- Oberbürgermeister von Berlin
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In Berlin wird die Regierung durch den Senat ausgeübt, bestehend aus dem Regierenden Bürgermeister und bis zu acht weiteren Senatsmitgliedern, den Senatoren (Artikel 55 der Verfassung von Berlin, VvB). Von diesen Senatoren werden jeweils zwei als Bürgermeister vom Regierenden Bürgermeister zu seinen Stellvertretern ernannt (Artikel 56 Absatz 2 Satz 2 VvB).
Dem Regierenden Bürgermeister kommt dabei eine Doppelfunktion zu, da Berlin ein Stadtstaat ist. Zum einen ist er bezüglich der Rolle Berlins als Land der Bundesrepublik Deutschland einem Ministerpräsidenten gleichgestellt, zum anderen übt er die Funktion eines normalen Bürgermeisters aus, da Berlin gleichzeitig eine kreisfreie Stadt ist.
Früher war der Titel des Stadtoberhaupts von Berlin Oberbürgermeister. Nachdem die sowjetische Besatzung 1948 einen eigenen Oberbürgermeister in Ost-Berlin eingesetzt hatte, wählte man später in West-Berlin für das Stadtoberhaupt den Titel Regierender Bürgermeister, welcher auch nach der Wiedervereinigung 1990 beibehalten wurde.
Der Regierende Bürgermeister wird gemäß Art. 56 Absatz 1 VvB mit der Mehrheit der abgegebenen Stimmen vom Abgeordnetenhaus von Berlin gewählt. Die Senatoren werden gemäß Artikel 56 Absatz 2 Satz 1 VvB vom Regierenden Bürgermeister ernannt und entlassen. Bis zum In-Kraft-Treten der letzten Verfassungsänderung vom 6. Juli 2006 wurden auch die einzelnen Senatoren vom Abgeordnetenhaus gewählt.
Das Abgeordnetenhaus kann dem Regierenden Bürgermeister mit der Zustimmung der Mehrheit der gewählten Mitglieder des Abgeordnetenhauses das Vertrauen entziehen (Artikel 57 VvB). Bei Annahme eines Misstrauensantrages hat der Regierende Bürgermeister nach Artikel 57 Absatz 3 Satz 2 VvB sofort zurückzutreten. Es handelt sich also um ein negatives bzw. destruktives Misstrauensvotum.
Der Regierende Bürgermeister verfügt etwa im Gegensatz zum Bundeskanzler über keine vollwertige Richtlinienkompetenz: Die Richtlinien der Regierungspolitik bestimmt er nach Artikel 58 Absatz 2 VvB mit Billigung des Abgeordnetenhauses.
Zusätzlich gibt es in jedem der 12 Bezirke jeweils einen Bezirksbürgermeister. Diese sind jedoch keine klassischen Bürgermeister, da die Bezirke aufgrund der Stellung Berlins als Einheitsgemeinde keine eigenen Gemeinden sind.
Mangels anderslautender Regelung ist im Rahmen des passiven Wahlrechts ein Mindestalter des Regierenden Bürgermeisters von 18 Jahren vorgesehen.
