Ohlystift

Ohlystift
Das ehemalige Schloss von Gräfenhausen.

Das Ohlystift ist ein ehemaliges Schloss, das im Weiterstädter Stadtteil Gräfenhausen liegt. Es wird heute als Alters- und Pflegeheim genutzt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Gräfenhausener Schloss,[1] heute Ohlystift genannt, wurde bereits im 10. oder 11. Jahrhundert gebaut. Damals noch als Burg bzw. Wasserburg benutzt, unterstand sie direkt dem Kaiser. Vom Aussehen der damaligen Burg ist nichts bekannt. Sicher ist nur, dass von allen vier Seiten die Burg von Wasser umgeben war. In den ersten Jahrhunderten führte eine Zugbrücke auf der Nordseite hinüber zur Burg. In dieser Burg wohnten des Öfteren die Herren von Heusenstamm mit ihren Angehörigen.

Das eigentliche Schloss wurde 1585 gebaut. Das Schloss wurde in einem Gräfenhausener Flurbuch aus dem Jahr 1725 wie folgend beschrieben: Das Schloss hat ein 2-stöckiges Wohnhaus mit Wachturm und Brunnen, neun Schweineställe, ein Pflanzengarten, ein Schießgarten, ein Holzstall und ein großer Schuppen mit Heuboden.

Besitzerwechsel

Im Jahr 1658 wurde das Schloss Gräfenhausen von den Herren von Heusenstamm an Hessen verkauft. Zwei Jahr später wurde der Verkauf des Schlosses von Kaiser Leopold I. genehmigt. Landgraf Ludwig IX. schenkte im Jahr 1775 das Schloss mit allem Zubehör 1775 dem Fürstlichen Invalideninstitut. In das Schloss zogen die hessischen Invaliden, die mit Frauen und Kinder kamen. Bis ins Jahr 1818 stieg die Kinderzahl enorm, sodass der Großherzog Ludwig I. entschied das Wirken der Anstalt zu beenden. Noch im gleichen Jahr versuchte man, dass Schloss zu versteigern. Trotz der verlockenden Angebote, die in Zeitungen veröffentlicht wurden, blieb ein Verkauf aus. Für die nächsten zwei Jahre wurde das Schloss als Lazarett genutzt und anschließend für über zehn Jahre leerstehen gelassen. Schließlich konnte man das Schloss erst im Jahr 1832 für 5917 Gulden an den Mainzer Kattunfabrikanten Nikolaus Schwarz verkauft werden. Er errichtete im Schloss eine Manufakturwarenfabrik. Der Käufer erhielt jedoch nicht alles vom Schloss. Bereits 1819 sind die Ställe auf Abbruch versteigert worden. An demselben Tag wie Nikolaus Schwarz kaufte der Gräfenhausener Ortsbürger Wilhelm Knauf den Kättchensgarten für 792 Gulden.

Nachdem die Manufakturwarenfabrik sich nicht lange hielt, wechselte das Schloss seine Besitzer im Takt. Von 1846 war das Schloss in den Händen von Johhannes Röder. Zehn Jahre später ging es an den Graf Friedrich von Ottinf-Fünfstetten. Er behielt das Schloss auch nicht lange und so wurde es im Jahr 1864 an Johann Schüler Witwe von Frankfurt verkauft. Weitere sechs Jahre später erhielt es der Engländer Joseph James Bridge. Im Jahr 1873 ging das Schloss an Georg Lapper von Darmstadt und ein Jahr später an den Molkereibesitzer Heinrich Saul aus Kassel über. Schließlich kaufte es die Stadt Darmstadt im Jahr 1887 für 17500 Mark.

Das Ohlystift

Nachdem das Schloss einen starken Besitzerwechsel hinter sich hatte, errichtete die Stadt Darmstadt im Jahr 1888 eine Fürsorgeanstalt für verwahrloste, leiblich oder sittlich gefährdete Kinder ein. Im ersten Jahr beherbergte die Anstalt 32 Knaben und 18 Mädchen. Zwanzig Jahre später waren es bereits 60 schulpflichtige und 20 konfirmierte Kinder. Nach der Konfirmation kamen die meisten Jungs in eine freie Lehre, aber einige andere wurden auch in den Anstaltswerkstätten oder in der Gärtnerei für ihr zukünftiges Leben gelehrt. Für die Mädchen waren Arbeiten in Haushaltung, Küche und Wäscherei vorgesehen.

In den Jahren 1898 und 1900 wurde das Schloss etwas umgebaut. Es wurde im Jahr 1898 am alten Treppenturm ein zweistöckiges Gebäude gebaut und es wurden Schweineställe, Schuppen, Stall, Scheuer und Waschküche gebaut, die für die Landwirtschaft benötigt wurden. Ebenfalls im gleichen Jahr wurden 8175 m² Ackerland dazugekauft. Zwischen 1898 und 1899 wurde der alte Speisesaal abgerissen und ein neuer gebaut.

Seit 1896 heißt die Anstalt Ohlystift, die nach dem Oberbürgermeister von Darmstadt, Albrecht Ohly, benannt wurde.

Altersheim

Die Betreuung der gefährdeten Jugendlichen wurde 1958 beendet. Seit dieser Zeit wird das Ohlystift als Altersheim der Stadt Darmstadt genutzt. Im April 1979 wurde das Schloss von der Gemeinde Weiterstadt nach längeren Verhandlungen von der Stadt Darmstadt abgekauft. Die Gemeinde ließ das Schloss zwischen den Jahren 1988 bis 1990 für 5,50 Millionen € sanieren.[2] Vom eigentlichen Schloss ist heute nur noch wenig übrig. So musste bei den Sanierungsarbeiten der Schlossgraben und Schlosshof verschwinden. Bereits im Jahr 1962 wurde ein Bürgerhaus auf dem ehemaligen Schießgarten errichtet. Die Gebäude die für den landwirtschaftlichen Gebrauch errichtet wurden sind heute ebenfalls verschwunden. Heute wird das ehemalige Schloss als Alters- und Pflegeheim und als Schule genutzt.

Literatur

  • Chronik der Gemeinde Weiterstadt und ihrer Ortsteile Braunshardt, Gräfenhausen, Riedbahn, Schneppenhausen. Günther Hoch. 1988, ISBN 9783924803087

Einzelnachweise

  1. GNM; Gräfenhausen, Schloss
  2. Planungsbüro Kellner Kraus Stark GmbH; Ohlystift

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