Deutsches Museum (Berlin)

Deutsches Museum (Berlin)

Das ehemalige Deutsche Museum oder "Museum für ältere deutsche Kunst" in Berlin war ein Teil der Berliner Gemäldegalerie und der Skulpturensammlung. Es war seit 1906 für den heutigen Nordflügel des Pergamonmuseums geplant und dort seit 1926 eingerichtet worden. 1930 wurden die Räume geöffnet, bei Beginn des 2. Weltkriegs 1939 geschlossen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Räume bis 1958 für die Gemälde- und Skulpturensammlung genutzt, das Museum selbst aber nicht wieder eingerichtet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Schon mit der Eröffnung des als Renaissance-Museums geplanten Kaiser-Friedrich-Museums 1904 war klar, dass der Ausstellungsraum nicht ausreichen würde, um alle Kunstwerke der seit den 1880er Jahren erheblich angewachsenen Skulpturensammlung und der Gemäldegalerie präsentieren zu können. Deswegen plante der 1906 neu berufene Generaldirektor Wilhelm von Bode einen Erweiterungsbau. Er beauftragte den bedeutenden Reformarchitekten Alfred Messel 1907 mit der Aufgabe.

Im Nordflügel des heutigen Pergamonmuseum sollten das Deutsche Museum entstehen. 1907 wurden die Pläne Kaiser Wilhelm II. vorgelegt, Anfang 1908 vom Preußischen Abgeordnetenhaus genehmigt. Messel starb 1909, sein enger Freund Ludwig Hoffmann übernahm die Ausführungsplanung. Diese wurden ab 1910 realisiert, aber erst 1930 eröffnet. Nach dem Vorbild des Kaiser-Friedrich-Museums wurden auf zwei Geschossen altdeutsche, altniederländische und die frühen französischen Kunstwerke gezeigt. Um die Gemälde und Skulpturen im richtigen Ambiente präsentieren zu können, sollten die Räume ursprünglich mit Stilraumartigen Interieurs versehen werden, doch mussten die nach Plänen von German Bestelmayer seit 1916 eingebauten gotischen und romanischen Gewölbe im Hauptgeschoss nach einem Beschluss des Preußischen Abgeordnetenhauses 1926 wieder herausgerissen werden. Stattdessen entstanden abstrakte Raumkuben, so genannte Abstrakte Stilräume.

Im Sockelgeschoss wurden 1930 die Studiensammlung der Skulpturensammlung gezeigt, im Hauptgeschoss in den zur Stadtbahn hin gelegenen Sälen Sälen 2 bis 5 die Mittelaltersammlung, in den zum Forum hin gelegenen Hallen die Abgusssammlung mit Abformungen bedeutender deutscher Kunstwerke des Hohen Mittelalters und der Renaissance. Im Obergeschoss waren originale deutsche Kunstwerke der Renaissance bis zum Frühklassizismus zu sehen, unter anderem Werke von Multscher, Baldung Grien, Cranach d. Ä., Tilman Riemenschneider, Gerhaerd von Leyden, Antoine Pesne und das Merseburger Kabinett. In Oberlichtkabinetten wurden die Gemälde Albrecht Dürer, Albrecht Altdorfer und Hans Holbein d.J. gezeigt sowie die Altniederländer-Galerie mit Werken von Jan van Eyck - dessen seit 1821 in Berlin befindliches Hauptwerk allerdings, die Tafeln vom Genter Altar, nach den Bestimmungen des Versailler Vertrag 1920 an Belgien ausgeliefert werden mussten - Roger van der Weyden, Jan Scorel, Quentin Massys und Pieter Breughel. In weiteren drei Kabinetten war die 1918 den Museen geschenkte Sammlung von James Simon ausgestellt.

1939 wurde das Deutsche Museum mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, wie alle anderen Staatlichen Museen Berlins geschlossen. Nach dem Krieg gelangten große Teile der Sammlungen zunächst nach Moskau und Leningrad, doch auch nach deren Rükkehr 1958/1959 wurde das Deutsche Museum nicht wieder eingerichtet. Es hatte sich ideologisch überholt, zudem befanden sich wichtige Bestände wie die Altniederländer-Sammlung der Berliner Gemäldegalerie in West-Berlin und wurden dort in Dahlem gezeigt. Die Räume im Nordflügel des Pergamonmuseums wurden nach dem Zweiten Weltkrieg von der Antikensammlung, der Ostasiatischen Abteilung und dem Museum für deutsche Volkskunde genutzt.

Aktuelle Situation

Im Rahmen der Umbauarbeiten im Pergamonmuseum wird das Museum für Islamische Kunst in den Nordflügel umziehen,[1] in dem bis zum Zweiten Weltkrieg das Deutsche Museum untergebracht war.[2]

Literatur

  • Karin Schrader, Das Ende der >Museumsdekoration<? Bode und das Deutsche Museum, in Wilhelm von Bode als Zeitgenosse der Kunst, Kat. Ausstellung Nationalgalerie Berlin 1995, S. 69-77
  • Stefan Waetzoldt, Wilhelm Bode - Bauherr?, in Wilhelm von Bode als Zeitgenosse der Kunst, Kat. Ausstellung Nationalgalerie Berlin 1995, S. 55-68
  • Nikolaus Bernau: Die Berliner Museumsinsel, Stadtwandel-Verlag, Berlin 2006 / 2010 (2. Aufl.)

Einzelnachweise

  1. Museumsinsel Berlin – 2015 – Projektion Zukunft: Museum für Islamische Kunst
  2. Museumsinsel Berlin – 2015 – Projektion Zukunft: Pergamonmuseum, 1930-1989, Historische Ansichten
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