Auf der Klüse

Auf der Klüse
Wicküler Brauerei GmbH
Logo der Wicküler Brauerei GmbH
Unternehmensform GmbH
Gründung 1845
Unternehmenssitz Steigerstr. 20, 44145 Dortmund
Branche Brauerei
Website

www.wickueler.de

Die Wicküler Brauerei wurde 1845 als kleine Hausbrauerei von Franz Ferdinand Joseph Wicküler in Wuppertal-Elberfeld gegründet und war von Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des 20. Jahrhunderts die führende Brauerei im Bergischen Land und eine Biermarke mit internationalem Ruf. Das heutige Sortiment beschränkt sich auf lediglich zwei Sorten, und die Marke ist als Discount-Produkt auf dem Markt positioniert.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Wickülers stammten aus dem Kölner Vorort Mülheim, wo sie im 18. Jahrhundert Handwerksberufe ausübten. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren Mitglieder der Familie Wicküler in Münstereifel als Schankwirte, Bäcker und Branntweinbrauer tätig.

Franz Ferdinand Joseph Wicküler

Franz Ferdinand Joseph Wicküler (*13. Januar 1813 in Münstereifel) war verheiratet mit der gleichaltrigen Friederike Wilhelmine Hildebrandt. Angelockt von den gewerblichen und religiösen Möglichkeiten des Bergischen Landes und einem einhergehenden Boom in Brauereigründungen siedelte sich Franz Ferdinand Joseph Wicküler zwischen 1842 und 1845 aus Münstereifel in Elberfeld an. 1845 betrieb Franz Ferdinand in der Elberfelder Wilhelmstraße eine kleine Brauerei mit Gaststätte. Im November 1846 verlegte er die Brauerei und Wirtschaft Im Fürsten Blücher in die Mühlenstraße. 1853 erwarb er an der Ronsdorfer Straße 5, damals die Distelbeck, mehrere Felsenkeller und Grundstücke und errichtete dort eine Brauerei und die Sommerwirtschaft Auf der Klüse.

Franz Josef Wicküler

Franz Joseph Wicküler (* 15. Oktober 1851 in Elberfeld, † 17. August 1916 in Mühldorf am Inn) wuchs als drittes Kind von Franz Ferdinand Joseph Wicküler und dessen Frau Friederike Wilhelmine mit seinen Geschwistern Anton Robert (* 19. Oktober 1847) und Wilhelmine Antonie (* 25. Mai 1849) in dieser Umgebung auf. Er zeigte früh an allen Problemen und Neuerungen des Brauwesens Interesse und übernahm 1876 als verbliebener Sohn (nach dem Tod seines älterer Bruders am 25. April 1867) die Leitung der Brauerei (Alleininhaber seit 1882). Wegen begründeter Reklamation wurde er nicht zum Wehrdienst eingezogen und der Ersatz-Reserve 2 zugewiesen. Er heiratete am 17. Oktober 1876 in Elberfeld Laura Küpper (*11. Juli 1854), die Tochter von Gustav Küpper (Inhaber der Küpper-Brauerei) und Julie Heiderhoff. Die Wickülers waren katholischer und die Küppers reformierter Konfession, daher wurden langfristige geschäftspolitische Interessen hinter der Ehe vermutet. Schon bald trennte sich das Paar. Franz Joseph Wicküler lebte später mit seiner Lebensgefährtin aus Adelskreisen.

