- Olympische Sommerspiele 1900/Rugby
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Die in der französischen Hauptstadt Paris im Rahmen der Weltausstellung (Exposition Universelle et Internationale de Paris) ausgetragenen Internationalen Wettbewerbe für Leibesübungen und Sport (Concours Internationaux d’Exercices Physiques et de Sports) umfassten auch zwei Rugbyspiele. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) ordnete diese Spiele dem Programm der Olympischen Sommerspiele 1900 (Spiele der II. Olympiade) zu. Rugby, dass bis 1863 eine gemeinsame Geschichte mit dem Fußball hatte, besaß damit in der frühen Geschichte der Olympischen Spiele eine Gleichstellung zum Fußball.
Inhaltsverzeichnis
Mannschaften
Die Leitung der Weltausstellung hatte drei Spiele zwischen einer französischen, einer deutschen und einer britischen Mannschaft vorgesehen, die jeweils gegeneinander antreten sollten. Es handelte sich in den Überlegungen der Veranstalter aber nicht um ein Turnier, sondern um drei gleichrangige Spiele mit eigenen Siegern und Preisen. Das Spiel zwischen der deutschen und britischen Mannschaft kam aus nicht mehr rekonstruierbaren Gründen nicht zustande.
Mannschaftswettbewerbe waren zu jener Zeit allgemein als Wettkämpfe zwischen Vereins- oder Verbandsmannschaften ausgeschrieben. Diese vertraten in der Regel bei internationalen Wettbewerben das jeweilige Land, in dem der Verein oder Verband ansässig war. Das deutsche Team bestand aus dem in Frankfurt am Main beheimateten Verein Fußballclub Frankfurt (später SC 1880 Frankfurt). Die Briten benannten die Vereinsmannschaft der Mooseley Wanderers. Die Mannschaft des französischen Verbandes Union des Sociétés Françaises de Sports Athlétiques (USFSA) war tatsächlich ein Team, dass dem heutigen Begriff einer Nationalmannschaft ähnelt. Es handelte sich um ein Auswahlteam mit Spielern aus den besten französischen Rugby-Vereinen.
Spiele
Das Spiel der Franzosen gegen die deutsche Mannschaft fand am 14. Oktober und das gegen die Briten am 28. Oktober statt. Spielort für beide Partien war das Vélodrome Municipal auf dem Gelände der Weltausstellung in Vincennes. Gespielt wurde die am weitesten verbreitete Variante des Rugby Union, bei der eine Mannschaft aus 15 Spielern bestand.
Das Spiel Frankreich gegen Deutschland war nach Ansicht aller Beteiligten, sogar der französischen Zuschauer und Presse, wegen unverständlicher Entscheidungen des Schiedsrichters ein Skandal. Die Überlegenheit der deutschen Mannschaft drückte sich in der Führung zur Halbzeit aus. Je länger das Spiel dauerte, desto unbegreiflicher pfiff der französische Unparteiische, Monsieur Potter. Einen Vorschlag der Deutschen vor dem Spiel, einen englischen Schiedsrichter zu benennen, wurde zurückgewiesen. So bleibt der Verdacht der Parteiname unausgeräumt. 3500 Zuschauer verfolgten die Partie.
Das zweite Spiel wurde vom selben Schiedsrichter geleitet, auf dem nun der Schatten des ersten Spiels lastete. Jedoch war dieses Spiel frei von jeglicher Parteiname, zu überlegen war die französische Mannschaft und es gab ein klares Ergebnis. 6000 Zuschauer verfolgten diese Partie.
14. Oktober U.S.F.S.A. - Fußballclub Frankfurt 27:17 (5:14) 28. Oktober U.S.F.S.A. - Mooseley Wanderers 27:8 (?:?) Übersicht
Trotz des fehlenden Charakters eines Turnieres hat das IOC nachträglich eine Endplatzierung festgelegt und eine Zuteilung der Medaillenränge vorgenommen, die sich, wie dargestellt, auch im Medaillenspiegel niederschlägt. Durch das nicht zustande gekommene Spiel zwischen den Briten und Deutschland wurde beiden Mannschaften der zweite Platz zugewiesen.
Platz Land Verein/Spieler 1 FRA - Wladimir Aitoff
- A. Albert nur vs. GER
- Léon Binoche
- Jean Collas
- Jean-Guy Gautier
- Auguste Giroux nur vs. GBR
- Charles Gondouin nur vs. GBR
- Constantin Henriquez de Zubiera nur vs. GER
- J. Hervé
- Victor Larchandet
- Hubert Lefèbvre
- Joseph Olivier
- Alexandre Pharamond
- Frantz Reichel
- André Rischmann
- Albert Roosevelt
- Emile Sarrade
2 GER Fußballclub Frankfurt
- Albert Amrhein
- Hugo Betting
- Jacob Herrmann
- Willy Hofmeister
- Hermann Kreuzer
- Arnold Landvoigt
- Hans Latscha
- Erich Ludwig
- Richard Ludwig
- Fritz Müller
- Eduard Poppe
- Heinrich Reitz
- August Schmierer
- Adolf Stockhausen
- Georg Wenderoth
2 GBR Mooseley Wanderers
- F. C. Baylis
- J. Henry Birtles
- James Cantion
- Arthur Darby
- Clement P. Deykin
- L. Hood
- M. L. Logan
- H. A. Loveitt
- Herbert S. Nicol
- V. Smith
- M. W. Talbot
- J. G. Wallis
- Claude Whittindale
- Raymond Whittindale
- Francis Henry Wilson
Die Franzosen Collas, Gondouin, Henriquez de Zubiera und Sarrade stellten zwei Drittel der französischen Mannschaft dar, die am Wettbewerb im Tauziehen teilnahm.
Literatur
- Volker Kluge: Olympische Sommerspiele. Die Chronik Teil 1. Athen 1896 – Berlin 1936. Sportverlag, Berlin 1997, ISBN 3-328-00715-6.
- Karl Lennartz, Walter Teutenberg: Olympische Spiele 1900 in Paris. Agon-Sportverlag, Kassel 1995, ISBN 3-928562-20-7.
- Bill Mallon: The 1900 Olympic Games. McFarland & Company, Inc., Jefferson, North Carolina 1998, CIP 97-36094.
Weblinks
- Seite des IOC zu den Sommerspielen 1900 (englisch)
- Offizieller Bericht (französisch, PDF, gesamt 3 Teile)
- Seite über alle Olympische Teilnehmer von Herman de Wael (englisch)
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