Nietzsche contra Wagner

Nietzsche contra Wagner

Nietzsche contra Wagner ist Friedrich Nietzsches letzte Schrift, die er zu Weihnachten 1888 zu Papier brachte, bevor er am 3. Januar 1889 in Turin zusammenbrach. Bereits Monate zuvor verfasste er während seines letzten Aufenthaltes in Turin mehrere Schriften, in denen er unter anderem sein Verhältnis zu Richard Wagner aufarbeitete: Der Fall Wagner, Götzendämmerung, Ecce Homo und Nietzsche contra Wagner.

Richard Wagner um 1864
Nietzsche als Artillerist, 1868

Inhaltsverzeichnis

Richard Wagner und Friedrich Nietzsche

Das Verhältnis Wagner-Nietzsche war ambivalent. Als junger Professor in Basel war Nietzsche vom 31 Jahre älteren Wagner begeistert und besuchte ihn ab Mai 1869 regelmäßig in Tribschen. Er bewunderte und verehrte Wagner, ebenso dessen junge Frau Cosima. Im Gegenzug wurde Nietzsche bei den Wagners wie ein Sohn aufgenommen. Viele Briefe aus dieser Zeit zeugen von dem mehr als freundschaftlichen Verhältnis. So schreibt der 24-jährige Nietzsche an seinen Freund Erwin Rohde, nachdem er Wagner erstmals in Leipzig kennengelernt hatte:

Vor und nach Tisch spielte Wagner alle wichtigen Stellen der „Meistersinger“, in dem er alle Stimmen imitierte und dabei sehr ausgelassen war. Er ist nämlich ein fabelhafter und feuriger Mann, der sehr schnell spricht, sehr witzig ist und eine Gesellschaft dieser privatesten Art ganz heiter macht. Inzwischen hatte ich ein längeres Gespräch mit ihm über Schopenhauer. Es war ein Genuss für mich, ihn mit ganz unbeschreiblicher Wärme von ihm reden zu hören, was er ihm verdanke, wie er der einzige Philosoph sei, der das Wesen der Musik erkannt habe. Nachher las er ein Stück aus seiner Biographie vor, die er jetzt schreibt, eine überaus ergötzliche Szene aus seinem Leipziger Studentenleben, an die ich jetzt nicht ohne Gelächter denken kann; er schreibt übrigens außerordentlich gewandt und geistreich.

Wagner hatte vor, Nietzsche in die Organisation der ersten Bayreuther Festspiele einzubinden. Nietzsche war nicht abgeneigt und schrieb mehrere positive Artikel und Essays, u.a. Wagner in Bayreuth. Zu Wagners 60. Geburtstag schrieb Nietzsche:

Geliebter Meister, nun sind es wirklich zwei Menschenalter, daß die Deutschen Sie haben – und gewiß gibt es viele, die, wie ich samt meinen Freunden, den nächsten Himmelfahrtstag als den Tag Ihrer Erdenfahrt feiern, zugleich sich sagend, welches das Los eines jeden zur Erde fahrenden Genius sein wird, ein Los, das wahrlich noch mehr an eine Höllenfahrt erinnert (...) Was wären wir denn, wenn wir Sie nicht haben dürften, und was wäre ich zum Beispiel anderes (wie ich jeden Augenblick empfinde) als ein todgeborenes Wesen! Mich schaudert immer bei dem Gedanken, ich könnte vielleicht abseits von Ihnen liegen geblieben sein: und dann lohnte sich wahrlich nicht zu leben, und ich wüßte gar nicht, was ich mit der nächsten Stunde beginnen sollte. Jetzt lernte ich doch Eins: daß irgendwann die Deutschen anfangen müssen, für Sie ein „Publikum“ zu bilden: und ich wünsche samt meinen Freunden zu diesem Publikum gerechnet zu werden.


Aus bis heute nicht eindeutig geklärten Gründen persönlicher oder ideeller Art (Entfernung Wagners von früheren Idealen, Rückkehr zur christlichen Symbolik mit dem Parsifal oder der Dekadenz Bayreuths), kühlte sich das Verhältnis ab und zerbrach mit der letzten Begegnung im September des Jahres 1876 in Sorent. Seitdem gab es keinen Briefwechsel mehr, aber man schrieb übereinander. Erst nach dem Tode Wagners im Jahre 1883 - Nietzsche soll sehr darunter gelitten haben - konnte sich Nietzsche (scheinbar) von Wagner befreien und kritisierte ihn nun zunehmend heftiger.

