- Atomkraftwerk Gundremmingen
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Kernkraftwerk Gundremmingen Das Kernkraftwerk Gundremmingen: Block A (links vorn),
Blöcke B und C (rechts) mit beiden Kühltürmen (hinten)Lage Koordinaten 48° 30′ 53″ N, 10° 24′ 8″ O48.51472222222210.402222222222Koordinaten: 48° 30′ 53″ N, 10° 24′ 8″ O Land: Deutschland Daten Eigentümer: 75 % RWE
25 % E.ONBetreiber: Kernkraftwerk
Gundremmingen GmbHProjektbeginn: 1962 Kommerzieller Betrieb: 12. April 1967 Aktive Reaktoren (Brutto):
2 (2688 MW) Stillgelegte Reaktoren (Brutto):
1 (250 MW) Eingespeiste Energie im Jahre 2006: 20.629 GWh Eingespeiste Energie seit Inbetriebnahme: 403.092 GWh Website: Offizielle Seite Stand: 22. Juli 2007 Die Datenquelle der jeweiligen Einträge findet sich in der Dokumentation. Das Kernkraftwerk Gundremmingen (Abkürzung KGG) ist mit einer Leistung von 2 × 1344 MW das leistungsstärkste deutsche Kernkraftwerk. Es steht in Gundremmingen im Landkreis Günzburg in Bayern. Betreiber ist die Kernkraftwerk Gundremmingen GmbH (KGG), die zu 75 % der in Essen ansässigen RWE Power AG und zu 25 % der in Hannover ansässigen E.ON Kernkraft GmbH gehört.
Inhaltsverzeichnis
Reaktorblöcke
Block A
Der alte Block A, ein Siedewasserreaktor mit einer Leistung von 237 MW, der von 1966 bis zu einem Störfall im Januar 1977 betrieben wurde, wird seit 1983 zurückgebaut. Im Januar 2006 genehmigte das Bayerische Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz den Bau eines sog. Technologiezentrums im Bereich des ehemaligen Block A. Hier können zukünftig folgende Arbeiten durchgeführt werden:
- Bearbeitung sonstiger radioaktiver Stoffe mit dem Ziel der Freigabe,
- Konditionierung radioaktiver Abfälle,
- Komponenteninstandhaltung,
- Herstellung und Lagerung von Werkzeugen und Geräten,
- Lagerung und Transportbereitstellung von konditionierten und unkonditionierten Abfällen bis zu deren Verarbeitung bzw. deren Abtransport.[1]
Mit der Genehmigung wird auch die Ableitung radioaktiver Stoffe über den Kamin erlaubt. Maximal zulässige Radioaktivitätsabgabe pro Jahr: 50 MBq für aerosolförmige Radionuklide mit Halbwertszeiten von mehr als 8 Tagen (außer Iod-131), maximal 0,5 MBq für Iod-131 und maximal 100.000 MBq für Tritium .[2]
Geschichte
Nachdem die Stadt Nürnberg wegen ihrer Trinkwasserschutzgebiete im Mündungsgebiet des Lechs gegen den anfangs geplanten Standort Bertoldsheim an der Donau (zwischen Donauwörth und Neuburg/Donau) protestiert hatte, wurde rund 50 Kilometer donauaufwärts in Gundremmingen (zwischen Dillingen und Günzburg) Deutschlands erstes Großkernkraftwerk am 13. Juli 1962 beantragt, schon am 14. Dezember 1962 genehmigt und im Dezember 1966 in Betrieb genommen. Eine protestierende „Notgemeinschaft Atom-Kraftwerk Gundremmingen-Offingen“ wurde mit in Aussicht gestellten Geldern zum Verstummen gebracht [3].
Im Jahr 1975 trat ein Zwischenfall auf, bei dem zwei Arbeiter durch austretenden heißen, radioaktiven Dampf ums Leben kamen.[4]
Am 13. Januar 1977 kam es zum oben genannten Großunfall mit wirtschaftlichem Totalschaden. Bei kaltem und feuchtem Wetter traten an zwei stromabführenden Hochspannungsleitungen Kurzschlüsse auf. Bei der dadurch eingeleiteten Schnellabschaltung kam es zu Fehlsteuerungen. Nach zirka zehn Minuten stand im Reaktorgebäude das Wasser etwa drei Meter hoch und die Temperatur war auf rund 80 Grad Celsius angestiegen. Neben der Instandsetzung verlangten Politik und Aufsichtsbehörden eine Modernisierung der Leit- und Sicherheitstechnik. Wegen der für die Modernisierung erforderlichen Investitionen von 180 Millionen DM, verzichteten die Betreiber später auf eine Wiederinbetriebnahme, zumal sich die neuen Blöcke B und C bereits im Bau befanden. Die kontaminierten Stahlteile wurden in Behälter gegossen und im Zwischenlager Mitterteich eingelagert.
