- Otto-Erich Simon
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Otto-Erich Simon (* 1920/1921; † am oder nach dem 12. Juli 1991) war ein deutscher Multimillionär, der in Düsseldorf lebte.
Leben
Simon entstammte einer Winzerfamilie aus Lösnich an der Mosel. 1963 kaufte er zwei Geschäftshäuser an der Düsseldorfer Prachtmeile Königsallee 76 und 78. Simon führte ein unscheinbares Leben und war in der Stadt Düsseldorf kaum bekannt. Erst die Medienberichte nach seinem Verschwinden machten ihn in der Stadt bekannt. Simon war für seinen unkonventionellen Lebensstil bekannt und verreiste bereits früher allein, ohne davon jemand in Kenntnis zu setzen.
Zuletzt lebend gesehen wurde Simon am 12. Juli 1991. Dieses Datum ist auch das mutmaßliche Todesdatum. Nur eine kurze Zeit nach dem Verschwinden legte der Düsseldorfer Geschäftsmann und Bauunternehmer Hans Hansen bei einem schweizerischen Notar den Kaufvertrag für beide Immobilien an der Königsallee vor. Am 14. September 1992 erschien in der lokalen Ausgabe der „Bild“ der Artikel „Der komische Opa von der Kö“, in dem berichtet wurde, dass der 71-jährige Simon beide Häuser für 30 Millionen DM verkaufte und mit den Geldkoffern (Gesamtgewicht 45 kg) verschwand. Den späteren Zeugenberichten zufolge lebte Simon in einem luxuriösen Ambiente, ausgestattet mit Gemälden und Porzellan. Die Zeitungsberichte weckten allerdings kein Interesse der Justizbehörden.
Erst im Dezember 1991, nachdem die ersten Bautruppen in die Häuser einrückten und dort auf Persönliches in der nicht gänzlich ausgeräumten Wohnung stießen, wurde die Polizei benachrichtigt. Von einem Bekannten Simons wurde eine Vermisstenanzeige erstattet. Bereits nach den ersten Polizeiermittlungen entpuppte sich die Unterschrift Simons auf dem Kaufvertrag als eine Fälschung. Als Tatverdächtiger wurde der Käufer Hans Hansen verhaftet.
Die 17-köpfige Sonderkommission der Polizei konnte die Leiche Simons nicht finden, auch in dessen Wohnung befanden sich keine Spuren. Der Prozess gegen Hansen begann am 1. Februar 1994. Als Indizien gegen Hansen dienten der gefälschte Kaufvertrag und eine Quittung über den Kauf von Säge, Spaten, Müllsäcken und Kreuzhacke. Während des Prozesses wurden mehr als 100 Zeugen gehört und kurioseste Szenarien durchgespielt. Nach 135 Verhandlungstagen wurde 1996 der Indizienprozess abgebrochen, weil der Angeklagte unter Depressionen litt und zeitweise an den Verhandlungen nicht teilnehmen konnte.
Nach dem Verschollenheitsgesetz galt Simon juristisch als verschollen, seit März 1997 lief die Frist für die beantragte Todeserklärung (5 Jahre nach dem Verschwinden, mit dem Ablauf des Jahres 1991). Anfang 2002 wurde das Gerichtsverfahren wegen Mangels an Beweisen und der Erkrankung des Beschuldigten eingestellt. Fast gleichzeitig, im März 2002, wurde die Todeserklärung rechtskräftig (10 Jahre nach dem Verschwinden, 5 Jahre nach dem Antrag).
Die beiden Immobilien, die in den letzten Jahren enorm an Wert gewannen, wurden laut Presseberichten auf 30–40 Millionen € geschätzt und unter der Einhaltung des Stillschweigens zum Preis von den Verwandten Simons verkauft. Dort, wo sich früher in dem nach dem Krieg notdürftig wieder aufgebauten Haus ein bekanntes Auktionshaus befand (Königsallee 76), entstand nach dem 2006 erfolgten Abriss beider Häuser ein modernes Büro- und Geschäftshaus. Der Fall Simon sorgte nicht nur in der regionalen Presse für Aufsehen. Bald folgten ihr die Berichte in den bundesweit vertriebenen Zeitschriften.
Weblinks
- Focus 34 (1993)
- Berliner Zeitung vom 2. Februar 1994
- In diffundierender Vagheit. In: Der Spiegel. Nr. 6, 1994 (online).
- Nachruf auf eine Mordanklage. In: Der Spiegel. Nr. 21, 1996 (online).
- Focus 19/2005
- Rheinische Post vom 9. Januar 2008
- Rheinische Post vom 28. Februar 2008
- Express vom 23. Mai 2008
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