Cosima Wagner und Nietzsche

Über das Verhältnis wird bis heute viel spekuliert. Nietzsche lernte die nur wenig ältere Cosima Wagner in Tribschen kennen, als diese mit ihrem Sohn Siegfried bereits hochschwanger war und weilte auch bei der Geburt des Kindes im Juni in Tribschen. Es war in erster Linie Cosima, die mit Nietzsche korrespondierte und für ihn offensichtlich eine ebenso kompetente Diskussionspartnerin war, wie ihr Mann. Nietzsche schrieb ihr mehrere Gedichte und komponierte für sie. Später nannte er sie seine „Ariadne“, so in seinem Gedicht „Klage der Ariadne“. Andererseits kreidete er ihr später an, sein Idol Richard Wagner negativ beeinflusst zu haben, denn der von ihm so bewunderte Kultur-Revolutionär war aus seiner Sicht „zu Kreuze“ gekrochen. Cosima, seine katholische „Fessel“, nur sie konnte die Schuldige sein, sie habe ihn „verdorben“ und „Götzendienst“ mit ihm gehalten. Sein tiefsinniger Kommentar, als vermeintliche Parsifal-Kritik oft falsch interpretiert:

Cosima Wagner 1877 in London
Der du an jeder Fessel krankst,
Friedloser, unbefreiter Geist,
Siegreicher stets und doch gebundener,
Verekelt mehr und mehr, zerschundener,
Bis du aus jedem Balsam Gift dir trankst -,
Weh! Daß auch du am Kreuze niedersankst,
Auch du! Auch du - ein Überwundener!
Vor diesem Schauspiel steh' ich lang,
Gefängniß athmend, Gram und Groll und Gruft,
Dazwischen Weihrauch-Wolken, Kirchen-Duft,
Mir fremd, mir schauerlich und bang.
Dir Narrenkappe werf' ich tanzend in die Luft,
Denn ich entsprang!

In seiner Schrift Der Fall Wagner, wird Nietzsche noch deutlicher:

Wagner hat das Weib erlöst; das Weib hat ihm dafür Bayreuth gebaut. Ganz Opfer, ganz Hingebung: man hat Nichts, was man ihm nicht geben würde. Das Weib verarmt sich zu Gunsten des Meisters, es wird rührend, es steht nackt vor ihm. – Die Wagnerianerin – die anmutigste Zweideutigkeit, die es heute gibt: Sie verkörpert die Sache Wagners, in ihrem Zeichen siegt seine Sache. Ah, dieser alte Räuber! Er raubt uns die Jünglinge, er raubt uns die Frauen und schleppt sie in seine Höhle ... Ah, dieser Minotaurus!

Als Nietzsche nach seinem Zusammenbruch in die Heilanstalt Jena eingeliefert wurde, notierte man dort seinen Ausspruch: "Meine Frau Cosima Wagner hat mich hierher gebracht." Später fand man in seinem Nachlass mehrere Briefentwürfe an Cosima Wagner.

Datiert mit 3. Januar 1889 (am Tag seines Zusammenbruchs):

An die Prinzeß Ariadne, meine Geliebte.
Es ist ein Vorurteil, daß ich ein Mensch bin. Aber ich habe schon oft unter den Menschen gelebt und kenne alles, was Menschen erleben können, vom Niedrigsten bis zum Höchsten. Ich bin unter Indern Buddha, in Griechenland Dionysos gewesen, - Alexander und Caesar sind meine Inkarnationen, insgleichen der Dichter des Shakespeare Lord Bakon. Zuletzt war ich noch Voltaire und Napoleon, vielleicht auch Richard Wagner ... Dies Mal aber komme ich als der siegreiche Dionysos, der die Erde zu einem Festtag machen wird ... Nicht daß ich viel Zeit hätte ... Die Himmel freuen sich, daß ich da bin ... Ich habe auch am Kreuze gehangen ...