Es war in Deutschland der erste und bisher einzige Großunfall eines Kernkraftwerks mit Totalschaden. Der Block A wird seit 1983 rückgebaut. Der Rückbau sollte bis zum Jahr 2005 abgeschlossen werden. Beim Rückbau der Anlage fielen nach Betreiberangaben rund 10.000 Tonnen Schrott an, wovon 86 Prozent wieder verwertbar waren und 14 Prozent einer Endlagerung als radioaktiver Abfall zuzuführen sind. Block A hat bis zu seiner Stilllegung insgesamt 13,8 Milliarden kWh Energie in das Stromnetz eingespeist.
Den Betreibern wurde im Januar 2006 vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz gestattet, die Anlage – ausgenommen das Reaktorgebäude – künftig als Technologiezentrum zu nutzen. Nach den Umbau und Modernisierung werden darin Kernkraftwerksteile und Reststoffe aus dem laufenden Betrieb mechanisch und chemisch behandelt oder dekontaminiert. Weiter ist vorgesehen, Kernkraftwerkskomponenten zu warten oder zu reparieren sowie Spezialwerkzeuge und -geräte anzufertigen und bis zu ihrem Einsatz vorzuhalten.[5]
Blöcke B und C
Die Blöcke B und C sind zwei benachbarte, baugleiche Blöcke. Sie setzen sich aus jeweils einem Reaktorgebäude, einem Maschinenhaus und einem 160 m hohen Kühlturm zusammen.
In beiden Reaktoren werden jeweils rund 136 t Kernbrennstoff vorgehalten. Die Brennelemente verbleiben dabei etwa fünf Jahre im Reaktor. Bei jährlichen Revisionen wird auch rund ein Fünftel der Elemente ausgetauscht. Das in den Kühltürmen verdunstende Wasser von 0,7 Kubikmeter pro Sekunde wird über einem 1,4 Kilometer langen Kanal der Donau entnommen. Die Rückleitung von Wasser erfolgt über eine unterirdische Rohrleitung.
Geschichte
Baubeginn der Blöcke B und C war am 19. Juli 1976. Block B wurde am 9. März 1984 fertiggestellt, Block C am 26. Oktober 1984. Bei den Blöcken handelt es sich ebenfalls um Siedewasserreaktoren. In diesem Reaktortyp umströmt das Wasser die Brennelemente, siedet und der Dampf treibt direkt die Turbine an. Siedewasserreaktoren haben somit im Unterschied zu den Druckwasserreaktoren nur einen Hauptkreislauf. Jeder Block ist mit 784 Brennelementen (BE) beladen. Ein BE enthält rd. 174 Kilogramm Uran und besteht aus 100 (10 x 10) Brennstäben. Die beiden Blöcke B und C in Gundremmingen erzeugen insgesamt etwa 21 Mrd. kWh elektrische Energie pro Jahr. Damit werden rechnerisch etwa 30 % des bayerischen Stromverbrauches gedeckt.[6] Bei den beiden Siedewasserreaktoren handelt es sich um die Baureihe 72 (nach dem Jahr 1972, in dem sie erstmals konzipiert wurden).
Eine im September 1999 beantragte Leistungserhöhung beider Blöcke von einer elektrischen Bruttoleistung von je 1.344 MW auf 1.450 MW liegt seit Jahren „auf Eis“. Die elektrische Nettoleistung beträgt 1.300 MW je Meiler. Beide Blöcke sind seit einigen Jahren auch für den Lastfolgebetrieb, bei dem die Leistung der Stromnachfrage („Last“) nachgesteuert wird, eingeplant. Zumindest an Wochenenden werden diese Reaktoren häufig in ihrer Leistung gedrosselt. Die planmäßige Abschaltung des Kernkraftwerks Gundremmingen B ist bisher für das Jahr 2016 angekündigt, die Abschaltung von Gundremmingen C für 2017. Bereits Ende 1994 hatten die Betreiber die (Neu-)Verträge mit den Wiederaufarbeitungsanlagen („WAA“) im französischen La Hague und im britischen Sellafield gekündigt und schlagen damit den Weg der langfristigen Zwischenlagerung ein. 1995 wurden weltweit erstmals bei Siedewasserreaktoren in großem Umfang plutoniumhaltige Mischoxid-Brennelemente (MOX-Brennelement) eingesetzt. Mit rund 40.000 Einwendungen protestierten die Umweltschutzverbände. Durch den Einsatz dieser Brennelemente wird über die Wiederaufarbeitung die Resource Uran wesentlich effektiver genutzt. Die erhöhte Reaktivität dieser Brennelemente wurde zwar immer wieder von Verbänden kritisiert, die Betreiber müssen die sichere Abschaltung des Reaktors in jeder Betriebssituation gewährleisten und erbringen bei jeder Veränderung der Bestückung des Reaktorkerns den Nachweis der sogenannten Abschaltreaktivität, die vorhanden sein muss um eine Abschaltung zu gewährleisten.
