Persönliche Freiheit

Persönliche Freiheit
Datei:Eugène Delacroix - La liberté guidant le peuple.jpg

Freiheit (lateinisch libertas) wird in der Regel verstanden als die Möglichkeit, ohne Zwang zwischen verschiedenen Alternativen auswählen und entscheiden zu können. Der Begriff benennt allgemein einen Zustand der Autonomie eines handelnden Subjekts.

Inhaltsverzeichnis

Definitionen von Freiheit

Die Unterscheidung der Freiheit nach „negativer“ und „positiver“ Freiheit geht zurück auf Immanuel Kant.[1] Isaiah Berlin stellt in Two Concepts of Liberty[2] (1958) diese beiden Formen von Freiheit folgendermaßen gegenüber:

Negative Freiheit (Freiheit von) bezeichnet einen Zustand, in dem keine von anderen Menschen ausgehenden Zwänge ein Verhalten erschweren oder verhindern.

Positive Freiheit (Freiheit zu) bezeichnet einen Zustand, in dem die Möglichkeit der passiven Freiheit auch tatsächlich genutzt werden kann oder nach noch weitergehender Auffassung einen Zustand, in dem die Möglichkeit tatsächlich genutzt wird.

Ein Beispiel für negative Freiheit ist, wenn jemand seine Meinung frei äußern darf, ohne dass die entsprechende Person von anderen z. B. durch Zensur gehindert wird. Positive Freiheit würde in diesem Beispiel bedeuten, dass auch die Kommunikationsmittel und der Zugang zu den Medien zur Verfügung stehen oder nach weitergehender Auffassung, dass die jeweilige Meinung auch tatsächlich geäußert wird.

Niklas Luhmann weist mit Bezug auf die freie Marktwirtschaft auf einen Zusammenhang zwischen Freiheit und Wahrnehmung hin: Freiheit könne auch verstanden werden „als Unerkennbarkeit der Ursache von Freiheitseinschränkungen“.[3]

Den klassischen philosophischen Gesellschaftstheorien liegt die Idee der negativen Freiheit zugrunde. Positive Freiheit hingegen wird auch unter dem Begriff der Freiheitsgrade diskutiert. Damit wird zum Ausdruck gebracht, dass grundsätzlich bestehende Freiheit in der Form der negativen Freiheit graduell sehr unterschiedliche Wirkungen haben kann, je nachdem welche tatsächlichen Optionen z. B. in Form materieller Voraussetzungen zur Verfügung stehen.

Weitere Unterscheidungen:

  • innere Freiheit und äußere Freiheit. Während äußere Freiheit eine soziale Größe ist und z. B. rechtliche, soziale und politische Umstände umfasst, beschreibt innere Freiheit einen Zustand, in dem der Mensch seine eigenen, „inneren“ ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten und Anlagen nutzt und sich dabei auch von inneren Zwängen wie z. B. Trieben, Erwartungen, Gewohnheiten, Rollenmustern, Konventionen, Moralvorstellungen u. Ä. befreit und sie stattdessen durch rationale Wahl ersetzt (Souveränität). Als Schlüssel zur inneren Freiheit werden heute vor allem Erziehung und Bildung verstanden.
  • persönliche Freiheit, souveräne Freiheit und bürgerliche Freiheit: persönliche (negative) Freiheit bedeutet, dass jemand nicht unter Zwang steht, in seinen Handlungen nicht durch andere eingeschränkt oder bestimmt ist; souveräne (positive) Freiheit heißt, nach freiem Willen handeln und somit über sich selbst und über andere Macht ausüben zu können; mit bürgerlicher Freiheit ist die Teilhabe an gesellschaftlich-politischer Macht gemeint[4]

Willensfreiheit und Handlungsfreiheit

zur Willensfreiheit siehe Hauptartikel Freier Wille

Willensfreiheit beschreibt die Fähigkeit des Menschen, willentlich zu handeln. Wahlfreiheit beschreibt die Möglichkeit zur freien Entscheidung zwischen mehreren Handlungsmöglichkeiten. Handlungsfreiheit ist in dieser Unterscheidung der weitestgehende Freiheitsbegriff und beschreibt die Möglichkeit des Menschen, kraft eigener Willensbetätigung ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Dies gelingt, indem der Mensch innere und äußere Umstände reflektiert und kraft seiner eigenen Vernunft zu rationalen Entscheidungen gelangt, an denen er sein eigenes Handeln ausrichtet. Hierzu gehört neben dem Recht auf Selbstverwirklichung auch die Konsequenz, scheitern zu können und die Folgen des Scheiterns kraft eigener Verantwortung hierfür selbst zu tragen.

