Pfalz D.XIII

Pfalz D.XIII
Pfalz D.XII
Testpilot Otto August in einer Pfalz D.XII
Erbeutete Pfalz D.XII (Nr. 1970/18) in Kanada nach dem Krieg

Die Pfalz D.XII war ein Jagdflugzeug der Pfalz Flugzeugwerke, das von der deutschen Fliegertruppe in der Endphase des Ersten Weltkriegs eingesetzt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Anfang 1918 sandte die Idflieg (Inspektion der Fliegertruppen) eine detaillierte Studie über das französische Jagdflugzeug SPAD S.VII und deren Tragflächenkonstruktion an die deutschen Flugzeughersteller. Das 15 köpfige Ingenieurteam der Firma Pfalz unter den Brüdern Eversbusch und Oberingenieur Geringer arbeitete bereits seit November 1917 an elf verschiedenen Entwürfen, und Konstrukteur E. Eversbusch stellte schließlich einen Prototyp auf Basis der Pfalz D.III mit Tragflächen vor, die denen der SPAD nachgebaut waren.

Wie bei der D.III verwendeten die Konstrukteure auch für den neuen Prototyp den Mercedes D.IIIa-Motor, allerdings in der leistungsgesteigerten 180 PS D.IIIaü Ausführung. Diese als Pfalz D.XI bezeichnete Maschine besaß den für die Pfalz D.III typischen, sehr stabilen Sperrholz-Wickelrumpf mit ovalem Querschnitt, hatte jedoch im Gegensatz zu ihrem Vorgänger anstatt des Tragflächenkühlers einen Automobil-Frontkühler, ähnlich wie die Fokker D.VII. Der Prototyp absolvierte im März 1918 seinen Erstflug, kam jedoch nicht zur Serienfertigung.

Unter dem Eindruck der alles dominierenden Fokker D.VII wurden weitere Modifikationen vorgenommen, und vom 27. Mai bis 21. Juni 1918 wurden zwei Pfalz D.XII Prototypen mit Mercedes- bzw BMW-Motor und zwei luftgekühlten, synchronisierten MG 7.92 mm LMG 08/15 für den zweiten Jagdflugzeug-Wettbewerb in Adlershof zur Verfügung, wo diese durch erfahrene Frontflieger mit den verschiedenen Jagdflugzeugtypen verglichen wurden. Die Typenprüfung zur offiziellen Abnahme fand am 19. Juni 1918 statt. Nach den zahlreichen Testflügen sprach sich nur Ernst Udet zugunsten der D.XII mit BMW-Motor aus und gab ihr den Vorzug vor der Fokker D.VII,[1], und auch die bayerische Regierung machte Druck, so dass Pfalz ein Großauftrag von 500 Stück für die D.XII erhielt. Da die BMW-Motoren der Produktion der bevorzugte Fokker D.VII zugewiesen wurden, musste Pfalz den weniger leistungsstarken Mercedes-Motor einbauen.

Die geforderte Monatsrate von 150 Stück erreichte die Produktion der Pfalz-Werke nicht, obwohl die Fertigung der Pfalz D.IIIa zugunsten der D.XII eingestellt worden war. Probleme mit dem Kühler, der senkrechte Röhren anstatt der üblichen Wabenzellen verwendete, verzögerten die Auslieferung der ersten D.XII bis Ende Juni, als die ersten Maschinen an die Front geliefert wurden. Die ersten 200 Exemplare hatten eine rechteckige Heckflosse, während spätere Flugzeuge ein größeres und abgerundetes Seitenruder erhielten. Im August und September wurde die Produktion gesteigert und mehr als 200 Flugzeuge pro Monat verließen nun die Montagehallen.

Einsatz

Die D.XII gelangte im Juli 1918[2] an die Front. Zehn Jagdstaffeln, darunter die vier des bayerischen Jagdgeschwaders IV, flogen die D.XII. Oft blieben die Einheiten mit anderen Typen gemischt, nur die an ruhigeren Frontabschnitten operierenden Jastas wurden einheitlich mit D.XII ausgestattet.

