Arzttruppwagen

Arzttruppwagen
Arzttruppkraftwagen
Fahrzeugdaten
Besatzung: ursprünglich:
1 Arzt
1 Gruppenführer
4 Sanitätseinsatzkräfte
heute: regional unterschiedlich
Verwendet von: ASB, DRK, JUH, MHD, DLRG
Geschwindigkeit: 93 - 116 km/h (je nach Modell)
Antrieb: Straße

Der Arzttruppkraftwagen ist ein Fahrzeug des Sanitätsdienstes im Katastrophenschutz in Deutschland. Er wird nicht mehr ausgeliefert, ist aber noch weit verbreitet.

Inhaltsverzeichnis

Kurzbezeichnungen

Die Bezeichnung Arzttruppkraftwagen wird korrekt als ArztTrKW abgekürzt. Diese Abkürzung wurde durch das Bundesamt für Zivilschutz (heute: Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe) festgelegt, das ihn ursprünglich auch beschafft und ausgestattet hat

Es werden im allgemeinen Sprachgebrauch auch die Abkürzungen AW, ATW und ATrKW verwendet.

Normung

Der ArztTrKW ist nicht genormt, jedoch gibt es eine Stärke- und Ausstattungsnachweisung (STAN) des Bundes. Daneben existieren auch andere Ausstattungsnachweise, die von Bundesländern, Kreisen und Hilfsorganisationen erstellt wurden. Solange das Fahrzeug noch als Bundesfahrzeug geführt wird, ist die Ausrüstung gemäß Bundes-STAN als Mindestausstattung vorzuhalten.

Aufgaben

Zum Mannschaftstransport verfügt das Fahrzeug neben Fahrer- und Beifahrersitz über eine dahinterliegende viersitzige Bank, also Platz für insgesamt sechs Personen.

Der Aufbau eines Behandlungsplatzes oder eines Teiles davon erfolgt mit dem mitgeführten Material.

Mit einem Einbausatz im Laderaum zur Aufnahme von Krankentragen ist der Verletztentransport von vier liegenden Patienten möglich (rechts und links jeweils zwei). Diese Transportmöglichkeit dient nur als Behelf, mangels eines Begleitersitzes ist keine sichere Betreuung während der Fahrt möglich und der Transport von vornherein nur in Extremfällen (Katastrophenfall, Verteidigungsfall) zugelassen.

Mit diesen Tragenhalterungen kann das stehende Fahrzeug als Behandlungsraum genutzt werden, auch wenn die Beladung etwas mühsam ist.

Durch die Ausstattung mit einer Standheizung ist das Fahrzeug auch für längere Bereitstellungen als Aufenthaltsraum für die Besatzung geeignet.

Im Zuge der Umverteilung des Katastrophenschutzmaterials und weitgehender Übergang in die Verwaltungszuständigkeit der Länder in den 1990er Jahren wurde die Möglichkeit geschaffen, das Fahrzeug als Platzhalter für noch nicht beschaffte Betreuungslastkraftwagen zu verwenden. Dazu konnte es auf Kosten des Bundes mit einer Anhängerkupplung ausgestattet werden um den Feldkochherd zu ziehen.

Einheiten

Der ArztTrKW gehörte ursprünglich zur Arztgruppe des Sanitätszuges (STAN-Nr. 041), welche aus zwei Arzttruppkraftwagen und einem zu beordernden Krankenlastkraftwagen (KrLKW) bestand.