Gegenbegriffe zu Willensfreiheit sind Heteronomie und Determination.

Begriffsgeschichte

Antike und Christentum

Für die griechisch-römische Antike war Freiheit kein Gut für alle Menschen, sondern ein Privileg der Gebildeten und der Oberschichten, denen die unfreien Sklaven und unterworfenen fremden Völker gegenüber standen. Lediglich die Stoa entwickelte ein sehr weitgehendes Verständnis von Freiheit, das aber weniger politisch, als vielmehr philosophisch und auf den Einzelnen bezogen war. Freiheit war vor allem individuelle Freiheit von den Zwängen der Welt.

Demgegenüber hat das Volk Israel sehr früh die Befreiung aus Sklaverei und fremder Oberherrschaft zu einem auch politischen Thema gemacht. Wenn im Pessachfest der Befreiung aus Ägypten gedacht wurde, dann steckte darin sowohl eine Kritik an aller ungezügelten Machtausübung, als auch immer die grundsätzliche Anerkennung der Freiheit als eines politischen Grundrechtes für alle Angehörigen des Volkes.

Das junge Christentum hat die Vorstellungen des Judentums zum Thema Freiheit einerseits übernommen, aber andererseits eschatologisiert, d. h. zu einer Kategorie der „zukünftigen Welt“ gemacht. Der Begriff Freiheit (Eleutheria) beschreibt im Neuen Testament vor allem eine religiöse Qualität. Angesichts der bevorstehenden Parusie (Wiederkehr) ihres auferstandenen Herrn Jesus Christus schien jede politische Veränderung der Welt zunächst sinnlos. Es ging jetzt eher darum, im stoisch-hellenistischen Sinne „innerlich“ frei zu werden von den Zwängen der untergehenden Welt. Der Apostel Paulus hat das stoische Freiheitsverständnis aufgreifend christlich formuliert, der Christ sei im religiösen Sinne frei von Gesetz, Sünde und Tod (Römerbrief, Kapitel 6–8). Dennoch lautet einer der Kernsätze des christlich-biblischen Freiheitsverständnisses aus dem Galaterbrief des Paulus, dass alle Menschen in Christus gleich und damit frei seien (Gal 3, 26–28): „Für die Freiheit hat uns Christus befreit, darum … lasst euch nicht wieder unter ein Joch der Knechtschaft bringen“ (Gal 5,1). Entsprechend kann Paulus im Philemonbrief einen christlichen Sklavenhalter bitten, seinen ebenfalls christlichen Sklaven Onesimus in die Freiheit zu entlassen (Phlm 11). Die Unfreiheit wird im frühen Christentum also nicht „revolutionär“, sondern eher „evolutionär“ überwunden.

Mittelalter

Wie schon Im Altertum standen auch im Mittelalter große Teile der Bevölkerung als Sklaven oder Leibeigene im Eigentum anderer Menschen. Eigentümer waren entsprechend dem hohen Arbeitsaufkommen in der Landwirtschaft zumeist große Landbesitzer und somit regelmäßig Aristokraten. Von dieser sozialen Wirklichkeit ausgehend wurde Freiheit somit entweder als die Freiheit von einem Herren verstanden, also die Abwesenheit von Sklaverei/Leibeigenschaft oder als Freiheit des Herren, als die Freiheit, Sklaven/Leibeigene besitzen zu können. Bereits im Mittelalter entwickelten sich verschiedene Vorstellungen davon, wessen Freiheiten wie weit gehen könnten. Zentrales Dokument ist die Magna Carta Libertatum. Von Martin Luther stammt an der Grenze zwischen ausgehendem Mittelalter und Neuzeit die Denkschrift von der Freiheit eines Christenmenschen, die dem Christen eine Stellung zwischen Knecht und Herrn zuweist: in Christus sind alle Menschen frei, aber diese Freiheit ist durch die Liebe bzw. die Verantwortung für den Mitmenschen gebunden. Friedrich Schiller ließ die Idee der Freiheit auch in seinen Werken über Freiheitskämpfer des ausgehenden Mittelalters, wie zum Beispiel Wilhelm Tell und Die Räuber zu Worte kommen.

