Pater Josef Kentenich

Pater Josef Kentenich
Pater Josef Kentenich

Josef Kentenich SAC (* 16. November 1885 in Gymnich bei Köln; † 15. September 1968 in Schönstatt) war Pater in der Gesellschaft der Pallottiner, einer Ordensgemeinschaft päpstlichen Rechts, und ist Gründer der internationalen Schönstatt-Bewegung.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Josef (auch „Joseph“ geschrieben) Kentenich wurde am 16. November 1885 in Gymnich bei Köln unehelich geboren. Vom 23. September 1899 bis 1904 besuchte er das Pallottiner-Gymnasium in Koblenz-Ehrenbreitstein. Nach dem zweijährigen Noviziat (24. September 1904–1906) studierte er von 1906 bis 1911 im Missionshaus der Pallottiner in Limburg a.d. Lahn katholische Theologie. Am 8. Juli 1910 empfing er in Limburg die Priesterweihe. Am 18. September 1911 wurde er Lehrer in Ehrenbreitstein. Von 1912 bis 1919 wirkte er als Spiritual (geistlicher Begleiter) am Studienkolleg der Pallottiner in Vallendar am Rhein.

Gründung Schönstatts

Bronzestatue des Gründers neben einem Kapellchen

Am 19. April 1914 gründete er dort zusammen mit einigen der ihm anvertrauten Studenten eine Marianische Kongregation, aus der das heutige Schönstattwerk hervorging. Der 18. Oktober 1914 gilt als Gründungstag, an dem er in der Michaelskapelle einen Vortrag vor seinen Studenten hielt. Während des Ersten Weltkriegs erweiterte sich die junge Schönstattbewegung um Mitglieder außerhalb des Vallendarer Kollegs. 1919 wurde der „Apostolische Bund“, 1920 die „Apostolische Liga“ gegründet. Der "Apostolische Bund" war ein Sammelbecken für Menschen - ob Schüler, Theologiestudenten, Priester, Frauen, Männer, Akademiker, Lehrer oder wer auch immer - die sich von Schönstatt aus erziehen lassen wollten. Am 8. Dezember 1920 wurden die ersten Frauen offiziell in den "Apostolischen Bund" aufgenommen. Aus diesem Bund heraus bildeten sich verschiedene neue Gemeinschaften. Am 1. Oktober 1926 zum Beispiel das Säkularinstitut der Schönstätter Marienschwestern .

Zeit des Nationalsozialismus

Aufgrund seiner strikt ablehnenden Haltung dem Nationalsozialismus gegenüber („Ich finde keine Stelle an ihm, wo das Taufwasser auftreffen könnte“) wurde Kentenich am 20. September 1941 in Koblenz von der Gestapo gefangen genommen. Am 13. März 1942 wurde er in das Konzentrationslager Dachau überstellt, wo er bis zum 6. April 1945 inhaftiert war. Am 16. Juli 1942 gründete er dort zwei Schönstattgemeinschaften: das Schönstatt-Institut Marienbrüder[1] und – stellvertretend für das Schönstatt-Familienwerk – das Institut der Schönstattfamilien[2]. Am 18. Oktober 1945 gründete er den Verband der Diözesanpriester, am 2. Februar 1946 das Institut der Frauen von Schönstatt. Am 16. November 1945 begann er seine Auslandsreisen in die Schweiz, nach Italien, Lateinamerika, Südafrika und die USA.

Nachkriegszeit

Anbetungskirche (1968 vollendet) auf dem Schönstätter Berg; Grabstätte Pater Kentenichs

Nachdem am 19. Februar 1949 die bischöfliche Visitation des Schönstattwerkes begonnen hatte, und am 31. Mai 1949 auf den Visitationsbericht antwortete, wurde er durch eine Verfügung des päpstlichen Visitators am 30. September 1951 bis 1965 von seinem Werk in Europa getrennt. Er verbrachte diese Zeit vom 21. Juni 1952 an in Milwaukee in den USA als Seelsorger für Deutsche. 18. Juli 1965 wurde das Institut der Schönstatt-Patres gegründet.

Im September 1965 erhielt er ein (anonymes) Telegramm mit einer Einladung in das Generalat der Pallottiner in Rom, wo er am 17. September 1965 eintraf. Im Dezember wurde er in einer Audienz von Papst Paul VI. rehabilitiert. Am Heiligen Abend 1965 kehrte er – über achtzigjährig – nach Schönstatt zurück, wo er sich mit ganzer Kraft noch drei Jahre lang der Leitung und Festigung seines weltweiten Werkes widmete. Infolge der Trennung der Pallottiner von der Schönstattbewegung bat Josef Kentenich um Aufnahme in den Diözesanklerus der Diözese Münster. Am 15. September 1968, dem Fest der Sieben Schmerzen Mariens, feierte Pater Kentenich zum ersten und zugleich letzten Mal die Heilige Messe in der neuerbauten Anbetungskirche auf Berg Schönstatt und verstarb unmittelbar nach der Messe in der Sakristei der Kirche völlig überraschend.

Diese ehemalige Sakristei ist heute die Grabkapelle von Pater Kentenich mit seinem Sarkophag, auf dem die Inschrift Dilexit Ecclesiam (= er liebte die Kirche) aufgebracht ist. Diese Grabkapelle ist 40 Jahre nach dem Tod des Paters noch immer ein Ort der Einkehr und des Gebets.

Werk

Josef Kentenich (bundesdeutsche Briefmarke, 1985)

Josef Kentenich verstand sich als Pädagoge und hat sein pädagogisches Tun auch in hohem Grad reflektiert. Die von ihm gegründete Bewegung wollte er als pädagogische Bewegung verstanden wissen, nicht nur als spirituelle und apostolische. Die Pädagogik Kentenichs ist Frucht seines neuen Menschen-, Gemeinschafts- und Gottesbildes. Es ist eine ausgesprochen menschen- und seelenfreundliche Pädagogik. Sie zielt auf die Freiheit und Vollentfaltung des Menschen (Idealpädagogik). Sie hat die geistige und seelische Bindungsfähigkeit und Bindungsfülle des Menschen im Blick (Bindungspädagogik). Durchgehend vertritt Kentenich ein Gottesbild, wonach Gott der Erzieher des Menschen ist. Auch sein Marienbild ist davon geprägt. Maria ist die Erzieherin schlechthin (Bündnispädagogik). P. Kentenich gilt bis heute auch in nichtkirchlichen Kreisen als großer Pädagoge und Psychologe, er ist auch der Entwickler einer eigenen Pädagogik-Linie, der Kentenich-Pädagogik.

Wissenswertes

  • Am 10. Februar 1975 wurde in Trier der Seligsprechungsprozess für Josef Kentenich eröffnet. Sein Gedenktag wird am 18. November gefeiert.
  • Kentenichs Leben wurde 1985 von Ludger Edelkötter und Wilhelm Willms mit dem Musical „Wagnis und Liebe“ vertont.
  • Bei einer Zuschauerumfrage des ZDF 2003 landete Kentenich auf Platz 17 der „besten Deutschen“.
  • Im Jahr 2005 legte der Patris Verlag in Vallendar die erste von einem Nicht-Schönstätter geschriebene Biografie Kentenichs vor: Feldmann, Christian, Gottes sanfter Rebell - Joseph Kentenichs Vision von einer neuen Welt; 274 S., geb., € 24,80; ISBN 978-3-87620-279-2, mittlerweile auch in französischer, portugiesischer, ungarischer und englischer Übersetzung publiziert.

Einzelnachweise

  1. institut-marienbrueder.schoenstatt.net
  2. schoenstatt-familien.de

Weblinks


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