- Nikolaus Lenau Lyzeum
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Nikolaus Lenau Lyzeum Schultyp Gymnasium Gründung 1870 Ort Timişoara Bundesland Timiş Staat Rumänien Koordinaten 45° 45′ 28,4″ N, 21° 13′ 36,4″ O45.75788257141821.226776838303Koordinaten: 45° 45′ 28,4″ N, 21° 13′ 36,4″ O Schüler 1300 (2009) [1] Lehrer 20 Grundschullehrer und 66 Fachlehrer (2005) [2] Direktor Elena Wolf (2008) Website http://www.nikolaus-lenau.ro/ Das Nikolaus Lenau Lyzeum ist ein Gymnasium in Timişoara (deutsch Temeswar, Temeschwar bzw. Temeschburg), Rumänien, und benannt nach dem österreichischen Schriftsteller des Biedermeier, Nikolaus Lenau, dessen Büste sich in der Vorhalle der Schule befindet.
Die Büste trägt folgenden Vers von Lenau:
Trutz Euch
Ihr kriegt mich nicht nieder,
Ohnmächtige Tröpfe,
Ich kehre wieder und wieder,
Und meine steigenden Lieder
Wachsen begrabend Euch über die Köpfe!
Inhaltsverzeichnis
Schulbetrieb
Der Schulbetrieb erstreckt sich auf 21 Grundschulklassen, 17 Gymnasialklassen und 19 Lyzealklassen (2005), welche in der deutschen Sprache unterrichtet werden (mit Ausnahme von 3 Grundschulklassen).
Der Unterricht ist ab der 9. Klasse auf die Fachrichtungen Mathematik-Informatik, Naturwissenschaften, Fremdsprachen ausgerichtet und führt zum Sprachdiplom II der deutschen Kultusministerkonferenz – 11. Klasse. Die Spezialabteilung führt zur deutschen Hochschulreife und zum rumänischen Bakkalaureat.
Die Schule ist anerkanntes ECDL-Prüfungszentrum und verfügt über 36 Klassenräume, mehrere Turnsäle, Informatikräume und Bibliotheken mit über 24.000 Bänden, sowie Säle für Biologie, Audio-Video, Vorträge, Musik und Feste, sowie einem Chemielabor und Physiklabor, einen Schülerklub und eine ärztliche und zahnärztliche Praxis.
Weiterhin stehen eine Kantine, ein Internat mit 100 Plätzen und eine Jugendherberge mit 51 Plätzen zur Verfügung. Die Schüler partizipieren in einem Chor, einer auch am Deutschen Staatstheater Temeswar auftretenden Theatergruppe namens NiL [3], einem Literaturkreis, einer Volkstanzgruppe, der Schülerzeitung Die Lenaulupe, dem Pausenradio, 2 Volleyballmannschaften (Mädchen, Jungen) und 2 Basketballmannschaften (Mädchen, Jungen).
Austauschprogramme mit Schülern aus Deutschland und Frankreich sind auf die Verbesserung der Sprachkenntnisse, die Förderung der Multikulturalität und der Mehrsprachigkeit, sowie die Bildung neuer Freundschaften ausgelegt. [4] [5] An diesen Austauschprogrammen nahmen das Markgrafen-Gymnasium und das Max-Planck-Gymnasium in Karlsruhe [6], das Copernicus-Gymnasium in Norderstedt [7], das Gymnasium Allermöhe in Hamburg [8], die Realschule Prien am Chiemsee [9], sowie das Lyzeum Jean Moulien aus Forbach (Moselle) teil. [10] Weitere Partnerschulen sind das Wirsberg-Gymnasium in Würzburg, die Schule Nr. 28 in Lemberg (Lviv, Ukraine), sowie das Kepler-Bundesrealgymnasium in Graz, Österreich.
Im Schuljahr 2008/2009 wurde von der Donauschwäbischen Kulturstiftung des Landes Baden-Württemberg ein von neun Donau Stipendien an eine(n) Schüler(in) des Nikolaus Lenau Lyzeums zu einem einjährigen Aufenthalt an einem Gymnasium in Baden-Württemberg vergeben. [11] Im März 2009 besuchten fünf Schüler des Lyzeums die Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft, um sich dort über die Studienangebote zu informieren und die Lebens- und Studienbedingungen in Karlsruhe vor Ort kennen zu lernen. [12]
Die beim Bundesverwaltungsamt angesiedelte Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) betreut das Lehrerentsendungsprogramm. An zahlreichen Schulen in Rumänien, besonders auch am Nikolaus Lenau Lyzeum, wirken zur Zeit (Stand 2004) knapp 40 Programmlehrkräfte aus Deutschland. [13]
Geschichte
In dem von dem Architekten Johann Reiber erbauten zweistöckigen klassizistischen Gebäude war 1761 zunächst ein Rathaus, dann ein Vorläufer des Deutschen Staatstheaters Temeswar mit deutschen Klassikern auf dem Spielplan untergebracht. Der Walzerkönig Johann Strauß Sohn gastierte hier öfters, und 1796 fand die Erstaufführung der Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart dort statt.