Aufklärung

John Locke

Der Freiheitsbegriff, der dem heutigen Verständnis zugrunde liegt, wurde im Zeitalter der Aufklärung entwickelt.

John Locke postulierte Leben, Freiheit und Eigentum als unveräußerliche Rechte des Bürgers. In Two Treatises of Government (1690) erklärt er den Naturzustand für den Zustand vollkommener Freiheit, innerhalb der Grenzen des Naturgesetzes seine Handlungen zu lenken und über seinen Besitz und seine Person zu verfügen, wie es einem am besten scheint – ohne jemandes Erlaubnis einzuholen und ohne von dem Willen eines anderen abhängig zu sein.

Der Franzose Voltaire prägte mit seinem Ausspruch „Ich bin nicht Eurer Meinung, aber ich werde darum kämpfen, dass Ihr Euch ausdrücken könnt.“ das Prinzip der Meinungsfreiheit.

Immanuel Kant

Immanuel Kant formulierte: „Niemand kann mich zwingen, auf seine Art (wie er sich das Wohlsein anderer Menschen denkt) glücklich zu sein, sondern ein jeder darf seine Glückseligkeit auf dem Wege suchen, welcher ihm selbst gut dünkt, wenn er nur der Freiheit Anderer, einem gleichem Zwecke nachzustreben, die mit der Freiheit von jedermann nach einem möglichen allgemeinen Gesetze zusammen bestehen kann, (d.i. diesem Rechte des Andern) nicht Abbruch tut.“ Nach dem kantschen Freiheitsbegriff ist Freiheit nur durch Vernunft möglich. Ohne Vernunft folgt der Mensch einem Tier gleich seinen Trieben. Kraft der Vernunft aber ist der Mensch in der Lage, das Gute zu erkennen und sein eigenes Verhalten dementsprechend pflichtgemäß auszurichten (siehe: kategorischer Imperativ). Da nach Kant nur der sich bewusst pflichtgemäß, also moralisch verhaltende Mensch frei ist, sind „freies Handeln“ und „moralisches Handeln“ bei Kant ebenso Synonyme wie der Freie Wille und der gute Wille.

John Stuart Mill

In seiner bekanntesten Schrift „On Liberty“ (dt: „Über die Freiheit“) setzt der britische Philosoph und Nationalökonom John Stuart Mill das Limit „[…] dass der einzige Grund, aus dem die Menschheit, einzeln oder vereint, sich in die Handlungsfreiheit eines ihrer Mitglieder einzumischen befugt ist: sich selbst zu schützen. Dass der einzige Zweck, um dessentwillen man Zwang gegen den Willen eines Mitglieds einer zivilisierten Gesellschaft rechtmäßig ausüben darf: die Schädigung anderer zu verhüten.“ Das Mill-Limit gilt noch heute, besonders in angloamerikanischen Ländern, als Grundlage des Liberalismus.

Die Aufklärung beinhaltet einen intellektuellen Aspekt, nämlich die Befreiung von hergekommenen Dogmen und Vorurteilen. Laut Kant bedeutet dies den Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Der politische Aspekt verlangt die Befreiung der Menschen aus der vormodernen Gesellschaftsstruktur. Er zielt vor allem ab auf eine Trennung von Staat und Kirche, eine Begrenzung des Staates durch Grundrechte, eine Kontrolle der Staatsgewalt durch Gewaltenteilung und die Ablösung der Legitimierung der Staatsgewalt durch das Gottesgnadentum durch eine Rückbindung an die Interessen der einzelnen Menschen letztlich durch Demokratie.

Weitere Wegbereiter

System der natürlichen Freiheit: Das einfache System der natürlichen Freiheit ist eine von Adam Smith vorgeschlagene gesellschaftliche Ordnung („obvious and simple system of natural liberty“). Seine Theorien über die unsichtbare Hand des Marktes („invisible hand“) gelten als geistige Grundlage der freien Marktwirtschaft und damit bis heute als maßgeblich.

Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit: (französisch: liberté, égalité, fraternité) sind die Ideale der Französischen Revolution. Das Bürgertum erringt seine Freiheit von Klerus (Geistlichkeit) und Adel. In der französischen Republik geht die Souveränität im Staat auf das Volk über, statt in der Monarchie im König konzentriert zu sein (Gottesgnadentum). Die neue Freiheit des Bürgertums findet Ausdruck in den Bürgerrechten.

