Pathologisch-Anatomisches Museum

Pathologisch-Anatomisches Museum
Der Narrenturm
Reste eines der ältesten Blitzableiter der Welt am Narrenturm

Der Narrenturm in Wien neben dem Gelände des alten Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien und heutigen Universitätscampus stellt das weltweit erste Spezialgebäude zur Unterbringung von Geisteskranken dar. Es wurde 1784 gebaut. Heute ist es Sitz des Pathologisch-anatomischen Bundesmuseums Wien.

Das Gebäude

Das Gebäude wurde 1784 unter Kaiser Joseph II. durch Isidore Canevale errichtet. Es handelte sich um einen fünfstöckigen festungsähnlichen Rundbau mit Mitteltrakt und mit schlitzartigen Fenstern für 200 bis 250 Geisteskranke. In seiner strengen geometrischen Form und Schmucklosigkeit gilt er als Höhepunkt des Revolutionsklassizismus. Jede Zelle hatte starke Gittertüren und Ringe zur Ankettung unbändiger Insassen.

Zehn Jahre später galt der Turm infolge der Neuerungen in der Therapie von Geisteskranken bereits als völlig überholt. Von seiner Rundform leitet sich die in Wien übliche umgangssprachliche Bezeichnung Gugelhupf für Irrenhäuser bzw. psychiatrische Kliniken ab. Die Annahme, dass der Narrenturm eine Umsetzung der Idee des Panoptikum von Jeremy Bentham sei, trifft nicht zu, da die Zellen nicht von einem Zentrum aus kontrollierbar sind.

Bereits am ältesten Modell des Narrenturms findet sich am Dachfirst ein Blitzableiter oder Blitzfänger. Zwei seiner Halterungen im Innenhof existieren noch. Unabhängig von Benjamin Franklin, der den Blitzableiter 1753 erfand,[1] baute der mährische Pfarrer von Primetice, Prokop Diviš, 1754 den weltweit ersten geerdeten Leiter in seinem Garten. Josef II. waren die Versuche von Diviš bekannt, welchem es vor allem um eine vermutete Heilkraft von Strömen ging. Ob die vermutlich ältesten erhaltenen Blitzableiterreste der Welt im Narrenturm möglicherweise eher ein Blitzfänger als Blitzableiter zur Behandlung der Insassen waren, ist bisher noch nicht geklärt.

Das Museum

Der derzeitige Nutzer ist das Pathologisch-anatomische Bundesmuseum. So sind Teile des ehemaligen elektropathologischen Museums von Stefan Jellinek untergebracht. Im Sommer finden wöchentliche Kulturveranstaltungen statt.[2]

Das Museum wurde 1796 unter Kaiser Franz II./I. als Museum des Pathologisch-anatomischen Institutes gegründet. Seit 1974 ist es Bundesmuseum.

Einzelnachweise

  1. „IMA Held: Benjamin Franklin“ (Biographie), IMA Hero, 2003, Webseite: IMA-BF (Es gibt Blitzstange 1753, nach Drachen mit Sohn 1752 an).
  2. Narrenturm

48.21861111111116.3533333333337Koordinaten: 48° 13′ 7″ N, 16° 21′ 12″ O


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