In einem Klima von selbstbewusstem Bürgertum wurde der Ruf nach einer voll ausgebauten höheren Lehranstalt laut. Nach siebenjährigem Umbau des Gebäudes zog 1879 die Staatsoberrealschule ein, welche von 1870 bis 1878 im Gebäude des städtischen Bürger-Spitals untergebracht war. Durch die Fertigstellung des Festsaals im Jahre 1882 waren die Bauarbeiten an der Schule abgeschlossen.
Schwerpunkte im Studienplan waren analytische Geometrie, Physik, Chemie, Naturgeschichte und Zeichnen. Anfangs war die Unterrichtssprache deutsch, später ungarisch mit Erläuterungen in deutscher Sprache. Zwischen 1875 und 1919 wurde jährlich das Lenau-Stipendium verliehen.
Nach der Dreiteilung des Banats 1919 und der Umbenennung von Oberrealschule in Deutsches Staatsgymnasium wurde deutsch als Unterrichtssprache eingeführt, mit einer ungarischen Abteilung bis 1927. Von 1942 - 1944 waren die Deutsche Mädchenoberschule und die Lehrerinnenbildungsanstalt im Schulgebäude Str. Gheorghe-Lazãr Straße 2 untergebracht.
Der deutsche Unterricht hatte unter der kommunistischen Herrschaft zunächst aufgehört. Zwischen 1944 und 1948 blieben die konfessionellen Schulen bis zu ihrer Verstaatlichung im Jahre 1948 tätig. Dasselbe geschah mit den zwei deutschsprachigen Lehrerbildungsanstalten im Banat. 1959 wurde die Selbstständigkeit zahlreicher deutscher Schulen aufgehoben, sie existierten nur noch als Abteilungen rumänischer Schulen weiter, mit Ausnahme von drei höheren Schulen, darunter das Nikolaus-Lenau-Gymnasium unter eigener Leitung. [14]
Das Deutsche Lyzeum war nach dem Zweiten Weltkrieg zuerst im Gebäude des C.D.-Loga Lyzeums und ab 1955 wieder im alten Gebäude in der Str. Gheorghe-Lazãr Straße 2 untergebracht. 1942 wurde der Realschule, temporär im Gebäude der Banatia, dem Gebäude der heutigen Medizinischen und Pharmazeutischen Universität Victor Babeş beherbergt, der Name Nikolaus Lenau Lyzeum verliehen, welchen sie bis auf eine kurze Unterbrechung auch heute noch trägt. Am 26. Mai 1957 wurde der Schule erneut der Name Nikolaus Lenau Lyzeum verliehen, was 1970 zur Hundertjahrfeier der Schule per Dekret bestätigt wurde.
Im Herbst des Jahres 1968 gründete der damalige Direktor der Nikolaus-Lenau-Schule, Erich Pfaff, die deutsche Volkshochschule in Timişoara. Als Gründer war er auch Leiter und Hauptreferent dieser Institution der Erwachsenenbildung. Die Vorträge fanden anfangs monatlich, dann vierzehntäglich und später wöchentlich im Festsaal des Lyzeums statt. Das Lenau-Lyzeum und die Volkshochschule waren wichtige Treffpunkte der deutschen Bevölkerung in und um Timişoara. Es war eine Schule der ständig offenen Tür für alle Generationen. [15] Von 1992 bis 2001 war Ovidiu Ganţ Schulleiter des Lyzeums. [16]
Heute ist das Nikolaus Lenau Lyzeum die bedeutendste deutsche Schule im Banat. [17]
Traditionen
Traditionen an der Schule sind der Mathe-Wettbewerb in deutscher Sprache, Schülerolympiaden, Schratzenball, Faschingsball, Maturaball, Singende klingende Lenauschule, Freiwilligendienste in verschiedenen Organisationen, und der Weihnachtsmarkt.