Die vier Freiheiten formulierte US-Präsident Franklin Delano Roosevelt am 6. Januar 1941 in seiner Rede zur Lage der Nation, um den US-Bürgern zu sagen, warum sie im Zweiten Weltkrieg, der zu diesem Zeitpunkt für die USA ein lokales Ereignis in Europa war, Position gegen Hitler-Deutschland beziehen sollen. Bürgerliche Freiheiten und Merkmale staatlicher Unabhängigkeit werden mit einander verknüpft: Freiheit der Rede, Freiheit Gott auf eigene Weise zu verehren, Freiheit von Not als eine Form internat. wirtschaftlicher Verständigung, globale Abrüstung.

Bei Rosa Luxemburg heißt es „Freiheit ist immer Freiheit der anders Denkenden, sich zu äußern“. Nach der Definition von Friedrich Hayek ist Freiheit ein „Zustand, in dem ein Mensch nicht dem willkürlichen Zwang durch den Willen eines anderen oder anderer unterworfen ist“. Karl Popper wandte sich in seinem Werk Die offene Gesellschaft und ihre Feinde gegen jede Form von Totalitarismus und setze dem das Modell der Offenen Gesellschaft entgegen. Ralf Dahrendorf entwarf in Versuchungen der Unfreiheit das Konzept eines auf Freiheit beruhenden eigenständigen zielbewussten Denkens.

Freiheit als Prinzip der Gesellschaftsordnung

Politische Freiheitsgarantien auf der Welt, basierend auf einer jährlichen Studie von Freedom House

Die häufigste Verwendung findet der Freiheitsbegriff heute im Bereich der politischen Freiheit. Diese umschreibt die Möglichkeit des Bürgers, sich am demokratischen Diskurs zu beteiligen und seine Interessen in demokratischer Weise in den allgemeinen Willensbildungsprozess einzubringen. Politische Freiheit umfasst die politischen Grundrechte und deren sowohl individuelle als auch kollektive Wahrnehmung z. B. in freien Wahlen.

Die Verfasstheit der westlichen Länder wird auch bezeichnet als Freiheitlich-Demokratische Grundordnung. Diese meint, dass das gesamte Staatswesen, insbesondere die Staatsmacht, auf die politische Freiheit der Staatsbürger zurückgeführt wird. Darüber hinaus steht die freiheitlich-demokratische Grundordnung für eine Gesellschaft, in der bestimmte Freiheiten, wie das Recht auf Leben oder die Freiheit vor Sklaverei, auch freiwillig unter Privaten nicht aufgegeben werden können.

Im Kern wird die Freiheitlich-Demokratische Grundordnung durch Grundrechte und Rechtsstaatlichkeit, Demokratie sowie Marktwirtschaft (s.u.) gewährleistet. Zur Verwirklichung der Freiheitlich-Demokratischen Grundordnung wird vielfach auch die Schaffung einer Zivilgesellschaft oder noch weitergehend einer Bürgergesellschaft gefordert.

Die Legitimität der Freiheitlich-Demokratischen Grundordnung wird klassischer Weise auf zwei Weisen begründet, entweder als Prinzip, welches das Gute im Menschen fördert oder als Prinzip, welches das Gute im Menschen anerkennt und voraussetzt. Während ersteres der anglo-amerikanischen Schule zugeordnet wird, gilt letzteres als kontinentaleuropäisch. Trotz dieser Zuordnung stellt heute kein politisches System eine Reinform einer dieser Schulen dar.

Zurückgehend auf Adam Smith setzt die Freiheit als Ordnungsprinzip gerade keinen Altruismus der zu befreienden Menschen voraus. Der Bäcker soll seine Brötchen nicht aus Altruismus zur Verfügung stellen, sondern aus egoistischem Gewinnstreben heraus. Dieses Gewinnstreben soll nun dazu führen, dass sich der Bäcker darum bemüht, sich optimal auf die an ihn herangetragenen Bedürfnisse seiner Kunden / potenziellen Kunden anzupassen. Freiheit als gesellschaftliches Ordnungsprinzip soll demnach ein gutes Verhalten unabhängig von der moralischen Integrität der beteiligten Personen befördern. Auf Dauer sollen so positive Verhaltensweisen verstetigt und die allgemeine Moral befördert werden.