Die für das Jahr 2004 gemessene abgegebene Radioaktivität beträgt 3 TBq in die Luft und 5 TBq ins Wasser.[7] Am 19. Dezember 2007 wurde eine Leistungserhöhung um 160 Megawatt thermisch und eine Erhöhung der elektrischen Leistung um 52 Megawatt für die Blöcke B und C beim Bayerischen Umweltministerium beantragt. Der 170 m hohe Abluftkamin wird von den Blöcken B und C gemeinsam genutzt.
Zwischenlager für Kernbrennstoffe
Auf dem Gelände des Kernkraftwerkes entstand seit August 2004 ein Zwischenlager (ZL) für verbrauchte Brennelemente mit einem Schwermetallgewicht von 2.250 Tonnen. Es hat 192 Lagerplätze und wurde 2006 in Betrieb genommen.[8] Hierfür werden voraussichtlich 30 Mio. Euro aufgewendet. Der Rohbau der Halle (104 m lang, 38 m breit und 18 m hoch) wurde Ende 2005 vollendet. Nach dem Innenausbau der Elektroinstallation, der Heizungs- und Lüftungstechnik, dem Einbau von Schwerlastkränen sowie Restarbeiten im Außenbereich wurde am 25. August 2006 das Zwischenlager eröffnet und mit den ersten Castoren aus dem Kernkraftwerk bestückt.
Dicke Betonwände, die mit einer Wandstärke von 85 cm allerdings dünner ausgelegt sind als die vergleichbaren Lager in Norddeutschland (ZL Brokdorf 120 cm), und zwei je 50 Tonnen schwere Hallentore sollen Strahlungsrisiken minimieren. Das Betondach ist mit 55 cm ebenfalls wesentlich schwächer ausgelegt als die Dächer der in Norddeutschland (z. B. ZL Brokdorf 130 cm) gebauten Zwischenlager.
Die Kraftwerksbetreiber (E.ON Kernkraft GmbH, RWE Power AG und Kernkraftwerk Gundremmingen GmbH) hatten einen Antrag auf Einlagerung von bis zu 192 Castoren mit abgebrannten Brennelementen gestellt. Anwohner klagten mit Unterstützung von Umweltgruppen gegen das Vorhaben vor Gericht. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof (VGH) hatte diese Klagen mit Urteil vom 2. Januar 2006 abgewiesen. Eine Revision wurde nicht zugelassen. Hiergegen hatten die Kläger beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig Nichtzulassungsbeschwerde eingelegt. Am 24. August 2006 wurde dieser Antrag abgelehnt.[9] Die Gegner trieb neben der Sorge vor Großunfällen und insbesondere Terroranschlägen auch die Befürchtung an, dass sich das Zwischenlager zu einer ungeplanten Endlagerstätte entwickeln könnte, da auch im Jahr 2005 entgegen vielen Zusagen weltweit noch kein Endlager für abgebrannte Brennelemente, das den sicheren Einschluss für rund eine Million Jahre gewährleisten muss, vorhanden war.
Meteo-Turm
Ungefähr einen Kilometer östlich des Kernkraftwerks bei 48°30'47" nördlicher Breite und 10°25'13" östlicher Länge befindet sich seit 1978 der sogenannte Meteo-Turm, ein 174 Meter hoher Stahlbetonturm, der Messgeräte zur Überwachung der klimatischen Bedingungen trägt.
Zwischenfälle
Am Sonntag, dem 6. Januar 2008, wurde Block B des Kernkraftwerks Gundremmingen in den frühen Morgenstunden vorsorglich abgeschaltet. Der Grund war eine Leistungsminderung in einer der beiden Niederdruckturbinen um rund 3 %; das entspricht einer Leistung von etwa 40 Megawatt. Grund war eine defekte Schweißnaht an einem Rohr. Dadurch ist der Dampf direkt in den Kondensator gelangt, ohne durch die Rotoren der Turbine gekommen zu sein. Um die Ursache für die Leistungsminderung zu ermitteln und den Schaden zu beheben sowie mögliche Auswirkungen auf die Turbine zu vermeiden, wurde der Block heruntergefahren. Am 8. Januar wurde das Problem an der Schweißnaht behoben. Die Leistungsminderung in der Niederdruckturbine hatte keine sicherheitstechnische Bedeutung für die Anlage und die Umgebung des Kraftwerks. Es bestand keine Meldepflicht. Der Reaktor wurde am 12. Januar wieder angefahren.
