- Tukulti-Ninurta I.
-
Tukulti-Ninurta I. regierte nach assyrischen Königsliste 36 Jahre als assyrischer König der mittelassyrischen Zeit. Der Name bedeutet: "Mein Vertrauen ruht auf Ninurta".
Autor Regierungszeit Anmerkungen Grayson 1969 1244–1208 v. Chr. mittlere Chronologie Pöbel 1942 1242–1206 v. Chr. Gasche et al. 1998 1240–1205 Ultrakurze Chronologie Freydank 1991 1233–1197 Es gelang ihm, die Macht Aššurs deutlich zu erweitern. Schon kurz nach seiner Thronbesteigung griff er Babanḫi an.[1]
Inhaltsverzeichnis
Bauten
Tukultī-Ninurta I. baute eine neue Hauptstadt, Kar-Tukulti-Ninurta. Sie lag am Ostufer des Tigris unweit von Aššur. Sie war stark befestigt und enthielt Paläste (darunter é-gal me-šár-ra), einen Aššurtempel (é-kur me-šár-ra) und eine Ziggurat. Tukultī-Ninurta I. setzte zahlreiche Deportierte beim Bau seiner neuen Hauptstadt Kar-Tukultī-Ninurta ein, darunter Kassiten, Subaräer (Palastanlagen), Männer aus den Nairi-Ländern, Leute aus Katmuhi, Alše, Purulumzi und Amadani.
Aus den Rationenlisten lassen sich erschließen:[2]
In den späten Jahren seiner Regierung baute er auch das Befestigungssystems der Stadt Aššur aus. Tukultī-Ninurta ließ im Lande Meḫri, wahrscheinlich zwischen dem Tigris und dem oberen Zab gelegen, durch Kriegsgefangene gušuru-Bäume (vermutlich Nadelbäume) fällen. Die Balken wurden nach Aššur transportiert und fanden beim Bau des neuen Palastes Verwendung.[3]
Titel
Tukultī-Ninurta I. nennt sich Šar māt Karduniaš (König von Babylonien) und führt und die babylonischen Titel Šamšu kiššat nišē „Sonne aller Völker“, Šar māt Sumeri u Akkadî (König von Sumer und Akkad), Šar kibrātt arbaʿi „König der vier Weltufer“ und nišīt dAššur u dŠamaš „Günstling von Aššur und Šamaš“. „Sonne aller Völker“ nennt er sich auch nach Ende der direkten Herrschaft in Babylon.
Verhältnis zu Hatti
Bereits im ersten Jahr seiner Regierung überschritt Tukultī-Ninurta den Euphrat und deportierte nach seinen Militärberichten, die auf zwei Alabastertafeln aus Kar-Tukultī-Ninurta aus Tell B (Bereich des Aššurtempels) überliefert sind, 28.800 Hethiter nach Assyrien. Olmstead interpretierte dies als Beleg einer großen hethitischen Invasion, dieser Ansicht haben sich aber nur wenige Forscher angeschlossen. Klengel und Liverani wollen den entsprechenden Feldzug wesentlich später ansetzen. Im späteren Verlauf seiner Regierung waren die Beziehungen zu Hatti weitgehend friedlich. In den folgenden Regierungsjahren zog er in die osttigridischen Vorberge (Mat Qutî und Mat Papî), dann die westlich daran angrenzenden Länder Subartu, Katmuhu und Alzi und griff schließlich die Nairi-Länder im Norden an.
Sieg über Babylon
Der Feldzug gegen und der schließliche Sieg Tukultī-Ninurtas über den König der Kassiten wird in dem sogenannten Tukultī-Ninurta Epos beschrieben. Es ist auf mehreren Tontafeln überliefert, deren Reihenfolge nicht immer ganz klar ist.