Die kontinentaleuropäische Sichtweise betont hingegen, dass Freiheiten auch zu Lasten Dritter missbraucht werden können. Trotzdem gesteht auch diese Schule dem Individuum weitreichende Freiheitsrechte zu. Dies wird damit begründet, dass der Mensch im Kern gut sei und er deshalb zugestandene Freiheiten regelmäßig zum Guten gebrauchen wird. Allerdings hat der Staat hier anders als nach der anglo-amerikanischen Sichtweise die Aufgabe, über die Folgen der Freiheitsanwendung zu wachen, schädliche Freiheitsanwendungen zu unterbinden und unerwünschte Folgen des Freiheitsgebrauches abzumildern oder zu beseitigen.

Die Stärke des anglo-amerikanischen Ansatzes besteht darin, dass empirische Beispiele für Freiheitsmissbrauch nicht zu einer Negierung des Prinzips der Freiheit führen. Dieser theoretischen Stärke entspricht die Rolle der USA als freiheitlicher Garantiemacht im 20. Jahrhundert.

Die Stärke des kontinentaleuropäischen Ansatzes besteht hingegen darin, dass trotz des liberalen Grundansatzes Missstände nicht nur der Selbstregulation sondern auch einem aktiven staatlichen Eingreifen und somit oftmals einer rascheren Behebung zugänglich sind. Dieser theoretischen Stärke entsprechen die soziale Absicherung, ein engerer marktwirtschaftlicher Ordnungsrahmen und die vergleichsweise höheren Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit der kontinentaleuropäischen Länder.

Freiheit als Prinzip der Wirtschaftsordnung

Wenn wirtschaftliche Freiheit das einer Wirtschaftsordnung zugrundeliegende Prinzip ist, wird jene als freie Marktwirtschaft bezeichnet. In einer Marktwirtschaft treffen Angebot und Nachfrage grundsätzlich ohne staatliche Lenkung „frei“ aufeinander. Als steuerndes Element für die Entwicklung von Angebot und Nachfrage wirkt der Preis, welcher sich seinerseits entsprechend dem bestehenden Angebot und der bestehenden Nachfrage bildet. Merkmale der freien Marktwirtschaft sind Privateigentum, Vertragsfreiheit, Gewerbefreiheit, Konsumentenfreiheit, freie Berufswahl, freier Marktzugang und freier Wettbewerb.

Grundrechte als garantierte Freiheit

Deklaration der Menschenrechte

In der Gegenwart genießen Bürger besonders in den westlichen Gesellschaften ein verfassungsmäßig garantiertes Mindestmaß an Freiheit (vgl. auch Bürgerrechte, Menschenrechte, Allgemeine Handlungsfreiheit). Wie das Individuum dabei selbst seine Realität erlebt, welchen Bestrebungen nach Selbstverwirklichung, Selbstverwaltung oder Eigenverantwortung es folgen kann, und an welche Grenzen es stößt, ist individuell verschieden: Einige Arten des riskanten Auslebens der Freiheit werden von der Gesellschaft eher sanktioniert als andere (Beispiel: Drogen, verglichen mit gefährlichen Sportarten oder riskantem anderweitigem Verhalten).

Diese Ideale und Werte werden oft als „westlich“ und als ein Gegensatz zu sogenannten „asiatischen Werten“ dargestellt. Tatsächlich hängen die Einstellungen zu Freiheit [5] und zur Achtung auch individueller Menschenrechte [6] sehr davon ab, welche Menschen aus dem sehr weiten und heterogenen Kulturraum Asiens sich dazu äußern beziehungsweise äußern dürfen.

Persönlichkeitsrechte garantieren die Freiheit der Menschen vor Eingriffen in ihren Lebensbereich. Dazu gehören das Recht auf körperliche Unversehrtheit, die Freiheit der Person, d. h. das Recht sich frei zu bewegen, das Recht auf Privatsphäre sowie das Recht auf Informationelle Selbstbestimmung, d. h. das Recht über seine personenbezogenen Daten zu bestimmen (Datenschutz-Grundrecht).

Die Meinungsfreiheit (Redefreiheit) ist das Recht eines jeden Menschen zur Äußerung und Verbreitung seiner Ansichten.