Datiert mit ungefähr 25. Dezember 1889:

Verehrte Frau,...im Grunde die einzige Frau, die ich verehrt habe ... lassen Sie es sich gefallen, das erste Exemplar dieses Ecce homo entgegenzunehmen. Es wird darin im Grunde alle Welt schlecht behandelt, Richard Wagner ausgenommen - und noch Turin. Auch kommt Malvida als Kundry vor ... Der Antichrist.

Nietzsche contra Wagner

Nietzsche geht in seiner allerletzten Schrift, die sich abermals mit Wagner auseinandersetzte und den Untertitel „Aktenstücke eines Psychologen“ trägt, auf Gemeinsamkeiten und Gegensätze ein. Er wählte für seine „letzte Abrechnung“ (die er jedoch nicht veröffentlichen wollte), folgende Überschriften:

  • Wo ich Bewundere
(...) Da ist ein Musiker, der mehr als irgend ein Musiker seine Meisterschaft darin hat, die Töne aus dem Reich leidender, gedrückter, gemarteter Seelen zu finden und auch noch dem stummen Elend Sprache zu geben (...) Niemand kommt ihm gleich (...) Ich bewundere Wagner in allem, worin er sich in Musik setzt.
  • Wo ich Einwände mache
(...) Meine Einwände gegen die Musik Wagners sind physiologische Einwände (...)daß ich nicht mehr leicht atme, wenn diese Musik erst auf mich wirkt (...) Wagner macht krank (...) Im Theater wird man Volk, Herde, Weib, Pharisäer, Stimmvieh, Patronatsherr, Idiot - Wagnerianer.
  • Wagner als Gefahr
(...) Wagner ... warf die physiologische Voraussetzung der bisherigen Musik um. Schwimmen, Schweben - nicht mehr Gehn, Tanzen.
  • Eine Musik ohne Zukunft
(...) die Musik ist ein Weib (...) Das Zeitalter der nationalen Kriege, (...) der den Zuständen Europas jetzt eigen, mag in der Tat einer solchen Kunst, wie die Wagners, zu einer plötzlichen Glorie verhelfen, ohne ihr damit Zukunft zu verbürgen. Die Deutschen selber haben keine Zukunft ...
  • Wir Antipoden
(...) Wagner wie Schopenhauer - sie verneinen das Leben, sie verleumden es, damit sind sie meine Antipoden.
  • Wohin Wagner gehört
Friedrich Nietzsche, 1882
(...) Was endlich Richard Wagner angeht, so greift man mit Händen, nicht vielleicht mit Fäusten, daß Paris der eigentliche Boden für Wagner ist (...) In Deutschland ist Wagner nur ein Mißverständnis (...) daß die französische Romantik und Richard Wagner aufs engeste zueinander gehören. Allesamt beherrscht von der Literatur bis in ihre Augen und Ohren (...) allesamt Fanatiker des Ausdrucks (...) allesamt Talente weit über ihr Genie hinaus (...) Im ganzen eine verwegen-wagende, prachtvoll-gewaltsame, hochfliegende und hoch emporreißende Art von Künstlern, welche ihrem Jahrhundert - es ist das Jahrhundert der Masse - den Begriff "Künstler" erst zu lehren hatte. Aber krank ...
  • Wagner als Apostel der Keuschheit
(...) War dieser Parsifal überhaupt ernst gemeint? (...) Ist der Parsifal Wagners heimliches Überlegenheits-Lachen über sich selber, der Triumph seiner letzten höchsten Künstler-Freiheit? (...) der Parsifal ist ein Werk der Tücke , der Rachsucht, der heimlichen Giftmischerei gegen die Voraussetzungen des Lebens. (...) Ich verachte jedermann, der den Parsifal nicht als Attentat auf die Sittlichkeit empfindet.
  • Wie ich von Wagner loskam
(...) ich hatte niemanden gehabt als Richard Wagner (...) Einsam nunmehr und schlimm mißtrauisch gegen mich, nahm ich, nicht ohne Ungrimm, damals Partei gegen mich und für alles, was gerade mir wehtat und hart fiel: so fand ich den Weg zu jenem tapferen Pessimismus wieder, der der Gegensatz aller idealistischen Verlogenheit ist, und auch, wie mir scheinen will, den Weg zu mir, - zu meiner Aufgabe.
  • Der Psychologe nimmt das Wort
(...) Der große Staatsmann, der Eroberer, der Entdecker ist in seine Schöpfungen verkleidet, versteckt, bis ins Unerkennbare. Das Werk, das des Künstlers, des Philosophen, erfindet erst den, welcher es geschaffen hat, geschaffen haben soll (...) Es gibt freie freche Geister, welche verbergen und verleugnen möchten, daß sie im Grunde zerbrochne unheilbare Herzen sind - es ist der Fall Hamlets: und dann kann die Narrheit selbst die Maske für ein unseliges allzu gewisses Wissen sein.

