Photogalvanographie

Photogalvanographie

Als Photogalvanographie (griech., „Naturgravierung“) bezeichnet man ein von Paul Pretsch in Wien um 1854 erfundenes und später von ihm längere Jahre in London ausgeübtes Verfahren zur Erzeugung von druckbaren Platten von Fotografien.

Inhaltsverzeichnis

Verfahren

Mit einer Mischung von Gelatine, Kaliumdichromat (doppeltchromsaurem Kali) und Silberjodid (Jodsilber) wird eine Glasplatte überzogen, getrocknet und, je nachdem eine Kupfer- oder eine Buchdruckplatte gewünscht wird, unter einem photographischen Negativ oder einem Positiv belichtet.

Die Glasplatte wird hierauf in erwärmten Bädern und verdünnter Boraxlösung bis zur Entwickelung eines Reliefs gewaschen, das in Alkohol gehärtet und mit Kopallack überzogen wird, worauf man das Bild in der Hitze trocknet. Von dem jetzt unveränderlichen Relief wird eine galvanoplastische Kopie in Kupfer hergestellt, die kaum noch der Nachhilfe mit dem Grabstichel bedarf, um druckfertig zu sein.

Duncan C. Dallas in London übte die Fotogalvanografie aus unter dem Namen Dallastypie; Leipold, Direktor der Banknotendruckerei in Lissabon, erzeugt damit vorzügliche fotografische Reproduktionen. Ein außerordentlich feines, wurmförmiges Korn verleiht den Bildern der Fotogalvanografie in den lichteren Tönen große Weichheit, in den dunkeln fast die Wärme des Kupferstichs.

Geschichtliche Entwicklung

Die galvanische Abformung plastischer Gegenstände war bereits seit 1840 bekannt. Paul Pretsch arbeitete bei der k. u. k. Hof- und Staatsdruckerei (Print Media Austria), wo er den von Alois Auer erfundenen Naturselbstdruck lernte. 1851 stellte die K. u. K. Staatsdruckerei auf der ersten Weltausstellung in London ihre manuellen und fotochemischen Verfahren des Tiefdrucks und der Lithographie aus. Dort lernte Pretsch die von Talbot und Anderen angewandten Methoden der fotografischen, fotomechanischen und galvanoplastischen Vervielfältigungsverfahren kennen. Noch im selben Jahr siedelte er von Wien nach London über und patentierte das mittlerweile von ihm ausgearbeitete Verfahren der Fotogalvanografie, dessen Schwierigkeit darin bestand, das empfindliche Gelatinerelief abzuformen und daraus eine Tiefdruckform herzustellen. Das Ergebnis war, dass die Schattenpartien deutlich mehr Tiefe hatten als die Lichter. Zudem gründete er die Patent Photo-Galvano-Graphic Company und produzierte im Dezember 1856 die erste Ausgabe eines fotomechanisch hergestellten Mappenwerks. Diese und die vier nachfolgenden Mappen, die alle jeweils vier Bilder enthielten, waren die ersten auf rein fotomechanische Weise in höherer Auflage hergestellten Verlagswerke. Auch William Fox Talbot beschäftigte sich mit der Fotografie und der Herstellung fotomechanischer Druckplatten. 1858 erhielt er ein Patent auf eine Neuerung bei der Herstellung von Tiefdruckplatten. Es wird beschrieben, dass eine belichteten Chromgelatineschicht, die zunächst nicht im Wasser quellen muss, mit einer Folge von Eisenchloridlösungen abnehmender Konzentration geätzt wird, um unterschiedliche Tonabstufungen zu erreichen.

Literatur

  • Wolfgang Autenrieth: Techniken der Radierung und der Edeldruckverfahren - Vom "Hexenmehl und Drachenblut" zur Fotopolymerschicht - Tipps, Tricks, Rezepte und Anleitungen. Ein Werkstattbuch, Krauchenwies 2006, ISBN 3-00-016757-9 (Daraus 100 Seiten als Online-Ausgabe, Link zur Sitemap)
  • Imiela, Hans-Jürgen / Gerhardt, Claus W. (Hrsg.): Druckverfahren. Geschichte der Druckverfahren. Teil 3: Tiefdruck und kleinere Druckverfahren (Bibliothek des Buchwesens 5), Stuttgart 1974.

siehe auch

Edeldruckverfahren


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Photogalvanographie — (Photogalvanotypie, Naturgravierung, Heliographie, Dallastypie), 1854 von Pretsch in Wien angegebenes photomechanisches Verfahren zur Herstellung von Druckplatten. Pretsch übte das Verfahren so aus, daß er Glas oder Kupferplatten mit einem… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Photogalvanographie — (griech.), von Pretsch in Wien um 1854 erfundenes Verfahren zur Erzeugung von druckbaren Platten nach Photographien. Mit einer Mischung von Gelatine, doppeltchromsaurem Kali und Jodsilber wird eine Glasplatte (oder eine Kupferplatte) überzogen,… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Photogalvanographie — (v. gr.), Erzeugung von Druckplatten mittelst der Photographie u. Galvanoplastik, s. u. Phototypie A) …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Photogalvanographie — Photogalvanographīe (grch.), photomechan. Verfahren, Stiche zur Herstellung galvanischer Kupferplatten für die Kupferdruckpresse …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Edeldruck — Joseph Nicéphore Nièpce: Blick aus dem Fenster von Le Gras Die älteste erhaltene Fotografie, aufgenommen 1826 Asphaltverfahren (Heliografie bzw. Niepcotypie) Der Oberbegriff Edeldruckverfahren wird vorwiegend in der künstlerischen …   Deutsch Wikipedia

  • Fotografisches Verfahren — Joseph Nicéphore Nièpce: Blick aus dem Fenster von Le Gras Die älteste erhaltene Fotografie, aufgenommen 1826 Asphaltverfahren (Heliografie bzw. Niepcotypie) Der Oberbegriff Edeldruckverfahren wird vorwiegend in der künstlerischen …   Deutsch Wikipedia

  • Mordant — Ätzen bezeichnet die Abtragung von Material in Form von Vertiefungen auf der Oberfläche organischer oder anorganischer Materialien durch Anwendung ätzender Stoffe. Inhaltsverzeichnis 1 Anwendungen 1.1 Industrielle Anwendung 1.2 Anwendungen in… …   Deutsch Wikipedia

  • Photographisches Verfahren — Joseph Nicéphore Nièpce: Blick aus dem Fenster von Le Gras Die älteste erhaltene Fotografie, aufgenommen 1826 Asphaltverfahren (Heliografie bzw. Niepcotypie) Der Oberbegriff Edeldruckverfahren wird vorwiegend in der künstlerischen …   Deutsch Wikipedia

  • Ätzgrund — Ätzen bezeichnet die Abtragung von Material in Form von Vertiefungen auf der Oberfläche organischer oder anorganischer Materialien durch Anwendung ätzender Stoffe. Inhaltsverzeichnis 1 Anwendungen 1.1 Industrielle Anwendung 1.2 Anwendungen in… …   Deutsch Wikipedia

  • Ätzmittel — Ätzen bezeichnet die Abtragung von Material in Form von Vertiefungen auf der Oberfläche organischer oder anorganischer Materialien durch Anwendung ätzender Stoffe. Inhaltsverzeichnis 1 Anwendungen 1.1 Industrielle Anwendung 1.2 Anwendungen in… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”