Ebenfalls gilt das Recht auf Anerkennung des Individuums, des Respekts (im Gegensatz zur Toleranz gilt der Respekt der Ganzheitlichkeit des Wesens) als auch dem verankerten, grundlegenden Recht auf Unversehrtheit des Lebens und Seins.

Vertragsfreiheit ist als Ausfluss der Privatautonomie das Recht eines jeden, seine Rechtsbeziehungen zu anderen nach eigenem Ermessen vertraglich zu regeln.

Rezipientenfreiheit, auch Informationsfreiheit, ist das Recht, sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu informieren.

Die Begriffe Pressefreiheit und Rundfunkfreiheit bezeichnen das Recht der Medien auf freie Ausübung ihrer Tätigkeit, vor allem das unzensierte Veröffentlichen von Informationen und Meinungen.

Die Religionsfreiheit bezeichnet das Recht, seine Religion auszuüben, oder auch seine religiöse Überzeugung zu wechseln. Nach liberalem Verständnis findet die Freiheit der Religionsausübung ihre Grenze dort, wo die Freiheit anderer eingeschränkt wird, beispielsweise kann das Aufhängen von Kreuzen in der Schule von Nichtchristen so empfunden werden.

Freiheit und andere Werte

Individuelle Freiheit als Wert der Selbstbestimmung steht in einem natürlichen Zusammenhang und Spannungsverhältnis zu anderen Werten.

Dieses Verhältnis wurde bereits in der Französischen Revolution durch die Forderungs-Trias von „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ umschrieben.

Während sich dort die Gleichheit auf die Gleichheit vor dem Gesetz bezog, wurde später und wird heute in der allgemeinen Debatte eine (als gerecht empfundene) größere materielle Gleichheit als zentraler Grundwert genannt. Dabei ist es wichtig zu unterscheiden, ob man von „Gleichheit der Regeln“ oder „Gleichheit der Ergebnisse“ ausgeht.

Im Zuge der Diskussion um Maßnahmen gegen den Terrorismus wird in jüngster Zeit insbesondere das Spannungsverhältnis von Freiheit und Sicherheit problematisiert.

Während liberale Kräfte regelmäßig anderen Werten als der individuellen Freiheit nur dienende Funktion zuschreiben, ihnen also nur insoweit Wertcharakter zumessen, als sie zur Verwirklichung individueller Freiheit hilfreich sind, fordern andere Geistesströmungen regelmäßig einen Ausgleich zwischen den verschiedenen, insbesondere den oben genannten, Werten. Dies hat im Ergebnis zur Folge, dass ein Weniger an individueller Freiheit um eines Mehr an anderen Werten bewusst in Kauf genommen wird.

Konzepte der politischen Ideologien

Freiheit gehört zu den wichtigsten, komplexesten und folgenreichsten politisch-philosophischen Begriffen der Neuzeit. Da keine soziale, politische oder moral-philosophische Strömung darauf verzichten kann, sich allgemein zur Freiheit zu bekennen, setzen die unterschiedlichen Zielsetzungen unterschiedlich definierte Freiheitsbegriffe und unterschiedliche Einordnungen des Freiheitsbegriffes voraus.

Der Liberalismus betont besonders die individuelle Freiheit. Klassische Themenfelder des Liberalismus sind daher Menschenrechte, die in Form von verfassungsmäßigen Grundrechten gefordert und verteidigt werden. Kollektive Freiheit wird im Liberalismus regelmäßig auch auf das Individuum zurückgeführt und findet ihren Ursprung in der Vertragsfreiheit. Er setzt die Freiheit somit in Gegensatz zum Kollektivismus. Damit wird etwa auch der ökonomische Liberalismus begründet.

Der Anarchismus beklagt einen Mangel an Freiheit. Er kritisiert sowohl Kapitalismus, als auch autoritäre kollektive sozialistische Systeme. Er stellt die Frage nach dem Verhältnis von Macht und Freiheit, lehnt Herrschaft ab, und hat die Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung des Einzelnen als Ziel.

