Parthenopolis

Parthenopolis

Parthenopolis (griechisch „Jungfrauenstadt“) war der Name von zwei antiken Städten, deren Lokalisierung nicht eindeutig feststeht. Außerdem war es eine mittelalterliche Bezeichnung für Magdeburg.

Plinius nennt Parthenopolis in seiner Naturalis historia (5,148) in einer Aufzählung von Orten in Bithynien; der Plinius-Herausgeber Gerhard Winkler meint, dass es sich wohl um die heutige türkische Ortschaft Koca Irmak bei Bartın handelt, die am Fluss Bartinsu, dem antiken Parthenios, liegt.[1]

Eine andere Parthenopolis genannte Stadt befand sich in der Provinz Niedermoesien (Moesia inferior). Sie wird ebenfalls von Plinius erwähnt (Naturalis historia 4,44); er bezeichnet sie als Siedlung der Skythen mit dem Beinamen Aroteren. Man vermutet, dass es sich um das heutige Costinești südlich von Constanța im heutigen Rumänien handelt oder dass das antike Parthenopolis in der Nähe dieser modernen Ortschaft zu suchen ist.[2] Eutropius erwähnt dieses Parthenopolis in seinem Breviarium (6,10) bei der Aufzählung von Städten, die Marcus Terentius Varro Lucullus (Marcus Licinius Lucullus) im Jahr 72 v. Chr. einnahm. Im Breviarium des Rufius Festus erscheint im 9. Kapitel ebenfalls Parthenopolis unter den damals von Lucullus eingenommenen Städten.

Im Mittelalter wurde die Stadt Magdeburg auch gräzisiert als Parthenopolis bezeichnet. Erstmals bezeugt ist dieser Name für Magdeburg in einer Urkunde Kaiser Ottos III. aus dem Jahr 989, die von einem Magdeburger Schreiber angefertigt wurde. Wahrscheinlich ist der Name in Magdeburg selbst entstanden.[3] Er erscheint in der Magdeburger Gründungssage, die in den Annales Magdeburgenses (zum Jahr 938) und den Gesta archiepiscoporum Magdeburgensium (Kapitel 2 und 3) überliefert ist und auf eine verlorene Quelle aus der Ottonenzeit zurückgeht. Dort wird berichtet, Julius Caesar habe nach der Unterwerfung Galliens Städte gegründet, die ihm militärischen Rückhalt gegen die umwohnenden Stämme bieten sollten. Eine davon sei Magdeburg gewesen, das Caesar zu Ehren der jungfräulichen Göttin Diana Parthenopolis (Jungfrauenstadt) genannt habe. Am Ufer der Elbe habe Caesar ein Heiligtum der Diana gestiftet, in dem dann der Göttin geweihte Jungfrauen gelebt hätten.[4]

Literatur

Anmerkungen

  1. Gerhard Winkler (Hrsg.): C. Plinius Secundus d. Ä., Naturkunde, Buch V, München 1993, S. 275; vgl. Dörner Sp. 1936.
  2. Gerhard Winkler (Hrsg.): C. Plinius Secundus d. Ä., Naturkunde, Bücher III/IV, München 1988, S. 383; vgl. Danoff Sp. 777.
  3. Karl Bischoff: Magdeburg. Zur Geschichte eines Ortsnamens, in: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 72, 1950, S. 392–420, hier: 417f.
  4. Dietrich Claude: Geschichte des Erzbistums Magdeburg bis in das 12. Jahrhundert, Teil 1, Köln 1972, S. 60.

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