Paralleles Denken

Paralleles Denken

Paralleles Denken ist ein von Edward de Bono entwickeltes Konzept der Betrachtung und Lösung eines Problems bzw. einer Aufgabe. Es beschreibt die Fähigkeit, in Bezug auf ein beliebiges Thema systematisch verschiedene Denk- und Wahrnehmungsperspektiven einzunehmen, wobei alle Beteiligten zu einem gegebenen Zeitpunkt in die gleiche Richtung, mithin "parallel" denken. Aufbauend auf diesem Konzept entwickelte De Bono die Methode der Six Thinking Hats.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Edward de Bono polarisiert zwischen dem Westlichen Denken (Beurteilungs- und Gegensatzdenken, das von Plato, Sokrates und Aristoteles installiert wurde) und dem von ihm vorgeschlagenen parallelen Denken. Seine Anhänger sehen de Bono als den ersten, der seit 2500 Jahren einen systematischen neuen Wind in unsere Überlebens- und Erfindungskraft Nummer 1, unser Denken, bringt. De Bono positioniert sich gerne gegenüber der „Gang of Three“, aber das ist Teil seiner Taktik (nachzulesen in 'Teaching Thinking'): man muss die Situation extrem polarisieren, übertreiben, „entweder-oder“ - mäßig abgrenzen (das heißt, aristotelische Kategorien verwenden), um den Lernenden die Unterschiede bewusst zu machen, die dann nachher in der Umsetzung eine rasche Orientierung erlauben sollen.

Er gesteht dem klassischen Denken die Errungenschaften der modernen Gesellschaft zu, allerdings markiert er ihre Unvollständigkeit, ja Mangelhaftigkeit, wenn es um den Umgang mit Vieldeutigkeit, schneller Veränderung und dem Erkennen von Chancen geht.

Das Denken der alten Griechen (das sowohl von den theologischen Verteidigern des Christentums als auch von den Humanisten der Renaissance übernommen und hochgehalten wurde) funktioniert nach de Bono, wenn die Situation stabil ist, berechenbar, sich kaum verändert – und wenn es einen Überschuss an Kreativität und Erfindungsreichtum gibt, der durch eine kritische Grundhaltung übersichtlich gehalten werden kann. Die Idee ewiger Wahrheiten wird man in Zeiten des Wandels und der gerade nicht gewollten schnellen Veränderungen eher in Zweifel ziehen können, und so beschreibt de Bono wie Proto-Wahrheiten an die Stelle von ein für allemal festgelegten, in Stein gemeißelten Universalgesetzen treten.

Toleranz durch paralleles Denken

Toleranz ist eine wesentliche durch das parallele Denken geförderte Tugend, die eine kraftschonende Art des Umgangs mit sich schnell wandelnden Verhältnissen ermöglicht – de Bono spricht vom kreativen Neuansatz und der freien Variation der Variablen, die ein langsames Fortschreiten nie erbringen kann. De Bonos paralleles Denken atmet Züge von Freiheit, Beweglichkeit, Lockerheit, gibt einen langen Atem - die Kurzatmigkeit logischer Winkelzüge wird hier durch den befreiten Schritt des Geistes in jede mögliche Richtung aufgelöst.

Beispiel

Die Methode, die das parallele Denken veranschaulicht, ist die Denkhüte von De Bono (Six Thinking Hats).

Literatur

  • Edward de Bono: Six Thinking Hats. London 1990.
  • Edward de Bono: Das Sechsfarben-Denken. Ein neues Trainingsmodell, Econ Düsseldorf 1989, ISBN 3-612-23013-1.

Weblinks

Der erste "Denkclub" nach de Bono in Deutschland


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