Assyrische Königsliste

Assyrische Königsliste

Die assyrische Königsliste (AKL) führt die Namen der Assyrischen Könige von den Anfängen bis 722 auf. Zwischen 722 und 911 kann die AKL mit der Eponymenliste abgeglichen werden, die zwischen 649 und 911 komplett vorliegt. Die Königsliste ist weitgehend die einzige Quelle für die Regierungszeit von Salmanassar IV., Assur-dan III., Assur-nirari und Salmanassar V. und ist auch entscheidend für die Regierungszeit von Adad-nirari.

Inhaltsverzeichnis

Überlieferung

Es gibt zwei assyrische Königslisten. Die eine existiert in fünf Abschriften, die aber alle Lücken haben, drei davon sind sehr schlecht erhalten:

  • Khorsabad-Liste 1 (KhKL)
  • Khorsabad-Liste 2 (KhKL)
  • SDAS Liste (Seventh-day adventist seminary kinglist), endet mit der Regierungszeit von Salmanassar V. (726-722).
  • KAV 21+22, Tukulti-Ninurta I.-Tiglat-pileser II.
  • KAV 23+24

Die zweite Liste ist nur aus einer einzigen Kopie bekannt (VAT 9812, Nasouhi 1927 oder NaKL). Sie gibt die Regierungszeiten nicht an und hat für die Zeit zwischen Išme-Dagan I. und Šu-ninua eine andere Reihenfolge der Herrscher.

Die Listen basieren zu mindest teilweise auf bereits beschädigten älteren Originalen. Teilweise haben die Schreiber versucht, Lücken zu ergänzen, nicht immer mit Erfolg, teilweise notieren sie aber auch ḫepi (zerbrochen).

Aufbau

Die Königsliste besteht aus drei Spalten, von denen die erste meist zerstört ist. Sie enthält den Namen des eponymen Beamten, der oft aus der Eponymenliste ergänzt werden kann. In der zweiten Spalte ist ihr Amt vermerkt. Die ersten 17 Herrscher (Herrscher, die in Zelten lebten) erscheinen in zwei parallelen Spalten ohne weitere Details.

Entstehung

Die Liste wurde wahrscheinlich zuerst in der Regierungszeit von Schamschi-Adad I. zusammengestellt, um dessen Thronbesteigung zu legitimieren, und dann unter späteren Herrschern weitergeführt.

Absolute Datierung und Synchronismen

Die absolute Datierung beruht auf einer Sonnenfinsternis im Eponymat von Bur-saggilê unter der Regierung von Assur-dan III. Nach astronomischen Berechnungen fand sie am 15. Juni 763 statt. Außerdem ist bekannt, dass Schamschi-Adad I. im 17. Regierungsjahr von Hammurabi von Babylon verstarb, dessen Regierungsdaten aber nicht gesichert sind.

Abfolge der Herrscher

Auf 17 Könige, die in Zelten wohnten, folgen zehn Könige, „die Vorfahren waren“. Von diesen Herrschern ist außer den Namen nichts bekannt. Die nächsten sechs Könige sind von Ziegelinschriften bekannt, wurden also von den Kompilatoren der Liste mit quasi archäologischen Methoden ermittelt. Vermutlich ist ihre Reihenfolge mehr oder weniger zufällig. Für die ersten 32 Könige bis Ilu-šuma sind die Regierungszeiten unbekannt. Sein Nachfolger Erišum regierte ṭuppịšu, vermutlich weniger als ein Jahr (vgl. die ausführliche Diskussion bei Rowton 1959). Herrscher 1-26 der Königsliste stellen die Genealogie von Schamschi-Adad I. dar, Herrscher 26-38 sind eine rivalisierende akkadische Überlieferung aus Assur [1]. Ab der Zeit von Šamši-Adad I. sind die Regierungszeiten der Herrscher bekannt.

Zuverlässigkeit

Die Liste ist für die Zeit vor Šu-ninua und noch mehr vor Šamši-Adad I. mit Sicherheit unzuverlässig. Zwei anderweitig belegte Könige, Puzur-Sin und Ušpia fehlen. Auch die Reihenfolge ist nicht immer korrekt, und teilweise ist auch die Abstammung falsch angegeben. Die Reihenfolge der Könige 18–25 ist vielleicht umgekehrt worden. Von diesen Herrschern sind die Namen der Väter überliefert. Für die Könige zwischen Išme-Dagan I. und Šu-ninua gibt die Liste VAT 9812 andere Namen. Reade nimmt an, dass dieser Teil der Liste aus mehreren genealogischen Listen, die vielleicht zu konkurrierenden Dynastien in Assur und Ekallatum gehören, wesentlich später, in mittelassyrischer Zeit, relativ wahllos zusammengestellt wurde, vielleicht unter Aššur-uballit I. Teilweise besteht auch der Verdacht, dass Schreiber teilweise zerstörte Namen falsch ergänzt haben, wie im Falle von IB.TAR-Sin, der vielleicht dem fehlenden Puzur-Sin entspricht.

siehe auch: Chronologien der Altorientalischen Geschichtsschreibung

Literatur

  • Nadav Na'Aman: Statements of time-spans by Babylonian and Assyrian Kings and Mesopotamian chronology. In: Iraq. 46, 2, 1984, ISSN 0021-0889, S. 115–123.
  • Paul Åström (Hrsg.): High, Middle or Low. Teil 3: Acts of an International Colloquium on absolute chronology held at the University of Gothenborg 20th–22nd August 1987. Åström, Göteborg 1989, ISBN 91-86098-94-2 (Studies in Mediterranean archaeology and literature. Pocket-book 80).
  • J. A. Brinkman: Mesopotamian Chronology of the Historical Period. In: A. Leo Oppenheim u. a.: Mesopotamia. Portrait of a dead civilization. Revised edition, completed by Erica Reiner. University of Chicago Press, Chicago u. a. 1977, ISBN 0-226-63186-9, S. 335–348.
  • Friedrich Delitzsch: Assyrische Lesestücke. 2, 928.
  • H. Gasche u. a.: Dating the fall of Babylon. A reappraisal of Second-Millennium chronology. A joint Ghent-Chicago-Harvard project. University of Ghent and the Oriental Institute of the University of Chicago, Chicago IL 1998, ISBN 1-88592-310-4 (Mesopotamian history and environment. Serie 2: Memoirs 4).
  • Albert Kirk Grayson: Assyrian Royal Inscriptions. Band 1: From the Beginning to Ashur-resha-ishi I. Harrassowitz, Wiesbaden 1972, ISBN 3-447-01382-6 (Records of the ancient Near East 1).
  • A. K. Grayson: Rivalry over rulership at Aššur. The Puzur-Sin Inscription. In: Annual Review of the Inscriptions of Mesopotamia Project. 3, 1985, ISSN 0822-2525, S. 9–14.
  • Peter Ian Kuniholm u. a: Anatolian Tree Rings and the Absolute Chronology of the Eastern Mediterran 2220–718 BC. In: Nature. 381, 1996, ISSN 0028-0836, S. 780–783.
  • W. G. Lambert: Tukulti-Ninurta I. and the Assyrian king-list. In: Iraq. 38, 1976, S. 85–94.
  • A. T. Olmstead: The Assyrian Chronicle. In: Journal of the American Oriental Society. 34, 1915, ISSN 0003-0279, S. 344–368.
  • Julian Reade: Assyrian King-Lists, the Royal Tombs of Ur, and Indus Origins. In: Journal of Near Eastern Studies. 60, 1, 2001, ISSN 0022-2968, S. 1–29.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Grayson 1972, 1

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