Die vorhandenen Fahrzeuge wurden nach dem Wegfall der bundeseinheitlichen Vorgaben für die Katastrophenschutzzüge unterschiedlichen Verwendungen zugeführt. Heute sind folgende Verwendungenen in Taktischen Einheiten bekannt:

Bundesland Einheit Teileinheit Bemerkungen
mehrere Einsatzeinheit Sanitätsgruppe Entwurf des DRK, mittlerweile auch von anderen Organisationen übernommen
Bayern SEG Sanität Arzttrupp
Hessen Sanitätszug Arzttrupp
Niedersachsen Einsatzzug Sanitätsgruppe
Nordrhein-Westfalen Einsatzeinheit Sanitätsgruppe

Geschichte

Das erste Mal wird der ArztTrKW im Oktober 1980 im Stärke- und Ausrüstungsnachweis Nr. 041 „Der Sanitätszug“ erwähnt. Die ersten Fahrzeuge (MB Typ L 407 D 7 35) wurden jedoch erst 1983 beschafft und an Einheiten des erweiterten Katastrophenschutzes ausgeliefert. Weitere Fahrzeuge desselben Typs wurden in den Jahren 1985 bis 1987 beschafft. Im Jahr 1988 folgten Fahrzeuge des Typs MB 507 D-KA/37 und 1990 vom Typ MB 508 D-KA/37, 1992 erfolgt die letzte Beschaffung, diesmal auf Basis eines Fiat Ducato vom Typ 290 umgesetzt.

Der ArztTrKW diente ursprünglich für Behandlungsstellen in der Zivilverteidigung und sollte damit eine Versorgung der Bevölkerung im Verteidigungsfall sicherstellen. Die Beladung gemäß STAN wurde darauf ausgerichtet, dass die Besatzung des Fahrzeuges damit eine eigenständige Hilfsstelle einrichten konnte und gegebenenfalls auch einen Verletztentransport in eigener Zuständigkeit durchführen konnte. Aus diesem Grund war jedem ArztTrKW ein eigener Arzt zugewiesen. Nach dem Ende des kalten Krieges wurde das Konzept neu überdacht. Eine weitere Beschaffung dieses Fahrzeugs ist zurzeit nicht mehr vorgesehen.

Heute wird der ArztTrKW häufig in Schnelleinsatzgruppen oder als Teil von Einsatzeinheiten eingesetzt. Für die neuen Einsatzformen sind die vorhandenen Fahrzeuge eher untermotorisiert und die Gestaltung des Laderaums entspricht nicht dem mitzuführenden erweiterten Materialbedarf. Manche Hilfsorganisationen oder Bundesländer beschaffen daher mittlerweile andere Fahrzeugtypen, die den erhöhten Anforderungen gerecht werden. Zum Teil wurden die vorhandenen ArztTrKW auch mit Regaleinbauten versehen oder weitergehend umgebaut, um die Fachdienstausstattung besser verladen zu können.

Regaleinbau

Nachfolger

Die Auflösung des erweiterten Katastrophenschutzes und damit der Wegfall von Ersatzbeschaffungen sowie die Notwendigkeit für eine erweiterte Ausstattung führte zu örtlich unterschiedlichen Lösungen. Neben dem Umbau vorhandener Bundes-ArztTrKW verfolgten viele das Konzept des Gerätewagen Sanitätsdienst, um die modernen Aufgabenstellungen zu bewältigen.

Im Rahmen der Neukonzeption des Katastrophenschutzes findet eine bundeseinheitliche Neugestaltung des Fahrzeuges statt, ein Prototyp wurde auf Sylt erprobt. Die Bezeichnung Arzttruppkraftwagen wird aufgegeben und durch das mittlerweile gebräuchlichere Gerätewagen Sanitätsdienst (Abkürzung GWSan, eventuell mit Kapazitätsangabe über die Anzahl von zu versorgenden Personen, z. B. GWSan25) ersetzt.

Varianten

Manche Bundesländer oder Organisationen haben eigene Varianten entwickelt. Zum Beispiel wurde der Arzttruppkraftwagen des Konzeptes Bayerischer Sanitätszug (1988) auf Basis eines Ford-Fahrgestelles aufgebaut, bot Platz für sechs Einsatzkräfte und war mit Material für ca. 20 Patienten sowie einem Sanitätszelt, Notstromaggregat, Tragen und Zubehör ausgerüstet. Dafür konnten keine Liegendpatienten im Fahrzeug aufgenommen werden. Von diesen Fahrzeugen wurden nur vereinzelt Exemplare ausgeliefert.

Weblinks


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