Die von Carl von Linde 1876 erfundene Ammoniak-Kältemaschine ermöglichte die Entwicklung zum Industriebetrieb. Wicküler trennte er sich von den traditionellen Gaststätten und stellte 1877 einen langfristigen Modernisierungsplan für den 200.000 Einwohner umfassenden lokalen Absatzmarkt auf. In den folgenden Jahre erfolgte mehrfach die Ausweitung der Kellerbauten für Gärräume, 1883 wurde ein neues Sudhaus erbaut, und 1884 die mechanische Kühlung eingeführt, und 1886 zwei Dampfmaschinen zum Antrieb der Malzmühlen installiert. Der Bierausstoß versechsfachte sich gegenüber 1876 auf 31189 Hektoliter. Am 8. März 1887 wurde das Unternehmen in die Wicküler-Brauerei Aktien-Gesellschaft mit einem Grundkapital von 1,5 Millionen Goldmark umgewandelt. Am 2. Juni 1887 nahm Wicküler die Herstellung von Pilsner Bier auf. 1896 fusionierte das Unternehmen mit der Küpper-Brauerei, welche wegen starker Exportabhängigkeit in finanzielle Schwierigkeiten geraten war. Das ursprüngliche Grundkapital erhöhte auf 3,5 Millionen Goldmark. Mit der Fusion rückte die Wicküler-Küpper-Gesellschaft in die erste Reihe der westdeutschen Großbrauereien. 1899/1900 wurde erstmals von Produktion von 200.000 hl überschritten. Durch Akquisition von Patenten zur Konservierung von Bier für Verschiffung in unter anderem tropische Länder wuchs der Export der Brauerei schnell weltweit über die Grenzen ihrer Heimat hinaus. 1909 führte die Wicküler-Brauerei die Flaschenbier-Abfüllung ein, was vom einen breiten Publikum im Wuppertal mit Begeisterung aufgenommen wurde. 1912 bestand der Maschinenpark aus sieben Dampfkesseln mit einer Heizfläche von 785 m², vier Dampfmaschinen mit zusammen 600 PS, acht Ammoniak-Kompressorenen und fünf Dynamomaschinen.

Zum Ende des Geschäftsjahres 1905/06 musste Franz Joseph Wicküler aus Gesundheitsgründen als Vorstandsvorsitzender der Aktiengesellschaft zurücktreten, und auch seine Tätigkeit im Aufsichtsrat musste er wegen seines Aufenthaltes in der Nervenheilanstalt Bonn-Endenich aufgeben. In seinen letzten Lebensjahren ließ er sich durch den Brauereiexperten Direktor Gottlieb Hellmannsberger in der Geschäftsführung vertreten. Am 17. August 1916 erlöste schließlich der Tod Franz Joseph Wicküler von seiner schweren Nervenkrankheit. Er hinterließ keine Nachkommen, sein einziges Kind Franz Walther Wicküler war schon am 23. Mai 1877 im Alter von zwanzig Tagen verstorben. Unter der Leitung von Franz Joseph Wicküler verfünfzigfachte sich die Produktion zwischen 1876 und 1916, er hinterließ eine der führenden Brauereien im Bergischen Raum in den Bereichen Kapital- und Betriebsausstattung, Produktion, Export, und der Größe der baulichen Anlage.

Die Zeit nach Franz Joseph Wicküler

Der Wicküler-Park von der Hardt aus gesehen

1916-1971 firmierte das Unternehmen als Wicküler-Küpper Brauerei GmbH, Elberfelder Straße, Bendahl, Barmen. Kurz nach seinem Tod erfolgte die von Franz Joseph Wicküler geplante und schließlich Anfang 1917 durchgeführte Konzentration der Braustätten durch Auflösung des Brauereibetriebes an der Ronsdorfer Straße und die Vereinigung der gesamten Biererzeugung in der Bendahler Abteilung 51° 15′ 20″ N, 7° 0′ 55″ O51.2554694444447.01528055555567. Die auftretende Rohstoffknappheit und der durch Einberufungen bedingte Mangel an Arbeitskräften während des Ersten und Zweiten Weltkrieg führte zu einem Rückgang der Produktion und des Exportgeschäfts. Durch den Zweiten Weltkrieg Krieg verlor das Unternehmen zwei Drittel der Produktionsanlagen und die bedeutenden Märkte Sachsen, Schlesien, sowie weite Teile Mitteldeutschlands. Wicküler nahm jedoch bald die frühere Marktposition wieder ein, nachdem Fässer und Flaschen der Brauerei bereits 1948/49 wieder weltweit vertreten waren. Bald entstand die Marke Küppers-Kölsch, die Adler-Brauerei, Gesenberg-Brauerei, Waldschloß-Brauerei, schließlich die Brauerei Carl Bremme wurden gekauft, Wicküler beteiligte sich an Sion und Reginaris. Zu Beginn der 80er Jahre wandelte die Familie Werhahn mit 96 Prozent Aktienbesitz die Brauerei mit 600 Mitarbeitern in eine Kommanditgesellschaft und damit wieder in eine Privatbrauerei um. Ende der 80er Jahre hatte das Unternehmen 1.300 Mitarbeiter. 1990 wurden Einsparung von Arbeitsplätzen, aber keine Entlassungen angekündigt, Braukapazitäten sollten von Wuppertal nach Köln verlegt, die Fassbierproduktion aber in der Stadt erhalten werden. Die Familie Werhahn verkaufte jedoch die Gruppe an die niederländischen Grolsch-Brauerei. Alle Bemühungen, die des Ministerpräsidenten Johannes Rau eingeschlossen, waren erfolglos. Nichts blieb vom Wuppertaler Brauereistandort, die Produktion wurde komplett zu Küppers-Kölsch nach Köln verlagert. Ein Teil der Brauerei sollte auf das frühere Waldschloß-Gelände an der Märkischen Straße verlagert werden, aber auch die Produktion bei der Brauerei Carl Bremme lief 1992 aus. Von 439 Mitarbeitern in Wuppertal verloren mehr als 200 ihren Arbeitsplatz, bald wurde auch die Abfüllanlage am Bendahl geschlossen. Grolsch verkaufte das Unternehmen 1994 an den Dortmunder Konzern Brau und Brunnen, welcher seit 2004 zur Radeberger Gruppe in der Dr. August Oetker KG gehört. Gebraut wurde zunächst weiter in Köln, ab 1996 dann in der Dortmunder Union-Brauerei. Schließlich wurde die noch in Wuppertal bestehende Wicküler-Hauptverwaltung mit 54 Arbeitsplätzen geschlossen.

