- Picolit
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Picolit ist ein italienischer Dessertwein, der in der DOCG Colli Orientali del Friuli-Picolit hergestellt wird. Picolits können in der gesamten DOC aus mindestens 85 Prozent Lesegut der wahrscheinlich aus dem Friaul stammenden Weißweinrebe Picolit Bianco unter Beimischung von Mosten anderer in der DOC zugelassenen weißen Trauben gekeltert werden. In der Subzone Cialla muss der Most reinsortig aus der Picolit Bianco stammen. Der Picolit wird aus spät gelesenem und anschließend getrocknetem Lesegut in der Art eines Passitos hergestellt. Er galt lange Zeit als Italiens berühmtester, bester und auch teuerster Dessertwein und wurde dem Château d’Yquem gleichgestellt, eine Bewertung, der die angebotenen Qualitäten allerdings bei weitem nicht gerecht wurden. Vor allem im 18. und 19. Jahrhundert war er an den Fürstenhöfen Europas äußerst beliebt. Mit dem Sinken der Nachfrage nach Süßweinen im 20. Jahrhundert geriet auch der Picolit in Vergessenheit; auch die stark schwankenden Qualitäten sowie die anhaltend hohen Preise schadeten dem Ruf dieses Weines.
Um dem allgemeinen Qualitätsverfall dieses berühmten Weines entgegenzusteuern, wurde 2006 die DOCG Colli Orientali del Friuli-Picolit mit ihrem Zentrum in Cialla nahe der Grenze zu Slowenien eingerichtet. Die Weine werden meist in Holzfässern ausgebaut. Einfache Picolits gelangen bereits im Jahr nach der Lese in den Handel. Jene aus Cialla müssen mindestens zwei Jahre reifen, und die besten, Riserva, genannten Qualitäten werden frühestens nach vier Jahren Holzfassreifung auf Flaschen gezogen.
Ein Picolit ist ein sehr alkoholstarker (15−16 Volumenprozent) Weißwein. Junge Weine sind meist strohgelb, gereifte goldgelb und ältere hell bernsteinfarben. Gelungene, sorgfältig vinifizierte Produkte sind Weine, die trotz ihrer vorherrschenden Süße über eine feine Säurestruktur verfügen und auch tanninbetont sein können. Charakteristisch sind das Wiesenblumenbouquet und die deutlichen Obst- vor allem Birnenaromen. Heute kommen wieder bemerkenswerte Produkte in den Handel, denen allerdings mit den Weinen aus der nicht weit entfernten DOCG Ramandolo ein zumindest ebenbürtiger Konkurrent erwachsen ist.
Literatur
- Roger Voss: Pocket Guide to Fortified and Dessert Wines.Mitchel Beazley 1989. ISBN 978-0-85533-698-1
- Stephen Brook: Liquid Gold: Dessert Wines of the World. Constable 1987. ISBN 978-0-09-466920-8
- Horst Dippel (Hrsg.): Das Weinlexikon. Fischer-Taschenbuch-Verl., Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-596-24501-X
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