- Pflumeschlucker
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Der Pflumeschlucker ist eine in Bonndorf im Schwarzwald beheimatete Narrenfigur. Nach ihm benennt sich die dortige Narrenzunft.
Inhaltsverzeichnis
Häs (Bekleidung)
Die Pflumeschlucker tragen eine von einem Bonndorfer Schnitzer jeweils eigens hergestellte Holzmaske, in deren Mund sich eine blaue Pflaume befindet. Auf dem Kopf tragen die Narren eine blau-weiß-gestreifte Zipfelmütze aus Wolle. Dazu kommt ein bemaltes Kostum (Häs) aus groben Stoff, auf dem verschiedene Motive, die aus den Fastnachtsliedern stammen, abgebildet sind. Ein Halstuch, ein blauer Regenschirm und 22 Rollen (Glocken) vervollständigen den Aufzug. Die Glocken mehrerer Hundert Pflumeschlucker bewirken den charakteristischen Klang, der die Dämonen des Winters verscheuchen soll.
Geschichte
Der Name der Pflumeschlucker entspringt der Legende. Diese besagt, dass die Bonndorfer die ersten Pflaumen, die in den Schwarzwald kamen, mitsamt den Steinen verspeist haben sollen, allerdings nicht, ohne vorher zu prüfen, ob die Steine größenmäßíg denn auch wieder ausgeschieden werden konnten.
Die Geschichte der Pflumeschlucker ist bis ins 18. Jahrhundert zurück nachvollziehbar. Spätestens aus dem Jahre 1765 ist die Feier der Fastnacht in Bonndorf gesichert.
Die Narrenstuben im Bonndorfer Schloss zeigen neben der Bonndorfer Tradition eine Übersicht über die gesamte Alemannische Fastnacht.
Ablauf der Bonndorfer Fastnacht
Die Bonndorfer Fastnacht folgt einem althergebrachten Prozedere:
11.11.
Am 11.11. um 19:11 Uhr trifft sich der Narrenrat im Bonndorfer Gasthaus "Kranz" und marschiert danach in einem Umzug durch die Straßen Bonndorfs hin zur Stadthalle. Angeführt wird der Zug von der "Narrenpolizei", danach folgen die Narrenmusik und der Narrenrat. In der Stadthalle werden die Narrenräte mit dem Ruf "Narri-narro" begrüßt. Danach werden - in Wortvorträgen und kurzen Theaterstücken - Geschehnisse des vergangenen Jahres in Szene gesetzt. Um 23:11 Uhr (also um 11:11 Uhr abends) erscheint dann der Narrenrat in vollem Ornat und wird feierlich ins Amt eingeführt.
Dreikönig
Am Dreikönigstag, dem 6. Januar, wird in einer weiteren Sitzung des Narrenrates das Thema für den großen Umzug am Fastnetmendig bekanntgegeben.
Schmutzige Dunnschtig (Donnerstag vor Aschermittwoch)
Am ersten Tag wird vom Elferrat, elf anerkannten Herren der Bonndorfer Gesellschaft, die Fastnacht ausgerufen. Dazu findet nach 14 Uhr ein erster Umzug statt, den die Narrenmusik anführt. Anschließend folgt der "Narrensamen", also die Nachwuchs-Pflumeschlucker (allerdings ohne Maske) und danach die bereits maskierten "alten" Pflumeschlucker. Am Ende des Zuges folgen die Narrenräte auf einem Narrenbaum, einem 23 Meter langen Baumstamm, der von Pferden gezogen wird. Am Latschariplatz (dem Platz vor dem Rathaus) steigt der Narrenrat schließlich ab und übernimmt die Regierung der Stadt Bonndorf. Auf dem Balkon des gegenüber vom Rathaus gelegenden Gasthofs "Sonne" wird dabei ein lebensgroßer ausgestopfter Pflumeschlucker aufgestellt.
Abends um 19:11 Uhr findet der Hemdglunkerumzug, bei dem die Menschen in langen weißen Nachthemden den Beginn der närrischen Zeit feiern. Den Abschluss des Tages bildet der Hemdglunkerball in den Lokalen der Vorstadt (dem von der Innenstadt südwestlich gelegenen Stadtgebiet).
Das Wort "Schmutzige" hat in diesem Fall nichts mit Schmutz zu tun, sondern kommt vom alemannischen Wort für Fett. Die Bezeichnung dieses Tages kommt also von den Fastnachtsküchlein (Fasnetsküechli), die in Schmalz gebacken werden, oder vom an diesem Tag geschlachteten und verzehrten Schwein.
Fasnetsundig (Sonntag)
Am Fastnachtssonntag findet der Kinderumzug statt. Anschließend feiern die "jungen Narren" in der Innenstadt. Abends ziehen die Vereine und anderen Gruppen durch die Lokale und führen dort ihr Programm auf.
Fasnetmendig (Montag)
Am Fastnachtsmontag um 14:11 Uhr findet auf der Bühne vor dem Rathaus das Fastnachtsspiel statt. Dabei werden lokale und weltpolitische Ereignisse auf die Schippe genommen. Danach steht der große Umzug der Pflumeschlucker und der Narrengruppen aus den umliegenden Gemeinden auf dem Programm.
Fasnetzischdig (Dienstag)
Der Dienstag ist der Höhepunkt für die Kinder. An diesem Tag wird der "Narrensamen" mit Bonbons und anderen Süßigkeiten bedient, sofern er verschiedene traditionelle Sprüche aufsagen kann.
Abschluss für die erwachsenen Pflumeschlucker ist der alljährliche Narrenumzug in dem benachbarten „Narrennescht“ Ewattingen am Fasnetzieschdig.
Der Dienstag markiert aber auch das Ende der Fastnacht. Genau um Mitternacht zwischen Dienstag und Aschermittwoch wird auf dem Latschariplatz vor dem Rathaus symbolisch die Fastnacht verbrannt, indem der am Schmutzige Dunnschtig aufgestellte Pflumeschlucker in Flammen aufgeht.
Alte Fastnet (Sonntag nach Aschermittwoch)
Der alte Fastnachtssonntag am Sonntag nach Aschermittwoch bildet den endgültigen Abschluss der Fastnacht. Dabei wird auf dem Bonndorfer Hausberg, dem Lindenbuck, der Fasnetfunken angezündet. Dieser bestand traditionell aus Holz, welches von den Knaben der Stadt gesammelt wurde. Heute besteht er aus Reisig, das die Pflumeschlucker schon im Sommer im Wald sammeln. Dabei werden religiöse Lieder gesungen.
Literatur
- Theo Hany, unter Mitarbeit von Karlo Ebner: Die Schloss-Narrenstuben Bonndorf und die Bonndorfer Fasnacht. Südkurier Verlag, Konstanz 1986, ISBN 3-87799-084-3
Kategorien:- Bonndorf im Schwarzwald
- Figur (Karneval)
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