Der klassische Konservatismus sieht die menschliche Freiheit durch menschliche Determiniertheit, Moral, und durch höhere Mächte (etwa: Gott) beschränkt. Einzelne moderne Ausprägungen des Konservativismus halten hingegen oftmals gerade an traditionellen liberalen Grundüberzeugungen fest, so dass sich im Bereich des modernen Konservativismus ein weites Spektrum zwischen Freiheitsbefürwortung und Freiheitsskeptizismus entwickelt hat. Insbesondere werden hierbei von den einzelnen Strömungen unterschiedliche Gewichtungen der Freiheit, der Gerechtigkeit und der Solidarität aus konservativer Sicht vorgenommen.

Der Sozialismus bzw. Kommunismus strebt die Freiheit der Arbeiterklasse von den Mechanismen und Folgen, vor allem Ausbeutung und Unterdrückung, der kapitalistischen Produktionsweise an. Marx sah in der kapitalistischen Produktionsweise die Ersetzung persönlicher Freiheiten durch die Freiheit des Handels, der Tauschwert tritt an die Stelle der persönliche Würde.[7] Erst wenn der wirkliche individuelle Mensch den abstrakten Staatsbürger in sich zurücknimmt und als individueller Mensch in seinem empirischen Leben, in seiner individuellen Arbeit, in seinen individuellen Verhältnissen Gattungswesen geworden ist, erst wenn der Mensch seine "forces propres" als gesellschaftliche Kräfte erkannt und organisiert hat und daher die gesellschaftliche Kraft nicht mehr in der Gestalt der politischen Kraft von sich trennt, erst dann ist die menschliche Emanzipation vollbracht.[8] Der Marxsche Grundsatz, dass die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die Entwicklung aller ist[9], erfuhr in den realsozialistischen Staaten Mittel- und Osteuropas oftmals sein Gegenteil. Freiheiten wurden dann gewährt, wenn sie den Diskurs des vorgegebenen politisch-gesellschaftlichen Systems nicht verließen.

Der Nationalismus kennt vor allem die Freiheit des eigenen Volkes, etwa von Fremdherrschaft oder als Selbstbestimmungsrecht der Völker.

Im Totalitarismus (z. B. Faschismus, Nationalsozialismus, Stalinismus) hat sich das Individuum dem Volksganzen bzw. dem Willen des „Führers“ unterzuordnen.

Quellen

  1. Immanuel Kant: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, Dritter Abschnitt. Hamburg: Meiner 1999, S. 75–76, Akademie-Ausgabe S. 446–447
  2. Isaiah Berlin: Freiheit. Vier Versuche. ISBN 3-596-16860-0
  3. Niklas Luhmann: Die Wirtschaft der Gesellschaft, 1988, S. 113
  4. Orlando Patterson: Freiheit, Sklaverei und die moderne Konstruktion der Rechte. In: Hans Joas, Klaus Wiegand [eds.]: Die kulturellen Werte Europas. Frankfurt a. M. 2005 ISBN 978-3-596-16402-8
  5. Ian Mabbett, David Kelly (Hrsg.), Anthony Reid (Hrsg.): Asian Freedoms – The Idea of Freedom in East and Southeast Asia, 1998, ISBN 0-521-63757-0
  6. Gregor Paul (Hrsg.), Caroline Y Robertson-Wensauer (Hrsg.): Traditionelle chinesische Kultur und Menschenrechtsfrage, 1997, ISBN 3-7890-5482-8
  7. MEW 4, S. 465
  8. MEW 1, S. 370
  9. MEW 4, S. 482

