Pikachu

Pikachu
Pikachu und Woingenau
Ein im Design dem Pikachu nachempfundener Toyota
Pokémon auf einem Flugzeug der All Nippon Airways, darunter Pikachu (gelb)

Das Pikachu (jap. ピカチュウ, Pikachū) ist ein fiktives Wesen und eines der bekanntesten Pokémon aus den gleichnamigen Videospielen der japanischen Spielesoftwarefirma Game Freak, sowie eine Kernfigur in der zugehörigen Anime-Serie. Es gilt als Maskottchen der Pokémon-Franchise und ist oft auf Verpackungen für entsprechende Produkte zu sehen. Der Name „Pikachu“ setzt sich aus den beiden japanischen Schallwörtern Pika (ぴか), für das Geräusch eines elektrischen Funkens, und Chū, für das Piepsen einer Maus, zusammen.[1] [2] Japanische Forscher des Osaka Bioscience Institute benannten nach dem Pokémon ein neu entdecktes Protein, Pikachurin, welchem eine Rolle beim Bewegungssehen zugeschrieben wird.[3][4]

Inhaltsverzeichnis

Erscheinungsbild

Das Pikachu hat einen mausähnlichen Körper, gelbes Fell und einen rundlichen Kopf mit roten Pausbacken, schwarzen Knopfaugen und länglichen, in schwarzen Spitzen endenden Ohren. Über seinen Rücken ziehen sich quer braune Streifen und sein flacher Schwanz verläuft in einer breiten Blitzform. Als Teil der Unterart der Elektro-Pokémon ist es fähig, elektrische Schläge zu verteilen und Blitze zu schleudern. In den Zeichentrickfilmen und der Pokémon Gelb-edition gibt das Pikachu, wie andere Pokémon, keine Tierlaute von sich, sondern spricht (mit einer kindlichen Stimme) seinen Namen (oder einzelne Silben davon) aus.

Videospiele

In den Pokémon-Rollenspielen ist das Pikachu ein gewöhnliches Pokémon, das man in vorgegebenen Landschaften öfter antreffen, bekämpfen und einfangen kann. Es ist in allen Versionen des Rollenspiels vorzufinden. Ähnlich den meisten Pokémon ist auch Pikachu Teil einer evolutionären Reihe, im Rahmen derer sich ein Pokémon in ein anderes verwandelt. Die Vorstufe eines Pikachu ist das Pichu; ein Pikachu kann sich mit Hilfe eines Donnersteins in ein Raichu weiterentwickeln.

1998 erschien in Japan für das Nintendo 64 das Spiel Pikachū Genki dechū (ピカチュウげんきでちゅう; Wortspiel auf „Pikachu genki desu“: Pikachu geht es gut), welches 2000 auch im amerikanischen Raum unter dem Titel Hey You, Pikachu! vertrieben wurde. Bei dem Titel handelt es sich um eine Form von Lebenssimulation mit Spracherkennung: Der Spieler spricht über das beiliegende Mikrofon Anweisungen aus, die das Pikachu zu unterschiedlichen Aktionen veranlassen, solange dieses einen bestimmtes Mindestmaß an Zufriedenheit hat. Andere Spielabschnitte beinhalten ein Versteckspiel. Im Laufe der Zeit erhält der Spieler Punkte, die seine Freundschaft zum Pikachu darstellen sollen. Das Spiel hat sich laut IGN schwach verkauft.[5] Fran Mirabella III (IGN) hielt die Steuerung in der Ich-Perspektive für sehr schwerfällig, sie hebe zusammen mit Spracherkennungsfehlern den Schwierigkeitsgrad. Die Grafik entspräche einem sehr frühen Zeitpunkt in der Lebensdauer der Spieleplattform und die akustische Untermalung falle mit kurzen Musikschleifen unangenehm auf. Sehr positiv zu bewerten sei die Pikachu-Figur an sich, deren Animationen weich und ausdrucksstark ausfällen, was durch die umfangreichen Formen, seinen eigenen Namen zu sagen, noch aufgewertet würde. Prinzipiell handele es sich bei dem Spiel um ein eher kurzweiliges Vergnügen für junge Kinder. [6]