Der Grund für den Defekt war ein Leck in einer Anzapfleitung im Inneren des Kondensators, so dass der Dampf ungenutzt zurück in den Kreislauf lief.
Über insgesamt neun Zwischenfälle (fünf im Block B, vier im Block C) wurde die Aufsichtsbehörde im Jahr 2007 informiert. Sie seien alle als „sicherheitstechnisch bedeutungslos“ bewertet worden. Die Abgabe radioaktiver Stoffe habe dabei stets unter den Grenzwerten gelegen, so die Auskunft des technischen Geschäftsführers, Dr. Helmut Bläsig, auf einem Jahrespressegespräch im Jahr 2008.[10]
Sonstiges
Das frühere Namenskürzel für das Kernkraftwerk lautete KRB (Kernkraftwerk RWE-Bayernwerk). Seit kurzem wird jedoch das Kürzel KGG (Kernkraftwerk Gundremmingen GmbH) verwendet. Zeitweilig war auch die Abkürzung KGB (Kernkraftwerk Gundremmingen Betriebsgesellschaft mbH) in Gebrauch, diese konnte sich jedoch aufgrund der Ähnlichkeit mit der Abkürzung KGB des ehemaligen sowjetischen Geheimdienstes nicht durchsetzen. Das Partnerkraftwerk von Gundremmingen ist das russische Kernkraftwerk Nowoworonesch.
Daten der Reaktorblöcke
Das Kernkraftwerk Gundremmingen hat insgesamt drei Blöcke:
Reaktorblock[11] Reaktortyp Netto-
leistungBrutto-
leistungBaubeginn Netzsyn-
chronisationKommerzieller
BetriebAbschaltung Gundremmingen A (KRB A) Siedewasserreaktor 237 MW 250 MW 12.12.1962 01.12.1966 12.04.1967 13.01.1977 Gundremmingen B (KGG B) Siedewasserreaktor 1284 MW 1344 MW 20.07.1976 16.03.1984 19.07.1984 Gundremmingen C (KGG C) Siedewasserreaktor 1288 MW 1344 MW 20.07.1976 02.11.1984 18.01.1985 Siehe auch
- Liste der meldepflichtigen Betriebsereignisse in deutschen kerntechnischen Anlagen
- Liste von Unfällen in kerntechnischen Anlagen
- Liste der Kernreaktoren in Deutschland
- Liste der Kernkraftwerke
- Liste der produktivsten Kernreaktoren
Weblinks
- Audioporträt über das Leistungskraftwerk Gundremmingen auf Bayern2Radio – radioWissen
- Homepage des Betreibers: Kernkraftwerk Gundremmingen
- Bundesamt für Strahlenschutz: Dezentrale Zwischenlager
- Bundesamt für Strahlenschutz: Meldepflichtige Ereignisse
Einzelnachweise
- ↑ Bekanntmachung des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz vom 5. Januar 2006, Nr. 93b-8811.09-2005/278.
- ↑ Bekanntmachung des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz vom 5. Januar 2006, Nr. 93b-8811.09-2005/278.
- ↑ Joachim Radkau: „Aufstieg und Krise der deutschen Atomwirtschaft 1945 – 1975“, Hamburg 1983
- ↑ http://mitwelt.org/akw-kkw-gundremmingen.html
- ↑ http://www.kkw-gundremmingen.de/kkw_t9.php
- ↑ http://www.kkw-gundremmingen.de/ Betreiberangabe
- ↑ Quelle: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
- ↑ Deutsches Atomforum e. V.: Kernenergie - Aktuell 2007, Kapitel Zwischenlager/Transporte. Berlin, September 2007.
- ↑ Beschluss des Bundesverwaltungsgerichts, BVerwG 7 B 38.06,http://www.bverwg.de/media/archive/5624.pdf
- ↑ http://www.suedwest-aktiv.de/region/swp_laichingen/alb_donau_und_region/3399476/artikel.php?SWAID=1c4483cab492d105132a28540766c693 Südwest Presse, Ulm, vom 15. Februar 2008
- ↑ Power Reactor Information System der IAEO: „Germany, Federal Republic of: Nuclear Power Reactors“ (englisch)
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