Der König greift den Feind an der Spitze seiner Truppen in seinem Streitwagen an, muss aber zunächst wenden und fliehen. Später benutzt Tukultī-Ninurta diesen Vorfall aber, um Kaštiliaš IV. (1227 v. Chr. bis 1220 v. Chr.), den König von Babylon herauszufordern: dieser werde in keiner Festung Zuflucht finden, und gleich, wie viele Opfer er den Göttern anbiete, diese würden ihm keinen Sieg zusprechen. Vor der Entscheidungsschlacht befragt Kaštiliaš die Zeichendeuter. Tukultī-Ninurta betet zu Schamasch und erinnert ihn an das Bündnis zwischen ihm und seinen Vorfahren. Auch seine Krieger erflehen die Hilfe des Sonnengottes gegen die abfälligen Kassiten. In der Schlacht selber rufen die Assyrer die Kriegsgötting Ištar an. Und in der Tat greifen die Götter selbst in die Schlacht ein: Ištar schlägt ihre Leier, um die Krieger zu wilder Wut anzufeuern, Adad wirft den gegnerischen Schlachtreihen Wind und Regen entgegen, Bel schlägt den Feind und verzehrt ihn mit Feuerflammen. Die Krieger sind so in Kampfeslust entflammt, dass sie ihre Rüstung abwerfen und mit bloßer Brust auf den Feind einstürmen.
Tukultī-Ninurta berichtet: „am unteren Meer des Sonnenaufgangs setzte ich die Grenze meines Landes fest“, was auf eine Kontrolle von ganz Babylonien hindeutet. Unter den beherrschten Gebieten werden unter anderem Sippar und Babylon, Dilmun und Meluhha, Oberes (Mittelmeer) und Unteres Meer (Persischer Golf), Subartu, Mat Qutî und die Nairi-Länder aufgeführt.
Die Zerstörung von Babylon und die Entführung der Statue des Marduk und die Überführung der Aššur-Statue aus Aššur nach Kar-Tukultī-Ninurta scheint von den Zeitgenossen als Sakrileg angesehen worden zu sein und führte schließlich zum Sturz von Tukultī-Ninurta. Er wurde von seinem Sohn Aššur-nasir-pal gefangen gesetzt und schließlich getötet. Sein Nachfolger wurde ein anderer Sohn, Aššur-nadin-apli.
Wie ein Text aus Dūr-Katlimmu belegt, wurde seit der Regierungszeit von Tukultī-Ninurta in Assyrien Eisen hergestellt.[4]
Eponyme Beamte
- Qarrad-Aššur
- Urad-ilani, Sohn von Išme-Adad
- Abī-ilī
- Aplija
- Šulmānu-šumā-uṣur
- Ina-Aššur-šuma-aṣbat
- Libūr-Zānin Aššur, erste Regierungshälfte[5]
Literatur
- R. Campbell Thompson: The Epic of Tukulti-Ninurta. In: The Annals of Archaeology and Anthropology. Band 20, S. 116 ff.
- R. Campbell Thompson: The Excavations on the Temple of Sabu at Nineveh. In: Archaeologia NS. 1926, S. 128 ff.
- G. Lambert: Three Unpublished Fragments of the Tukulti-Ninurta Epic. In: Archiv für Orientforschung. Band 18, S. 38 ff.
- P. C. Craigie: The Song of Deborah and the Epic of Tukulti-Ninurta.. In: Journal of Biblical Literature. Band 88/3, 1969, S. 253–265.
- Hannes D. Galter: 28.800 Hethiter. In: Journal of Cuneiform Studies. Band 40/2, 1988, S. 217–235.
- Albert T. Olmstead: History of Assyria. New York-London 1923
- H. Klengel: Geschichte Syriens im 2. Jahrtausend v.u.Z. Berlin 1967/69.
Weblinks
- http://www.livius.org/cg-cm/chronicles/cm/tukulti-ninurta.html Fragment der Chronik, englische Übersetzung
Belege
- ↑ RIA 1 328f.
- ↑ H. D. Galter, 28.800 Hethiter. Journal of Cuneiform Studies 40/2, 1988, S.228 und S. Jakob, Mittelassyrische Verwaltung und Sozialstruktur. Cuneiform Monographs 29, 2003, S.224.
