Phlegon von Tralles

Phlegon von Tralles

Phlegon von Tralleis (auch Tralles) war ein antiker griechischer Schriftsteller und Geschichtsschreiber des 2. Jahrhunderts, ein Freigelassener unter Kaiser Hadrian.

Von Phlegon stammen die Wunderbaren Geschichten (auch Buch der Wunder) sowie eine Zusammenstellung von Menschen, die über 100 Jahre alt wurden. Seine Olympiades, ein historisch-chronologisches Kompendium, das von der 1. bis zur 229. Olympiade (776 v. bis 137 n. Chr.) geht, wurden seinerzeit viel benutzt, sie sind aber heute nur noch stark fragmentarisch überliefert.

Inhaltsverzeichnis

Phlegons Sonnenfinsternis und die Passion

Im Markus-, Matthäus- und Lukas-Evangelium wird berichtet, dass beim Kreuzestod Jesu eine große Finsternis eintrat. Bereits im frühen Christentum entstand eine lebhafte Diskussion darüber (z. B. bei Sextus Iulius Africanus und Origenes), wie diese Finsternis zu deuten sei. Insbesondere die Passage im Lukas-Evangelium ermöglicht als Deutung eine Sonnenfinsternis, wenngleich das Passah-Fest und somit die Nähe zum Vollmond eine solche Deutung eher ausschließt: „Und es war schon um die sechste Stunde, da kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde, weil die Sonne ihren Schein verlor“.

In den Diskussionen der frühen Christen wird auch Bezug genommen auf eine Sonnenfinsternis, die Phlegon in seinen Olympiades für das 4. Jahr der 202. Olympiade, d. h. für die Jahre 32/33 n. Chr., überliefert haben soll. Eusebius von Caesarea zitiert in seinem Chronikon Phlegon so:

„Im vierten Jahr der 202. Olympiade ereignete sich eine große Sonnenfinsternis, die alle bisher eingetroffenen, überragt: zur sechsten Stunde wurde der Tag zur dunklen Nacht, so dass am Himmel die Sterne sichtbar wurden. In Bithynien bebte überdies die Erde und die Stadt Nicäa stürzte zum großen Teil ein.“

Verwendet man heutige astronomische Rückrechnungen, stellt man fest, dass zwar am 24. November 29 n. Chr., also im 1. Jahr der 202. Olympiade eine Sonnenfinsternis in Palästina gut zu sehen und in Nicäa sogar total war, nicht aber im 4. Jahr. Alexander Demandt folgend, wäre demnach im Laufe der Zeit das Datum dieser Sonnenfinsternis vom 1. zum 4. Jahr der 202. Olympiade umgeschrieben bzw. „verformt“ worden, um diese Sonnenfinsternis besser auf das Datum der Kreuzigung beziehen zu können.

Evangelikale Sicht

Einige, vornehmlich evangelikale Christen sehen in der Überlieferung der Phlegon-Sonnenfinsternis jedoch einen heidnischen und somit von der biblischen Überlieferung unabhängigen Beleg für die Verfinsterung beim Tode Jesu.

Ausgaben

  • Kai Brodersen (Hrsg. und Übers.): Das Buch der Wunder und Zeugnisse seiner Wirkungsgeschichte. Wiss. Buchges., Darmstadt 2002, ISBN 3-534-15985-3.

Literatur

  • Alexander Demandt: Verformungstendenzen in der Überlieferung antiker Sonnen- und Mondfinsternisse, Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz 1970 (siehe: http://www.aryabhata.de/illig/demandt.html).

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