Siehe auch:http://gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=1951&kapitel=1#gb_found

Der Fall Wagner

Nietzsche schrieb diese „Erleichterung“ mit dem Untertitel: „Ein Musikanten-Problem“ im September 1888 und stellte schon in seinem Vorwort klar, dass er ein Kind einer dekadenten Zeit sei, sich aber, anders als Wagner und Schopenhauer, die er als „seine Krankheit“ bezeichnet, dagegen wehrt und nun durch „Selbstüberwindung“ die ganze „Tatsache Mensch aus ungeheurer Ferne übersieht“. Er beginnt seine kritischen Ausführungen mit einem Vergleich zwischen der „liebenswürdigen“ Musik von Georges Bizets Carmen, die hell und die diesseitige Welt verkörpere, und der schweren, schwülen Atmosphäre („Wasserdampf“) Wagners.

Richard Wagner um 1868

Nietzsches Kritik an Wagner ist vielschichtig, und obwohl sie sich vor allem am Spätwerk, dem Parsifal entzündete, bezog er sie nun auch auf frühere Werke und den Ring des Nibelungen, den er in den Unzeitgemäßen Betrachtungen noch gefeiert hatte. Als ehemaliger „Schüler“ Schopenhauers (Schopenhauer als Erzieher), der sich später gegen den Pessimismus seines Lehrers stellte, analysierte Nietzsche dessen Einfluss auf Wagner. Habe Wagner als revolutionärer Denker zunächst in Verträgen, Gesetzen, Institutionen das Übel der Welt erblickt – das Vertragsmotiv im Ring –, änderte sich später sein Weltbild, und das christliche Motiv der Erlösung trat in den Mittelpunkt. Viele Figuren Wagners sollten fortan „erlöst“ werden. Wagners „Schiff“ sei nach der „Götterdämmerung der alten Moral“ lange Zeit „lustig auf dieser Bahn“ (des Optimismus) gelaufen, bis es auf das „Riff“ der Schopenhauerschen Philosophie gefahren sei. Er habe dann den Ring ins Schopenhauersche übersetzt: Alles auf der Welt laufe schief, und alles gehe zugrunde. So sei nur das Nichts, die Auslöschung, die „Götterdämmerung“ die Erlösung – und dieses Nichts werde von Wagner nun unaufhörlich gefeiert. Nietzsche wiederholt mehrmals, dass Wagner der Künstler der „décadence“ sei:

Ich bin ferne davon, harmlos zuzuschauen, wenn dieser décadent uns die Gesundheit verdirbt - und die Musik dazu! Ist Wagner überhaupt ein Mensch? Ist er nicht eher eine Krankheit?

In seiner Kunst sei auf die verführerischste Art gemischt, was die Welt am nötigsten hätte: das Brutale, das Künstliche und das Unschuldige (Idiotische). Seine Musik sei ein Verderben und ziele „auf die Nerven“. Nietzsche steigert sich im Verlauf seiner Ausführungen einerseits in „Schimpftiraden“ und bezeichnet Wagner als den größten Schauspieler, andererseits als ein Genie, das das „Sprachvermögen der Musik ins Unermessliche vermehrt“ habe. Er wolle nichts anderes als „Wirkung“. Mit Sarkasmus stellt er fest:

Alles, was Wagner kann, wird ihm niemand nachmachen, hat ihm keiner vorgemacht, soll ihm keiner nachmachen ... Wagner ist göttlich!