- ↑ Betina Faist, Der Fernhandel des assyrischen Reiches zwischen dem 14. und dem 11. Jahrhundert vor Christus. AOAT 265, Münster, Ugarit Verlag 2001, 44
- ↑ E. Cancik-Kirschbaum, Die mittelassyrischen Briefe aus Tell Šheh-Hamad, Berlin 1996, Nr. 16
- ↑ Amanda H. Podany, The Land of Ḫana. Kings, chronology and scribal tradition. Bethesda, CDL-Press 2002, 8, Anm. 28
Vorgänger Amt Nachfolger Salmanassar I. Assyrischer König Aššur-nadin-apli Aššur-uballit I. | Enlil-nirari | Arik-den-ilu | Adad-nirari I. | Salmanassar I. | Tukulti-Ninurta I. | Aššur-nadin-apli | Aššur-nirari III. | Enlil-kudurri-usur | Ninurta-apil-ekur | Aššur-dan I. | Ninurta-tukulti-Aššur | Mutakkil-Nusku | Aššur-reš-iši I. | Tiglat-Pileser I. | Ašared-apil-ekur | Aššur-bel-kala | Eriba-Adad II. | Šamši-Adad IV. | Aššur-nâṣir-apli I. | Salmanassar II. | Aššur-nirari IV. | Aššur-rabi II. | Aššur-reš-iši II. | Tiglat-Pileser II. | Aššur-dan II.
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Tukulti-Ninurta — can refer to:*Tukulti Ninurta I *Tukulti Ninurta II *Tukulti Ninurta Epic *Ninurta apal Ekur *Ninurta tukulti Ashur *Ninurta … Wikipedia
Tukulti-Ninurta I — was a king of Assyria. (reigned 1243 BC – 1207 BC)He succeeded Shalmaneser I, his father, as king and won a major victory against the Hittites at the Battle of Nihriya in the first half of his reign. Tukulti Ninurta I later defeated Kashtiliash… … Wikipedia
Tukulti-ninurta ii — ou Toukoulti Ninourta, roi d Assyrie de 891 à 884 Il est le fils d Adad Nirari II, il poursuit la politique énergique de son père contre les royaumes voisins. Il reconstruit la muraille d Assur et effectue une grande tournée dans les territoires… … Wikipédia en Français
Tukulti-Ninurta — Tukultī Ninurta ( mein Vertrauen ruht in Ninurta) ist der Name mehrerer assyrischer Könige: Tukultī Ninurta I. Tukultī Ninurta II. Diese Seite ist eine Begriffsklärung zur Unterscheidung mehrerer mit demselben … Deutsch Wikipedia
Tukulti-ninurta II — Saltar a navegación, búsqueda Tukulti ninurta II, rey de Asiria (890 a. C. 884 a. C.). Hijo y sucesor de Adad nirari II. Se dedicó a consolidar los logros de su padre, que había conseguido restablecer el prestigio del poder asirio. Efectuó una… … Wikipedia Español
Tukulti-Ninurta II — was King of Assyria from 891 BC to 884 BC. He was the second king of the Neo Assyrian Empire. Family His father was Adad nirari II, the second king of the Neo Assyrian period. His son succeeded him and was named Ashurnasirpal II. He consolidated… … Wikipedia
Tukulti-Ninurta II — ou Toukoulti Ninourta, roi d Assyrie de 891 à 884 Il est le fils d Adad Nirari II, il poursuit la politique énergique de son père contre les royaumes voisins. Il reconstruit la muraille d Assur et effectue une grande tournée dans les territoires… … Wikipédia en Français
Tukulti-Ninurta I — (reigned ca. 1244 1208 b.c.) The son of Assyria s King Shalmaneser I and one of the stronger and more ambitious Assyrian monarchs of Assyria s second, or middle, period of imperial expansion, which spanned the last few centuries of the second… … Ancient Mesopotamia dictioary
Tukulti-Ninurta II. — Annalen des Tukulti Ninurta II. Tukultī Ninurta II. regierte als assyrischer König von etwa 890 bis 884 v. Chr. Der Name bedeutet: Mein Vertrauen ruht auf Ninurta . Er war der Sohn und Nachfolger von König Adad nirari II. Er eroberte einige… … Deutsch Wikipedia
TUKULTI-NINURTA I — (reigned C. 1244 – C. 1208 B.C.) Assyrian king of the Middle Assyrian period. He was one of the most famous Assyrian soldier kings who campaigned incessantly to maintain Assyrian possessions and influence. He reacted with spectacular cruelty… … Historical Dictionary of Mesopotamia