Produkte

Ehemalige Biersorten

Wicküler Export, Wicküler Pils (auch abgefüllt für die Deutsche Lufthansa), Wicküler Kern Malz (Vorläufer des Wicküler Malz Bier), Wicküler Alt, Wicküler Stern Bier (vor 1930), Wicküler Zweibock (Starkbier mit hoher Stammwürze), Wibbel Alt

Aktuelle Biersorten

Produktion

Jahr Hektoliter
1876 5.000
1886 31.189
1889/1890 55.006
1894/1895 75.401
1899/1900 200.000
1914/1915 266.912
1957/1958 750.000
1987 800.000 (nur Wicküler Pils)

Sonstiges

  • Die Firmentreue der Mitarbeiter der Brauerei war hoch, viele Jubilare konnten auf 25 – 40 jährige Tätigkeiten zurückblicken.
  • Wicküler förderte zahlreiche kulturelle Ereignisse wie die Musikstadt Wuppertal, die Liedprojekte Wuppertaler Kulturpromenade, kulturhistorische Wanderungen und Bergische Mundartwettbewerbe.
  • Die Wuppertaler-Medaille wurde von 1980 bis zur Standortschließung in Wuppertal alljährlich von der Brauerei gemeinsam mit der Westdeutschen Zeitung an beispielgebende Wuppertaler Bürger verliehen.
  • Mit dem Slogan Männer wie wir... Wicküler Bier! ermunterten drei reitende und lachende Musketiere in in der TV-Werbung "nach eines langen Tages Ritt" zum Genuss von Wicküler Pilsner. [1]
  • Wicküler Reklame war auf einem Zeppelin der WDL Luftschiffgesellschaft in den 70er Jahren unter dem Spitznamen Der fliegende Musketier häufig am Wuppertaler Himmel zu sehen [2]
  • In Wuppertal-Unterbarmen, Ecke Bendahler/Elberder Straße steht der Wickülerbrunnen.
  • Am 15. Oktober 1996 wurde das Einkaufszentrum Wicküler-Park in Wuppertal-Unterbarmen eröffnet [3]
  • Franz Joseph Wicküler soll Kaiser Wilhelm II. sieben Autos geschenkt haben.
  • Wicküler-Küpper erhielt unter anderem den Auftrag, sämtliche europäische Truppen während des Boxeraufstands in China mit Bier zu versorgen.[4]

Literatur

  • Heimatchronik der Stadt Wuppertal. 1960, Seite 414-416
  • Wuppertaler Biographien, Bergischer Geschichtsverein e.V., Abt. Wuppertal

Weblinks


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