Inhaltsverzeichnis
Liste der Bürgermeister
Die Berliner Oberbürgermeister von 1809 bis 1948
- Carl Friedrich Leopold von Gerlach (8. Mai 1809 − 8. Juni 1813)
- Johann Stephan Gottfried Büsching (Februar 1814 − März 1832)
- Friedrich Wilhelm Leopold von Bärensprung (März 1832 − 6. Oktober 1834)
- Heinrich Wilhelm Krausnick (6. Oktober 1834 − 20. März 1848)
- Franz Christian Naunyn (20. März 1848 − 23. Januar 1851)
- Heinrich Wilhelm Krausnick (23. Januar 1851 − 30. Dezember 1862)
- Carl Theodor Seydel (12. Januar 1863 − 1. April 1872)
- Arthur Hobrecht (1. April 1872 − 1878)
- Max von Forckenbeck (21. November 1878 − 26. Mai 1892)
- Robert Zelle (29. September 1892 − 30. September 1898)
- Martin Kirschner (23. Dezember 1899 − 31. August 1912)
- Adolf Wermuth (1. September 1912 − 25. November 1920)
- Gustav Böß (DDP) (20. Januar 1921 − 7. November 1929)
- Arthur Scholz (DVP) (November 1929 − 14. April 1931) kommissarisch
- Heinrich Sahm (parteilos) (14. April 1931 − 18. Dezember 1935)
- Oskar Maretzky (parteilos) (19. Dezember 1935 − 31. März 1937) amtierend
- Julius Lippert (NSDAP) (1. April 1937 − Juli 1940)
- Ludwig Steeg (NSDAP) (Juli 1940 − April 1945)
- Arthur Werner (parteilos) (17. Mai 1945 − 5. Dezember 1946)
- Otto Ostrowski (SPD) (5. Dezember 1946 − 17. April 1947)
- Louise Schroeder (SPD) (17. April 1947 − 7. Dezember 1948) kommissarisch
- Ferdinand Friedensburg (CDU) (14. August 1948 − 1. Dezember 1948) kommissarisch
Louise Schroeder amtierte stellvertretend für Ernst Reuter, dessen Wahl vom sowjetischen Kommandanten nicht anerkannt wurde. Wegen einer Erkrankung Schroeders amtierte Ferdinand Friedensburg für dreieinhalb Monate. Am 30. November 1948 setzte die sowjetische Besatzungsmacht einen eigenen Oberbürgermeister für Ost-Berlin ein. Damit war die Stadt faktisch geteilt. Louise Schroeder amtierte noch bis zum 7. Dezember 1948.
Die Oberbürgermeister von Ost-Berlin von 1948 bis 1991
- Friedrich Ebert jr. (SED) (30. November 1948 − 5. Juli 1967)
- Herbert Fechner (SED) (5. Juli 1967 − 11. Februar 1974)
- Erhard Krack (SED) (11. Februar 1974 − 15. Februar 1990)
- Ingrid Pankraz (SED) (15. Februar 1990 − 23. Februar 1990) kommissarisch
- Christian Hartenhauer (SED) (23. Februar 1990 − 30. Mai 1990)
- Tino Schwierzina (SPD) (30. Mai 1990 − 11. Januar 1991)
- Thomas Krüger (SPD) (11. Januar 1991 − 24. Januar 1991) kommissarisch
Der Regierende Bürgermeister für Gesamt-Berlin wurde erst im Januar 1991 gewählt.
Die Regierenden Bürgermeister West-Berlins von 1948 bis 1991
- Ernst Reuter (SPD) (7. Dezember 1948 − 29. September 1953)
- Walther Schreiber (CDU) (22. Oktober 1953 − 11. Januar 1955)
- Otto Suhr (SPD) (11. Januar 1955 − 30. August 1957)
- Franz Amrehn (CDU) (30. August 1957 − 3. Oktober 1957) kommissarisch
- Willy Brandt (SPD) (3. Oktober 1957 − 1. Dezember 1966)
- Heinrich Albertz (SPD) (1. Dezember 1966 − 19. Oktober 1967)
- Klaus Schütz (SPD) (19. Oktober 1967 − 2. Mai 1977)
- Dietrich Stobbe (SPD) (2. Mai 1977 − 23. Januar 1981)
- Hans-Jochen Vogel (SPD) (23. Januar 1981 − 11. Juni 1981)
- Richard von Weizsäcker (CDU) (11. Juni 1981 − 9. Februar 1984)
- Eberhard Diepgen (CDU) (9. Februar 1984 − 16. März 1989)
- Walter Momper (SPD) (16. März 1989 − 24. Januar 1991)
Die Regierenden Bürgermeister Berlins seit 1991
- Eberhard Diepgen (CDU) (24. Januar 1991 − 16. Juni 2001)
- Klaus Wowereit (SPD) (seit 16. Juni 2001)
Siehe auch
Weblinks
- Homepage des Regierenden Bürgermeisters von Berlin
- An der Spitze Berlins: Berliner Bürgermeister von 1247 bis heute
- Galerie: Berlin und seine Bürgermeister
- Artikel 55, 56 und 58 der Verfassung von Berlin
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