Im Jahr 1999 veröffentlichte Nintendo eine modifizierte Version des ursprünglichen Pokémon-Game-Boy-Spiels als Special Pikachu Edition, die an die Pokémon-Zeichentrickserie anlehnt: Man wählt sich zu Beginn des Spiels keines aus den üblichen drei Pokémon aus, sondern erhält ein störrisches Pikachu, welches sich dem Protagonisten gegenüber anfangs abweisend verhält und dessen Zuneigung von den Handlungen des Spielers abhängt; ferner enthält das Spiel auch andere Anleihen aus der Fernsehserie, so etwa das in jeder Folge wiederkehrende, antagonistische Team Rocket. Der Titel verkaufte sich innerhalb von zwei Wochen über eine Million mal, langfristig gingen 14,6 Millionen Exemplare über den Ladentisch.[7][8] In Europa erschien das Spiel ein Jahr später. [9]

Eines der ersten Spiele für den Nintendo DS war 2005 Pokémon Dash: Der Spieler steuert ein Pikachu aus der Draufsicht in einem Rennen gegen andere Pokémon, indem er mit dem Stylus ununterbrochen Linien über den Bildschirm des DS zieht und damit die Bewegung des Pikachu vorgibt. Das Spiel stammt aus dem Ambrella-Studio, welches sich bereits für Hey You, Pikachu! verantwortlich zeichnete, und erhielt von Kritikern weitestgehend schlechte Bewertungen. [10][11]

Das Pokémon Pikachu ist ein tragbares Gerät, bei dem man sich - ähnlich wie bei Tamagotchi - um ein virtuelles Pikachu kümmern muss. Das Gerät beinhaltet ein Pedometer mit integrierter Uhr und einem farblosen Flüssigkristallbildschirm, auf dem das Pokémon zu sehen ist. Durch körperliche Bewegung mit dem Pedometer am Gürtel erhält man virtuell Watt-Einheiten, die man Pikachu schenken kann, um sich mit ihm anzufreunden. Das Gerät verkaufte sich in Japan innerhalb der ersten 30 Tage über 2,5 Millionen mal.[12]

Der Nachfolger, das Pokémon Pikachu Color verfügt über ein Farbdisplay und eine Infrarot-Schnittstelle, über die man Watt auf andere Pokémon Pikachu Colors übertragen kann. Es ist auch möglich, über die Infrarot-Schnittstelle des GameBoy Color Watt auf die Pokémon-Rollenspiele Gold, Silber und Kristall zu übertragen und dort in virtuelle Gegenstände umzutauschen. Mit einem integrierten Minispiel lassen sich zusätzliche Watt-Einheiten erspielen.

Pikachu ist eine spielbare Figur in allen Teilen der Super-Smash-Bros-Serie und stellt sich dort anderen Nintendo-Spielfiguren mit einem Arsenal an unterschiedlichen, elektrisch basierten Angriffen. Gesprochen wird es, wie auch im Anime, von Ikue Ōtani.

Anime

In der Animeserie und in den Kinofilmen ist ein Pikachu der ständige Begleiter des Protagonisten und sein bester Freund. Die Serie beginnt damit, dass das Pikachu dem Hauptdarsteller als sein allererstes Pokémon zugeteilt wird, diesen jedoch als seinen Pokémon-Trainer abweist, seine Befehle ignoriert und ihn zuweilen angreift. Im Laufe der ersten Folge gewinnt der Hauptdarsteller das Vertrauen seines Pokémon, sodass dieses fortan an seiner Seite verweilt und als sein bevorzugter Kämpfer im Laufe der Serie immer stärker wird. Jedoch vermeidet es jedes mal die Weiterentwicklung zu Raichu. Da es von seinem Trainer sehr bevorzugt wird, wird es nie mit einem anderen Pokemon eingewechselt. Es erhält, wie in der Serie üblich, keinen Namen und wird stattdessen mit seiner Artenbezeichnung, „Pikachu“, gerufen. In fast jeder Folge versucht das Team Rocket, eine Gruppe von Pokémondieben, Pikachu zu stehlen. Sie scheitern dabei jedes Mal.

Das Pikachu der Hauptfigur wird als besonders eigenwilliges Exemplar dargestellt, welches sich gegen seine Aufbewahrung in einem Pokéball, was in der fiktiven Welt der Pokémon gemeinhin üblich ist, wehrt, außerhalb von Kämpfen weitestgehend eigenständig agiert und das Geschehen um es herum gelegentlich mit niedlicher („kawaii“) Gestik kommentiert oder die Handlung auflockert.