Siehe auch:http://gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=1941&kapitel=1#gb_found

Ecce homo

In seiner fast zeitgleich verfassten autobiographischen Bilanz, die wie ein Brennglas des Denkens Nietzsches wirkt, nimmt er vielmals Stellung zu Wagner. Insgesamt geht er allein in Ecce homo über 70 Mal auf Wagner ein, wobei es je nach Intention leicht ist, Nietzsche gegen sich selbst zu zitieren:


(...) ich würde dem jungen deutschen Kaiser nicht die Ehre zugestehen, mein Kutscher zu sein. Es gibt einen einzigen Fall, wo ich meines Gleichen anerkenne - ich bekenne es mit tiefer Dankbarkeit. Frau Cosima Wagner ist bei weitem die vornehmste Natur; und, damit ich kein Wort zu wenig sage, sage ich, dass Richard Wagner der mir bei weitem verwandteste Mann war ... Der Rest ist Schweigen.


(...) Denn der Parsifal ist ein Werk der Tücke, der Rachsucht, der heimlichen Giftmischerei gegen die Voraussetzungen des Lebens, ein schlechtes Werk. - Die Predigt der Keuschheit bleibt eine Aufreizung zur Widernatur: Ich verachte jedermann, der den Parsifal nicht als Attentat auf die Sittlichkeit empfindet.


(...) Alles erwogen, hätte ich meine Jugend nicht ausgehalten ohne Wagnersche Musik. Denn ich war verurteilt zu Deutschen. Wenn man von einem unerträglichen Druck loskommen will, so hat man Haschisch nötig. Wohlan, ich hatte Wagner nötig. Wagner ist das Gegengift gegen alles Deutsche par excellence - Gift, ich bestreite es nicht...


(...) Von dem Augenblick an, wo es einen Klavierauszug des Tristan gab - mein Kompliment, Herr von Bülow! -, war ich Wagnerianer (...) Ich suche heute noch nach einem Werke von gleich gefährlicher Faszination, von einer gleich schauerlichen und süßen Unendlichkeit, wie der „Tristan“ ist, – ich suche in allen Künsten vergebens.


(...) Ich denke, ich kenne besser als irgend jemand das Ungeheure, das Wagner vermag, die fünfzig Welten fremder Entzückungen, zu denen niemand außer ihm Flügel hatte; und so wie ich bin, stark genug, um mir auch das Fragwürdigste und Gefährlichste noch zum Vorteil zu wenden und damit stärker zu werden, nenne ich Wagner den großen Wohltäter meines Lebens. Das, worin wir verwandt sind, daß wir tiefer gelitten haben, auch aneinander, als Menschen dieses Jahrhunderts zu leiden vermöchten, wird unsre Namen ewig wieder zusammenbringen; und so gewiß Wagner unter Deutschen bloß ein Mißverständnis ist, so gewiß bin ich's und werde es immer sein.


(...) Was war geschehn? - Man hatte Wagner ins Deutsche übersetzt! Der Wagnerianer war Herr über Wagner geworden! - Die deutsche Kunst! Der deutsche Meister! Das deutsche Bier!... Wir andern, die wir nur zu gut wissen, zu was für raffinierten Artisten, zu welchem Kosmopolitismus des Geschmacks Wagners Kunst allein redet, waren außer uns, Wagner mit deutschen »Tugenden« behängt wiederzufinden. - Ich denke, ich kenne den Wagnerianer (...) In Wahrheit, eine haarsträubende Gesellschaft! Nohl, Pohl, Kohl mit Grazie in infinitum! Keine Mißgeburt fehlt darunter, nicht einmal der Antisemit. - Der arme Wagner! Wohin war er geraten!

Quellen

  • Joachim Köhler: Friedrich Nietzsche, Cosima Wagner. Hamburg 1998. ISBN 3-499-22614-6
  • Ivo Frenzel: Friedrich Nietzsche. Hamburg 1966. ISBN 3-499-50634-3
  • Giorgio Colli, Mazzino Montinari: Friedrich Nietzsche, Kritische Studienausgabe. München 1999. ISBN 3-110-16598-8
  • Karl Schlechta: Friedrich Nietzsche, Werke. Digitale Bibliothek Berlin. ISBN 3-89853-431-6

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