- Pantum
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Der oder das Pantum (auch Pantun) ist eine Strophenform indonesischen Ursprungs, die zunächst in Frankreich von romantischen Dichtern entwickelt und im 20.Jahrhundert auch von englischsprachigen Dichtern fortgeführt wurde. Victor Hugo, Charles Baudelaire, Paul Verlaine oder auch Lewis Turco und im deutschen Sprachraum vor allem Oskar Pastior haben Pantume gedichtet.
Das Pantum besteht aus mehreren, normalerweise gekreuzt gereimten Vierzeilern, deren zweite und vierte Zeile als jeweils erste und dritte Zeile jedes folgenden Vierzeilers wiederholt werden. Die erste Zeile des ganzen Stückes muss außerdem als Schlussvers des ganzen Gedichtes wiederkehren. (siehe Beispiel unten)
Ein Pantum kann aus beliebig vielen Strophen bestehen. Die Zeilenlänge variiert zwischen acht bis zwölf Silben. Gereimt wird, wie schon gesagt, im Kreuzreim, also abab. In deutschen Formen findet man das Gedicht aber auch völlig ohne Reime.
Innere Form
Dies ist nur die äußere Gestalt des Gedichts. Die besondere Wirkung des Pantums beruht aber auf dem Bedeutungsspiel seiner Wiederholungen. Im allgemeinen wird der vorausgehende Doppelvers etwas sachlich nennen oder beschreiben, während der folgende Refrain die Gefühle anspricht, weil er Inhalte noch einmal betont. Aus der Reihung solcher Zeilenpaare in gewissem Abstand entsteht ein überraschender Effekt; ein kunstvolles Flechtwerk zwischen Gedanken und Gefühlen.
Da ganz am Ende auch die erste und dritte Zeile als zweite und letzte Zeile wiederkehren, schließt sich der Kreis. Die zyklische Gestalt des Gedichtes führt den Hörer (Leser) wieder harmonisch an den Anfang zurück.
Herkunft des Pantums
In Indonesien heißt diese Strophenform "Pantun".
Die Idee einer Übernahme in die europäische Literatur wurde in Frankreich geboren: Einen Bericht von Ernest Fouinet über improvisierte Gesänge mit dieser festen Wiederholungsordnung veröffentlichte Victor Hugo in der Zeitschrift "Les Orientales" im Jahr 1829 - Théophile Gautier zögerte nicht, diese kunstvollen Wiederholungen nachzuahmen. Erst etwa zwanzig Jahre später wurde jedoch wirklich versucht, diese Gedichtform in die französische Literatur einzuführen.
Die indonesische Sprache ist weniger fest geordnet als die französische oder deutsche Sprache. Die grammatischen Zeiten und "Aspekte" (Verlaufsform oder Perfekt) werden nicht durch Verb-Konjugation, sondern durch (weglassbare) Partikel ausgedrückt. Grammatische Geschlechter gibt es im Indonesischen auch keine. Daraus folgt, dass ein Pantum im Indonesischen deutlich leichter zu verfassen ist, als in einer europäischen Sprache.
Beispiel
Pantum aus dem Englischen von Lewis Turco, Eunuch Cat
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Sie ging ins Büro bis sie nicht mehr konnte
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daheim gab sie dem Kater stets ein Stück
- der sich auf ihrer Schwelle immer sonnte,
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bewegte sich und wurde selber dick.
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Daheim gab sie dem Kater stets ein Stück,
- ging danach schlafen, traumfrei bis zum Morgen,
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stand auf. Und wurde schließlich alt und dick.
- Nur noch ums Essen musste sie sich sorgen,
- ging danach schlafen, traumfrei bis zum Morgen,
- Genug? Ihr Kater kriegt nichts mehr.
- Nur noch ums Essen musste sie sich sorgen,
- am Abend starb sie, atmete sich leer.
- Genug? Ihr Kater kriegt nichts mehr.
- der sich auf ihrer Schwelle immer sonnte,
- am Abend starb sie, atmete sich leer.
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Sie ging ins Büro bis sie nicht mehr konnte.
Weitere Beispiele gibt es zum Beispiel bei Charles Baudelaire, Harmonie du Soir
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