Persönlichkeiten
- Radu Bancila, Dekan der Facultatii de Constructii an der Polytechnischen Universität Timişoara in Timişoara von 2004 bis 2008 [18]
- Herbert Bockel, Literaturlehrer und Forscher [19]
- Colin Buzoianu, rumänischer Schauspieler
- Bogdan Busmachin, mehrfacher Preisträger im Sporttanzen [20][21]
- Laura Cheie, Germanistin und Lektorin an der Universität des Westens Timişoara, sowie Kulturattaché an der rumänischen Botschaft in Wien, Österreich
- Gheorghe Ciuhandu, rumänischer Politiker und Oberbürgermeister von Timişoara seit 1996
- Manfred Engelmann, deutscher Magister und vormaliger Bundeskulturreferent der Landsmannschaft der Banater Schwaben
- Uwe Erwin Engelmann, eigentlich Josef Erwin Engelmann, deutsch-rumänischer Schriftsteller
- Helmuth Frauendorfer, deutscher Schriftsteller und Journalist
- Ovidiu Ganţ, rumäniendeutscher Politiker und ehemaliger Schulleiter des Lyzeums
- Carl Gibson, deutscher Schriftsteller und Philosoph
- Günter Kappler, deutscher Wissenschaftler
- Walter Andreas Kirchner, deutscher Bildhauer, Maler und Grafiker
- Franz Liebhardt, deutsch-ungarischer Dichter [22]
- Marius Minea, Dozent für Computertechnik an der Polytechnischen Universität Timişoara [23]
- Herta Müller, Schriftstellerin
- Mihai Opris, rumänischer Architekt und Architekturforscher
- Richard Oschanitzky, rumäniendeutscher Musiker und Komponist
- Franz Waschek, rumäniendeutscher Chorleiter, Kirchenmusiker und Komponist
- Hans Weresch, rumäniendeutscher Lehrer, Forscher und Kulturpolitiker
- Ernest Wichner, deutscher Schriftsteller
Gebäude
Im April 2008 benachrichtigte die Schulleitung das Rathaus und die Feuerwehr über das gefährliche Abbröckeln des Putzes in- und außerhalb des Schulgebäudes. Da diese keine weiteren Maßnahmen ergriffen, stehen zwei Stühle vor dem Gebäude, verbunden durch ein rotes Band, welches Passanten auf die Unfallgefahr hinweist. [24]
Für die Sanierung der Nikolaus-Lenau-Schule ist ein Teil des seit Jahren beantragten Geldes jetzt vom Staatshaushalt auf das Konto der Kreisschulbehörde geflossen. Der Sanierungsentwurf für das Parterre und die ersten beiden Stockwerke ist bereits fertig gestellt, nun folgt die Planung für den Bau eines Dachgeschosses. Laut Schulleiterin und Stadträtin [25] Elena Wolf werden die Arbeiten nicht vor Abschluss des laufenden Schuljahres beginnen. [26]
Im Zuge der Rückerstattungen von Schulgebäuden an die römisch-katholische Kirche wird ein Teil des Lyzeums, die "kleine Nikolaus Lenau Schule", wie auch andere Schulen der Stadt, ihre Gebäude demnächst räumen müssen. Ein neues Schulgebäude soll an der Plavosin-Straße in der Nähe des Circumvalatiunii-Viertels errichtet werden.[27] [28]
Verein der Freunde der Lenauschule Temeswar e.V.
Im Juli 2008 wurde in Hockenheim der Verein der Freunde der Lenauschule Temeswar e.V. gegründet. Sitz und Eintragungsort ist Rastatt. Der ehemalige Schulleiter Erich Pfaff ist Ehrenvorsitzender des Vereins. [29] Zweck des Vereins ist die ideelle und materielle Förderung der deutschsprachigen Bildung und Erziehung an öffentlichen Schulen in Rumänien, vorrangig am Nikolaus-Lenau-Lyzeum aus Temeswar/Rumänien, die Förderung und Vermittlung der europäischen Idee und der Völkerverständigung durch Unterstützung des Austauschs von Schülern und Lehrkräften an deutschsprachigen Schulen in Rumänien mit Schülern und Lehrkräften an Schulen in der Bundesrepublik. [30]
Weblinks
Webseite der Schule
Quellen
- Pausenradio.ro
- BVA - Zentralstelle für das Auslandsschulwesen.de
- Nikolaus Lenau Lyzeum auf Banaterra.eu
- Nikolaus Lenau Lyzeum auf Banater Schwaben.de
Vereine und soziale Netzwerke
- Verein der Freunde der Lenauschule Temeswar e.V.
