Period Rooms

Period Rooms

Period Rooms sind spezielle Ausstellungsräume in Museen, in denen Kunstwerke der verschiedensten Gattungen zusammen in einem Ambiente präsentiert werden, das zeitgemäßen Räumlichkeiten nachempfunden wird, in denen die präsentierten Arbeiten entstanden sind. In ihnen werden Gemälde, Skulpturen, Kunsthandwerk und Möbel gleichberechtigt in Räumen ausgestellt, die ganz oder teilweise mit originalen Wandverkleidungen, Decken, Fußböden, Portalen, Kaminen und Simsen ausgestattet sind und so ein ideales Gesamtbild einer Epoche zeigen sollen.

Das dahinterstehende Ausstellungskonzept soll die Trennung der einzelnen Kunstgattungen wie Malerei, Bildhauerei und Kunsthandwerk aufheben und den Museumsbesuchern zeigen, dass man jedes einzelne Kunstwerk stets im Kontext seiner Zeit sehen sollte, wo nie ein Bild bloß ein Bild war und oft für eine bestimmte Umgebung geschaffen wurde. Des Weiteren wird vielen Besuchern erst auf diese Weise bewusst, dass viele Künstler universal veranlagt waren und nicht nur Bilder malten, sondern teilweise auch als Bildhauer oder Kunsthandwerker tätig waren.

Geschichte

Das Ausstellungsprinzip der Period Rooms entwickelte sich aus dem System der Präsentation alter Meister in den Stadtvillen großbürgerlicher Kunstsammler im 19. Jahrhundert, die oftmals auf gedrängten Raum eine größtmögliche Menge an Kunstwerken präsentierten. Auf Grundlage solcher Vorbilder entwickelte Wilhelm von Bode Anfang der 80er Jahren des 19. Jahrhunderts das Konzept weiter, so dass es auch auf öffentliche Museen übertragbar war. Sein Ziel war es, in einem Museumsneubau Gemälde und Skulpturen gemeinsam zu zeigen und diese in einem optischen Umfeld zu integrieren, das in etwa der Entstehungszeit der in den Räumen gezeigten Kunstwerke entsprach. Eine erste Probe für das neue Konzept wurde 1883 auf einer Ausstellung von Gemälden alter Meister aus Privatbesitz in der Königlichen Akademie der Künste umgesetzt. Um seinen Plan auch für die Berliner Museen verwirklichen zu können und die nötige Unterstützung zu bekommen, gestaltete er 1896 die Kunstsammlung der Kaiserin Victoria in Schloss Friedrichshof nach diesem Prinzip um und erwarb sich so das Wohlwollen der Herrscherfamilie, die fortan seine Pläne für die Errichtung eines Renaissance-Museums, dem 1904 eröffneten Kaiser-Friedrich-Museum (heute Bodemuseum) unterstützten. Zur Umsetzung dieses Vorhabens hatte Bode in Italien verstärkt originale Portale, Kamine, Truhen und weitere Architekturteile angekauft, die in dem Museumsneubau integriert wurden. Das Konzept der gemeinsam präsentierten Kunstwerke wurde ein voller Erfolg und erregte weltweite Aufmerksamkeit. Viele Museen, besonders in den Vereinigten Staaten orientierten sich an diesem Konzept und richteten in ihren Häusern ähnliche Räume ein, für die sich international schon bald die englische Bezeichnung „Period Rooms“ durchsetzte und die sich dort bis heute großer Beliebtheit bei den Besuchern erfreuen. Nach Bodes Erfolg mit seinem neuen Ausstellungskonzept, ging er schon bald daran, dieses Konzept auch auf die Bestände altdeutscher und altniederländischer Kunst zu übertragen, das 1930 im neu errichteten Deutschen Museum, im Nordflügel des heutigen Pergamonmuseums, ebenfalls umgesetzt wurde.

Während sich Period Rooms in anderen Ländern durchgehend als großer Erfolg erwiesen, galt dieses Ausstellungskonzept im Nachkriegsdeutschland, insbesondere der Bundesrepublik, als antiquiert und wurde gerne abwertend als „Rumpelkammer“ bezeichnet. In der DDR hielt man dagegen, speziell im Bodemuseum an dem Konzept fest. Nach der Vereinigung der Berliner Museumsbestände entbrannte auch ein Streit über deren Präsentation, in dem die Traditionalisten darauf bestanden, bei der Aufstellung der Kunstwerke auf der Museumsinsel an den Period Rooms festzuhalten. Während sich anfänglich die Gegner dieser traditionellen Präsentation durchsetzten und diese mit dem Neubau der Berliner Gemäldegalerie zementierten, übernahm mit Peter-Klaus Schuster ein neuer Generaldirektor der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz, die Leitung der Museen und regte erneut eine Rückbesinnung auf die alte Ausstellungstradition an, die ab Oktober 2006 in kleinem Maßstab wieder im Bodemuseum sichtbar sein wird.

Period Rooms in Museen gibt es heute nicht nur für Sammlungen alter europäischer Kunst sondern auch für asiatische, antike und völkerkundliche Sammlungen.

Bedeutende Museen, die unter anderem auch Kunstwerke in Period Rooms präsentieren

Literatur

  • Tilmann von Stockhausen: Gemäldegalerie Berlin – Die Geschichte ihrer Erwerbungspolitik 1830–1904. Berlin 2000, ISBN 3-87584-769-0 (formal falsche ISBN)
  • 100 Jahre Mäzenatentum – Die Kunstwerke des Kaiser-Friedrich-Museums-Vereins Berlin. Berlin, 1997

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