertes des Harns im Falle von Harnsäure- oder kleinen Zystinsteinen, die extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (Zertrümmerung von außen, ESWL), die endoskopische Zertrümmerung im Harnleiter mittels Harnleiterspiegelung oder endoskopische Entfernung mittels Fasszange oder einem speziellen Körbchen, dem sogenannten Dormia-Körbchen. Die endoskopische Zertrümmerung kann über Stoßwellen oder Laser erfolgen. Soll der Nierenstein selbst abgehen, kann unterstützend eine Harnleiterschiene eingesetzt werden. Diese verhindert auch einen weiteren Rückstau von Urin Richtung Niere. Bei anderen Ursachen wie z. B. Blutgerinnseln muss nach der Ursache geforscht und diese dann behandelt werden.

Komplikationen

Wenn der Stein den Harnleiter völlig verschließt, kann der Urin der betroffenen Niere nicht mehr abfließen. Dies führt auf die Dauer zu einer Nierenschädigung bis hin zum völligen Funktionsverlust dieser Niere. Wenn zu der Abflussstörung noch eine Infektion in Form eines Harnwegsinfekts kommt, kann eine septische Harnstauungsniere mit Fieber, Schüttelfrost, Schmerzen und Nierenbeckenentzündung entstehen und unbehandelt zum Tod führen.

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