Literatur

  • Bennett, John Godolphin: Risiko und Freiheit. Hasard – Das Wagnis der Verwirklichung, Zürich 2005, ISBN 3-905272-70-9.
  • Isaiah Berlin: Freiheit. Vier Versuche, 2006, ISBN 3-596-16860-0.
  • Günter Figal: Martin Heidegger. Phänomenologie der Freiheit, Beltz/Athenäum 1988, ISBN 3-89547-721-4.
  • Erich Fromm: Die Furcht vor der Freiheit, 1941, ISBN 3-423-35024-5.
  • Friedrich von Hayek: Die Verfassung der Freiheit, ISBN 3-16-145844-3.
  • Karl Jaspers: Die Unabhängigkeit des philosophischen Menschen, Kapitel 10 in Einführung in die Philosophie, 1953
  • Immanuel Kant: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, 1785.
  • John Stuart Mill: Über die Freiheit, ISBN 3-15-003491-4.
  • Orlando Patterson: Freiheit, Sklaverei und die moderne Konstruktion der Rechte. In: Hans Joas, Klaus Wiegand [eds.]: Die kulturellen Werte Europas. Frankfurt a. M. 2005 ISBN 978-3-596-16402-8
  • Karl Popper: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, ISBN 3-16-145951-2 (Band 1), ISBN 3-8252-1725-6 (Band 2).
  • John Rawls: Politischer Liberalismus, ISBN 3-518-29242-0 .
  • Karl Albrecht Schachtschneider: Freiheit in der Republik, Duncker und Humblot, Berlin 2007, ISBN 978-3-428-12343-8.
  • Adam Smith: Untersuchung über Wesen und Ursachen des Reichtums der Völker, UTB 2005, ISBN 3-8252-2655-7.
  • Rudolf Steiner: Wahrheit und Wissenschaft – Vorspiel einer Philosophie der Freiheit, 1980, ISBN 3-7274-6280-9 oder ISBN 3-7274-0030-7.
  • Rudolf Steiner: Philosophie der Freiheit, 1995, ISBN 3-7274-6271-X oder ISBN 3-7274-5707-4.
  • Alfred R. Stielau-Pallas, Märchenhafte Freiheit, 1986, ISBN 978-3-936521-01-6
  • Charles Taylor: Negative Freiheit? – Zur Kritik des neuzeitlichen Individualismus, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1999, ISBN 3-518-28627-7.

Siehe auch

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Freiheit (Album) — Freiheit Studioalbum von Curse Veröffentlichung 26. September 2008 Label Alles Real Records/Sony BMG …   Deutsch Wikipedia

  • Freiheit — Die Freiheitsstatue Freiheit (lateinisch libertas) wird in der Regel verstanden als die Möglichkeit, ohne Zwang zwischen verschiedenen Möglichkeiten auswählen und entscheiden zu können. Der Begriff benennt allgemein einen Zustand der Autonomie… …   Deutsch Wikipedia

  • Freiheit statt Kapitalismus — ist ein Buch der Politikerin Sahra Wagenknecht (Die Linke), das im Mai 2011 im Eichborn Verlag erschienen ist. Wagenknecht analysiert darin die derzeitige Wirtschaftspolitik Deutschlands und kritisiert diese auf der Basis des Ordoliberalismus.… …   Deutsch Wikipedia

  • Freiheit [1] — Freiheit, 1) das Vermögen der Selbstbestimmung für das Handeln, ohne von fremden Einwir[678] kungen abhängig zu sein. Eine absolute F., d.i. eine Entbundenheit von allen äußeren Motiven, ist eine bloße Idee u. kann nur Gott beigelegt werden. In… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Freiheit — Unabhängigkeit; Ungebundenheit; Ungezwungenheit * * * Frei|heit [ frai̮hai̮t], die; , en: 1. a) <ohne Plural> Zustand, in dem jmd. frei von bestimmten persönlichen oder gesellschaftlichen, als Zwang oder Last empfundenen Bindungen oder… …   Universal-Lexikon

  • Freiheit — 1. Allzu grosse Freiheit ist eine Mutter der Bosheit. Mhd.: Grôz frîheit oft boes ende nimt. (Renner.) (Zingerle, 38.) 2. Bei der höchsten Freiheit wohnt die niedrigste Sklaverei. – Eiselein, 183. Lat.: Spartae qui liber est maxime est liber, et… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Freiheit des Willens — Für den Begriff freier Wille oder Willensfreiheit gibt es keine allgemein anerkannte Definition. Verschiedene Philosophen definieren diesen Begriff unterschiedlich; umgangssprachlich versteht man etwas anderes darunter als im juristischen oder… …   Deutsch Wikipedia

  • Freiheit — Frei·heit die; , en; 1 nur Sg; der Zustand, ↑frei (1) zu sein ≈ Unabhängigkeit <für seine persönliche, für die nationale Freiheit kämpfen; die Freiheit der Wissenschaft>: ,,Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit lautete die Parole der… …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Persönliche Contrahage — „Auf die Mensur“. Darstellung einer Mensur auf , ungefähr um 1900. (Für heutige Verhältnisse wäre der Abstand zwischen den beiden Paukanten zu groß.) Eine Mensur ( mensura, „Abmessung“) ist ein traditioneller, streng reglementierter zwischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Faustrecht der Freiheit — Filmdaten Originaltitel Faustrecht der Freiheit Produktionsland Deutschland …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”