Die D.XII war zwar gegenüber den veralteten Albatros D.V, Fokker Dr.I und Pfalz D.III eine deutliche Verbesserung, die Jagdfliegern zogen jedoch grundsätzlich die Fokker D.VII vor. Leutnant Rudolf Stark, Führer der Jasta 35, wies seine Piloten an, stets vorsichtshalber unter den Fokkern der Staffel zu bleiben. Die Piloten der Staffel 71 lehnten de Übernahme der Pfalz D.XII so entschieden ab, dass ein Werkflieger in einem Scheinluftkampf gegen den Staffelführer mit dessen Fokker D.VII antreten musste und unterlag. Rein äußerlich wurde die Pfalz D.XII allerdings schnell der Fokker D.VII verwechselt. Die Maschine war sehr stabil und geübte Piloten konnten jedoch durchaus mit den Fokkern Schritt halten oder diese sogar überholen. Allerdings waren die Pfalz D.XII-Jäger schwerer, stiegen langsamer, zeigten sich weniger wendig, verloren im Kurvenflug and Höhe oder kippten sogar ab und reagierten plumper und schwerfälliger auf den Steuerknüppel als die sensible Fokker.

Sie brauchte einen längeren Startanlauf, auch die Landung war schwierig, zumal das Fahrgestell nicht besonders stabil war. Die Mechaniker klagten über die umständliche Verspannung der zweistieligen Tragflächen, die deutlich mehr Wartungsaufwand als die verspannungsfreie Fokker mit ihren freitagenden Tragflächen.

Zwischen 750 und 800 D.XII wurden bis zum Waffenstillstand hergestellt.

Nachkriegsverwendung

Nach dem Krieg gelangten einige D.XII nach Polen, wo sie im Krieg gegen Russland eingesetzt wurden. Etwa 175 Pfalz D.XII wurden den Alliierten übergeben, einige davon gelangten für technische Erprobungen in die USA und nach Kanada. Zwei D.XII gelangten zur Firma Crawford Aeroplane & Supply Co. in Venice/Kalifornien. Diese Maschinen, die in den Filmen Hell's Angels und Dawn Patrol verwendet wurden, sind heute im National Air and Space Museum[3] und dem Seattle Museum of Flight ausgestellt.[4] Auch das Musée de l'Air et de l'Espace in Paris[5] und das Australian War Memorial in Canberra verfügen über eine Pfalz D.XII.

Weiterentwicklung

Pfalz D.XIV
Pfalz D.XV

Als Variante der D.XII erschienen die Pfalz D.XIII und Pfalz D.XIV mit dem wesentlich schwereren 200 PS Benz Bz.IVü-Motor und daher erweiterten Tragflächen mit größerer Spannweite und erweiterten Querrudern. Die Prototypen wurden zum Flugzeugwettbewerb im Oktober 1918 nach Adlershof geschickt. Da D.XIV war zwar etwas wendiger, aber schwer zu landen und versprach insgesamt keine wesentliche Verbesserung gegenüber der D.XII. Außerdem wurde der Benz Bz.IV-Motor für die schweren Aufklärungsflugzeuge benötigt. Pfalz erhielt zwar eine Produktionsfreigabe, eine Fertigung kam jedoch nicht mehr zustande.

Als Variante der D.XIV wurden verschiedene Prototypen einer Pfalz D.XV mit 185 PS BMW IIIa-Motor entwickelt. Die Maschine glich der D.XII, die unteren Tragflächen waren jedoch an N-förmigen Streben unterhalb des Rumpfes aufgehängt. Zwei Testflugzeuge gingen eine Woche vor Kriegsende beim dritten Jagdflugzeug-Wettbewerb in Berlin-Adlershof erprobt; sie erwiesen sich als äußerst wendig und leistungsfähig, aber schwierig zu landen. Die beabsichtigte Bestellung kam aufgrund des Kriegsendes nicht mehr zur Ausführung.