- Nikolaus Lenau Lyzeum auf Hi5
- Nikolaus Lenau Lyzeum auf Stayfriends
Bilder
Einzelnachweise
- ↑ hs-karlsruhe.de, Presseinformation vom 23. März 2009, Zugriff März 2008
- ↑ MEDIENEINSATZ IM DEUTSCHUNTERRICHT IN RUMÄNIEN UNTER BERÜCKSICHTIGUNG DEUTSCHER BILINGUALISMUSRESTE, Lavinia Emeline Gabor, München 2007, Zugriff August 2008
- ↑ NIL-Theatergruppe in "Schattenkarussell", Deutsche Zeitung für Rumänien, Samstag, 28. Februar 2004, Zugriff November 2008
- ↑ Deutsch-französischer Schüleraustausch, Deutsche Zeitung für Rumänien, Montag, 7. April 2008, Zugriff August 2008
- ↑ "Klein Wien" an der Bega - Temeswar, Karlsruhe.de, Zugriff August 2008
- ↑ Schulpartnerschaften, Karlsruhe.de, Zugriff August 2008
- ↑ Copernicus Gymnasium Nordertsedt, Elterninformation vom 12. Dezember 2006, Zugriff November 2008
- ↑ MdB Klaus Franke, CDU, Zugriff November 2008
- ↑ Pressemitteilung auf Kathrein.de
- ↑ Deutsch-französischer Schüleraustausch - 15 Schüler aus Forbach zu Gast in der Lenauschule - Allgemeine Deutsche Zeitung, April 2008, Zugriff August 2008
- ↑ Donauschwäbischen Kulturstiftung des Landes Baden-Württemberg - Donau Stipendium 2008/2009, Zugriff August 2008
- ↑ hs-karlsruhe.de, Presseinformation vom 23. März 2009, Zugriff März 2008
- ↑ Hanns-Seidel-Stiftung e.V., München, Akademie für Politik und Zeitgeschehen - Deutschland und seine Partner im Osten, 2004, HSS.de, Zugriff August 2008
- ↑ MEDIENEINSATZ IM DEUTSCHUNTERRICHT IN RUMÄNIEN UNTER BERÜCKSICHTIGUNG DEUTSCHER BILINGUALISMUSRESTE, Lavinia Emeline Gabor, München 2007, Zugriff August 2008
- ↑ Schulwesen in Timişoara Banaterra.eu, Zugriff Juli 2008
- ↑ cdep.ro, Curriculum Vitae Ovidiu Victor Ganţ
- ↑ Banater-Schwaben.de Geschichte Temeswars, Zugriff August 2008
- ↑ Nikolaus Lenau Lyzeum auf ro.wikipedia.org
- ↑ Hans Gehl über Herbert Bockel, Zugriff August 2008
- ↑ Deutscher Wirtschaftsclub Temeswar - Januar 2005 Treffen, Zugriff April 20098
- ↑ calificativ.ro über Bogdan Busmachin, Zugriff April 2009
- ↑ Sprachwahl und Poesie in einer multiethnischen Region - Der Fall des Banater Dichters Franz Liebhardt, Zugriff August 2008
- ↑ http://www.cs.utt.ro/~marius/index_ro.html
- ↑ Konsulat der Bundesrepublik Deutschland Temeswar, Presseauswertung 01. - 06. April 2008, Zugriff August 2008
- ↑ Banater Post, Kommunalwahlen: Deutsches Forum mit großartigem Ergebnis in Siebenbürgen und im Sathmarer Land, Zugriff November 2008
- ↑ Zögern bei Direktorenfrage - Geld für Sanierungen und Bauprojekte, GBServer.de - Nachrichten aus dem dem Banat, Zugriff August 2008
- ↑ Konsulat der Bundesrepublik Deutschland Temeswar, Presseauswertung 03. - 09. Dezember 2007, Zugriff August 2008
- ↑ Eltern übernehmen Sanierungskosten - Kleine Lenau-Schule muss 2009 das Gebäude freigeben, GBServer.de - Nachrichten aus dem dem Banat, Zugriff Februar 2009
- ↑ banat.de, Den Geist des Lenau-Lyzeums weiter leben lassen - „Verein der Freunde der Lenauschule Temeswar“ gegründet
- ↑ Satzung des Vereins der Freunde der Lenauschule Temeswar e.V., Zugriff November 2008
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