Phototherapie

Phototherapie

Phototherapie ist eine physikalische Behandlungsmöglichkeit bei Kindern mit Neugeborenenikterus. Zur Anwendung kommt kurzwelliges, blaues Licht mit einer Wellenlänge von etwa 460 nm. Durch die eingestrahlte Lichtenergie wird in der Haut des Neugeborenen eingelagertes wasserunlösliches (indirektes) Bilirubin in ein wasserlösliches Isomer, das sogenannte Lumirubin umgewandelt und kann anschließend über die Gallenflüssigkeit und die Nieren ausgeschieden werden.

Inhaltsverzeichnis

Indikation

Die Phototherapie kommt bei Neugeborenen mit einer besonders starken oder auch frühzeitig und rasch ansteigenden Gelbsucht zum Einsatz. Dadurch soll eine ernsthafte Komplikation der ansonsten harmlosen Störung, die sogenannte Bilirubinenzephalopathie, auch Kernikterus genannt, vermieden werden. In Leitlinien der entsprechenden Fachgesellschaft sind die Grenzen der Bilirubinkonzentration im Blut festgelegt, bei denen eine Therapie erfolgen sollte. [1]

Durchführung

Neugeborenes unter der Phototherapielampe

Zur Phototherapie stehen zum einen konventionelle Lampen mit Leuchtröhren, deren Spektrum möglichst eng bei der wirksamen Wellenlänge von 460 nm liegt, zur Verfügung. Diese werden über einem Wärmebett oder Inkubator platziert. Die Lichtintensität lässt sich durch die Verwendung von Quecksilberhochdrucklampen erheblich steigern. Da die Therapie umso effektiver ist, je mehr Hautfläche bestrahlt wird, liegen die Neugeborenen nur mit einer möglichst kleinen Windel bekleidet darunter. Alternativ gibt es auch sogenannte fiberoptische Leuchtmatten, die in das Bett gelegt werden. Das Neugeborene liegt dann unbekleidet wie auf einer Sonnenbank auf dieser Lichtmatte. Regelmäßiger Lagewechsel steigert die Effizienz. Da die Energiedichte mit dem Quadrat der Entfernung von der Lichtquelle abnimmt, kann man die Effektivität der Behandlung sehr effektiv steigern, wenn man das Neugeborene dichter unter die Lampe legt. Sollte ein fulminanter Anstieg der Bilirubin-Konzentration es erforderlich machen, kann man die Intensität weiter steigern, indem man mit Lichtmatte von unten und Phototherapielampe von oben gleichzeitig bestrahlt[1]. Je nach Dringlichkeit kann die Phototherapie intermittierend alle vier bis sechs Stunden oder kontinuierlich angewendet werden.

Nebenwirkungen

Obwohl es sich um eine scheinbar harmlose Anwendung von einfachem Licht handelt, ist auch die Phototherapie nicht frei von Nebenwirkungen. Die eingestrahlte Energie führt zur erhöhten Verdunstung von Wasser über die Haut und dadurch zu vermehrten Wasser- und Salzverlusten. Besonders empfindlich reagiert die Netzhaut (Retina) der Augen auf die energiereichen Lichtstrahlen. Um Schädigungen zu vermeiden, müssen die Augen der behandelten Kinder daher durch spezielle „Brillen“ abgedeckt werden. Auch die dünne und empfindliche Haut der Neugeborenen kann mit Entzündungen auf die Behandlung reagieren. Weiterhin kann die Wärmeregulation gestört sein. Bei Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel ist die Lichttherapie kontraindiziert (Photohämolyse). Bestrahlung bei erhöhten Werten des direkten Bilirubins führt zur Braunverfärbung von Haut und inneren Organen (Bronzebaby-Syndrom). Außerdem bedeutet die Phototherapie auch eine Trennung des Kindes von der Mutter. [2]

Quellen

  • K. Jährig, D. Jährig, P. Meisel: "Phototherapie - Die Behandlung des Neugeborenenikterus mit sichtbarem Licht" Quintessenz München 1993 (engl. Parallelausgabe "Phototherapy")

Einzelnachweise

  1. a b M. Marcinkowski, C. Bührer: AWMF-Leitlinie. Hyperbilirubinämie – Diagnostik und Therapie bei reifen gesunden Neugeborenen. AWMF, Düsseldorf, 2003 [1]
  2. M. Berns: Hyperbilirubinämie beim reifen Neugeborenen – Interventionsgrenzen. In: Monatsschrift Kinderheilkunde 2006; 154:835-843
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