Technische Daten

Kenngröße Pfalz D.XII Pfalz D.XIII Pfalz D.XIV Pfalz D.XV
Baujahr: 1918 1918 1918 1918
Einsatzzweck: Jagdflugzeug Jagdflugzeug Jagdflugzeug Jagdflugzeug
Länge: 6.35 m 6,30 m 6,50 m 6,50 m
Spannweite: 9.00 m 9,00 m 8,50 m 8,50 m
Höhe: 2.70 m 2,70 m 2,85 m 2,85 m
Flügelfläche: 21.70 m² 21.70 m² 20.00 m² 20.00 m²
Leergewicht: 717 kg 718 kg 718 kg
Startgewicht: 902 kg
wassergekühlter Reihenmotor: Mercedes D.IIIaü mit 160 PS Benz Bz. III 185 PS Benz Bz. III 185 PS BMW III 185 PS
Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h 195 km/h 195 km/h 200 km/h
Steigzeit auf 1.000m: 2 Min 30 Sek
Steigzeit auf 2.000m: 7 Min 7 Sek
Steigzeit auf 3.000m: 11 Min 18 Sek 10 Min 30 Sek
Steigzeit auf 5.000m: 30 Min 42 Sek
Dienstgipfelhöhe: 5.640 m 6.000 m 6.000 m 7.000 m
Reichweite: 370 km[6] 350 km 350 km 350 km
Flugdauer: 2:30h
Bewaffnung: 2 MG 2 MG 2 MG 2 MG
Besatzung: 1 1 1 1

Einzelnachweise/Anmerkungen

  1. siehe engl. Wikibeitrag
  2. lt. Kens/Müller, a.a.O. erst im Herbst
  3. http://aeroweb.brooklyn.cuny.edu/database/museums/getimage.htm?id=3955
  4. National Air and Space Museum Exhibition
  5. vgl. http://www.luftfahrtmuseum.com/htmd/dte/pfd12.htm
  6. lt Kroschel/Stützer nur 250 km

Literatur

  • Angelucci, Enzo; Matricardi, Paolo: Flugzeuge von den Anfängen bis zum Ersten Weltkrieg, Wiesbaden 1976, ISDN 3806803919
  • Herris, Jack. Pfalz Aircraft of World War I (Great War Aircraft in Profile, Volume 4). Boulder, CO: Flying Machine Press, 2001. ISBN 1-891268-15-5
  • Kens, Karlheinz; Müller, Hanns: Die Flugzeuge des Ersten Weltkriegs 1914-1918, München 1973, ISBN 3-453-00404-3
  • Kroschel, Günter; Stützer, Helmut: Die deutschen Militärflugzeuge 1910-18, Wilhelmshaven 1977
  • Munson, Kenneth: Kampfflugzeuge 1914–19, Zürich 1968, Nr. 26
  • Nowarra, Heinz: Die Entwicklung der Flugzeuge 1914-18, München 1959
  • Pletschacher, Peter: Die Königlich Bayerischen Fliegertruppen 1912-1919, Stuttgart 1978, ISBN 3-87943-576-6
  • Rimell, Ray: Pfalz D.XV, in: Windsock Vol. 3, Nr. 1, 1987, Albatros Prod. Ltd, Berkhamsted.
  • Weyl, A.R. Fokker: The Creative Years. London: Conway Maritime Press, 1988. ISBN 0-851778-17-8.
  • Zankl. Reinhard: Pfalz D.XV – der Fokker D.VII Nachfolger?, aus: Das Propellerblatt – Mitteilungsblatt der Interessengemeinschaft Luftfahrt 1900-1920, Heft 13

Weblinks

Siehe auch:

Liste von Flugzeugtypen


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