In der Planungsphase des Zeichentricks suchten die Produzenten ein Pokémon, das im Mittelpunkt der Serie stehen sollte. Pikachu gehörte bereits damals zu den beliebtesten Figuren und galt als potentiell Jungen und Mädchen gleichermaßen zugänglich, weshalb es für diesen Part ausgewählt wurde. Laut Satoshi Tajiri, dem Schöpfer der Pokémon-Spiele, wird Pikachu in Japan und den Vereinigten Staaten unterschiedlich wahrgenommen; Kinder in den USA würden Artikel bevorzugen, die Pikachu zusammen mit seinem Trainer darstellen, während in Japan ein Fokus auf Pikachu allein liege. [13]

Rezeption

Der Pikachu-Bus, wie er während einer Pokémon-PR-Veranstaltung in Verwendung war.

In den Jahren 2003 und 2004 veröffentlichte die Website des Forbes Magazine jeweils eine Übersicht auf die zehn rentabelsten fiktiven Figuren. In beiden wurde Pikachu stellvertretend für die Pokémon-Franchise geführt.[14][15] In der asiatischen Time-Ausgabe des Dezembers 1999 wurde Pikachu an zweiter Stelle hinter Ricky Martin in der Kategorie “The Best People of 1999” (englisch, übersetzt: „Die besten Leute des Jahres 1999“) genannt.[16]

Die autonome Pazifikinsel Niue prägte 2001 1-Neuseeland-Dollar-Gedenkmünzen von Pikachu in einer Stückzahl von 100.000 Exemplaren.[17]

Einzelnachweise

  1. time.com: Interview vom 22. November 1999 mit Satoshi Tajiri, Seite 2 (englisch, aufgerufen am 11. Juni 2008)
  2. zur Popularität des Pikachu: nordicom.gu.se: Yearbook 2002 des Nordicom, Göteborg University, Seite 54 (englisch, PDF-Format, aufgerufen am 10. Juni 2008)
  3. yomiuri.co.jp: Meldung vom 22. Juli 2008 (englisch, aufgerufen am 25. Juli 2008)
  4. nature.com: Ursprünglicher Bericht zum Protein Pikachurin vom 20. Juli 2008 (englisch, aufgerufen am 25. Juli 2008)
  5. ign.com: Rückblick auf die Entwicklung der Pokémon-Reihe, Seite 2, Absatz zu Hey You, Pikachu! (englisch, aufgerufen am 10. Juni 2008)
  6. ign.com: Spielkritik zu Hey You, Pikachu! (englisch, aufgerufen am 10. Juni 2008)
  7. ign.com: Rückblick auf die Entwicklung der Pokémon-Reihe, Absatz zu Pokémon Yellow (englisch, aufgerufen am 10. Juni 2008)
  8. stern.de: Die Bestseller der Games-Geschichte – Verkaufszahlen für „Pokémon – Gelbe Edition“ unter Berufung auf vgchartz.com (aufgerufen am 11. Juni 2008)
  9. nintendo.de: Spielübersicht zur Pikachu-Edition (aufgerufen am 10. Juni 2008)
  10. ign.com: Rückblick auf die Entwicklung der Pokémon-Reihe, Seite 4, Absatz zu Pokémon Dash (englisch, aufgerufen am 10. Juni 2008)
  11. metacritic.com: Wertungsdurchschnitt aus englischsprachigen Spielkritiken zu Pokémon Dash (englisch, aufgerufen am 10. Juni 2008)
  12. sfgate.com: Meldung vom 28. Mai 1998 (englisch, aufgerufen am 10. Juni 2008)
  13. time.com: Interview vom 22. November 1999 mit Satoshi Tajiri (englisch, aufgerufen am 11. Juni 2008)
  14. forbes.com: Top-Earning Fictional Characters 2003 – Eintrag zu Pikachu (englisch, aufgerufen am 11. Juni 2008)
  15. forbes.com: Top-Earning Fictional Characters 2004 – Eintrag zu Pikachu (englisch, aufgerufen am 11. Juni 2008)
  16. time.com: The Best People of 1999 (englisch, aufgerufen am 11. Juni 2008)
  17. Niue Coins with Rulers. In: Chiefa Coins. Abgerufen am 12. September 2010 (englisch).

Weblinks


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